Das Original
Dieses Landungsboot-Mutterschiff wurde wie das Schwesterschiff, die Tamatsu Maru, von der Armee entwickelt. Man kann diesen Schiffstyp als Vorläufer der amphibischen Landungsschiffe der heutigen U.S. Navy bezeichnen. Die Methode, große Landungsboote (Typ Daihatsu), in den Laderäumen verstaut, über eine Heckrampe auszusetzen war zu dieser Zeit beispiellos. Allerdings gab es keine Möglichkeit, diese einzigartige Idee in die Praxis umzusetzen, denn als diese beiden Einheiten in Dienst gestellt wurden, befand sich Japan bereits in der Defensive. Und so ereilte beide das gleiche Schicksal, jedes Mal mit großen Verlusten an Menschenleben, ohne je in der eigentlich an gedachten Rolle gedient zu haben.
Man nutzte aufgrund der großen Ladefähigkeit und der starken Maschinen diese Einheiten als Truppentransporter. Um den bevorstehenden Landungen der U.S. Streitkräfte auf den Philippinen entgegen zu wirken (die Landung fand am 20. Oktober 1944 in der Leyte Bucht statt), wurden riesige Truppenkontingente aus der Mandschurei und China abgezogen und auf die Philippinen verlegt.
Die Tamatsu Maru führte bis Juli 1944 drei erfolgreiche Truppenverlegungen nach Manila und Surigao aus, die vierte Fahrt wurde allerdings die Letzte. Das Schiff war Teil des Konvois „HI-71“, unter anderem bestehend aus dem neuen Flottentanker Hayasui (18300 BRT), dem Flottenversorger Irako (9570 BRT), den Tankern Teiyo Maru (9845 BRT) und Eiyo Maru (8672 BRT), den Transportern Teia Maru (17537 BRT), Awa Maru (11249 BRT), Noto Maru (7191 BRT), Hokkai Maru (8416 BRT), Noshiro Maru (7184 BRT) sowie den Landungsschiffen Mayasan Maru (9433 BRT) und ebenTamatsu Maru (9589 BRT). Alle voll beladen mit Treibstoff, Soldaten und dringend benötigten Kriegsgütern für Manila. Die Tamatsu Maru hatte 4584 Soldaten an Bord und, um Platz für die Passagiere zu schaffen, waren die Daihatsu Landungsboote auch nicht wie sonst üblich in den Ladebuchten unter Deck verstaut, sondern an Deck auf den Ladeluken. Geschützt wurde dieser Konvoi durch den 6. Geleitkonvoi, bestehend aus dem Geleitträger Taiyo (ehemals N.Y.K. Passagierdampfer Kasuga Maru), den Zerstörern Fujinami und Yunagi, sowie den fünf Geleitschiffen Hirato, Kurahashi, Mikura, Shonan und Nr. 11. Während der Reise stießen noch der Zerstörer Asakaze und die Geleitschiffe Sado, Etorofu, Matsuwa und Hiburi als Verstärkung dazu. Tagsüber sorgten die Flugzeuge der Taiyo für Deckung aus der Luft, allerdings war man nach Einbruch der Nacht empfänglich gegen feindliche Angriffe. Außerdem wurde die See aufgrund eines sich nähernden Taifuns immer rauher.
Am Abend des 18.August wurde der Konvoi von mehreren amerikanischen U-Booten, der Bluefish (SS-222), Rasher (SS-269), Picuda (SS-382), Redfish (SS-395) und Spadefish (SS-411) angegriffen. Morgens um 5:24 wurde der Tanker Eiyo Maru durch Torpedos beschädigt, abends um 22:30 ging die Taiyo nach mehreren heftigen Explosionen unter. Kurz danach, um 23:12, wurde der Truppentransporter Teia Maru (ex MM Aramis, französischer Passagierdampfer) getroffen. Da aufgrund des inzwischen schweren Wetters nicht rechtzeitig genug Rettungsaktionen eingeleitet werden konnten, ging dieses Schiff mit der gesamten Besatzung sowie mit den 5478 an Bord befindlichen Soldaten unter. Nun, da der Konvoi an Morgen des 19. August seine Luftdeckung verloren hatte, wurden zwei weitere Transporter, die Noshiro Maru und die Awa Maru angegriffen. Diese konnten aber beschädigt auf Strand gesetzt werden. Zu dieser Zeit lief die Tamatsu Maru alleine (es war befohlen worden, den Konvoi aufzulösen und jedes Schiff sollte sich alleine zum Ziel durchschlagen) in schlechter Sicht als die Spadefish (SS-411) etwa 50 Seemeilen nordwestlich von Cape Bojeador seine Torpedos abschoss. Als zwei auf Steuerbord auf das Schiff zulaufende Torpedos entdeckt wurden, gab der Kommandant der Tamatsu Maru, Kapitän Katsue Ikude, den Befehl „Hart Backbord!“. In dem Moment als das Schiff abdrehte, trafen zwei weitere Torpedos Steuerbord mittschiffs. Es war regnerisch und stürmisch, am Morgen des 19. August um 4:30 in der Frühe als die Tamatsu Maru innerhalb von nur vier Minuten unterging. Von der 135 Mann starken Besatzung konnten nur drei Matrosen gerettet werden, von den eingeschifften Truppen wurden 43 gerettet, 4541 Soldaten kamen in den Fluten ums Leben.
