Das Original
Einer der bemerkenswertesten Flugzeugentwürfe des Zweiten Weltkrieges stammt von einem Ingenieursteam der Junkers Flugzeugwerke. Der Ursprung der Junkers Ju 287 liegt in der Suche nach einem Nachfolgemodell der mittlerweile im Jahr 1943 veralteten Ju 88. Der neue Bomber sollte schneller als die zeitgenössischen Jäger sein, eine höhere Bombenlast transportieren können und auch eine größere Reichweite als die herkömmlichen Bomber haben.
Das Ingenieursteam schlug daher den Bau eines Prototypen basierend auf der Entwicklung der Ju 288 mit bis dahin noch nicht erprobten vorgepfeilten (negativen) Flügeln und vier Strahltriebwerken Jumo 004 vor. Die Maße der Maschine: Länge 18 m; Gewicht 12.500 kg; Reichweite 1.570 km.
Windkanalversuche hatten ergeben, dass diese Konstellation mit vorgepfeilten Flügeln und Strahltriebwerken eine Geschwindigkeit von 900 km/h erreichen konnte.
Am 16.August 1944 hob die Maschine auf dem Fluplatz Rechlin zu ihrem Erstflug ab der zu einem für das Team befriedigendem Ergebnis führte. Weitere Entwicklungsschritte,Testflüge und auch Veränderungen in den Rüstungsprioritäten führten weit in das Jahr 1945 hinein, so dass auch dieses Projekt mit Kriegsende im Mai `45 ein Ende fand. Mit heraufziehen des Kalten Krieges holte sich die Sowjetunion die Reste des Entwicklungsteam der ehemaligen Junkerswerke in die Nähe von Moskau, um dort in einem Forschungsstandort auf Basis der Ju 287 V1 einen atomwaffentragenden Schnellbomber zu entwickeln, in der Realität hat man jedoch meines Wissens nie wieder einen vorwärtsgepfeilten Bomber am Himmel gesehen.
Das Modell
Ausschlaggebend für den Bau des Modells war der Wunsch meines damaligen Arbeitgebers nach einem Forschungsobjekt aus der Vergangenheit, um Besuchern und Interessenten des Forschungsbetriebs Einblick in historische Projekte zu geben.
Die Wahl fiel auf die Ju 287 V1, ursächlich wohl auch weil sie die bis dahin unbekannte vorwärtsgepfeilte Flügelkonstellation aufwies. Baupläne des Flugzeugs gab es keine mehr, nur Fotos als Windkanalmodell und als Prototyp stehend auf dem Rollfeld. Nach einigen Recherchen im Internet kam der Zufall zu Hilfe, denn der tschechische Modellhersteller „MINIWINGS“ hatte ein sehr ähnliches Modell im Maßstab 1/144 im Programm (In Tschechien wurden während des Zweiten Weltkriegs in Zusammenarbeit mit deutschen Flugzeugwerken Flugzeuge gebaut und gewartet, daher auch die Pläne und das Modell). Nach einem persönlichen Treffen in Prag und einigen Änderungswünschen war er bereit mir die benötigten Rohlinge zu gießen.
Der Zusammenbau des Flugzeugmodells gestaltete sich als nicht sehr schwierig, daher blieb nur noch die Frage nach der Lackierung. Die Entscheidung fiel für den „Windkanallook“: Objekt ganz in schwarz mit angeklebten Fäden zur Windwiderstandsbestimmung wie er in den Anfangsjahren der Windkanalforschung üblich war. Ein laserbeschrifteter Sockel und ein Edelstahlbügel auf dem das Modell schwebt, reichen aus um viele zufriedene Gesichter zu sehen ,die das Modell in den Händen haltend das Forschungsgelände wieder verlassen.
Werner Falke