Das Original
Das Patrol Boat River (PBR) war ein 1966 bei der US Navy eingeführtes Patrouillenboot. Es war dank des geringen Tiefgangs besonders für den Einsatz in flachen Gewässern und auf Flüssen geeignet. Der Rumpf war eine Glasfaserkonstruktion. An der Brücke und den MG gab es eine leichte Panzerung. Es wurden 140 (oder 250?) Boote gebaut, die von der US Navy und US Army im großen Umfang im Vietnamkrieg eingesetzt wurden. Sie wurden auf dem Mekong und anderen Flüssen verwendet, um den dortigen Schiffsverkehr zu kontrollieren, für Aufklärung und um Einheiten, wie Seals-Teams, zu unterstützen. Es gab zwei Versionen, Mk 1 und Mk 2. Der Wasserstrahlantrieb der ersten Version wurde zu leicht durch den dichten Bewuchs auf den vietnamesischen Flüssen beeinträchtigt, weshalb die Mk 2-Version einen Antrieb mit größeren Durchmesser bekam. Berühmt wurde der Bootstyp durch den Film Apocalypse Now.
Ein PBR Mk I war 9,5 m lang (ein Mk II 9,8 m), 3,2 m breit (Mk II 3,5 m) und verdrängte 7-8,9 t. Der Antrieb erfolgte über zwei Diesel mit insgesamt 360 PS, die zwei Wasserstrahlantriebe antrieben, womit 28,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus vier Mann. Die Bewaffnung umfasste drei 1,27 cm MSHB 0.50-Maschinengewehre (eine Zwillingslafette vorne, eine Einzellafette achtern), zwei 0,76 cm M60-Maschinengewehre bzw. einen 4 cm Mk 19-Granatwerfer statt eines der M60-Maschinengewehre.
Das Modell
This is the end, beautiful friend
This is the end, my only friend, the end
Normalerweise beginne ich meine Beiträge nicht so pessimistisch, aber es handelt sich bei dem folgenden Modell um eines von Mach2....
Und da passt es, dass sowohl die Qualität des Bausatzes als auch die Filmmusik zu Apocalypse Now Anlass für "The End" von den Doors geben. Für die ganz wenigen, die es nicht wissen sollten... So, wie Top Gun der F-14 ein filmisches Monument errichtete, wurde dem PBR - Patrol Boat River - mit Apocalypse Now ein Denkmal errichtet, denn es spielt hier eine nicht unwesentliche Rolle bei der Story um Captain Willard, der auf der Suche nach sich selbst und dem abtrünnigen Colonel Kurtz den Nung-Fluß hinauffährt...
Es handelt sich bei dem Bausatz um das übliche, Mach2-typische Plastik, das von Farbe und Konsistenz sehr an Gips erinnert...:
Der Guss selbst ist sehr abwechslungsreich. Mal ist zu viel Plastik dran...:
...mal zu wenig, siehe die Dreibeine unten in der Mitte:
Aber erst mal geht es ganz ordentlich. Der Bau selbst verlief erfreulich unkompliziert, weil das Plastik gut zu verarbeiten ist und man diverse Teile auch selber bauen kann. Bei meiner Recherche bin ich auch auf den Bauplan der Umsetzung des Patrol Boat River in 1/35 von Tamiya gestoßen. Das war sehr erhellend, weil diverse Details dort geschildert waren, die aus dem Bauplan von Mach2 nicht hervorgehen. Die „Übersetzung“ verlief dabei sehr direkt und problemlos, denn ein kurzer Blick auf Tamiya-Plan und Mach2-Modell ergab, dass die französische Umsetzung eine 1:1 Kopie des japanischen Bausatzes, nur eben um die Hälfte verkleinert, ist.
Wer etwas mehr Mühe investieren will, kann die recht groben und zu dicken Strebenkonstruktionen des Kabinendaches selber bauen, die sind nämlich viel zu dick. Ich habe mich beim Thema „Selberbauen“ lieber auf die Crew konzentriert, die man hier in Form des steuernden Kapitäns und des Bug-MG-Schützen schon sehen kann. Ach ja, schwimmen tut das gute Stück natürlich auch… ;)
Selbst ein Mach2-Bausatz kommt irgendwann zu dem Punkt, wo die Konstruktion fertig ist und mit der Lackierung begonnen werden kann:
Lackiert habe ich mit einem leicht aufgehellten Revell Grün 65, dann kamen noch diverse Ausrüstungsgegenstände sowie die noch fehlenden Crew-Mitglieder an Bord.
Die Schützen selbst sind teilweise "Eigenbau". Der hellhäutige zwischen den beiden M60-MGs stammt aus dem Bausatz und ist als Kopie aus dem Esci-Set „US GIs in Vietnam“ klar erkennbar. Er macht beim Geraderücken seines Helmes keine wirklich glückliche Figur, aber die Situation scheint derzeit noch entspannt zu sein.
Der farbige Soldat am .50er MG ist eigentlich aus dem Esci Ground-Crew-Set, der Typ mit nacktem Oberkörper, der an irgendetwas schraubt. Ich habe ihm einen anderen Kopf verpasst (mit Helm) und außerdem eine Flak-Jacke aus Papier angezogen.
