Therapeutisches Basteln Teil II, auch dieses Modell ist in der Phase nach einer Knie-Operation entstanden. Jetzt aber schon in der Reha-Phase, und anders als bei der vorher gebauten Doppelsitzer-Hornet, war jetzt auch wieder beschränkter Umgang mit der Airbrush möglich. Ich habe mich daher für ein Modell entschieden, das ich schon lange bauen wollte, das aber irgendwie immer wieder unter den Stapel gerutscht ist und das mit seiner recht einfachen Lackierung für mich machbar sein sollte:
Modell und Vorbild
Ein klassischer Jet, der letzte mit Maschinengewehren ausgerüstete Strahljäger und dann noch die französische Version, die bis 1999 eingesetzt wurde und damit völlig aus ihrer Zeit gefallen ist - gefällt mir! Die dargestellte Maschine ist nach meinem Kenntnisstand die letzte Crusader – oder „Cruze“ im französischen Sprachgebrauch – überhaupt, die einen Katapultstart von einem Flugzeugträger durchgeführt hat, was ihr auch den milden Sonderanstrich mit den großen Staffelwappen auf dem Seitenleitwerk und dem Haifischmaul eingebracht hat. So wird nebenbei der einfarbige Anstrich etwas aufgelockert. Weiterhin würde sie sich gut zusammen mit ihrer "Tochter", einer im vergangenen Jahr von mir gebauten A-7D Corsair II, auf dem Regal machen.
Motivation war also reichlich vorhanden, aber leider ist diese ziemlich schnell verpufft. Irgendwie hat sich dieses Modell zu einem ausgewachsenen Pannenprojekt entwickelt, bei dem ich mehrfach nur knapp der Versuchung widerstanden habe, den Bausatz in die Tonne zu treten.
Gebaut wurde weitgehend aus der Schachtel, ein wenig Zubehör kam dennoch zum Einsatz:
- Abdeckmasken für die Cockpitverglasung von Eduard
- Kühllufteinlässe am Heck von Quickboost - die Bausatzteile sehen grausam aus!
- ein Staurohr vorne aus Messing von Master-Model
Einen anderen Sitz wollte ich ebenfalls einbauen, allerdings passte der nicht in das bereits fertig gestellte Cockpit, und bei den notwendigen Anpassungen hätte ich zuviel kaputt gemacht. Bei geschlossener Haube ist das aber nicht weiter schlimm. Auch der insgesamt recht einfach wiedergegebene Arbeitsplatz des Piloten ist unter Glas kaum zu sehen und somit ausreichend detailliert.
Herausragendes technisches Merkmal der Crusader war sicherlich der in Gänze klappbare Flügel, der mitsamt dem Mittelstück um 5 Grad angehoben werden konnte, bei den französischen Crusaders wurde das sogar zur Anpassung an die kleinen Flugzeugträger auf 7 Grad vergrößert. Hierdurch wurde der Anstellwinkel der Flächen vergrößert, ohne das ganze Flugzeug entsprechend anstellen zu müssen - so konnte eine brauchbare Sicht beim Landeanflug für die Piloten erhalten werden. Wie man sieht, habe ich das im Modell nicht umgesetzt, obwohl der Bausatz eine entsprechende Option vorsieht. Einerseits sieht das dann zu Tage tretende Innenleben nicht besonders toll aus und ist nur spärlich detailliert, andererseits wird dadurch die meiner Ansicht nach sehr elegante Linienführung dieses Flugzeugs völlig ruiniert.
Schön wäre es gewesen, die dicken Matra-R.530-Raketen wie auf dem Kartonbild an die Crusader zu hängen. Als spezielle französische Bewaffnungsvariante hätten diese einen zusätzlichen Farbtupfer an das Modell gebracht. Allerdings wurden diese Waffen bei der Aéronavale am Ende der Einsatzzeit der Crusader nicht mehr eingesetzt, wie ich schnell bei den Vorbildrecherchen im Internet feststellen musste. Meistens flogen die Maschinen vollkommen ohne Außenlasten, und so habe ich es dann auch im Modell gehalten.
Bau und Lackierung
Nun zu den Problemen beim Bau, die schon Nerven gekostet haben. Eine relativ schlechte Passgenauigkeit war dabei das geringste Übel, dem mit Spachtel und Schleifen noch ganz gut beizukommen war. Die Klebephase war eigentlich ganz okay, bei der Lackierung sah es dann anders aus. Die Farbe habe ich mir aus Revell Aqua-Color zusammengemischt, um dem dunklen Blau-Grau dieser Maschinen möglichst nahe zu kommen. Leider war diese Mischung trotz starker Verdünnung und dünnem Auftrag so deckend, dass vom vorherigen Preshading fast nichts übrig geblieben ist. Weiterhin begann die Farbmischung irgendwie auszuflocken, was die Airbrush regelmäßig verstopfte.
