Beide Seiten der Verpackung Modell: Gloster (Sea) Gladiator Mk I/II
Hersteller: Pavla
Massstab: 1:72
Preis: ca. 21€
Zum Original
Die Gloster Gladiator wurde Anfang der 30er Jahre auf der Basis der Gloster Gauntlet entwickelt. Der Erstflug fand am 12. September 1934 statt und die erste Serienmaschine ging im Sommer 1935 erstmals in die Luft. Damit war die Gladiator der letzte Jagd-Doppeldecker, der bei der Royal Air Force in den Dienst ging. Die neuere Version, Gladiator II, zeichnete sich durch einen stärkeren Motor aus, und besass einen Dreiblattpropeller. Ebenfalls gab es noch eine trägergestützte Version, die sich durch einen Fanghaken von den Landversionen unterschied. Es wurden gesamthaft 378 Mk. I gebaut, 270 Mk, II und 98 Sea Gladiator. Damit war die Gladiator in wesentlich geringeren Stückzahlen gebaut, als die nachfolgenden Jäger der RAF.
Die Gladiator war nur zu Kriegsbeginn im Einsatz, da Doppeldecker gegen die neueren Jäger unterlegen waren und dementsprechend rasch ersetzt wurden. Einige Erfolge haben die Gladiators in Malta erzielt, als sie damit die italienischen Luftangriffe auf die Insel abwehren konnten, bis die Verstärkungen (Hurricane und später Spitfire) eintrafen. Die Bewaffnung war mit 4 Maschinengewehre (7.7mm) auch relativ schwach ausgelegt, hatte doch die kurze Zeit später erschienene Hurricane die doppelte Feuerkraft.
Exportiert wurde die Gladiator in folgende Staaten: Lettland, Litauen, Norwegen, Schweden, Belgien, China, Irland, Griechenland, Portugal, Finnland, Ägypten, Irak und Südafrika.
Zum Modell
Pavla hat beide Versionen der Gladiator in einen Bausatz verpackt. Das macht durchaus Sinn, sind die Unterschiede nicht so gross, dass dies zwei Bausätze rechtfertigen würden. Die Verpackung wurde übrigens so gestaltet, dass auf der einen Seite die Gladiator abgebildet ist, und auf der Rückseite die Sea Gladiator. Also nicht erschrecken, wenn man meint, die "falsche" Version in den Händen zu halten. Im Massstab 1:72 sind die Gladiators leider Mangelware, es gibt sie noch hin und wieder von Heller und Matchbox auf Ebay. Bleibt nur zu hoffen, dass Revell die Matchbox-Version wieder auf den Markt bringt, wie beispielsweise die Walrus oder die Swordfish. Oder dass Roden die gute Gladiator 1:48 auf 1:72 herunterskaliert.

Der Bausatz


In der Schachtel befindet sich ein etwas grob ausgeführter Giessast mit 33 Teilen. Die Teile sind alle etwas grob, mit Fischhaut, unregelmässige, versenkte Gravuren und dazu ohne Passstifte gegossen. Typisch Short Run eben.


Ganz schlecht ist der eine Propeller gelungen. Eigentlich mehr eine Platte mit 3 Flügeln. Kein Anstellwinkel, kein Profil. Schon nur deswegen sollte man in Betracht ziehen, einen anderen Gladiator-Bausatz zu besorgen. Die Flügel sind einteilig, was keine Probleme mit der V-Stellung der Flügel geben soll.


Die Decals


Die Decals sind gut. Die Trägerfolie ist sehr dünn, der Druck gestochen scharf und ohne Versatz. Es sind 5 verschiedene Flugzeuge darstellbar, allesamt im Dienste Ihrer Majestät.

