25.11.1944 - 70 Jahre Ormoc Bay, Konvoi TA-5 und die Yasoshima
Am 23. November 1944 liefen drei japanische Landungsschiffe und ein U-Jäger von Manila in Richtung Ormoc Bay, wo sich der Haupthafen der Insel Leyte befindet, aus (siehe Jahrestage auf Modellmarine). An Bord befanden sich Munition und Truppen – dringend benötigte Verstärkung für die japanischen Soldaten auf Leyte, die durch die umfangreichen alliierten Landungen seit Oktober (siehe hier) stark unter Druck standen. Die vier Schiffe bildeten die erste Gruppe von Konvoi TA-5.
TA-5 war, wie der Name schon erahnen lässt, der fünfte Konvoi seiner Art in Richtung Leyte. Seit dem 23. Oktober 1944 hatten die Japaner versucht, mit Verstärkungskonvois unterschiedlicher Größe und Zusammenstellung bis nach Ormoc Bay, auf der Südwestseite von Leyte, durchzubrechen. Die Ergebnisse waren wenig zufriedenstellend; vielen Schiffen von TA-1, -2, und -4 gelang es zwar, bis an ihr Ziel zu kommen und ihre Ladung sicher an Land zu bringen, eine große Anzahl der japanischen Transporter und ihrer Eskorten wurde allerdings auf dem Rückmarsch von den flächendeckend operierenden US-Trägerflugzeugen vernichtet – TA-3 war ein totaler Misserfolg, da der gesamte Konvoi mit Ausnahme eines einzigen Zerstörers vor Erfüllung des Missionsziels vernichtet wurde. Nach umfangreichen alliierten Luftangriffen auf Manila Bay am 13. November, denen der Kreuzer Kiso, drei Zerstörer und sieben Frachter zum Opfer fielen, wurden die TA-Konvois vorerst eingestellt und alle in der Gegend operierenden Kriegsschiffe nach Brunei abgezogen. Auf Leyte verbuchten amerikanische Truppen in der Folge stetige Landgewinne gegen die ausgezehrten Japaner, und so wurden die Nachschub-Konvois nach einer knapp zweiwöchigen Unterbrechung wieder aufgenommen. Allerdings standen nach dem Abzug der größeren Einheiten nur noch die Geleitzerstörer Take und Kuwa sowie kleinere Hilfsschiffe als Eskorten für die Truppen- und Nachschubtransporte zur Verfügung.
Die erste Gruppe von TA-5 überstand die Nacht auf See und versteckte sich bei Tagesanbruch des 24. November bei Masbate, etwa auf halber Strecke zum Ziel, wurde aber kurz nach Mittag von einer Gruppe P-40 der US Airforce entdeckt und angegriffen. Die drei Landungsschiffe T111, T141 und T160 wurden auf den Strand gesetzt, aber von den Fliegern in Brand geschossen, sodass die geladene Munition explodierte und die Schiffe zerstörte. Einzig der U-Jäger Ch-46 überstand den Angriff und fuhr, nach der Aufnahme von Überlebenden, zurück in Richtung Norden.
An diesem verhängnisvollen 24. November 1944 startete auch die zweite Gruppe von TA-5 mit den schnellen Transportern T6, T9 und T10 sowie dem Geleitzerstörer Take von Manila nach Ormoc Bay. Auch sie wurde am folgenden Tag von Flugzeugen der US-Taskforces TF38.1 und TF38.2 aufgespürt, bevor sie ihr Ziel erreichen konnte. T6 und T10 wurden versenkt und T9 beschädigt – Take und der angeschlagene Transporter traten daraufhin die Flucht an und schafften es zurück nach Manila. Weniger Glück hatte der U-Jäger Ch-46, der die Attacken des Vortags überstanden hatte und sich noch auf dem Rückmarsch befand. Er wurde im Verlauf der Gefechte entdeckt und ebenfalls versenkt.
Im Norden, westlich von Luzon, spielte sich ein ähnliches Szenario ab. Das Flaggschiff der japanischen Transport-Einheit Yasoshima war zusammen mit den drei Landungsschiffen T113, T142 und T161 aus Manila ausgelaufen und in nördlicher Richtung unterwegs. Flugzeuge der TF38.3 entdeckten den Konvoi heute vor 70 Jahren, am 25. November, südwestlich von Santa Cruz, Luzon, und stürzten sich darauf. Alle drei Landungsschiffe wurden schwer getroffen und versenkt. Auch die Yasoshima wurde vom Torpedo einer Grumman TBF Avenger am Heck erwischt und sank. Von den über 350 Besatzungsmitgliedern überlebten nur etwa Hundert den Untergang.
