14.03.1988 - 30 Jahre Seegefecht bei den Spratly-Inseln

 

Man hört von Zeit zu Zeit von Streitigkeiten mit Chinas aggressiver Politik um Inseln im südchinesischen Meer. Kaum noch bewusst ist, dass es dort 1988 sogar ein Seegefecht gab. Die Spratly-Inseln sind eine Inselgruppe im Südchinesischen Meer. Sie besteht aus über 100 Riffen und winzigen Inseln. Deren größte hat eine Fläche von knapp einem halben Quadratkilometer. Einige wurden durch Aufschüttungen und Befestigungen vergrößert. Entdeckt wurden die Inseln 1843 von Briten. Es folgte eine Phase der Besitzansprüche durch Briten und Franzosen und einer Besetzung durch Japan im Zweiten Weltkrieg. Mit der Aufgabe des Kolonialismus bis nach dem Vietnamkrieg entstand ein Gemenge von Ansprüchen durch Rechtsnachfolger wie Vietnam, Taiwan, China, Philippinen, Malaysia und Brunei. Letztlich wird das Interesse durch die geopolitische Lage sowie vermutete Erdöl- und Erdgasvorkommen erklärt. So ergaben sich immer wieder Konflikte, insbesondere zwischen Vietnam und China. Diese gipfelten im Seegefecht beim Johnson South Reef von 14.-16. März 1988 (siehe Jahrestage auf Modellmarine).

Da es keine unabhängigen Beobachter gab, sind nur die kontroversen Darstellungen der Konfliktparteien verfügbar. Man kann aber festhalten, dass China und Vietnam zu dieser Zeit einen Wettlauf um die Besetzung vorherig von Niemandem kontrollierter Riffe vollführten. Dabei kam es zur zeitgleichen Anlandung auf drei Riffen. Die Vietnamesen hatten Unterstützung durch das Landungsschiff HQ-505 (ex Quy Nhon HQ-504 ex USS Bulloch County LST-509 der LST-491-Klasse) und die bewaffneten Transporter HQ-604 und HQ-605. China hatte bis zu drei Fregatten im Einsatz, die 502 Nanchong (南充, Jiangnan-Klasse/Typ 065), 556 Xiangtan (湘潭, Jianghu II-Klasse/Typ 053H1) und die 531 Yingtan (鹰潭, Jiangdong-Klasse/Typ 053K). Die vietnamesischen Schiffe wurden alle versenkt (HQ-604 durch Nanchong; HQ-605 durch Xiangtan, HQ-505 durch alle drei gemeinsam). Seither kam es zwischen den beiden Staaten zu keinen weiteren Auseinandersetzungen um Inseln, die jeweils eine Seite de-facto kontrollierte. Allerdings vollzieht China gerade auch in letzter Zeit eine massive Ausbaupolitik zu militärischen Stützpunkten, es kam sogar zu Kriegsdrohungen gegenüber den USA, als US-Schiffe die Gewässer kreuzten.

Die Nanchong - das Original

Von der sowjetischen Geleitzerstörer-Klasse Project 50, in der NATO als Riga-Klasse bezeichnet, erhielt China ab 1958 vier Kits, die in China unter Lizenz zusammengebaut wurden. Leicht modifiziert wurden diese Schiffe als Fregatten 6601 Chengdu-Klasse bezeichnet. Bis Ende der 60er wurden die Pläne reverse-engineered und weiter entwickelt zur 065 Jiangnan-Klasse, der ersten chinesischen Kriegsschiffklasse seit 1945. Neuanordnung der Bewaffnung und weitere Änderungen führten zu einem anderen Aussehen. Fünf Einheiten wurden gebaut, alle dienten in der südchinesischen See.

Die Verdrängung war 1350 t Standard, 1600 t voll, Länge 90,9 m, Antrieb 2x 6600 PS, Geschwindigkeit 21,5 kn. Bewaffnung 3x 100 mm Type 61 Geschütze, 4x 37 mm Zwillings-Flak, 2x 14,5 mm Zwillings-Flak, Wabo, Minen.

(techn. Daten von Doggy Industries, nach anderen Quellen wie Navypedia bis 20000 PS, 29 kn).

Die 502 Nanchong (南充) hatte Baubeginn 1966 in Shanghai, ging 1969 in Dienst, versenkte 1988 im oben beschriebenen Seegefecht die vietnamesische HQ-604 und beteiligte sich an der Zerstörung der HQ-505, hatte ansonsten ein ereignisloses Dasein, wurde 1995 aufgelegt und dient seither als Museumsschiff.

