23.01.1865 - 150 Jahre Schlacht von Trent's Reach
Heute vor 150 Jahren, am 23. Januar 1865, griffen im Amerikanischen Bürgerkrieg die Südstaaten mit drei Panzerschiffen, fünf Kanonenbooten und drei Torpedobooten die Stellung der Nordstaaten bei Fort Brady am James River an. Ihr Ziel war die Zerstörung der Nachschubbasis City Point, um so die Belagerung von Petersburg durch General Grant zu durchbrechen (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die Nordstaaten konnten diese letzte Aktion der Konföderierten auf dem James River abwehren. Dabei kamen neben einem Panzerschiff und zwei Kanonenbooten auch das Spierentorpedoboot Spuyten Duyvil zum Einsatz.
Spuckender Teufel scheint zwar ein eher ungewöhnlicher, aber dennoch nicht unpassender Name für ein Kriegsschiff zu sein, wenn, ja wenn da nicht das Problem mit der Übersetzung wäre. Nach Meinung von Fachleuten für Linguistik (keine Angst, das ist nicht ansteckend) könnte dieser Name auch als spouting meadows übersetzt werden und das hat dann so gar nichts mit einem Kriegsschiff zu tun. Tatsächlich stammt der Name aus dem Holländischen und egal was immer er denn zu bedeuten hat, das Ding sieht einfach zu wild aus, als das man es nicht bauen möchte.
Das Original
Ursprünglich hätte das Boot den Namen Stromboli tragen sollen, aber aus welchen Grund auch immer wurde das Boot auf den besagten Namen umgetauft. Bei einer Länge von 25,6 m und einer Breite von 6,4 m betrug der Tiefgang zwischen 1,2 bis knapp 3 m. Die Navy der Unionstruppen hatten die Bemühungen der Südstaaten und deren Einsatz von Spierentorpedos wohl aufmerksam beobachtet. Dabei hatte man einige Vorteile dieser neuartigen Waffe bemerkt, aber auch die Nachteile der Waffe selbst als auch der Boote, mit deren Hilfe sie eingesetzt wurden. Hierzu zählte vor allen Dingen die mangelnde Seegängigkeit der diversen Entwürfe. Bei Booten wie der CSS David wurde die niedrige Silhouette dadurch erreicht, dass man zusätzlichen Ballast an Bord nahm und das Boot dadurch tiefer legte. Dieser Ballast konnte zwar theoretisch jederzeit über Bord geworfen werden, geschah dies jedoch bereits vor dem Angriff, war man des Hauptvorteils beraubt. Die Ingenieure der Nordstaaten behoben dies durch den Einsatz von Pumpen, mit deren Hilfe man jederzeit Wasser als Ballast ein- oder abpumpen konnte. Ein weiterer großer Nachteil aller konföderierten Boote war die Tatsache, dass man nach jedem Angriff, egal ob erfolgreich oder nicht, mit dem Boot wieder in den Heimathafen zurücklaufen musste, um einen neuen Torpedo anzubringen, bevor man einen neuerlichen Angriff fahren konnte. Dieses Problem löste man durch eine Art Magazin im Inneren des Bootes sowie einer Flutkammer im Bug, durch die der neue Spier samt Torpedo ausgefahren wurde.
Spuyten Duyvil wurde in den letzten Monaten des Bürgerkrieges auf dem James River eingesetzt und wurde für ihren Einsatz ausdrücklich erwähnt, wenngleich es keine Angaben über Versenkungen gibt. Nach Ende des Krieges wurde das Boot bei den folgenden Aufräumungsarbeiten auf dem James River mit „großem Erfolg“ eingesetzt, was immer das heißen soll, klar ist jedoch, dass die Spuyten Duyvil das mit Abstand modernste und fortschrittlichste Spierentorpedoboot der US Navy darstellte und als solches als der Urahn aller folgenden Torpedoboote gelten darf.
Das Modell
Hier wird es dann doch etwas komplizierter, denn dieser Rumpf ist schon deutlich größer, als dass man ihn mal eben aus Holz schnitzen kann. Also habe ich mich für die traditionelle Spantenbauweise entschieden. Hierzu benötigt man allerdings einen Spantenriss oder eben die notwendige Erfahrung (Mann, bin ich wieder mal gut) und zeichnet sich einen solchen Riss selber. In diesem Fall war das auch halb so wild, der Rumpf ist nicht sonderlich groß oder unförmig. Danach werden die Spanten aus 4 mm Sperrholz hergestellt und mit Längsversteifungen und dem Kiel verleimt. So erhält man ein recht stabiles Skelett, das anschließend verkleidet werden muss.
