Das Riverine Command Boat ist eine amerikanische Version des inzwischen relativ breit verbreiteten schwedischen STRIDSBÅT 90, das vor allem bei Küstenmarinen oder paramilitärischen Seeeinheiten im Einsatz ist. Die Form des Bootes ist sehr interessant, und relativ eckig, was bei mir beides Ansporn gab, es im Modell umzusetzen. Das Original bei der US Navy wird zur Unterstützung der SEAL-Spezialkräfte eingesetzt, und da mich alles interessiert, was mit „Special Forces“ zu tun hat, war auch hier mein Interesse geweckt. Auch ungewöhnliche Formen und Schemen reizen mich, und die relativ eckige Form sollte einen Eigenbau erleichtern. Denn leider gibt es dieses Boot nicht als Modell in 1/72.


Die einzige bastlerische Vorlage, die es gibt, ist ein Papierbastelbogen aus Schweden (von Gunnar Sillén, der dieses Boot als Kartonmodellbogen vertreibt: www.bildrum.se), passenderweise aber schon im „richtigen“ Maßstab. Meine Idee war, die Maße einfach auf dünnes Plastikplatten zu übertragen und damit quasi statt Papier dann Plastik für den Bau zu verwenden. Trotzdem habe ich eine Grobversion vorab aus Papier erstellt, um eine Idee für das „Handling“ zu entwickeln und potentielle Hürden zu identifizieren.


Die erste Erkenntnis, die auch meinem Bastelstil geschuldet ist, war, dass ich das Boot bei den Deckstrukturen nicht „von unten nach oben“ (oder umgekehrt) bauen wollte, sondern von der Mitte jeweils nach oben und unten. Ich bin irgendwie nicht in der Lage, 100% exakt und genau zu arbeiten, und wusste, dass mit dieser Methode sich die Fehler nicht von Ebene zu Ebene potenzieren würden.

Beim Bau habe ich Plastikplatten der Stärken 0,5 mm bzw. 0,75 mm verwendet. Die Papierform wurde als Schablone ausgeschnitten und mit einem Klebestift auf das Plastik geklebt. Zum Ausschneiden der Plastikform hat die Klebekraft gereicht, aber praktischerweise konnte man danach ohne große Mühe die Schablone wieder abziehen.

So habe ich dann den Rumpf aufgebaut, was relativ problemlos und gut funktionierte. Trotzdem war dann bei der finalen Montage der Bugsektion irgendwann klar, dass mein unpräziser Baustil sich niedergeschlagen hatte – der Bug auf der Backbordseite war einiges höher als auf der Steuerbordseite! Mit radikalen Mittel (horizontales Einsägen eines Schlitzes und Zusammenpressen mittels Schraubzwinge) konnte ich dieses Problem zumindest zu meiner Zufriedenheit korrigieren. Dann konnte ich sogar mal einen kleinen Schwimmtest machen und war sehr zufrieden!


Als der Rumpf fertig war, kamen die ganzen Kleinteile dran. Das war dann die Phase, wo ich merkte, dass so ein Eigenbau auch nervlich recht anstrengend ist. Wirklich jedes Bauteil – ich habe nachgezählt, insgesamt sind nur 11 Teile unverändert aus der Restekiste verwendet worden – musste ausgewählt, vermessen, zurechtgearbeitet und eingepasst werden. Das ist recht anstrengend, und vor allem sind bei so kleineren Teilen die Erfolgserlebnisse nicht mehr so groß wie bei den flotten Fortschritten beim Rumpf.

Trotzdem nähert man sich ja dann doch irgendwann dem Ende der Konstruktion, und dann kam ein weiteres Schmankerl, das ich gerne mache: Die Tarnlackierung! Die sieht in meinen Augen sehr cool aus und war schnell umgesetzt. Danach folgte das nächste Highlight: Die Crew am Oberdeck mit ihren verschiedenen Bordwaffen und einigem Gerödel.


Den Abschluss danach war dann noch die Anfertigung einer kleinen Dioramaplatte, die das Boot bei der Fahrt auf einem schlammigen Binnengewässer zeigt. Hier griff ich auf eine Styroporplatte aus dem Bauhandel zurück, die eine bereits vorgeprägte Struktur hat und vermutlich als Dämmelement gedacht ist. Mit einer Lage aus Papiertaschentuch und ordentlich Holzleim wurde die Oberflächenstruktur noch etwas mehr an „Wasser“ angepasst, dann mit Acrylstrukturgel  eine Wellenbild modelliert. Nach einer Einfärbung mit verschiedenen Brauntönen kam ordentlich glänzender Klarlack über die Fläche, um „Wassertiefe“ zu simulieren. Ein paar grüne Papierstückchen aus einem Locher stellen Seerosenblätter dar, und das Boot konnte zu Wasser gelassen werden. Watte sorgt für entsprechende Gischt am Bug, und so braust das Riverine Command Boat zu seinem Einsatz!


Hajo Lippke