Nett ist ein kleines Detail an den M60, die Mach2 von Tamiya kopiert hat: Die GIs haben ganz gerne leere Konservendosen direkt unter dem Munitionseinlauf des M60 montiert, damit die Munitionsgurte nicht direkt an der Öffnung abknicken. Dadurch wurde verhindert, dass es zu Ladehemmungen kam. Ein entsprechendes kleines Rundteil war im Mach2-Bausatz mit dabei.
Die Munitionsgurte stammen von Aber, auch vorne am Zwillings-MG sind sie zu erkennen.
Zu der eigentlichen Crew gesellt sich noch ein vierköpfiges Team von Spezialkräften, wie sie z.B. vom MACV (Military Assistant Command Vietnam) oft eingesetzt wurden. Grundlage für mein Team sind die „alten“ Figuren von den Esci-Sets „Vietcong“ bzw. „US GIs in Vietnam“, hier in der Wiederauflage von Italeri.
Ich habe sie nur noch ein wenig ergänzt, so bekam die Figur ganz links statt Sandalen ordentliche Dschungelstiefel, die zweite von Links hatte vorher gerade Beine und ein Barrett auf dem Kopf, jetzt hockt sie, hat ein Kopftuch um und einen Rucksack auf. Die übrigen beiden Figuren wurden diesbezüglich nicht weiter umgebaut, sondern erhielten nur Kleinigkeiten wie eine Antenne für das Funkgerät oder Stückchen aus gezogenem Gießast als Rauchgranaten.
Die Figur ganz links ist im Original ein Vietcong, wurde von mir aber als Amerikaner „gebastelt“. Diese Verwirrtaktik nutzten die Amerikaner manchmal bei ihren Patrouillen, wozu auch die Bewaffnung mit feindlichen Waffen gehörte. Hier ist es ein RPD-Maschinengewehr in der Version mit abgesägtem Lauf. Zahlreiche SOG (Study and Observation Group)-Teams nutzten dieses überaus gute leichte MG bei ihren Missionen. Neben seiner Qualität als Schusswaffe war es natürlich auch ein nicht unwichtiges Element der "Überraschung": Es klang eben beim Abfeuern nicht wie ein amerikanisches Gewehr, und wenn auf einem engen Dschungelpfad ein Mensch mit einer solchen Waffen auftauchte, musste man zwei Mal schauen, ob es ein GI oder ein Vietcong war. Vor allem, wenn der Mensch dann auch noch einen schwarzen Pyjama trug und damit die Illusion eines "Charlie" für einige weitere Augenblicke aufrecht erhielt. Und "Peng", hatte man ein Loch im Kopf...
Hier noch meine kleine Evolution der Bemalung meines Teams. Ganz links der GI im Pyjama, die übrigen Soldaten mit unterschiedlichen Tarnschemen, hauptsächlich noch unfertigen "Tiger Stripe"-Schemen. dazu habe ich relativ helles Olivgrün verpinselt, und auf die noch leicht feuchte Farbe den nächsten Farbton aufgetragen. Beim Funker hat die Hose so dunkle Flecken in Lederbraun erhalten. Den recht starken Kontrast habe ich dann durch ein, zwei wassergetränkte Pinselstriche gebrochen, da dann die Farbe verlief.
Die anderen Klamotten haben entweder Olivgrün 46 oder Grüngrau 67 als zusätzliche Flecken erhalten - da war eine nachträgliche Kontrastminderung nicht mehr nötig. Ein paar Flecken bzw. Striche mit hellem Grün bzw. Gelbgrün sorgen dann noch für die beim Tiger Stripe typischen Aufhellungen. Gleich kommen noch die klassischen schwarzen Tigerstreifen drauf.
Am Ende der Tarnbemalung habe ich unterschiedlich stark kontrastierende schwarze Streifen für die "Tiger Stripes" gemacht. Mit einer Nadel wurden die Striche aufgetragen, der starke Kontrast kam durch die Verwendung von Matt Schwarz 8, der geringere Kontrast bei einem selber gemixten Anthrazit, das allerdings noch ein Stück heller ist als das klassische Anthrazit 9 von Revell. Kann man etwas erkennen bei meinem Schützen ganz links, der die Stiefel in 9 lackiert bekommen hat, während der Pyjama mit der selbst-gemixten Mischung entstand.
Danach fehlte nur noch Hautfarbe, Gesichtstarnung sowie die Kopftücher, und jetzt sind die Jungs einsatzbereit!
Ab in die grüne Hölle!
Schlussendlich wurden die Männer mit ins Boot gesetzt. Dann habe ich in meinem Garten ein kleines Stück mit dem Gartenschlauch unter Wasser gesetzt und diese schöne Pfütze als Fotohinter- bzw. untergrund genutzt. Das Boot nähert sich dem Flussufer, um das Spezialteam für seinen Aufklärungsauftrag im Dschungel abzusetzen.
Hajo Lippke
(Text über Original von Lars)