Im Zuge unserer Recherche für ein Landungsdiorama im Maßstab 1:350 stellten Dirk Mennigke und ich schnell fest, dass lediglich unsere beiden Liberty-Schiffe – Kern der Szene – auf dem allgemeinen Modellmarkt zu bekommen sind. Für die Flotte der Landungsfahrzeuge müssen wir auf Kleinserienhersteller zurückgreifen – und selber ran. Von Commander Models erstanden wir ein Landing Ship Medium (LSM) sowie den Minensucher der Raven/Auk-Klasse, dessen Bau hier auf modellmarine bereits beschrieben wurde. Der französische Hersteller L’Arsenal versorgte uns mit LCVP-Landungsbooten. Und GHQ, ein Spezialversand für die Wargamer, steuerte Fahrzeuge bei. Dennoch blieb eine Lücke. Die Hauptarbeit bei der Versorgung der Truppen mit Nachschub im Küstenbereich der Inseln des Pazifiks leisteten die Landing Craft Tank (LCT). Flache, prahmartige Schiffe, die sowohl Panzer als auch jede Menge Fahrzeuge sowie Kisten und Fässer transportieren konnten. Im Grunde große Schuhkartons mit einem Steuerstand am Heck. Loose Cannon bietet sie an, aber nur im Maßstab 1:700. Also gingen wir an den Eigenbau.
Da in den USA so ziemlich jede Veteranengruppe ihre eigene Homepage hat, brauchten wir nicht lange zu suchen, um die der ehemaligen Landungsbootfahrer zu finden. Dort entdeckte ich auch eine detaillierte Risszeichnung, die neben den Abmessungen als Grundlage für den Bau diente. Die Originalabmessungen finden sich auf Navsource, wo auch jede Menge Fotomaterial zur Verfügung steht.
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Da wir drei LCT bei unserer Szene verwenden, brauchten wir zunächst einen Masterbau, von dem dann die Gussform für die jeweiligen Boote abgenommen werden sollte. Ich baute den Master aus unterschiedlichen Styrene-Platten und –Profilen. Als Grundplatte diente eine Platte von 2mm Stärke. Darauf setzte ich zunächst den Heckkasten und die beiden Seitenwände. Den Bug baute ich in Schichtbauweise aus 2mm-Profilen auf. Nachdem alles durchgetrocknet war, wurde der Bug in Form geschliffen. Aus 0,5mm starker Platte schnitt ich die seitlichen Verstrebungen der Wände. Schotten, Luken, Rettungsringe und Feuerlöschstationen sind aus den Standard-Fotoätzsätzen von GMM und Tom’s. Nach zwei Wochenenden war das Mastermodell so weit, um abgegossen zu werden. Also – ab in den Umschlag und zu Dirk nach Hannover geschickt. Dort ging es nun weiter. Dirk schildert, wie.lb2
Die Firma Bakuplast führt alle dafür benötigten Materialen in ihrem Sortiment, dazu gehört Formensilikon des Typs 375-3 und das PU Gießharzsystem 235. Hierbei handelt es sich um ein langsam aushärtendes Harz. Als Formenkasten verwendete ich zum Schrecken meiner Frau eine Tupperdose. Keine Panik - das Formensilikon löst sich ohne Probleme oder mechanische Hilfsmittel aus der Dose. Der anschließende Formenbau stellte keine Schwierigkeiten dar. Im ersten Schritt wird das Mastermodell in eine Knetmasse auf dem Dosenboden gedrückt. Danach wird das Formensilikon über Master und Knetmasse gegossen. Ganz langsam, um die Entstehung unnötiger Luftblasen zu vermeiden. Danach klebte ich die Form mit doppelseitigem Klebeband auf einen Schwingschleifer um auch die letzten Luftblasen zu verdrängen. Nach dem Aushärten der ersten Formenhälfte wird diese aus der Tupperdose entfernt, ohne das Mastermodell aus der Silkonfläche zu entfernen, lediglich die Knetmasse wird vorsichtig entfernt. Im nächsten Schritt wird die erste Hälfte der Silikonform mit einem Trennmittel behandelt, um ein Verkleben mit der zweiten Hälfte zu vermeiden, die nun gegossen wird.