Für die Verkleidung gibt es mehrere Methoden. Am üblichsten ist wohl die Beplankung mit Balsaholz, am besten in mehreren, dünnen Lagen. Eine andere Möglichkeit ist, die leeren Kammern des Gerippes mit Styroporbrocken aufzufüllen und diese am Rand außen sauber zuzuschneiden - aber das mit dem sauber und Styropor könnt Ihr gleich wieder vergessen, es wird wohl eher eine ziemliche Sauerei und die Styroporteilchen fliegen noch Wochen später durch die Wohnung. Die dritte Methode ist die schnellste aber auch gefährlichste: PU-Schaum. Dieses Zeug sprüht man in die hohlen Kammern ein und wundert sich dann wie das Zeug aufquillt. Nimmt man zuviel davon - und glaub mir, Du nimmst beim ersten Mal viel zu viel! - sprengt es Dir entweder den Rumpf oder viel wahrscheinlicher noch kommt das Zeug aus jeder Ritze, egal wie klein, und quillt immer weiter, ohne sich darum zu kümmern, dass Du schon der Verzweiflung nahe bist. Ich glaubte schon, es kann nicht schlimmer werden, als ausgerechnet da unsere geliebte Miezekatze auf die Idee kommen musste auf meinen Schoß zu springen und ihre täglichen Schmuseeinheiten einzufordern! Es passierte, was passieren musste, mit der einen Hand versuchte ich den Schaum zu bändigen (sinnlos) und mit der anderen die Katze zu vertreiben (nutzlos). Am Ende musste ich die bohrende Fragen meiner Ehefrau beantworten, warum unser Haustiger, immer dicht gefolgt von einer faustgroßen PU-Schaumkugel (die in seinem Schwanz klebte), durch unser Haus tobte. Es dauerte Monate bevor mich das Vieh auch nur wieder eines Blickes würdigte. Also das mit dem Schaum lasst lieber sein, es sei denn Ihr habt keine Katze oder Ehefrau und beides wäre schade. Ich habe dann doch noch lieber eine vierte Methode erfunden und die Kammern stattdessen mit 2K Spachtelmasse aufgefüllt. Jetzt wiegt das Modell eine gefühlte Vierteltonne und ich kann es zur Not auch als Türstopper oder als Totschläger verwenden.
Danach kommt der aufwändigste Teil: die Beplankung des Rumpfes. Hierzu muss man jede einzelne Planke aus Furnier zuschneiden und einzeln verleimen. Das dauert und das nervt, aber nach dem Verschleifen dieser Planken ist das Resultat wirklich sehr schön anzusehen. Als Abschluss, und vor allem bevor man die weiteren Arbeiten angeht, wird der blanke Holzrumpf noch gewachst und gebürstet. Dadurch schützt man ihn vor Staub und Schmutz.
Anschließend habe ich das gesamte Oberdeck des Bootes mit 1 mm dicken Bleiplatten beplankt. Mit dem Resultat, dass aus der ¼ Tonne ne knappe halbe wurde. Aber das Oberdeck sieht richtig gut aus, ebenso wie im Original, da waren es bei der Spuyten Duyvil 1 Zoll dicke Eisenplatten (kein Stahl wohlgemerkt). Leichte Beulen und Kratzer sind daher ganz normal und die lassen sich mit dem Blei wunderbar nachahmen. Danach kamen Nieten und zwar richtig viele, das war dann auch meine Freizeitbeschäftigung in den folgenden Tagen.
Die paar Aufbauten sind wohl kaum erwähnenswert, der Schornstein wurde aus Bleiblech gewickelt, ebenso der Lüfter sowie die eigentümliche Brücke. Die beiden Einstiegsluken mit ihrer Holzumrandung habe ich aus Furnierstreifen hergestellt. Einige Deckel mit Handrad, ein paar Beschläge, die Spannseile für den Schornstein, eine Reling und die drei kleinen Masten samt Details zu fertigen, dauerte nur wenige Stunden. Zuletzt kamen noch ein Anker samt Kette und eine Flagge sowie der Propeller samt Ruder hinzu. Farbe war nur sehr spärlich notwendig. Die Roststellen wurden mit Hilfe von Pastellkreide simuliert, genauso wie einige Alterungsspuren.
Ein wirklich ungewöhnliches Schiff mit einer interessanten Geschichte und alles im Eigenbau, mehr wünsche ich mir eigentlich nicht.
René Hieronymus