Das Modell

Doggy Industries ist ein chinesischer Kleinserienhersteller mit einem Schwerpunkt auf 1/700 Raritäten, die andere Hersteller nicht bedienen. Dies reicht von frühen französischen Ironclads über kuk Torpedoboote bis zu chinesische Fregatten wie der Nanchong. Einzige Bezugsquelle ist der Hersteller selbst unter dem Shopnamen byl.yu8 im US-Ebay.

Der Bausatz umfasst wenige Resinteile und umfangreiche Ätzteile zum Bau eines 1/700 Wasserlinienmodells der Jiangnan-Klasse mit Alternativteilen für die verschiedenen Schiffe.

Der Rumpf und ein Teil der Aufbauten liegen in Resin vor. Die Teile sind sehr sauber gegossen, verzugsfrei und schön detailliert.

Besonders positiv hervorzuheben ist, dass einige Teile wie die Geschütze, Teile der Aufbauten oder auch Winden sowohl in Resin als auch als Ätzteil vorliegen. So kann man das anhand der persönlichen Vorlieben bauen. Die Ätzteile sind nochmal etwas detaillierter, die Resinteile stellen Rundungen besser dar. Für die 10 cm Geschütze liegen außerdem gedrehte Metallrohre bei.

Für die Geschütze habe ich mich für Resin mit Metallrohr entschieden und das nicht bereut. Beim vorderen Aufbau zeigen die folgenden Bilder gut den Unterschied. Hier kommt eigentlich nur die Nutzung der Ätzteile in Frage.

Die Abziehbilder sind sauber gedruckt und problemlos zu verarbeiten. Dennoch gehe ich hier immer so vor, dass ich nach der Bemalung mit Future grundiere, was eine sehr glatte Oberfläche schafft. Dann werden die Decals aufgebracht, nach trocknen und mit Future versiegelt. Das stellt auch bei sonst silbernden oder auftragenden Decals einen guten Übergang sicher. Abschließend wird mit Vallejo Satin Varnish eine seidenmatte Gesamtoberfläche geschaffen. Neben den Pennant-Nummern sind vier Flaggen enthalten. So bleibt noch einiges für die Restekiste.

Die Bauanleitung besteht aus einer einzigen Seite. Auf den ersten Blick ausreichend, auch mit ein paar Detailskizzen versehen, lässt sie doch einige Fragen offen. Vor allem sind die Ätzteile teils sehr komplex zu biegen, das wird in der Anleitung nicht ausreichend klar. Fehler sind schnell gemacht und teils nicht mehr zu beheben. Hier würde ich mir eine Anleitung in mehreren Schritten wünschen.

Ein weiteres Manko der Ätzteile ist die viel zu kleine kaum erkennbare Nummerierung der Teile. Ich grundiere immer erst den gesamten Bogen, das war hier ein Fehler. Selbst mit der Lupe ließen sich die Nummern nicht mehr erkennen. Positiv hervorzuheben sind die Relings. Diese besitzen den Bodenlauf und lassen sich daher gut befestigen. Leider ist die Länge nicht ganz ausreichend. Man braucht noch knapp 2 cm passendes Material. Die Relings von Saemann haben hier gut dazu gepasst. Auch die Masten machen einen super Eindruck – sie sind sehr fein und dennoch stabil.

Ansonsten ging der Bau gut vonstatten. Gespritzt wurde das Modell mit Revell Aquacolor. Das Deck ist Panzergrau, der Rest hellgrau. Zur Alterung und Verwitterung zerreibe ich Pastellkreide auf Sandpapier und reibe das Pulver mit einem kurz geschnittenen Pinsel auf. Abschließend wird alles mit Vallejo Satin Varnish übernebelt.

Abschließend noch zum Größenvergleich eine Aufsicht und neben einem insgesamt gut gleichgroßen Hunt-Geleitzerstörer und der aus der gleichen Ära stammenden deutschen Fregatte Augsburg.

Das Fazit

Der Bau hat großen Spaß gemacht, ich werde unbedingt auch weitere Modelle von Doggy angehen - die Yingtan liegt schon bereit, die auch am Gefecht bei den Spratly-Inseln teilnahm. Man muss aber auch viel Geduld mitbringen und es sollte schon mehr Erfahrung mit Ätzteilen mitbringen, als es bei mir der Fall war.

Jürgen Klüser
www.klueser.eu