Versorgung der Marines - Zentralpazifik Winter 1944/45, Diorama 1:350


Die Idee entstand im Januar. Bei einem Treffen der IG Waterline in Maschen diskutierten Dirk Mennigke und ich – wir sind die 1:350er Minderheitenfraktion in der Interessengemeinschaft – unsere aktuellen Projekte. „Ich habe gerade das Trumpeter-Liberty angefangen“, sagte Dirk. „Ich auch“, war meine Antwort. Wenige Minuten später sprachen wir über eine gemeinsame Präsentation, ein Diorama. Noch am selben Nachmittag ging es an die Recherche. Pazifik sollte es sein, soviel war klar. Um 1944/45 herum. Und wir wollten den Alltag zeigen, wenn die schnellen Trägerverbände schon weitergezogen und die Marines lange an Land waren. Eine Versorgungsszene also. Modellbaufreunde wie Manfred Baltrusch, unser Experte für das Inselspringen aus japanischer Sicht, klinkten sich schnell in die Diskussion ein und so endete das Treffen für Dirk und mich schon mit einem Rohkonzept, dem wir sogleich vor meinem Rechner zu Hause eine Machbarkeitsstudie folgen ließen:
Was haben wir? Was brauchen wir? Was kostet es? Wollen wir das?
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  • Wir hatten zwei Liberty-Schiffe.

  • Wir brauchten: Landungsschiffe und –boote, eine Außensicherung, Fahrzeuge, Strand, Figuren, Fotoätzplatinen und Zeit, Zeit, Zeit….

  • Kosten: jawohl, die gab es auch, sie erschienen uns aber verteilt auf zwei Personen über die mindestens sechs Monate Bauzeit tragbar.

  • Und wir wollten es!



Die Einkaufsliste
Commander models:
Minensucher USS Raven, der wurde zur „Defense“ (Auk-Klasse) als Sicherungsschiff umgebaut.
Landing Ship Medium (LSM), davon wollten wir zwei oder drei auf das Diorama stellen, wir bestellten eins.
Toms Modelworks:
Fotoätzsatz Liberty-Schiff und die Foto CD-Rom dazu. Später kam auch noch der Ätzsatz von GMM dazu, der war zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf dem Markt.
GHQ (ein Spezialist für Wargamer):
Dukw, Jeeps, Lkw, Alligators, Schwimmwagen
L’Arsenal:
LCVP (kleine Landungsboote), Figuren (mit Helm, unsere Marines, 180 Mann) und die sagenhaften Palmen.
Ikea:
Bilderrahmen 70x100 cm als Grundplatte.
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Wir einigten uns darauf, zunächst mit den Liberty-Schiffen zu beginnen und dann die anderen Schiffe und Boote zu bauen, bevor wir an die Gestaltung der Grundplatte gingen. Die Kommunikation lief über mehrere emails wöchentlich. Im März trafen wir uns dann zum ersten Mal bei Dirk zur Bestandsaufnahme und endgültigen Festlegung der Dio-Details. Unsere Liberty-Schiffe waren zu diesem Zeitpunkt als Rumpfmodelle fertig und wir hatten auch schon unsere ersten Lieferungen bekommen: Minensucher, LSM sowie die Fahrzeuge von GHQ.
Durch hin- und herschieben auf dem Mennigk’schen Wohnzimmertisch entstand eine erste Vorstellung vom späteren Aussehen unserer Versorgungsszene. Es wurde schnell klar, daß zwei LSM ausreichen und der ursprünglich geplante Fletcher-Zerstörer als Außensicherung entfallen würde. Zu groß, zu weit entfernt. Klar war auch, wir brauchen viele kleine und mittelgroße Landungsboote: LCVP und LCT. Die LCVP gibt es bei Arsenal, die LCT gibt es gar nicht, also selber machen.
Dirk wollte gern die LSM bauen und seine Fähigkeiten im Resinguß verbessern, ich wollte mich beim scratchbauen des LCT-Masters versuchen und den Minensucher bauen.
d3Die einzelnen Baubeschreibungen für die Schiffe und Boote des Dioramas finden sich hier:

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Die nächsten Wochen brachten emsige Bastelarbeit unter stetig wachsendem Zeitdruck, denn eigentlich sollte das Werk bei der Ausstellung des Modellbauclubs Hannover Ende September präsentiert werden. Es zeigte sich schnell, daß dieses Ziel zu ehrgeizig gesteckt war. Zum einen war es zeitlich nicht zu schaffen, zum anderen machte mir Gerhard Schröder mit seinen Neuwahl-Plänen beruflich einen Strich durch die Rechnung. Also Hamburg, Mitte Oktober. Bei einem gemütlichen Waterline-Grillen im Juli konnten Dirk und ich dann schon ein fertiges LSM, den Minensucher und unsere Liberty-Rohbauten zeigen.d6
Mitte August kamen wir dann zusammen, um auf der Ilse’schen Terrasse bei herrlichem Sommerwetter die Diorama-Platte zu bauen. Grundlage ist der Ikea-Bilderrahmen aus der Einkaufsliste. Dirk hatte bereits zwei Inselteile gefertigt, indem er Papier- und Pappschnipsel mit verdünntem Weißleim zu einer knet- und formbaren Masse vermischte. Aus dieser Masse wurden die Inselteile gemacht. Diese Methode ist vor allem bei den Eisenbahnfreunden im Landschaftsbau beliebt und weit verbreitet.
Nach mehreren Stellproben entschieden wir uns für das endgültige Aussehen des Dioramas und markierten genau, wo jedes Schiff und jedes Boot später seinen Platz finden sollte. Anschließend verleimten wir die Inselteile mit der Platte. Dazu benutzten wir Ponal-Expreß, der die Pappmache-Insel mit dem Holzuntergrund schnell und fest verband. Während unser Uferstreifen festzog, machten wir uns daran, Schablonen für die Schiffe und Boote zu schneiden. Eine exakte Schablone ist wichtige Voraussetzung für den späteren Sitz des Schiffsrumpfs in der Wasserfläche aus Silikon.
Jetzt ging es ans Bemalen. Zunächst wurde die Preßholzplatte des Bilderrahmens mit einer Mischung aus Dunkelblau und Schwarz gestrichen. Wir benutzten Plaka-Farben und breite Borstenpinsel. Die Markierungen für die Schiffe und Boote ließen wir selbstverständlich frei. Nun hatten wir schon eine schöne uniforme blaue Fläche. Die Schattierungen und Übergänge zum Ufer sollten mit Hilfe der Airbrush entstehen.
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Doch zunächst wurden die Inselteile erst einmal mit Sand bestreut. Dazu benutzten wir feinen Vogelsand. Wir streuten ihn über die Pappmache-Inseln und suchten anschließend kleinere Steinchen mit der Pinzette ab. Dann beträufelten wir die Flächen mit Weißleim, den wir stark mit Wasser verdünnt hatten. In diese Flüssigkeit tauchten wir Pinsel, aus denen das milchige Wasser dann auf den Sand tropfte. Mit Unterstützung der Sonne trocknete der Leim schnell durch und sorgte für eine gleichmäßige, harte, feine Sandfläche auf den Inseln. Aus dem Eisenbahnbedarf wurden nun am Uferstreifen der kleineren Insel Korkstückchen gelegt, die Steine darstellen.d9
Jetzt konnten wir daran gehen, die Übergänge zu spritzen. Zunächst wurde Plakafarbe im Farbton Türkis verdünnt und mit der Airbrush im Bereich der Heckseen der fahrenden Schiffe gespritzt. Auch zum Ufer hin hellten wir den Farbton von Dunkelblau bis zu Türkis auf. Schließlich wurde Sandfarbe gemischt, mit der wir den Übergang vom Türkis zum Sand am Ufer darstellten. Die „Steine“ wurden dann mit unterschiedlichen Braun- und Grautönen trockengemalt.
Als nächster Arbeitsschritt wurden die Schablonen an die Positionen der Schiffe und Boote gesetzt. Damit sie nicht verrutschten, fixierten wir die Pappstückchen mit einem kleinen Tropfen Silikon. Dann begann das große Spachteln. Wir schmierten dicke Silikonwürste aus der Baumarktkartusche auf die zukünftige Wasserfläche und verteilten sie mit breiten Spachteln. Insgesamt brauchten wir drei Kartuschen für die Fläche. Nach etwa 20 Minuten hatten wir eine sauber gespachtelte und etwa zwei Millimeter dicke Silikonsschicht aufgebaut, die selbstverständlich im Uferbereich auf den Strand reichte. Wellen brauchten wir für einen ruhigen, sonnigen Tag auf einer Pazifikinsel im Winter 1944/45 nicht einzuplanen. Also gingen wir mit unseren Spachteln nur noch einmal leicht über die Fläche, um sie aufzurauhen. Fertig!
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Von August bis Mitte Oktober wurden dann noch die beiden Liberty-Schiffe fertig gebaut, ausgerüstet und wie alle anderen Schiffe und Boote mit Figuren von Preiser bemannt, die wir unbemalt bekommen haben. Es wurden zehn LCVP mit Alterungsspuren versehen, ausgerüstet und bemannt, die Löschplattform für die Entladeszene an Dirks Liberty-Schiff gebaut, zwei LCT gealtert, bemannt und ausgerüstet, alle Fahrzeuge gealtert und fertig gestellt sowie rund 100 kleine Arsenal-Männchen bemalt und für die Strandszene bereitgelegt. Einschließlich der Schiffs- und Bootsbesatzungen tummeln sich etwa 340 Figuren auf der Dioramafläche. d11
Insgesamt haben Dirk und ich mehr als neun Monate mit diesem Projekt zugebracht. Wir haben die Stunden nicht gezählt, das tut man nicht, wenn es Spaß macht. Aber es waren sicherlich Hunderte. Und Spaß gemacht hat es, trotz allen Zeitdrucks, den wir zwischendurch durchaus empfanden. Wir beiden sind eigentlich Fans der eleganten Zerstörer-Gemeinschaft oder der schnellen Träger-Kampfgruppen und U-Boote. Aber die Beschäftigung mit dem Diorama hat uns vor Augen geführt, wieviel unspektakuläre Arbeit und Schufterei die Versorgung und Logistik groß angelegter Seeoperationen erfordert. Doch so schnell werden wir wohl kein Liberty-Schiff mehr bauen.
Ach ja, bei den Hamburger Modellbautagen entwickelte sich natürlich die Diskussion über eine Nachfolgeprojekt. Am ersten Tag wurde noch gesponnen, am zweiten folgte die Machbarkeitsstudie und anschließend wurde beschlossen. Es wird ein neues Projekt geben. Was? Wird nicht verraten!
Wir danken unseren Familien für ihr Verständnis.

Frank Ilse und Dirk Mennigke
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