Bis zum 11. Dezember 1944 machten sich noch vier weitere TA-Konvois (6 bis 9) in Richtung Ormoc Bay auf und landeten unter schweren Verlusten Truppen und Nachschub an. Die Soldaten, insgesamt hatten es etwa 45.000 Mann bis Ormoc geschafft, konnten gegen den amerikanischen Vormarsch auf Leyte allerdings nichts mehr ausrichten – die Stadt Ormoc fiel am 12. Dezember, nur einen Tag nachdem der letzte Konvoi TA-9 japanische Marines und Amphibienpanzer erfolgreich angelandet hatte. Insgesamt kosteten die TA-Operationen das Kaiserreich 16 Frachtschiffe (73.651 t insgesamt), einen Leichten Kreuzer, acht Zerstörer, zwölf Transporter und Landungsschiffe sowie drei kleinere Einheiten.
Die Originale
Kreuzer 2. Klasse Yasoshima (Ex-Ping Hai); 110,0m / 2.500t / 22kn
Der Leichte Kreuzer Ping Hai, ein japanischer Entwurf, wurde bereits 1931 bei der Kiangnan Dock Co. in Shanghai für die chinesische Marine auf Kiel gelegt, aber nach Verzögerungen und Baustopps (v.a. durch chinesisch-japanische Spannungen nach dem Mukden-Zwischenfall) erst am 18. Juni 1936 in Dienst gestellt. Das Schwesterschiff Ning Hai war bereits 1930-32 bei der japanischen Werft Harima Zosensho K.K. für die Chinesen gebaut worden. Die beiden Schiffe waren die größten Kriegsschiffe in der chinesischen Flotte. Ning Hai verfügte sogar über einen Hangar für Wasserflugzeuge – eines der Features, das beim Bau der Ping Hai nach den Erkenntnissen aus dem Tomozuru-Zwischenfall 1934 eingespart wurde.
Beide Kreuzer wurden im August 1937 zur Verteidigung von Nanking beordert und fuhren auf dem Yangtse nach Kion. Dort wurden sie am 23. (Ping Hai) und 25. September (Ning Hai) von japanischen Marinefliegern der Kaga durch viele Treffer mit kleineren Bomben versenkt. Da beide Schiffe in flachem Wasser zu liegen kamen, wurden die Wracks in der Folge von den Japanern erobert, gehoben und nach Sasebo respektive Harima überführt. Dort wurden sie repariert und als Schulschiffe in Dienst gestellt, aber wegen des geringen Nutzens, den die Japaner in den nur bedingt hochseetauglichen Kreuzern sahen, als Wohnschiffe verwendet. Im Herbst 1943 beschloss die IJN dann wegen der sich verschlechternden Lage Japans, beide Schiffe für Eskort- und Versorgungsdienste umzurüsten und der ehemalige Kreuzer Ping Hai diente, nach umfangreichen Umbauarbeiten in Kure, ab dem 10. Juni 1944 als Geleitschiff Yasoshima (auch Yasojima geschrieben). Da die beiden Schiffe für Geleitschiff verhältnismäßig groß waren, sollten sie gleichzeitig als Tender für Wasserflugzeug-Basen fungieren. Zu diesem Zweck waren sie mit einem Kran, Laderäumen für Bomben und Ersatzteile sowie eigenen Lastwagen und Landungsbooten ausgerüstet. Die Bewaffnung bestand zunächst aus zwei 12 cm-Kanonen, fünf 25 mm-Drillings-Flak und Wasserbomben – zudem verfügten sie über Radar und Sonar. Im August 1944 erhielt die Yasoshima zusätzlich vier 25 mm-Zwillings-Flak und eine Vielzahl von 25 mm- und 13 mm-Einzelgeschützen.
Am 25. September 1944 wurde das Schiff als Kreuzer 2. Klasse reklassifiziert und Flaggschiff des neu ins Leben gerufenen TransRon1 (1. Transport Squadron, KAdm. Soji Akira), dem zu diesem Zeitpunkt drei schnelle Angriffstransporter der T1-Klasse und sechs Landungsschiffe der T101/103-Klasse zugeteilt waren. Außerdem erhielt die Yasoshima in Sasebo im Hinblick auf ihre neue Rolle als Flaggschiff zusätzliche Kommunikationseinrichtungen. Nach Abschluss der Umbauten machte sie sich am 15. November auf den Weg in Richtung Philippinen, wo sie zehn Tage später versenkt wurde.
Landungsschiffe SBT-Klasse (T103); 80,5m Lüa / 950t / 14kn
Die über 60 Landungsschiffe der SBT-Klasse sind eine Weiter- bzw. Parallelentwicklung der sechs Einheiten umfassenden SBD-Klasse (T101), die seit dem Frühjahr 1944 bei der japanischen Marine im Einsatz waren. Während letztere mit Dieselmotoren (SB Diesel) bestückt waren, wurden bei der T103-Klasse Dampfturbinen (SB Turbine) verbaut. Die fertigen Schiffe wurden zwischen der Marine und der Armee aufgeteilt, wobei die Armee einen Teil dieser Einheiten wieder an die Marine retournierte – wohl weil sie mit dem Handling der Schiffe nicht zufrieden war. Die überlebenden Einheiten wurden nach Kriegsende intensiv im Repatriationsdienst eingesetzt und bis auf wenige Ausnahmen gegen Ende der 40er Jahre abgewrackt. T137 und T172 dienten noch einige Jahre bei der russischen und chinesischen Marine als DT-55 respektive Lu Shan.