Die Resin-Teile


Was Shortrun-Bausätze interessant macht, sind die Giessharz-Teile. Was die Hersteller mit Plastikspritzguss nicht hinkriegen, wird als Resinteil nachgeliefert und das oftmals in sehr guter Qualität. Es liegen gesamthaft 28 Resinteile bei. Der Guss ist von guter Qualität, und die Auswahl der Teile ist gut getroffen. Die meisten Teile werden für das Cockpit und den Motor gebraucht. Ebenfalls sind die dünnen Antennen und MG-Läufe aus Resin beigelegt

Die Tiefziehhauben


Die Cockpithauben liegen als Tiefziehteil bei. Es sind zwei unterschiedliche Hauben vorhanden, die je nach Version verwendet werden.

Die Bauanleitung


An der Bauanleitung gibt es nichts zu beanstanden: Nach einer kurzen Geschichte zur Gladiator werden die Bauteile aufgelistet und die Farben erläutert. Die Nummern werden jeweils in Humbrol-, Agama- und (wo sinnvoll) FS-Farben angegeben. Da die "offiziellen" Namen der Farben verwendet werden (bsp "Dark Slate Grey") sollte es kein Problem sein, die notwendigen Farben zu beschaffen. Der Bau wird in 18 Schritten beschrieben, und auf die Unterschiede der Versionen wird eingegangen. Die Verspannung ist ebenfalls erläutert.


Die Versionen
Das ist ein dicker Pluspunkt für diesen Bausatz. Es sind 5 Versionen möglich, die völlig unterschiedliche Bemalungen haben.Jede Version wird mit einem separaten 4-Seitenriss dargestellt, was alle Unklarheiten beseitigen soll.

  1. Gladiator Mk. I, 87 Squadron, Oktober 1937 in Debden, GB. Seriennummer K8027. Es ist das Komandantenflugzeug, in Natursilber über alles mit blauem Seitenleitwerk und Felgen.

  2. Gladiator Mk. I, 80 Squadron, Frühjahr 1940 in Amriya (Ägypten). Seriennummer L8011, Kennzeichen D-KY. Eine klassische Bemalung, der Rumpf ist Dunkelbraun und Dunkelgrün, die Unterseite ist links schwarz und rechts weiss. Die Unterseite des oberen Flügels bleibt Aluminium.Der Sandfilter, wie er im Mittelmeerraum zum Einsatz kam, liegt ebenfalls bei

  3. Gladiator Mk. II, 247 Squadron, August 1940. Seriennummer N5585, Kennzeichen "B". Rumpf ebenfalls Dunkelbraun und Dunkelgrün, aber beide Flügelunterseiten tragen die schwarze und weisse Erkennungsfarbe gegen eigenen Flakbeschuss.

  4. Sea Gladiator, Hal Far fighter Wing (Malta), Seriennummer N5519, Kennzeichen "R". Der Rumpf hat die übliche Fleet Air Arm-Bemalung (Extra Dark Sea Grea, Dark Slate Grey und Sky Grey), die Flügel tragen die typische Doppeldecker-Bemalung. Die oberen Flügel sind etwas dunkler als die unteren Flügel (siehe auch Bilder der Swordfish in der Galerie). Die Flügelunterseiten sind ebenfalls Schwarz/Weiss.

  5. Sea Gladiator, 813 NAS Fighter Wing, HMS Eagle, Mittelmeer, Sommer 1940. Seriennummer N5567, Kennzeichen 6-C. Rumpfoberseite und Flügel wie die Version 4, aber die Unterseite ist einheitlich Sky Grey. Dies ist die vermutlich unauffälligste Bemalung. Das Dinghy unter dem Rumpf (bei Trägereinsätzen üblich) ist ebenfalls vorhanden.


Fazit


Das Modell ist definitiv kein Schüttelbausatz für ein verregnetes Wochenende. Die Teile müssen stark nachbearbeitet werden, und die Verspannung ist bei Doppeldeckern auch nicht jedermanns Sache. Dieses Modell bietet aber eine gute Ausgangsbasis, um dieses elegante und leider oft vernachlässigte Flugzeug im Massstab 1:72 darstellen zu können.
+ Qualität Giessharzteile
+ Decals
+ Auswahl der Versionen
- Propeller
- Gravuren zum Teil sehr ungleichmässig
- Funkausrüstung nicht sehr detailliert