30.01.1895 - 125 Jahre Schlacht von Weihaiwei

 

Heute vor 125 Jahren, am 30. Januar 1895, begann die japanische Armee den Sturm auf den chinesischen Marinestützpunkt Weihaiwei (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die chinesische Nordmeerflotte (Beiyang-Flotte) hatte sich nach der Niederlage am Yalu im September 1894 erst nach Dalian (Port Arthur) und schließlich nach Weihaiwei (heute Weihai) zurückgezogen. Die japanische Armee landete am 20. Januar 1895, nach einem Ablenkungsangriff der japanischen Marine weiter westlich, überraschend in der Rongcheng Bucht östlich von Weihaiwai. Danach blockierte die japanische Flotte den Marinestützpunkt, um einen Ausbruch der chinesischen Flotte zu verhindern. Am 30. Januar begann der Angriff der japanischen Armee. Die chinesischen Schiffe wurden dazu verwendet, die vorrückenden japanischen Truppen zu bombardieren, konnten aber nicht verhindern, dass diese eine Reihe von Forts eroberten. Zu den chinesischen Schiffen, die am 30. Januar eingesetzt wurden, gehörte ein besonderer Typ von Kanonenbooten, die sogenannten Rendel-Kanonenboote oder auch "Flat-iron Gunboats" (Bügeleisen-Kanonenboote). Das soll hier zum Anlass genommen werden, diesen Typ vorzustellen.

George Rendel übernahm 1867 die Verantwortung für ein gemeinsames Unternehmen des Waffenherstellers Armstrong und des Schiffsbauers Mitchell. Unter seiner Führung entstand ein Kanonenboot-Design zur Küstenverteidigung. Der Entwurf vereinte eine kompakte Bauweise mit einer großen Vorderlader-Kanone. Diese wurde im Bug eingebaut, gezielt wurde mit dem gesamten Bootskörper. Dabei handelte es sich vorwiegend um Boote von etwa 30 m Länge und einer Verdrängung von 250 t. Eine weitere typische Größe waren 450 t, aber selbst Kreuzer wurden schließlich nach dem Grundprinzip schwerer Waffen auf einem leichten Rumpf entworfen, so zum Beispiel die Naniwa (siehe Naniwa auf Modellmarine).

Der Spitzname "Flat-iron Gunboat" rührte vom Aussehen der Bügeleisen der Zeit.

Entworfen in England fand der Typ weltweit große Verbreitung - teils in England gebaut, teils aber auch von lokalen Werften. Einige davon werden im Modell vorgestellt.

China

Zwischen 1875 und 1880 kaufte China in England 13 Rendel-Boote. Die ersten beiden bildeten die Jiansheng-Klasse (250 ts). Die weiteren waren nach Buchstaben des griechischen Alphabets benannt (420-450 ts). Fusheng und Jiansheng gingen 1884 in der Schlacht von Fuzhou im Französisch-Chinesischen-Krieg verloren. Vier Rendels nahmen 1894 an der Schlacht am Yalu gegen die Japaner teil. Alle sechs Boote, die 1895 in der Schlacht von Weihawei kämpften, wurden von den Japanern erobert und anschließend in den Dienst der Kaiserlichen Japanischen Marine gestellt.

Der Bausatz "Fu Sheng, Chen Sheng" von Oceanmoon enthält die zwei kleinen Boote mit wenigen Teilen. Die Takelage und Segeltuchverdecke muss man nach Bildern selbst gestalten. Dargestellt ist der Zustand von 1884 bei der Schlacht von Fuzhou.

Der Bausatz "6 Kanonenboote" von Oceanmoon enthält sechs Boote der Epsilon/Iota-Klasse. Die Boote sind schön detailliert, aber auch hier muss man viel recherchieren. Bei den chinesischen (allerdings auch anderen) Rendel-Booten fällt die ausgeprägte Takelung auf, während die meisten Beschreibungen Rendels als ungetakelt bezeichnen. Es gibt Hinweise, dass die Takelung für die Überführung nach China aufgebaut wurde und dann schlicht dort verblieb. Bilder verschiedener Boote zeigen dabei einige individuelle Unterschiede. Hier dargestellt sind die Epsilon/Cheng Tung 1895 im Zustand von Weihawei und Zeta/Chen Hsi /Chinsei 1896 als japanische Beute.

Argentinien

Argentinien kaufte vier 416 t Rendel-Boote als Pilcomayo/Republica-Klasse, bezeichnet als Bomarderas. In verschiedenen Funktionen wie Wassertanker, Leuchtfeuer, Pontons, U-Bootjäger oder Transporter dienten sie teils noch bis in die 1950er Jahre.

Von Brown Water Navy Miniatures gibt es auf Shapeways 3D-gedruckt die Pilcomayo-Klasse als Vierer-Set unter den Bezeichnungen "1/600 Rendel Gunboats" und "1/1250 Pilcomayo Class Gunboats". Sie lassen sich sicher auch gut für Umbauten zu britischen oder anderen Rendels verwenden.

Deutschland

Die deutschen Panzerkanonenboote der Wespe-Klasse waren mit circa 1100 t und 45 m Länge mit die größten Vertreter des Typs. Sie wurden als Modell bereits vorgestellt: SMS Wespe auf Modellmarine.

Einige der von den Niederlanden und Norwegen gebauten Rendels waren in verschiedenen Funktionen noch beim deutschen Einmarsch 1940 im Dienst. Teils wurden sie in den Kämpfen sogar noch eingesetzt, so zum Beispiel Tyr und Uller. Einige davon wurden von der deutschen Marine anschließend als Wachboote verwendet.

Fazit

Der Bau einiger Variationen dieses besonderen Schiffstyps hat großen Spaß gemacht. Da die Bausätze überzählige Modelle enthalten, bleibt einiges für weitere Umbauten. So werde ich vielleicht im Lauf der Zeit weitere Exemplare erstellen.

Jürgen Klüser
www.klueser.de