Abb.  1: US Fregatte United States mit Fest-Beflaggung - vermutlich nach dem Stapellauf im Delaware River (Unknown, 1797 (?))

1. Überblick

In der frühen Phase der US Navy gab es noch keine schriftlich festgelegten Vorschriften zur Kennzeichnung eines Navy-Schiffs. Die Prozesse und Traditionen der noch jungen Navy wurden erst noch geformt. Standardisierung war noch nicht das Hauptaugenmerk – es ging erst einmal um das Schaffen von Abläufen und Einrichtungen. Sicher aber gab es ungeschriebene Regeln, die ihren Ursprung in britischen und anderer Länder Marinetraditionen haben. Darüber haben wir naturgemäß nur wenige Belege. Und das auch weil im Verlauf des sogenannten „Zweiten Unabhängigkeitskrieg“ von 1812-1815 Unterlagen der frühen Navy verloren gingen. Dieser Krieg hatte allerdings ganz andere Ursachen als „die Unabhängigkeit“ und wurde unter anderem von den USA begonnen, weil man schon damals dachte, man könne klammheimlich Kanada von den Briten – die ja gerade in Europa mit Napoleon sehr beschäftigt waren – „befreien“ und sie zu einem Teil der USA machen … was diese aber auch schon damals gar nicht wollten!!! Die Briten haben die Hauptstadt Washington 1814 eingenommen, wobei der dortige Navy Yard abgebrannt ist und damit viele Unterlagen der frühen Phase vernichtet wurden. Dennoch lässt sich aus Abbildungen z.B. in den vielen Gemälden des amerikanischen Marine-Malers Felice Cornè (aber natürlich auch Anderer wie z. B. den Franzosen Antoine Roux oder Jerome Baugean) und auch in dem ein oder anderen Logbuch wie z. B. einer Inventarliste des Midshipmans, Mr. Henry Wadsworth, aus dem Jahr 1803 an Bord der US Fregatte New York, ein Eindruck gewinnen, was zumindest üblich war (Langley, 2003–2004).

Wadsworth listet dort:

  • 4 amerikanische Nationalflaggen (Ensigns)
  • 4 commission pennants (“In-Dienst Wimpel”) und eine Bugflagge (Jack)
  • 2 amerikanische Stander (Burgees)
  • 3 amerikanische Kommodore-Wimpel (Broad Pendants), Kommando Flaggen oder Breitwimpel(Wikipedia, Breitwimpel)

Abb.  2: rot: Ensign; Gelb: Commission Pennant; blau: der Jack; grün: möglicherweise ein Burgee – kein Broad Pennant gesetzt.

Die Ensign ist die Nationalflagge, die zumindest am Flaggenstock am Heck gezeigt wurde. Im Gefecht wurde sie oft auch an weiteren Masten oder Rahen gehisst, damit sie immer sichtbar blieb, denn ein Einholen während des Kampfes signalisierte ja eine Kapitulation. Damit das bei weggeschossenem Flaggenstock nicht aus Versehen so verstanden wurde, war mindestens eine zweite redundante Flagge extrem wichtig und üblich.

Die Bugflagge (der „Jack“) war eine kleine Flagge zum Zeigen der Nationalität, die am Bug - z. B. auf dem Bugspriet - an einem kleinen „Flaggenmast“, dem „Jackstack“ gesetzt wurde, wenn das Schiff vor Anker oder auf Reede lag.

Commission Pennants (früher auch Pendants geschrieben) sind lange, schmale, dreieckige Flaggen, die am höchsten Mast jedes offiziell in Dienst befindlichen Kriegsschiffes zu zeigen waren, um diese von Handelsschiffen zu unterscheiden.

Amerikanische Stander (Wikipedia, Stander) (im englischen „Burgees“) waren kleinere Flaggen mit nationalen Symbolen, etwa die "Don’t tread on me"-Flagge oder Varianten mit Sternen und/oder Streifen. Heute sind Stander eher dreieckige Wimpel, die man beim Segeln z. B. als Zugehörigkeitszeichen zu einem Yachtclub her kennt.  

Broad Pennants (Breitwimpel, Kommandoflaggen) (Wikipedia, Kommandoflagge) waren erforderlich, um den Rang eines Geschwaderkommandeurs auf dem jeweiligen Schiff anzuzeigen. Wichtig dabei: war ein Squadron Leader oder eine höhere Instanz an Bord, ersetzte die Kommandoflagge den langen, dünnen Commissioning Pennant.

