Mit meinem ersten Beitrag auf Modellmarine.de möchte ich mich kurz vorstellen. Ich komme aus dem schönen Münsterland und bin bis auf wenige Tage fast so alt, wie die erste Mondlandung her ist.
Nachdem ich als Kind und Jugendlicher viele Matchbox-Modelle zusammengeklebt und bemalt habe, ist dieses Hobby dann mit der Pubertät mehr oder weniger eingeschlafen. Sehr früh habe ich mich damals schon auf Flugzeuge und in erster Linie Jets spezialisiert, wobei die Modelle aus dieser Zeit alle dem Luftgewehr oder Silvesterböllern zum Opfer gefallen sind.
Irgendwann habe ich dann wieder angefangen, sporadisch das eine oder andere Modell zu bauen, wobei ich das nicht ernsthaft betrieben habe. Der richtige Wiedereinstieg kam dann vor ungefähr zehn Jahren mit der Anschaffung einer Airbrush-Ausrüstung, verbunden mit einer weitgehenden Festlegung auf den Maßstab 1:48.
Eine Übersicht meiner gebauten Modelle findet Ihr bei Interesse unter dem folgenden Link:
Das Modell und sein Vorbild
Nachdem mein Modellbaujahr 2013 bisher herzlich unproduktiv mit einer Fertigstellungsrate von exakt Null gewesen ist, hat mir eine Knie-OP auf einmal reichlich Zeit zum Basteln verschafft. Sechs Wochen Streckschiene sorgten irgendwie sehr schnell dafür, dass ich mich nach Möglichkeiten der häuslichen Beschäftigung umgesehen habe, und da fiel mir in meinem Modellvorrat ein schon vor ewigen Jahren angeschaffter Bausatz einer Doppelsitzer-Hornet von Hasegawa in´s Auge. Mein Lieblingsmaßstab 1:48 passte auch, also die sollte es werden!
Wie bei den meisten Flugzeugen gefällt mir auch bei der Hornet der Doppelsitzer besser als der Einsitzer, allerdings blieb die Qual der Wahl einer passenden Ausführung. Schnell war klar, dass es irgendwelche Farbvarianten, die für mich den Einsatz der Airbrush erforderlich machen würden, ausschieden. Mein Bastelzimmer ist im Obergeschoss und mit Gehhilfen und Modell die Treppe rauf - keine Chance!
Die Bausatzversion kam mir da schon sehr entgegen, diese sah einen reinweißen Vogel der US Naval Test Pilot School vor. Das ginge auch per Sprühdose auf der Terrasse, allerdings ist das Flugzeug mit prominenten roten Streifen dekoriert. Die hätte ich dann aber schon lieber lackiert, als mich auf die Decals zu verlassen. Mit ein bißchen Stöbern im Netz bin ich dann darauf gekommen, dass exakt dieses Flugzeug später von einer anderen Einheit übernommen wurde, wobei am weißen Grundanstrich nichts geändert wurde. Für diese Ausführung gibt es einen passenden Decalsatz von TwoBobs, den ich mir kurzfristig besorgen konnte.
Die VFA-125 Rough Raiders waren die erste amerikanische Einheit, die seinerzeit die Hornet bekommen haben. Es handelte sich um eine so genannte fleet replacement unit, in der nicht nur angehende Hornet-Kutscher, sondern auch Rückkehrer auf dieses Muster auf den Flotteneinsatz sowohl bei der Navy als auch bei den Marines vorbereitet wurden. Neben der Trainingsrolle wurden auch Aggressor-Aufgaben übernommen, was dafür sorgte, dass in dieser Einheit einige bunte Vögel mit vom Standard-Grau abweichenden Lackierungen unterwegs gewesen sind.
Die hier zum Vorbild genommene Hornet wurde um den Jahreswechsel 2008/2009 zur VFA-125 transferiert und flog dort bis zur Auflösung der Einheit, die im Oktober 2010 mit der VFA-122 zusammengelegt wurde. Vielleicht vor dem Hintergrund ihrer früheren Verwendung blieb das Vögelchen jedenfalls weiss.
Ein Gartentisch wurde in´s Wohnzimmer gestellt und zum Materialtisch umfunktioniert, benötigte Spraydosen - Tamiya-Primer und Klarlack, mehr nicht - an der Terassentür deponiert, der Karton als Basteltisch auf die Oberschenkel gelegt, und es konnte losgehen!
Bau und Lackierung
Der Bau ging recht einfach von der Hand, trotz des recht komplizierten Aufbau des Rumpfes. Hier und da mal aus Gussast ein paar Streben als Verstärkungen einzukleben hat viel geholfen. Die eigentlich in´s Leere gehenden Lufteinläufe haben ich mit Plastikscheiben verschlossen, was meiner Ansicht nach einfach besser aussieht als die Möglichkeit, später mal in den Innenrumpf blicken zu können. Trotz guter Passgenauigkeit konnte an den großen Klebenähten etwas Spachtelmasse nicht schaden. Kleinere Spalten habe ich mit Deckweiss verschlossen. Bei der Cockpithaube musste die Gussnaht längst der Mitte verschliffen werden, wobei ich leider einen kleinen Riss produziert habe. Auf den Fotos kann man den je nach Blickwinkel auch ganz gut sehen. Egal, dumm gelaufen, künftig besser aufpassen!