Beim Metallbereich am Heck habe ich mit Tamiya-Pigmenten einiges an Verschmutzungen und Ausglühungen aufgetragen. Dann kam Klarlack drüber, und ich habe diesen Teil für die Hauptlackierung abgeklebt. Dummerweise habe ich diese Klarlackschicht mitsamt den Pigmenten mit dem Abziehen der Abklebung - normales Tamiya-Tape - fast komplett wieder entfernt. So etwas ist mir bis dahin auch noch nicht passiert ...
Einen Hauch davon, wie es hätte aussehen sollen, kann man dem eigentlichen Ofenrohr entnehmen. Aber nur, weil es deutlich zu lang ist und eigentlich bündig abschließen sollte. Wer diesen Fehler beheben möchte, sollte das möglichst vor dem Zusammenbau der beiden Rumpfhälften tun. Andererseits finde ich, dass man mit dieser Ungenauigkeit durchaus leben kann.
Nachdem das Preshading nicht funktioniert hatte, wollte ich durch die Betonung der Gravuren etwas Leben in die Oberflächen bringen. Schwarz wie am Seitenruder und den Klappen auf dem Flügel war zu krass, also wollte ich das mit brauner Farbe fortsetzen. Ich nehme hierfür gerne Plakafarben, die ich recht großzügig auftrage, um dann nach leichtem Antrocknen den Überschuss mit feuchten Tüchern und Wattestäbchen abzunehmen. Vorher ist das Modell natürlich mit glänzendem Klarlack überzogen worden. Was mit Schwarz auch an diesem Modell klappte, lief mit brauner Farbe überhaupt nicht gut. Flügel und Heck hatte ich entsprechend eingesaut, aber die Überschüsse ließen sich nicht spurlos entfernen. Die braune Plakafarbe schien sich förmlich in den Klarlack eingesaugt zu haben, sogar mit Anschleifen war da nichts mehr zu machen. Zu diesem Zeitpunkt sah das so bescheiden aus, dass ich das Betonen der Gravuren an der Stelle einfach abgebrochen habe.
Was ein Fehler war! Nach den Decals und dem abschließenden matten Klarlack sieht das gar nicht mehr so schlecht aus, und nun sind die nicht behandelten Teile des Modells, besonders der Vorderrumpf, einfach zu sauber. Muss ich mir merken, keine halben Sachen, lieber einen Fehler konsequent durchziehen als nachher ein uneinheitliches Finish zu haben.
Apropos Decals: Festnageln wäre wohl einfacher gewesen als die übliche Methode, solche Bretter habe ich schon lange nicht mehr in der Hand gehabt. Trotzdem haben sich die Kokarden komplett im Wasser zerbröselt, hier musste ich auf die Restekiste ausweichen. Leider hatte ich nur welche in der richtigen Größe mit gelbem Rand, der damit falsch ist und nicht zum Vorbild passt. Die Hasegawa-Decals brauchten Unmengen von Weichmacher, und selbst das hat einige Falten, vor allem beim Haifischmaul, nicht verhindern können. Zumal zu diesem Zeitpunkt meine anfängliche Motivation völlig verflogen war und ich eigentlich nur noch fertig werden wollte ...
Fazit
Trotz allem Ärger, mit dem französischen Kreuzritter als fertigem Modell bin ich wieder halbwegs versöhnt. Nichts für das untere Regalbrett direkt in Augenhöhe, aber weiter oben wird er seinen dauerhaften Platz bekommen!
In Sachen Qualität sehe ich den Bausatz eher am unteren Ende der Bandbreite dieses Herstellers, zumal es sich mit einer Erstauflage im Jahr 2002 um einen doch eher jüngeren Bausatz handelt. Vielleicht haben die Formen auch schon ein paar Jahre bei Hasegawa herumgelegen, bevor man sich entschlossen hat, das Modell auf den Markt zu bringen, keine Ahnung. Die F-104 Starfighter von Hasegawa im gleichen Maßstab zum Beispiel ist jedenfalls fünf Jahre älter und wesentlich besser.
Auf der anderen Seite kommt man an diesem Bausatz nicht vorbei, wenn einem der Sinn nach einer Crusader im Maßstab 1:48 steht, sofern man nicht auf den wirklich uralten und auch so gut wie nicht mehr zu bekommenden Bausatz von Monogram ausweichen möchte.
Christian Hoischen
https://www.hobbybastler.org/