2.     Die Nationalflagge (Ensign)

Auch die frühe amerikanische Nationalflagge war in den ersten Jahren noch nicht standardisiert. Da sich die USA noch im Aufbau und einer Definitionsphase befand und noch weitere Gebiete der Union beitraten, variierte die Anzahl der Sterne und Streifen und deren Konstellation im Lauf der Zeit. Üblich war allerdings immer, dass die Flagge aus einer blauen Gösch (dem oberen mastnahen Viertel) mit einer Anzahl an weißen Sternen und aus rot-weißen horizontalen Streifen unterschiedlicher Anzahl in den drei restlichen Vierteln der Fahne bestand. In den ersten Jahren wurden – wie heute noch - dem Gösch immer ein Stern je Staat beigefügt. Aber eben auch je einen horizontalen Streifen pro Staat über die anderen drei Vierteln der Fahne verteilt. Erst ab 1818 wurden zumindest die Streifen schließlich wieder auf 13 begrenzt – stellvertretend für die 13 Gründerstaaten – da mehr als 15 Streifen die Erkennbarkeit der Farben (rot/weiß) zu beeinträchtigten begann.

Abb.  3: Ausschnitt aus Felice Cornès Gemälde "Battle of Tripoli"  (Cornè M. F., Bombardement of Tripoli - painted 1805 - Maine Hist. Soc., 1805)

Abb.  3 zeigt, dass zumindest 1804/05 Schiffe im Einsatz durchaus noch unterschiedliche Ensigns nebeneinander führen konnten. Mit der Aufnahme der Staaten Vermont und Kentucky zählte die Flagge zu dieser Zeit 15 Sterne und 15 Streifen. Im Folgenden betrachten wir die Fahnen genauer:

 

Abb.  4: Detail im Tripoli Gemälde - Ensign der US Fregatte Constitution -15 Sterne ! (Cornè M. F., Bombardement of Tripoli - painted 1805 - Maine Hist. Soc., 1805)

Die US Fregatte Constitution präsentierte in Abb. 4 die klassische "15-Staaten-Flagge" Variante, in der die 15 Sterne in 3 fünfer-Reihen dargestellt sind.

Abb.  5: US Schooner Enterprise mit Ensign im "Maryland"-Muster (Cornè M. F., Bombardement of Tripoli - painted 1805 - Maine Hist. Soc., 1805)

Links daneben (Abb. 5) führt der US Schoner Enterprise eine andere Variante im sogenannten "Maryland-Muster" mit den eigentlich weißen Randstreifen und 14 im Kreis angeordneten Sternen mit einem Stern in der Mitte. Es scheint aber, Felice Cornè hat da etwas vereinfacht, denn wir zählen nur 12 Sterne und 14 Streifen. Ein Verschwinden von Sternen wäre mit einer Falte in der Flagge noch verständlich – aber das komplette Fehlen des unteren weißen Streifens wirkt seltsam.

Aber dass Cornè das besser kann, sehen wir auch schon in der nächsten Abbildung, die tatsächlich sogar älter ist.

Abb.  6: Darstellung der Nationalflagge im Maryland Muster im East India Marine Hall Gemälde von Cornè von 1803 (Cornè F. , 1803)

Hier in Abb. 6 sehen wir tatsächlich die 15 Sterne und 15 Streifen, wie sie auch in Abb. 7 an einem Original zu sehen sind. Man kann aber auch schon erahnen, dass schon 15 Streifen das Erkennen der einzelnen Streifen in der Entfernung erschweren wird – oder die Farben zu einem rosa verwaschen.

Abb.  7: Flagge im Maryland-Muster (O'Leary, 2015) – man beachte die weißen Randstreifen

Abb. 7 zeigt ein Original der Nationalflagge im Maryland-Muster. 14 Stern im Kreis um einen zentralen 15ten Stern – und 15 weiß-rote Streifen – mit je einem Weißen oben und unten.

Abb.  8: Erste bekannte Abbildung von US Fregatte Constitution durch Felice Cornè von 1803

Felice Cornès bekannte Seitenansicht der US Fregatte Constitution von 1803, – Abb. 8 und Abb. 9 - dem bisher frühesten bekannten Abbild des Schiffes, zeigt eine Version mit offenbar 17 Sternen – möglicherweise ein Hinweis auf Ohio und Tennessee, die zu diesem Zeitpunkt bereits beigetreten, aber zumindest noch nicht offiziell in der Flagge berücksichtigt wurden. Die Anzahl der Streifen verwundert wieder etwas – es sind nur 16 –  oben weiß und unten rot?