Insgesamt war der Bausatz aber auch schon ganz schön ausgelutscht, nicht so selten bei den Sondereditionen von Hasegawa. War zwar noch alles im Rahmen, aber die Gussformen hatten wohl doch schon einige Großserien hinter sich. Die im Bausatz vorgesehenen Ätzteile habe ich konsequent weggelassen. Einerseits schienen mir die auch nicht immer wirklich durchdacht zu sein, andererseits waren mir mit meinem wackeligen Arbeitsplatz derartige Fummeleien einfach zu umständlich.
Die Lackierung erfolgte aus der Sprühdose: Kanzeldichtungen, Rumpfspitze und Startschienen an den Flügelspitzen mit grauem Tamiya-Primer. Das ist zwar nicht ganz der richtige Farbton, aber nah dran. Der Rest weiss, ebenfalls Grundierung von Tamiya. Den Rest habe ich dann per Pinsel erledigt. Hinzu kam noch etwas Bare-Metal-Folie für die silbernen Bereiche am Rumpfende vor den Triebwerksauslässen.
Die Decals von TwoBobs waren von hervorragender Qualität, genauso wie die anderen Decalsätze dieses Anbieters, die ich bisher verwendet habe. Sehr dünn, trotzdem recht robust und unkompliziert in der Anwendung. Kein Silbern auf glänzender Modelloberfläche, und mit nur spärlichem Einsatz von Weichmacher zogen sich die Decals perfekt in alle Details.
Eine leichte Akzentuierung habe ich mit Bleistift und Plaka-Farbe versucht, dankenswerterweise wurde das Vorbild nach den mir bekannten Fotos immer sehr sauber gehalten, so dass ich es bei einem sehr dezenten Niveau belassen habe. Und davon ist auf den Bildern auch nicht wirklich viel zu sehen, da die weiße Grundlackierung doch so einiges überstrahlt.
Als weiteres Zubehör habe ich nur Masken von Eduard für die Klarsichtteile verwendet. Hiermit lassen sich besonders einfach die Dichtungen zwischen der Verglasung und den Rahmenteilen darstellen. Zuerst werden mit entsprechenden Masken nur die Glasteile abgedeckt und in Rahmenfarbe lackiert, anschließend wird mit minimal größeren Masken der Rahmenbereich mit abgedeckt.
Das Vorbild schien mir leicht glänzend lackiert gewesen zu sein, daher habe ich mich für die Abschlusslackierung für Top-Coat von Gunze entschieden, das bei mir bisher immer einen leichten Restglanz aufgewiesen hat. Kein Seidenmatt, kein stumpfes Matt, sondern irgendetwas dazwischen. Na ja, dieses Mal nicht! Ob die Rezeptur verändert wurde oder ob es an den hohen Temperaturen bei diesem Arbeitsschritt lag, keine Ahnung. Jedenfalls war das Ergebnis richtig matt.
Als Trainingsmaschine kam nur der Centerline-Tank an das Flugzeug, sonst nichts, was sich auch mit den Vorbildfotos deckt. Vorflügel und Landeklappen hätte ich auch abgesenkt bauen können, in der Flugkonfiguration kommt für mich aber die Form des Trapezflügels besser zur Geltung, auch wenn es für ein Flugzeug am Boden nicht ganz so vorbildgetreu sein mag.
Dank im Bausatz enthaltener Gussteile aus Weißmetall für die wesentlichen Fahrwerksteile steht die Hornisse trotz des komplexen Aufbaus der Hauptfahrwerke sicher auf ihren Rädern.
Fazit
Der Bau hat Spaß gemacht und mir sehr dabei geholfen, einen Teil der Genesungszeit sinnvoll zu füllen. Mit dem Ergebnis bin ich trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Einschränkungen beim Bau zufrieden, wobei mich einige Macken wie z.B. der Riss in der Verglasung und einige Kompromisse bei der Farbgebung – spritzen konnte ich eben nur weiss und grau – nicht weiter stören.
Zum Vergleich des Bausatzes fehlen mir die Möglichkeiten, da ich noch keine Hornet eines anderen Herstellers gebaut habe. Trotz des relativ hohen Bausatzalters – die erste Quarterscale-Hornet brachte Hasegawa 1991 auf den Markt, der hier verwendete Bausatz erschien im Jahr 2003 – ist die Hasegawa-Hornet für mich aber immer noch auf der Höhe der Zeit. Kritikwürdig ist für mich die Darstellung der Lufteinläufe, hier wäre eine tiefere Ausführung bis zur ersten Verdichterstufe sicherlich wünschenswert. Die Ätzteile machten auf mich keinen sinnvollen Eindruck, hier ging es meiner Einschätzung nach wohl eher darum, den Bausatz eben mit einer Ätzteilplatine teurer verkaufen zu können. Dass Hasegawa-typisch bis auf die Tanks keine Außenlasten im Bausatz enthalten sind, war für das gewählte Vorbild egal. Sehr schön sind die gut gemachten Weißmetallteile für das Fahrwerk, die auch auf lange Sicht keine Probleme mit der Stabilität erwarten lassen.
Christian Hoischen
https://www.hobbybastler.org/