Nach dem Durchhärten ließ sich das Mastermodell sehr gut aus der zweiteiligen Form entfernen.
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Die vom Hersteller angegebenen Mischungsverhältnisse müssen unbedingt beachtet und auf ein Gramm genau ausgewogen werden. Aufgrund der Tatsache, dass ich ein langsam härtendes Harz verwende, ließ ich nach dem Vermischen die Masse noch 5 Minuten in seinem Mischglas stehen, damit sich die Luftblasen vom Boden lösen. Danach füllte ich das Resin unter ständiger Bewegung in die Form ein. So weit so gut. Nach der Aushärtung und anschließender Ausformung zeigten sich jedoch einige Unzulänglichkeiten an der Oberfläche des Modells. In den extrem dünnen Seitenteilen, sowie den Rippen entstanden kleine Luftblasen die auch durch Rütteln auf dem Schwingschleifer nicht aus der Form zu verdrängen waren. In diesem Fall, oder bei Formen mit extremen Hinterschneidungen, hilft nur noch ein Vakuumkasten.
Ich machte fünf Abgüsse, die dann wieder den Weg per Post nach Hamburg zu Frank nahmen.
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Bei mir wieder angekommen, wurden zwei Abgüsse aussortiert. Sie hatten sich beim Aushärten des Resins verzogen und werden später mal für Farb-Testzwecke o. ä. verwendet oder als künstliches Riff vor der kalifornischen Küste versenkt. Bei den anderen drei Abgüssen fräste ich mit Hilfe der Dremel zunächst die Gusskanäle am Boden weg. Anschließend spachtelte ich Luftlöcher im Bug- und Heckbereich der Boote. Luftlöcher waren auch in den feinen Stützen der Seitenteile. Zunächst versuchte ich, sie ebenfalls zu verspachteln, doch das funktionierte nicht. Also knackte ich wie weg und schliff die Außenwände der Seitenteile plan. Zusätzlich klebte ich 0,5mm Styrene-Platte und baute die Stützen komplett neu auf.
Das Ruderhäuschen entstand nach bewährter Methode aus passend geschnittener 1,0mm Platte, umrandet von einem kleinen Schanzkleid aus 0,5mm Plattenstärke.
Anschließend entstanden die Beschläge an Deck. Für die Poller klebe ich zunächst immer ein Stückchen 0,5mm Platte auf, in die dann zwei Bohrungen Stärke 0,5mm für die eigentlichen Poller gesetzt werden. Anschließend werden Stifte aus Styrene-Rundstab der passenden Größe eingesetzt, verleimt, gekürzt und kurz verschliffen. Die Ankerwinde und die größere Winde an Deck baute ich ebenfalls aus passenden Profilstückchen und Rundstäben. Die Reling und Niedergänge stammen aus der Grabbelkiste. Der Mast ist ein Messingstab, Stärke 0,75mm und die Saling ist aus 0,3mm Stahldraht. Getakelt wurde mit sehr dünner Angelschnur.
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Bei der Farbgebung standen wir vor der grundsätzlichen Frage: Grau oder Grün. Eine Nachfrage bei „Don Color“ Jens Popp (danke Jens) bestätigte unsere Vermutung: Beides ist möglich. Und so machte ich es dann auch: ein LCT in Grautönen, die beiden anderen in Grüntönen. Für das graue Boot verwendete ich Modelmaster Medium Gray, mit einigen Anteilen Sea Blue. Die grünen Boote bekamen WEM Deck Green für die Ladeflächen und Navy Green über alle anderen Flächen gespritzt. Statt Navy Green eignet sich übrigens auch Dark Green von Modelmaster, der Farbton ist fast identisch. Gealtert habe ich wie üblich mit Pastellkreiden. Die Figuren stammen von Preiser.

Frank Ilse und Dirk Mennigke
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