Das Schiff wird offenbar beim Salut gezeigt: eine Bugkanone feuert einen Schuss und die Nationalflagge ist „gedippt“ – d.h. abgesenkt - um nach dem Gruß wieder aufgezogen zu werden. Vermutlich stellt Cornè also die Abfahrt ins Mittelmeer dar, wo das Schiff ein Jahr später die Attacken gegen Tripoli ausführt und Preble mit seinen „Boys“ berühmt macht.

Was nicht ganz klar ist: warum der Broad Pennant nicht vom Masttop weht. Hat Preble gerade sein Flaggschiff betreten? Zum Gruß darf der Pennant eigentlich nicht genutzt werden. Er (der Broad oder der Commission Pennant) hat immer gesetzt zu sein. Oder war auch das damals noch nicht so ganz eindeutig geregelt und Preble grüßte auch mit seinem Rangabzeichen?

Abb.  9: Flagge in Cornès Seitenansicht von  1803 (Cornè M. F., Painting: Constitution, 1803)

Dass Cornè sich bemühte, die Anzahl der Sterne auf diese große Zahl hin darzustellen, darf durchaus als sein Versuch gewertet werden, präzise abzubilden. Denn wäre er einfach nur unpräzise, wäre die logische Konsequenz eher ein „zu wenig“ zu zeigen, als sich zu bemühen mehr Sterne in das kleine Fleckchen zu quetschen!

Erst 1818 wurde gesetzlich geregelt: ein Stern pro Bundesstaat, 13 Streifen für die Gründerstaaten. Diese Regel ist bis heute gültig. Daran kann man aber erkennen: die Flaggen unterlagen noch gewissen Freiheiten in den ersten Jahren des neuen Staates und es ließe sich allein mit diesem Thema sicher ein Buch füllen.

3.     Der Kommandowimpel (engl. „Commissioning Pennant“)

Britische, amerikanische (und wohl auch anderer Nationen) Kriegsschiffe zeigten an ihrem Hauptmast einen langen, schmalen, dreieckigen Wimpel – den sogenannten Commissioning Pennant – als Zeichen ihres aktiven (Militär-)Dienststatus.

Abb.  10: "commission pennant" der US Marine (unkown, 2024)

Die amerikanische Version zeigte am Mastansatz (Hoist) ein blaues Feld mit Längsstreifen in Rot und Weiß. Heute sind darauf 7 Sterne, früher waren es 13 – symbolisch für die Gründerstaaten.

Der Ursprung dieser Flagge und Tradition reicht nachweislich bis ins alte Ägypten zurück und war über das Mittelalter hinweg bis heute gängig. Der Commission Pennant wurde nur dann durch eine Flagge eines Admirals oder hohen Zivilbeamten ersetzt, wenn dieser an Bord war.

Abb.  11: Die englische Mary Rose mit "Streamer" - also langen dreieckigen Commission Pennants

Es war aber möglich und üblich unter dem Commission Penntant eine andere Flagge zu setzen – z. B. zum Gruß oder für Signale.

Abb.  12: Große amerikanische Fregatte grüßt die East India Marine Society (?) – mögliche Interpretation der US Fregatte Constitution – mit Commissioning Pennant über einer hellen Flagge (Cornè F. , 1803)

Das Bild in Abb. 12 zeigt möglicherweise die frühe Old Ironsides. Sie ist von Cornè aber vielleicht auch nur als „typische“ Fregatte gedacht, denn das gesamte Gemälde hat die „East India Marine Hall“ als Thema und die gezeigte Fregatte dient nur als zentraler Blickfang. Was man aber erkennt: unter dem langen Commission Pennant ist eine weitere rechteckige Fahne gesetzt. Ein Gruß an die ehrenwerte Gesellschaft der East India Marine Society?

4.     Die Bugflagge (Jack)

Der sogenannte "Jack" (Unkown, kein Datum) ist ebenfalls eine Nationalflagge, die nur beim Ankern oder Festmachen an einem kurzen Flaggenstock am Bug gezeigt wird. Damit ermöglicht man das Erkennen der Nationalität bei Annäherung vom Bug her.  Das war zur Identifikation des vor Anker liegenden Schiffes oft notwendig, wenn sich das Heck in den Wind gedreht hatte und die Ensign so nicht sichtbar wäre.

