Minensucher USS "Defense", Teil 2, Bemalung und Ausrüstung, von Frank Ilse

Nachdem ich vor vier Wochen an dieser Stelle den Rohbau des Minensuchers „USS Defense“ beschrieben habe, folgen nun die abschließenden Bauschritte bis zum fertigen Modell.auk1 Zunächst machte ich mich an die obere Flakplattform, die auf dem Ruderhaus montiert wird. Das von Commander Models gelieferte Resin-Bauteil wurde umgearbeitet. Vor allem der umlaufende Splitterschutz war unbrauchbar. Also – abschneiden und durch einen 0,5 mm starken Styrenestreifen ersetzen. Zum Verkleben verwende ich üblicherweise Sekundenkleber-Gel. Die Reling stammt aus dem Bausatz, sie ist auf der kleinen Fotoätz-Platine, die mitgeliefert wird. Die Deckel der Kisten für die Bereitschaftsmunition sind von der 1:350 GMM-Standardplatine „Türen und Luken“.auk2Ein Kapitel für sich ist der Mast des kleinen Schiffs. Der Bausatz enthält einen Mast aus Gießharz sowie – ebenfalls aus Resin – den sehr prominenten Bootskran, der wohl auch zum Aussetzen des Minensuchgeschirrs an Backbordseite Verwendung fand. Da der Mast keinerlei Verwindungen hatte und auch sonst einen guten Eindruck machte, habe ich ihn verwendet, ebenso den Kranausleger. Die im Bausatz vorhandene Scheinwerferplattform ersetzte ich durch ein Stück Styrene, eine fotogeätzte Leiter sowie das passende Radargerät für die Mastspitze fanden sich in der Grabbelkiste. Fertig war der Mast, der auch gleich auf dem Boot montierte wurde. Eine fatale Entscheidung, wie sich noch zeigen sollte...auk3Doch zunächst ging es an die Bemalung. Es gibt Fotos von der "Defense" in den Tarnschemen Measure 21 und Measure 22. Measure 21 ist Navy Blue über alle vetikalen Flächen und Deck Blue auf den horizontalen Flächen. Das Foto datiert auf das Frühjahr 1944. Die Fotos in Measure 22 – Haze Grey über Navy Blue – sind undatiert, aber mutmaßlich später aufgenommen, etwa zur Zeit der Okinawa-Operationen. Die modernere Radaranlage weist darauf hin. Das ist die Zeit, in der Dirk Mennigke und ich unser Diorama ansiedeln, also mein gesuchtes Tarnschema. Zunächst wurde das Modell mittelgrau grundiert. Es zeigte sich, dass keine Nacharbeiten erforderlich waren. Also wurde zunächst der Rumpf in Navy Blue gespritzt. Ich verwendete Dark Sea Blue von Modelmaster, das durch Light Ghost Grey aufgehellt wurde. Den Haze Grey Ton mischte ich aus Anteilen von Dark- und Light Ghost Grey, etwa zu gleichen Teilen. Der Mast wurde komplett in Light Ghost Grey gespritzt.
Die Decks wurden in Gunship Grey mit dem Pinsel bemalt. Details wie Poller, Flak-Bewaffnung, Geschütze und Scherkörper bemalte ich in Light Ghost Grey.
auk4Anschließend rüstete ich das Schiffchen weiter aus. Am Heck entstanden die beiden Kräne zum Aussetzen der Scherkörper beim Minensuchen. Das Beiboot stammt aus dem Tamiya-Fletcher-Bausatz. Ich ergänzte es um eine Schraube, die ich aus einem fotogeätzten 1:700 Dreiblattpropeller für eine Corsair zurechtschnippelte und ein Ruderblatt aus Papier, das ich zuvor mit Sekundenkleber bestrichen hatte. Dadurch wird das Papier schön hart, wie eine Fotoätzplatine. Die Manntaue stammen aus dem Liberty-Ätzsatz von Toms Modelworks. Die Ausleger für das Boot sind einfache Evergreen-Rundprofile, 0,75mm Stärke.auk5Die vier Schlauchboote stammen ebenfalls aus dem Fletcher Bausatz. Ich bohrte sie in der Mitte auf und klebte die perforierten Bodenplatten aus dem Fletcher-Ätzsatz von Toms an. Anschließend wurden die Schlauchboote montiert und bemalt. Die Haltetaue fertigte ich aus feiner Kupferdraht-Litze.
Als nächster Arbeitsgang wurde der Minensucher gealtert. Dazu verwende ich eine größere Auswahl von Pastellkreiden in unterschiedlichen Grautönen sowie in einem Rostton. Pastellkreide hat den Vorteil, daß sie auf der matten Oberfläche der Modellfarben gut haftet, aber nur dezente Schattierungen hinterläßt. Man kann also unterschiedlich stark altern und aufhellen. Auch der Rostton baut sich sehr dezent auf. An einigen Rumpfstellen habe ich vor dem Auftragen der Rostfarbe mit feinem Sandpapier die darunter liegenden Farbschichten angerauht oder weggeschliffen. Das gibt einen schönen, realistischen Effekt. Nachdem alles gealtert worden war, wollte ich abschließend die Reling auf dem Vordeck anbringen ..... und brach dabei den Mast ab!
auk6Nach einigen vergeblichen Versuchen, das Teil wieder zu montieren, riß ich ihn unter kräftigen Flüchen kurzerhand ab und ersetzte das Resinteil durch Messingprofile. Gut so! Denn jetzt hatte ich einen Mast, der auch die Takelage hält und so leicht nicht mehr bricht. Ehrlich gesagt, hatte ich den Resinmast ursprünglich nur aus Faulheit montiert. Jetzt erledigte ich die Arbeit, die ich mir gleich hätte machen sollen und bekam auch ein Ergebnis, das ich mir gewünscht hatte.auk7Nun konnte auch die Reling montiert werden und die Anker wurden in ihre Klüsen gesetzt. Es handelt sich um Anker aus dem 1:700 GMM –Satz. Die Anker für meinen Minensucher sind dort für Schlachtschiffe vorgesehen. Aus dem Satz stammt auch die Ankerkette. Die Bugnnummern wurden als Abziehbilder aufgebracht und abschließend erhielt das ganze Schiff noch eine Schicht Mattlack. Ich schwöre dabei auf Matte varnish von WEM. Der Lack sorgt für absolut gleichmäßige Farbtöne, gleich ob vorher mit dem Pinsel oder der Airbrush lackiert wurde, und versiegelt die Pastellkreide.
Die Figuren an Deck stammen vom Preiser. Ich habe 30 Mann an Deck. Sie wurden in Khaki – Offiziere und Chief Petty Officers – sowie in Mittelblau mit dunkelblauen Hosen – Mannschaften – bemalt. Getakelt wurde mit einer dünnen Angelschnur, die Flagge ist ein Abziehbild, das ich über ein Stückchen Haushalts-Alufolie geklebt habe.
Alles in allem dauerte der Bau der „Defense“ rund sechs Wochen. Der Bausatz bietet dabei lediglich eine Basis. Doch dieses Phänomen kennen ja viele Flugzeugbauer von Vacu-Modellen auch. Das Ergebnis ist ein außergewöhnliches Schiffchen, abseits des Glamours von Flugzeugträgern und schnellen Kreuzern. Und vielleicht gerade deshalb interessant.
Frank Ilse
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