Die Landungsschiffe, die auf deutschen Entwürfen basieren sollen, verfügten über eine Bugrampe zur direkten Anlandung von Fahrzeugen und Truppen, die auf zwei Decks transportiert wurden. Sie hatten eine Nutzlast von ca. 220 Tonnen und boten Platz für bis zu 14 leichte Panzer.
Die drei gezeigten Einheiten waren bei ihrem Untergang quasi brandneu – allesamt erst im Sommer 1944 auf Kiel gelegt und kurz vor der Einteilung zu ihrer letzten Mission fertig gestellt:
- T113: Osaka Zosen, Oktober 1944
- T142: Kawanami Kogyo, November 1944
- T161: Hitachi Mukajima, Oktober 1944
Die Modelle:
Yasoshima
Das Modell der Yasoshima – der Bausatz ist von Koubou Hiryuu (A31) – hat schon einige Jahre oder eher Jahrzehnte auf dem Buckel, was man ihm auch anmerkt. Wie bei vielen Bausätzen dieses kleinen japanischen Herstellers erfordern die Teile einiges an Nacharbeit, was die Sache für einen OOB-Bauer wie mich nicht leicht macht.
In den Jahren seit Erscheinen dieses Bausatzes sind Historiker zu neuen Erkenntnisse über die ehemals chinesischen Kreuzer gekommen und die Annahmen zu Aussehen und Ausrüstung der Schiffe wurde nicht unerheblich revidiert. Im Jahr 2013 brachte Koubou-Hiryuu daraufhin einen korrigierten Bausatz heraus, in dem das „neue Design“ umgesetzt wurde. Das von mir gebaute Modell beruht wahrscheinlich auf der Skizze in Warships of the Imperial Navy 1869-1945 (Jentschura/Jung/Mickel, 1977, Seite 113), wo sogar noch Torpedorohre als Teil der Bewaffnung angegeben sind.
Der neue Bausatz richtet sich nach den Zeichnungen in Japanese cruisers of the Pacific war (Lacroix/Wells, 1997 , Seite 692) und entspricht viel mehr der Optik japanischer Eskorten. Außerdem sind hier die Daihatsu-Landungsboote und Lastwagen vorgesehen, die auf Deck mitgeführt wurden. Einen Bildbeweis für das genaue Aussehen des Schiffes sucht man aber nach wie vor vergeblich – eine amerikanische Serie undeutlicher Fotos des sinkenden Ex-Kreuzers, die ebenfalls im genannten Buch auf Seite 694 abgedruckt ist, gibt hier leider wenig Aufschluss.
Mein Exemplar der „neuen“ Yasoshima, das ich eigentlich noch für diesen Artikel fertigstellen wollte um die Bausätze gegenüber stellen zu können, hat leider einen fiesen „Bananen-Rumpf“ – daher habe ich einen Vergleich der beiden Bausatz-Anleitungen beigefügt. Die Unterschiede in Auf- und Seitenansicht sind offensichtlich.
SBT-Klasse
Die drei Landungsschiffe habe ich durch Abgießen einer modifizierten T101-Klasse von Tamiya (WLS 501) selber hergestellt. Da ich erst wenig Erfahrung mit Resin-Abgüssen habe, mögen die Schiffe ein wenig grob anmuten – ich bin damit für den Anfang ganz zufrieden.
Das Tamiya-Modell aus den späten 70er-Jahren ist zwar mittlerweile schon als PE-Komplettmodell von Rainbow erhältlich oder kann mit Ätzteilen anderer Hersteller aufgewertet werden, bietet für den Umbau auf die T103-Klasse aber immer noch eine gute Basis. Hierfür muss vorne an der Backbordseite eine Plattform für 25 mm-Flak angebracht und die Anbauten an Steuerbord leicht modifiziert werden. Außerdem wird der sechseckige Schornstein durch einen höheren, runden Schornstein (ähnlich unterschiedlich wie bei den C- und D-Eskorten) ersetzt. Dieser sitzt bei der T103-Klasse näher an der Brücke, sodass dahinter eine Plattform für weitere 25 mm-Einzelflak angebracht werden kann. Die später in Dienst gestellten Schiffe besaßen zusätzliche Flugabwehrkanonen – hauptsächlich 25 mm Einzelgeschütze, die über das ganze Deck verteilt waren. Bei vielen Schiffen wurden diese noch durch Zwillings- und/oder Drillingsflak (vor der Brücke bzw. hinter dem 8 cm-Geschütz) und Wasserbomben ergänzt. Detaillierte Angaben zur Zusammenstellung der Bewaffnung lassen sich nur für wenige Schiffe finden – die genaue Ausrüstung bleibt bei vielen Schiffen dieser Klasse Spekulation.
Hendrik