Üblicherweise ist der Jack der USA eine vereinfachte Darstellung der Nationalflagge. Es zeigt nur die „Gösch“ – also des Feldes links oben in der Nationalflagge der USA: eine blaue Flagge mit entsprechender Sternenanzahl.

Abb.  13: Union Jack von heute - seit 14. Juni 1777 in Verwendung – dann natürlich noch mit den damals gültigen 13 Sterne

Der sogenannte "First Navy Jack" (unkown, First Navy Jack, 2025) zeigte allerdings das Schlangen- und Streifenmotiv in Anlehnung an die Flagge der Kontinentalarmee von 1775 – ein Symbol für Widerstand und Unabhängigkeit von der britischen Krone. Er wurde allerdings nur zwischen 1975-1976 (in Vorbereitung zu den 200 Jahr Feierlichkeit) und noch einmal von 2002 bis 2019 als Reaktion auf 9-11 verwendet und ist für die noch junge Navy nicht belegt.

Abb.  14: amerikanischer "Jack" als Bugflagge falls das Schiff ankert oder auf Reede liegend (unknown, kein Datum)

5.     Amerikanische Burgees

Über die "American Burgees" ist heute wenig zu finden. Burgees – heute meist kleinere, dreieckige Flaggen – dienten und dienen zur Kennzeichnung und Kommunikation zwischen Schiffen. Neben der Ensign sollten „amerikanische Burgees“ das Schiff offenbar als ein US Schiff erkennbar machen.

Abb.  15: möglicherweise ein "Burgee" – Commodore Perrys Flagge (unkown, Oliver Hazard Perry, 1813)

Auch Flaggen mit Aufschriften wie "Don’t give up the ship" könnten als Burgee verstanden werden – als kraftvolles Zeichen an Freund und Feind. Capt. Perry spielte damit auf die letzten Worte seines Freundes Capt. James Lawrence in dessen Gefecht auf der USS Chesapeake gegen die HMS Shannon Ende Mai 1813 an und motivierte damit erfolgreich seine eigene Schwadron im schließlich siegreichen Gefecht auf dem Lake Erie im Spätsommer von 1813.

Abb.  16: Burgees an Vor- und Besanmast der US Fregatte Constitution während des Gefechtes mit HMS Guerriere (Cornè M. F., Action between USS Constitution and HMS Guerriere, 19 August 1812 )

Abb. 16 zeigt wiederum nationale Flaggen am Vor- und Besanmast der USS Constitution, wie Cornè sie auf einem seiner Gemälde zum Gefecht gegen die HMS Guerriere zeigt. Auch hier wieder erkennbar: die Anordnung der Sterne im blauen Feld ist noch nicht einheitlich und konnten sogar ein einem Schiff gemeinsam gezeigt werden.

6.     Der Broad Pennant (Kommodore-Wimpel)

Bis kurz vor dem Bürgerkrieg war "Captain" der höchste permanente Dienstgrad der US Navy. Kapitäne, die ein Geschwader befahlen, führten ehrenhalber den Titel "Commodore" und zeigten einen Broad Pennant. Diese Wimpel waren blau, rot oder weiß, je nach Dienstalter, und zeigten Sterne für jeden Bundesstaat:

  • Blau mit weißen Sternen für den ranghöchsten Kommodore
  • Rot mit weißen Sternen für den zweithöchsten Kommodore
  • Weiß mit blauen Sternen für alle anderen

Daher dürfte Wadsworth in seinem Midshipman-Logbuch wohl auch „3 broad pennants“ gelistet haben.

Die großen US Fregatten wie Constitution, United States und President waren bis zum Krieg von 1812 die größten Schiffe der US Navy und dienten daher häufig als Flaggschiffe der jeweiligen Schwadron. Mit dem Eintreffen eines (dienst-)älteren Commodore auf „seinem“ Flagschiff musste man offensichtlich den eigenen Rang auf dem eigenen Schiff in der Schwadron mittels Wechsels der Farbe des Broad Pennant anpassen können. Daher brauchte man an Bord sicher alle drei Farben.

