Das Modell basiert auf der älteren Bausatzversion von Billing Boats. 1993 waren die Billing Bausätze noch deutlich billiger als die Konkurrenzprodukte. So kostete der Bausatz der Wasa nur etwas über 370 Mark. Im Gegenzug war der Bausatz deutlich schlechter ausgestattet. Nach anfänglichen Überlegungen das Modell durch bessere Materialien aufzubessern, entschied ich mich schließlich doch für den bequemeren Weg und vollendete das Modell relativ zügig in 9 Monaten. Das Modell entspricht somit weitgehend den Bausatzvorgaben.

Modelldesign


Das Wasa Museum selbst empfiehlt den Bausatz von Billing Boats, und auch im Museumsshop wird der Bausatz als einziger der Wasa-Holzbaukästen angeboten. 2006 hatte ich erstmals Gelegenheit die Wasa selbst in Stockholm zu besichtigen. Nach meinem Eindruck gibt das Modell in der Tat gut die spezifischen Rundungen und Wölbungen des Originalrumpfes wieder.



Leider haben sich die Konstrukteure von Mantua und Corel hier schwerer getan. Der Mantua Baukasten ist sicher besser ausgesattet. Die Rumpfform des Modells weicht aber in seinen geraden Linien vom Original ab und das Heck ist meiner Auffassung nach zu breit geraten. Der Corel-Bausatz wiederum scheint aus einer Zeit zu stammen, wo noch nicht die Positionen aller Ornamente bekannt waren. Am Heck fehlen einige Figuren. Dafür sind andere Figuren für die Reling des Popdecks vorgesehen, die heute den seitlichen Gallerien zugeschrieben werden.

Bauplan


Der Bauplan von Billing Boats bestand aus einem beidseitig bedrucktem DIN-A1-Bogen mit einer Gesamtansicht, einer Deckaufsicht, einem Rumpflängsschnitt und verschiedenen Querschnitten. Die Bauanleitungen befanden sich in einem DIN-A4-Heft. Die Baupläne anderer Hersteller sind hier ausführlicher. Sämtliche Teile, die für die Konstruktion des Rumpfes benötigt werden, sind in der Regel im Verhältnis 1:1 auf die großen Bauplanbögen aufgezeichnet. Der Bauplan von Billing Boats ist nur zusammen mit dem Bausatz verwendbar.

Rumpfkonstruktion


Die "Spanten" waren bereits ausgesägt. Die übrigen Holzteile waren auf Brettchen verschiedener Dicke aufgedruckt und wurden zunächst ausgesägt. Nach dem Zusammenbau des Spantengerüstes, erfolgte der Ausbau der oberen Decks. Die Beplankung mit den Abachiholzleisten erwies sich als einfach, da Abachi ein leichtes und biegsames Holz ist. Andererseits ist es auch spröde und grobfasrig und die Beplankung ist nur 1,5 mm dick. Ein Modellbauer, der die Stückpforten aussägen möchte, sollte daher besser ein anderes Holz verwenden. Der Billing-Bausatz sieht ein Aussägen der Stückpforten nicht vor. Vielmehr werden schwarze Quadrate auf den Rumpf aufgemalt und mit Rahmen aus Platik versehen, um eine Tiefenwirkung zu erzielen.
Aus Plastik waren auch viele andere Teile des Beschlagsatzes, wie die Stückpfortendeckel, Ornamente, Grätings, Takelblöcke und Jungfern. Nur wenige Teile, wie die Kanonen, die Räder der Lafetten oder die Hecklaterne waren aus Messing. Um die Plastikornamente den Rundungen der Gallerien anzupassen, mussten sie über einer Kerze erwärmt und dann entsprechend verformt werden. Durch das Abachiholz und die Plastikbeschlagteile ist das Modell ungewöhnlich leicht.




Masten und Segel


Für die Masten lagen dem Bausatz Raminrundstäbe bei. Raminholz läßt sich gut verarbeiten. Es ist stabil und zugleich nicht zu hart. Das Segeltuch des Bausatzes war mir zu weiss. Daher habe ich es durch dunkleres, beigefarbenes Tuch ersetzt. Damit sich die Segeltuchbahnen, das Liek und die Refftaue besser von den Segeln absetzen, habe ich jeweils dunkelbraunes Garn verwendet. Anstelle der Plastikblöcke, habe ich Takelblöcke aus Holz hinzugekauft. Die roten Jungern aus Plastik habe ich mit Schwarz übermalt. Bei den Fahnen handelt es sich um Aufkleber, die ausgeschnitten und zusammengeklebt wurden.


Fazit


Wie schon aus dem Text hervorgeht, war ich damals von dem Bausatz doch etwas enttäuscht, obwohl ich wegen des niedrigen Preises keine hohen Erwartungen hatte. Sicher kann ein erfahrener Modellbauer durch die Verwendung anderer Materialien einiges wieder wett machen. Andererseits kann die Funktion eines Bausatzes nicht darin bestehen, dass man die Hälfte des Inhaltes erst gar nicht verwendet. Soweit ich mich erinnern kann, erfolgte um 1995 ein Preisanstieg auf ~ 540 DM, den ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Mittlerweile soll Billing Boats bei der Ausstattung nachgerüstet haben. Besonders gut, wäre es aber, wenn sich Billing Boats eine andere Lösung für die Stückpforten überlegen würde. Dann ließe sich der Bausatz gleich viel besser weiter empfehlen.



Markus Leber