HSS-1N Seabat

Erst vor kurzem hat bei mir, mehr durch Zufall, der Bausatz des polnischen Hubschraubers SW-4 die Begeisterung für Drehflügler geweckt. Obwohl seit fast 20 Jahren im „Geschäft“ habe ich gerade eine ganze Handvoll davon gebaut. Daher war es mir eine wirklich große Freude, beim Besuch eines Freundes den Bausatz des Klassikers von Sikorsky in „meinem Maßstab“ in den Händen zu halten. Inzwischen wusste ich: gute Bausätze von Hubschraubern in 1:48 sind dünn gesät und so musste der sofort nach Hause mitgenommene Karton mit der Seabat nicht lange im Keller auf den „Rollout“ warten.

Es ist erstaunlich: Der recht große Karton ist randvoll mit Teilen gefüllt! Neben den Plastikteilen findet sich eine große Ätzplatte, welche vor allem die Lüftungsgitter für den Motorraum sowie das Heck beinhaltet, die in diesem Maßstab m. E. ein Muss sind. Die Hauptkabine wird als separates Modul mit Boden, Decke und Wänden komplettiert und kann in den Rumpf ohne Probleme eingebaut werden.

Die Frontverglasung ist lobenswerterweise einzeln mit Schutzfolie eingewickelt und verfügt über geätzte Scheibenwischer.

Beim Zusammenbau des Cockpits musste ich ein wenig schmunzeln: so gut das Cockpit auch ist, die Pitchhebel sucht man vergebens. Jeder, der diese ergänzen möchte, muss bitte daran denken, den rechten Sitz mit ein wenig Abstand zur Mittelkonsole anzubringen. Die Darstellung des Instrumentenbrettes mittels Decals ist OK.

Der Hauptrotor mit seinem Rotorkopf ist sehr schön detailliert. Die Blätter sind sogar durchgebogen gegossen und geben dieses für den H-34 typische Erscheinungsbild wieder. Nur die Anschlussgelenke für das Beiklappen der Blätter im Original sind sehr mager geraten; da hilft entweder der Eigenbau oder der Zubehörmarkt. Zufällig bin ich über einen Artikel auf Hyperscale auf ein in 3D-Drucktechnik hergestelltes Set aufmerksam geworden, welches zwar für Italerie gedacht ist, sich aber mit kleinen Modifikationen für GM verwenden lässt.

Begeistern kann die Detaillierung des ganzen Bausatzes, insbesondere des Motorraums, sowie die durchdachte Konstruktion und Aufteilung der Bauteile in diesem Bereich. Ich mag diese so markante Silhouette dieses Klassikers von Sikorsky. Ich mag aber auch Sternmotoren und deren Motorräume, besonders wenn sie so gut umgesetzt wurden wie beim HSS-1!

Diese vorgenannte „Gleichung“ glich der sprichwörtlichen Quadratur des Kreises und deshalb habe ich sie „ergänzt“. Diese Ergänzung namens „bewegliche Scharniere“ hilft einerseits die Silhouette zu erhalten und bietet die Möglichkeit, in den Motorraum hineinzuschauen.

Da wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Dieser Redensart entsprechend zählen leider einige Fehler zu den „Schattenseiten“ des Bausatzes. Kurz nach dem Erscheinen hat Frank Richter den Bausatz auf MV vorgestellt und einige Fehler entdeckt: so sind z. B. die Hauptrotorblätter um fast 1 cm zu kurz, das Layout der Lüftungsschlitze hinter dem Getriebe stimmt nicht ganz und die Kabinenfenster haben eine falsche Form (sollten um 90° gedreht werden). Auch die Art der Anbringung der Schiebefenster der Pilotenkabine scheint nicht ganz richtig zu sein. Die ersten beiden Fehler halte ich mit einem vertretbaren Aufwand für korrigierbar, die letzten beiden hingegen für kaum korrigierbar.

Ungeachtet der zu kurzen Hauptrotorblätter wirkt der Hubi dennoch in sich stimmig: die Blattspitzen enden dort, wo sie enden sollten, nämlich kurz vor der Heckflosse. Wie ist das nur möglich? Die Antwort ist einfach und ein wenig ernüchternd: der Rumpf ist um fast 2 cm zu kurz!! Davon entfällt das meiste auf den Bereich der Lüftungsschlitze hinter dem Getriebe und erklärt, warum die Anzahl der „Rippen“ nicht stimmt. Es sollten 13 sein, mit einem Abstand zu beiden Enden, es sind aber nur 12 und das auch noch falsch platziert. Die falsche Aufteilung der Trennstege ist ein weiteres Manko. Wie dem auch sei: auch wenn ich diesen Fehler (zu kurzer Rumpf) für nicht korrigierbar halte, sieht das fertige Ergebnis dennoch sehr überzeugend aus. Immerhin habe ich die Motivation, die Aufteilung der Trennstege zu korrigieren.

Die Abziehbilder sind hinsichtlich der großen Elemente OK und ermöglichen u. A. die Markierung einer sehr attraktiven Maschine mit mittelblauen Akzenten. Die nur sehr spärlich vorhandenen Wartungshinweise sind verwaschen, mehr als unleserliche Striche dargestellt und nicht zu gebrauchen. Verwendet habe ich nur die großen Elemente, welche sich als sehr gutmütig erwiesen haben. Unter Zuhilfenahme von Gunze Sangyos Marksetter haben sich die Elemente perfekt der Oberfläche angepasst. Die Wartungshinweise wurden nach Originalfotos in der Grabbelkiste zusammengesucht.

Fazit

m. E. ist Galerie Models (Produktserie von MRC) mit dem Seabat ein großer Wurf gelungen.

Bernhard Schrock