Abb.  17: US Fregatte Constitution zeigt ihre Flaggen (Cornè M. F., Bombardement of Tripoli - painted 1805 - Maine Hist. Soc., 1805)

Commodore Preble z. B. zeigte während seiner Operationen vor Tripolis 1804 einen blauen Broad Pennant mit 13 Sternen – Symbol der Gründerstaaten. Die Form dieses Wimpels war ein breites, verkürztes Dreieck. Erst Jahre später ging man zur heute üblichen Schwalbenschwanzformen über. Am Besan des gezeigten Ausschnitts sind auch noch Signalflaggen gesetzt.

Abb.  18: Commodore Preble's Broad Pennant vor Tripoli 1804 (Cornè M. F., Bombardement of Tripoli - painted 1805 - Maine Hist. Soc., 1805)

In der Darstellung von Cornè aus dem Jahr 1803 wird gerade ein Broad Pennant gehisst (oder - wie oben schon diskutiert - zum Gruß „gedippt“?), bei dem statt Sternen offenbar die amerikanische Ensign gezeigt wird. Auch wieder ein Hinweis darauf, dass die Flaggen in der Frühzeit der US Navy noch nicht streng normiert waren.

Abb.  19: Cmdr. Preble's Broad Pennant von 1803 - mit der US Flagge im Wimpel? (Cornè M. F., Painting: Constitution, 1803)

7.     Weitere Darstellungen durch andere Künstler

Abb.  20: Baugeans "Amerikanische Fregatte" - vermutlich USS President – mit Ensign und Commission Pennant (Baugean, 1817 (?))

Die Beflaggung der amerikanischen Fregatten lässt sich natürlich auch an anderen Gemälden beobachten. Die schon erwähnten wunderbaren französischen Künstler natürlich vorneweg! Aber auch andere Darstellungen zeigen selbstverständlich die schon gängige Praxis.

Abb.  21: Antoine Roux - USS President "riding a storm" - mit Broad statt Commision Pennant (Roux, The frigate President riding out a storm in 1802, 1802)

Hier ist im Sturm nur noch das Broad Pennant am Großmast gesetzt. Alle anderen Flaggen wurden wohl zur Sicherheit eingeholt.

Abb. 22 President zeigt ein blaues Broad Pennant - also den Senior Squadron Leader. (Roux, USS President entering the Harbor of Marseille, 1803)

Abb. 22 ist ein fantastisches Gemälde von Antoine Roux das unglaublich viele Details der großen amerikanischen Fregatten preisgibt. Das Studium dieses – wie auch des Bildes der President im Hafen von Toulon - kann nur wärmstens empfohlen werden, möchte man sich mit den 44er Fregatten der Amerikaner beschäftigen.

Wir sehen hier wieder den Kommandowimpel mit seinen 13 Sternen und die Nationalflagge am Heck. Der Jack ist noch nicht gesetzt, das Schiff noch nicht vor Anker.

Abb.  23: USF President 1819 - ohne Kommodore an Bord, also nur mit dem Commision Pennant und Ensign (Boucher, 1819)

Ein sehr hübsches Beispiel für den langen Commission Pennant – mit den noch deutlich mehr als den heute üblichen 7 Sternen an der Basis.

8.     Fazit

Natürlich gilt zu bedenken, dass es neben einer noch nicht stattgefundenen Standardisierung der Flaggen auch zu Ungenauigkeiten bei der Darstellung der Künstler gekommen ist. Allerdings – bei aller Kritik an Genauigkeit und den Widersprüchen in z. B. Cornès Werken – zeigt sich bei genauerer Betrachtung eine beachtliche Präzision und Detailgenauigkeit. Auch die scheinbaren Widersprüche lassen sich oft begründen und der Vorwurf von „Fehlern“ oder „Vereinfachungen“ ist aus meiner Sicht oft übertrieben und ungerecht vereinfachend, betrachtet man, wie viele Details er in winzigste Bereiche seiner Bilder zauberte. Es mag ihm z.B. an Präzision im Vergleich zu seinen französischen Kollegen wie Roux oder Baugean ein wenig mangeln. Aber er war in der Lage, kleinste Details darzustellen und tat das. Bemüht er sich also winzige Details abweichend von der heute erwarteten „Norm“ darzustellen, wie z. B. dem Broad Pennant in Abb. 18 eine verkleinerte Nationalflagge beizufügen, ist aus meiner Sicht nicht anzunehmen, dass das nur aufgrund einer Laune passierte. Viel eher ist das mit noch nicht festgelegten Regeln bei der genauen Gestaltung der offiziellen Flaggen zu begründen.

