28.07.1945 - 75 Jahre Angriffe auf Kure

 

Heute vor 75 Jahren, am 28. Juli 1945, versenkten Flugzeuge der US Navy das japanische Schlachtschiff Ise im Hafen von Kure (siehe Jahrestage auf Modellmarine).

Das Original

Ise (29.980 t, 208,2 m, 25 kn, 1.360 Mann – Daten bei Indienststellung), Nachfolger der Fuso-Klasse, wurde im Mai 1915 bei Kawasaki in Kobe auf Kiel gelegt und im Dezember 1917 in Dienst gestellt. Mit einer Hauptbewaffnung von sechs 36-cm-Zwillingstürmen war Ise zu diesem Zeitpunkt das kampfstärkste japanische Schlachtschiff. In den 20er- und 30er-Jahren führte sie mehrere Patrouillenfahrten vor der sibirischen und chinesischen Küste durch und wurde mehrfach modifiziert und modernisiert.

Im zweiten Weltkrieg kam Ise nach dem „Doolittle Raid“ bei der Jagd auf die amerikanische Trägerflotte und bei der Schlacht um Midway zum Einsatz, bevor sie von Februar bis August 1943 zum Hybridflugzeugträger umgebaut wurde. Ursprünglich hätte die Ise-Klasse sogar zu vollwertigen Trägern umgebaut werden sollen – diese Idee wurde aber aufgrund des Zeit- und Ressourcenmangels wieder verworfen. So bekam das Schiff anstelle des hintersten Geschützturmpaares einen rund 40 Meter langen Hangar, auf dem ein 70 Meter langes „Flugdeck“ aufgesetzt war. Letzteres war allerdings nicht für Starts und Landungen geeignet, sondern diente nur dazu, die mitgeführten Flugzeuge bereit zu machen und zu den beiden neuen Katapulten an der Hangarvorderkante zu bringen. Insgesamt sollte die umgebaute Ise 22 Sturzkampfbomber (14 Stück E16A und 8 Stück D4Y) tragen können. Flugbenzin, Bomben und Zubehör wurden in den ehemaligen Magazinen der entfernten Geschütztürme untergebracht – um den Gewichtsverlust durch die fehlenden Türme auszugleichen, wurden große Mengen Beton auf dem Achterschiff verteilt. Schwesterschiff Hyuga wurde ebenfalls 1943 zum Hybridträger umgebaut.

Neben der Hauptartillerie wurde auch an der restlichen Bewaffnung einiges verändert: sämtliche 14-cm-Kasemattgeschütze wurden ersatzlos entfernt, die schwere 127-mm-Flak von 8 auf 16 Rohre erhöht und die leichte 25-mm-Flak sogar schrittweise von 20 auf 104 Rohre aufgestockt. Zudem erhielten Ise und Hyuga  Typ 13, Typ 21 und Typ 22 Radar-Sets zur Luft- und Seezielbekämpfung. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden noch sechs Werfer für je 30 ungelenkte Flugabwehrraketen am Heck hinzugefügt.

Ise und ihre Schwester waren bei der Schlacht von Leyte im Oktober 1944 dem nördlichen Trägerverband zugeordnet, überstanden die Schlacht im Gegensatz zu den vier eingesetzten (Lockvogel-)Trägern aber mit nur leichten Beschädigungen. Nach einer kurzen Reparatur und dem Ausbau der Katapulte in Kure fuhren Ise und Hyuga vollbeladen mit Nachschub in Richtung Philippinen, danach über Indochina weiter nach Singapur. Aufgrund der immer aussichtsloseren Lage des Kaiserreichs kehrten die beiden Schiffe Ende Februar 1945 nach Kure zurück – auf der zehntägigen Fahrt entkamen sie über 20 alliierten U-Booten, die sich in Erwartung der Schlachtschiffe entlang der Strecke auf die Lauer gelegt hatten.

Am 1. März 1945 wurde Ise als Schiff der Reserve reklassifiziert und im April weiter zurückgestuft, auf den Status „Reserveschiff 4. Klasse“. Durch den in Japan herrschenden Treibstoffmangel bewegungsunfähig geworden, wurde sie nun als schwimmende Flak-Batterie eingesetzt. Zu diesem Zweck wurde sie zur Insel Onto Seto bei Kure geschleppt, wo sie bis zum Kriegsende bzw. ihrer Versenkung verblieb.

Schon bei den großen Luftangriffen am 24. Juli wurde Ise von 60 amerikanischen Trägermaschinen attackiert und durch mehrere Bombentreffer ernsthaft beschädigt. Kapitän Mutaguchi und über 50 Matrosen fanden bei diesem Angriff den Tod. Ise hatte durch die Treffer viel Wasser aufgenommen, wurde aber innerhalb der nächsten drei Tage wieder leergepumpt und hätte eigentlich im naheliegenden Dock repariert werden sollen. Die alliierten Bombardements des 28. Juli machten diese Pläne zunichte: Nach mindestens 16 weiteren Bombentreffern sank das Schiff im flachen Wasser, wo es zwischen Oktober 1946 und Juli 1947 abgewrackt wurde.

Das Modell

Die Basis für meine Ise bildete der Anfang der 2000er erschienene Wasserlinienbausatz von Hasegawa (WL #119). In puncto Detaillierung kann er zwar nicht mit dem neueren Fujimi-Bausatz (siehe Bausatzbesprechung) mithalten, die Passgenauigkeit und das Gesamterscheinungsbild sind aber völlig in Ordnung – und für ca. 20-25 Euro kann man hier nicht meckern. Zurüstteile wie Holzdecks und Fotoätzteile sind für das Modell auch verfügbar, wurden von mir aber wie immer ignoriert.

Der Hasegawa-Bausatz stellt Ise im Zustand 1944 während der Schlacht von Leyte dar, um das Schiff im Bauzustand 1945 zu bauen, sind aber nur geringfügige Änderungen notwendig. So hatte Ise in den letzten Kriegsmonaten weder Flugzeuge noch Katapulte an Bord – dadurch sollte der Feuerbereich der mittleren Geschütztürme verbessert werden. Außerdem habe ich noch die elf einzelnen 25-mm-Flak, die ab Mitte 1944 auf dem Hangar am Heck platziert waren, ergänzt.

Bei der Bemalung habe ich mich an die vielen Fotos und Zeichnungen im Buch Japanese Hybrid Warships (Hans Lengerer, siehe Buchbesprechung) gehalten – sicherlich die beste Quelle für den finalen Look von Ise und ihrer Schwester Hyuga. Die tatsächlich verwendeten Farben sind auf Schwarz-Weiß-Fotos natürlich schwer zu bestimmen, es soll sich aber um Sand-, Grün- und Braun-Töne gehandelt haben. Modelle, die Ise oder ihre Schwester im finalen Zustand zeigen, sind überraschend selten, das liegt wohl daran, dass das „Versteckspiel“ der letzten japanischen Einheiten vor allem bei Bastlern in Japan als unrühmlich bzw. unehrenhaft angesehen wird.

Quellen

Fazit

Ein guter Bausatz zu einem fairen Preis, auch für Einsteiger geeignet. Die Hybridträger der Japaner sind generell schon echte Hingucker, mit der Tarnung der letzten Kriegswochen sehen die Schiffe nochmal spannender aus.

Hendrik Schütte