Warum nicht mal ein Schiffsmodell aus Papier bauen? Beim Stöbern im Internet bin ich zur Seite von DIGITALNAVY gelangt, die unter anderem auch einen Bereich zum freien Herunterladen anbieten. Hierbei fand ich den Papiermodellbaubogen des Feuerschiffs Ambrose im Maßstab 1:250.
Das Original
Das Feuerschiff Ambrose wurde im Jahre 1908 gebaut, um Schiffe durch den neu gebauten Ambrose Kanal, dem seewärtigen Zugang vom Atlantik in den New Yorker Hafen zu leiten. 1936 wurde sie nach Sandy Hook (New Jersey) verlegt und 1968 außer Dienst gestellt. Das New Yorker „South Street Seaport Museum“ hat das Schiff damals erworben. Es ist am Pier 16 für den Publikumsverkehr ausgestellt.
Quelle: DIGITALNAVY
Das Modell
Nach dem Download hat man drei PDF-Dateien auf seinem Rechner, die im DIN 4A Format farbig auszudrucken sind. Eine Datei beinhaltet die Beschreibung, die beiden anderen die Bauteile dieses sehr schönen Schiffchens. Das sieht sehr übersichtlich aus und stellt für einen geübten Papiermodellbauer keine Probleme dar. Auffallend sind die vielen Kleinteile.
Der Bau des Rumpfes geht aufgrund der wenigen Bauteile recht zügig voran. Da dies mein erstes Papiermodell war, ist mir die Außenhaut allerdings nicht ganz glatt gelungen. Insbesondere kam mir die Länge der oberen Bordwand etwas kurz vor. Das sieht im Bugbereich dann halt nach einem alten Schiff aus, das auch schon mal eine Kollision überlebt hat. Im Bugbereich ist auch meines Erachtens die einzige Schwachstelle. Ich habe mich gewundert, dass da ein weißer Rand auf dem Deck war im Bereich des Schanzkleides. Auch ist das Schanzkleid innen weiß. Ich habe mir im Nachhinein damit beholfen, dass ich einen weiteren Ausdruck der Bordwand in Schwarz-weiß gedruckt habe und ein Teilsegment innen verklebt habe. Heute denke ich, dass ich den weißen Rand hätte wegschneiden müssen, um so eine Aussparung für ein doppelt verklebtes Schanzkleid zu erhalten. Dann hätte das Schanzkleid in der Länge auch besser gepasst. In dieser Phase habe ich auch alle Löcher der Relingsstützen mit 0,2 mm gebohrt, das hätte ich im Nachhinein wohl lieber vor Einbau des Decks tun sollen.
Dann kommen die Aufbauten dran, bei denen man sehr fein schneiden muß. Da das Modell als Funktionsmodell für eine Eisenbahn der Spur Z gedacht war, habe ich sodann zwei rote Dioden als Mastbefeuerung vorgesehen, die mittels einer kleinen Platine abwechselnd blinkend geschaltet sind. Dies erfordert einen stabilen Mastaufbau in Form von dünnen Kunststoffstäben, die ich dann mit den vorgesehenen Papierbahnen der Masten umwickelte. Die Stromzuführung erfolgt durch zwei am Mast verlaufende starre Drähte. Die beiden Masten werden allerdings dadurch etwas massiver als ursprünglich vorgesehen. Sodann wurden die Masten mit feinen Garnen verspannt und die Stage mittel Takelgarn aus dem historischen Modellbau gesetzt.
Die eigentliche Herausforderung war nun, die ganzen Kleinteile zu produzieren, alle aus Papier, winzig im Zusammenbau. Die Achse der Winde hinter dem Kamin wurde mittels einer innen liegenden Nadel ausgerichtet und stabilisiert, alle Kanten der Aufbauten und Kleinteile mit möglichst gleichfarbigen Filzstiften bearbeitet, damit man den Schnittrand nicht sieht, die Schiffsglocke aus Papier habe ich mit Humbrol „Gold“ bemalt, das Glockengestell aus Messingdraht gelötet, die Lüfter innen mit Humbrol „Orange“ bemalt. Schlußendlich, und das war dann wirklich kniffelig, habe ich Relingsstützen aus 0,2 mm Draht mit Sekundenkleber ein- bzw. aufgeklebt und ein 0,25 mm Takelgarn als Reling über die Spitzen der Stützen geklebt.
Fazit
Alles in allem bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und seit kurzem ziert das Schiffchen den Hafen der Eisenbahnanlage meines Bruders. Man hüte sich aber davor zu glauben, dass so ein Schiffchen einfach zu bauen ist. Erst durch das akribische Bauen der Kleinteile gewinnt das Schiff die nötige Detaillierung, um gut auszusehen.
Bruno Schilli