Anhand der vielen wunderschönen Abbildungen und auch einiger weniger schriftlicher Belege lassen sich die frühen National- und Kommandoflaggen und ihr Einsatz doch recht gut rekonstruieren. Wie überall sonst auch muss man sich mit den in der Epoche üblichen Gepflogenheiten genauer auseinandersetzen, um ein realistischeres Bild seines Vorbildes zu erreichen. Die noch fehlende Standardisierung macht das etwas schwieriger – aber es lassen sich dennoch einige Regeln finden, um ein gutes Abbild einer frühen US-Fregatte zu erreichen.

9.     Quellen

10.     Bilder

  • Abb. 1: US Frigate United States mit Fest-Beflaggung - vermutlich nach dem Stapellauf im Delaware River (Unknown, 1797 (?)) 1
  • Abb. 2: rot: Ensign; Gelb: Commission Pennant; blau: der Jack; grün: möglicherweise ein Burgee – kein Broad Pennant gesetzt. 2
  • Abb. 3: Ausschnitt aus Felice Cornè´s 1805er Gemälde "Battle of Tripoli" (Cornè M. F., Bombardement of Tripoli - painted 1805 - Maine Hist. Soc., 1805) 3
  • Abb. 4: Detail im Tripoli Gemälde - Ensign der US Frigate Constitution -15 Sterne ! (Cornè M. F., Bombardement of Tripoli - painted 1805 - Maine Hist. Soc., 1805) 3
  • Abb. 5: US Schooner Enterprise mit Ensign im "Maryland"-Muster (Cornè M. F., Bombardement of Tripoli - painted 1805 - Maine Hist. Soc., 1805) 4
  • Abb. 6: Darstellung der Nationalflagge im Maryland Muster im East India Marine Hall Gemälde von Cornè von 1803 (Cornè F. , 1803) 4
  • Abb. 7: Flagge im Maryland-Muster (O´Leary, 2015) – man beachte die weißen Randstreifen. 5
  • Abb. 8: Erste bekannte Abbildung von US Frigate Constitution durch Felice Cornè von 1803. 6
  • Abb. 9: Flagge in Cornè´s Seitenansicht von 1803 (Cornè M. F., Painting: Constitution, 1803) 7
  • Abb. 10: "commission pennant" der US Marine (unkown, 2024) 8
  • Abb. 11: Große amerikanische Fregatte grüßt die East India Marine Society (?) – mögliche Interpretation der US Frigate Constitution – mit Commissioning Pennant über einer hellen Flagge (Cornè F. , 1803) 8
  • Abb. 12: Union Jack - seit 14. Juni 1777 – da allerdings mit den noch 13 Sterne. 9
  • Abb. 13: amerikanischer "Jack" als Bugflagge falls das Schiff ankert oder auf Reede liegend (unknown, kein Datum) 9
  • Abb. 14: möglicherweise ein "Burgee" – Commodore Perry´s Flagge (unkown, Oliver Hazard Perry, 1813) 9
  • Abb. 15: Burgees an Vor- und Besanmast der US Frigate Constitution während des Gefechtes mit HMS Guerriere (Cornè M. F., Action between USS Constitution and HMS Guerriere, 19 August 1812 ) 10
  • Abb. 16: US Frigate Constitution zeigt ihre Flaggen (Cornè M. F., Bombardement of Tripoli - painted 1805 - Maine Hist. Soc., 1805) 11
  • Abb. 17: Commodore Preble´s Broad Pennant vor Tripoli 1804 (Cornè M. F., Bombardement of Tripoli - painted 1805 - Maine Hist. Soc., 1805) 11
  • Abb. 18: Cmdr. Preble´s Broad Pennant von 1803 - mit der US Flagge im Wimpel? (Cornè M. F., Painting: Constitution, 1803) 12
  • Abb. 19: Baugean´s "Amerikanische Fregatte" - vermutlich USS President – mit Ensign und Commission Pennant (Baugean, 1817 (?)) 13
  • Abb. 20: Antoine Roux - USS President "riding a storm" - mit Broad statt Commision Pennant (Roux, The frigate President riding out a storm in 1802, 1802) 14
  • Abb. 21: USS President zeigt ein blaues Broad Pennant - also den Senior Squadron Leader. (Roux, USS President entering the Harbor of Marseille, 1803) 14
  • Abb. 22: USF President 1819 - ohne Kommodore an Bord, also nur mit dem Commision Pennant und Ensign (Boucher, 1819) 15

Marcus Koch