Das Schwesterschiff, die Mayasan Maru, ereilte ein ganz ähnliches Schicksal. Beladen mit etwa 4500 Soldaten der 23. Division (stationiert in der nördlichen Mandschurei), 204 Pferden und weiterem Material verließ das Schiff die Inari Bucht, West-Japan, in Richtung Singapur. Der Konvoi „HI-81“ bestand aus den Tankern Miri Maru (10564 BRT), Arita Maru (10238 BRT), Hashidate Maru (10232 BRT), Toa Maru (10052 BRT) und Otowasan Maru (9204 BRT), dem Landungsschiff/Flugzeugtransporter Akitsu Maru (9186 BRT), sowie den Landungsschiffen Mayasan Maru (9433 BRT), Kibitsu Maru (9574 BRT) und Shinshu Maru (8160 BRT). Er wurde eskortiert von dem Geleitträger Shinyo (ex Scharnhorst, Norddeutscher Lloyd), dem Geleit-Zerstörer Kashi sowie den Geleitschiffen Etorofu, Tsushima, Daito, Kume, Shonan, Nr.9 und Nr.61. Um eventuelle U-Boot Angriffe zu vermeiden, lief der Verband an der koreanischen und chinesischen Küste entlang, Deckung aus der Luft gaben die Flugzeuge der Shinyo. Allerdings, als die Flugzeuge in der Dämmerung wieder landeten, schoss das U-Boot Picuda (SS-382) mehrere Torpedos gegen die Mayasan Maru ab. Zwei Treffer im Maschinenraum und im hinteren Laderaum besiegelten das Schicksal des Schiffes. Schnell brach Chaos aus und innerhalb von nur zweieinhalb Minuten kenterte und versank das Schiff, mit dem Bug voran. Alles in allem kamen 3437 Menschen ums Leben, 3187 Soldaten, 194 Mann der Geschützmannschaften und 56 Besatzungsmitglieder.
Technische Daten
Abmessungen: Länge über alles: 149,80 m
Länge Wasserlinie: 145,60 m
Breite Wasserlinie: 19,00 m
Tiefgang: 7,05 m
Verdrängung: 9433 BRT (Mayasan Maru), 9589 BRT (Tamatsu Maru)
Antrieb: 2 Dieselmaschinen
Leistung: 12770 WPS (Mayasan Maru), 10800 WPS (Tamatsu Maru)
Geschwindigkeit: 20,8 Kn (Mayasan Maru), 20,5 Kn (Tamatsu Maru)
Werft: Mitsui Shipbuilding, Tamano Shipyard
Eigner: Mitsui &Co. (Mayasan Maru), O.S.K. Line (Tamatsu Maru)
Kiellegung: Februar1941 (Mayasan Maru), Oktober 1942 (Tamatsu Maru)
Indienststellung: Dezember 1942 (Mayasan Maru), Januar 1944 (Tamatsu Maru)
Bewaffnung:
6 x 75 mm Flakgeschütze,
6 x 20 mm Typ98 Maschinenkanonen,
2 x 81 mm Typ97 Granatwerfer (Mayasan Maru bei Indienststellung)
8 x 75 mm Flakgeschütze,
8 x 25 mm Typ96 Maschinenkanonen,
2 x 81 mm Typ97 Granatwerfer (Mayasan Maru nach Umbau, Tamatsu Maru bei Indienststellung)
Besatzung: etwa 130 Mann, zusätzlich etwa 150 bis 200 Armeepersoanl zur Bedienung der Flakgeschütze
Quellen
- Hisashi Noma, Japanese Merchant Ships at War, The Story of Mitsui and O.S.K. Liners lost during the Pacific War
- http://www.combinedfleet.com/Mayasan_t.htm
- http://www.combinedfleet.com/Tamatsu_t.htm
Das Modell
Das Modell der Mayasan Maru wurde aus dem BMK-Bausatz der Tamatsu Maru gebaut, aus dem auch das Schwesterschiff Mayasan Maru gebaut werden kann.
Jan Schulz