DD 963 Spruance & CG 52 Bunker Hill
Not und Elend Teil 1 & 2.

Als Modellbauer gibt es immer mal Momente wo nicht alles so läuft wie man es sich erträumt. Mal hat man keine ruhige Hand, manchmal geling das ein oder andere nicht so wie geplant. Beim Bau der beiden Dragon Modelle lief aber alles schief was nur schief laufen konnte.

Von meiner mangelhaften Verarbeitung mit Sekundenkleber (er klebt bei mir immer überall, nur an dem Teil das verklebt werden soll nicht), über schlechte Bausatzqualität bis hin zum Teppichbodenmonster war alles mit dabei.

Die beiden Dragon Modelle der Spruance und Bunker Hill entstammen Formen aus den frühen 1990er Jahren. Damals High-Tec Modelle auf dem Markt, sind sie heute 20 Jahre später nicht mehr unter den besten Kits einzuordnen. Trotzdem kann man sicher noch sehr schöne Modelle aus diesen beiden Bausätzen bauen, wenn man es kann. Mir ist es nicht gelungen. Damals schon, hatte ich beide Modelle erstmals gekauft, war begeistert und bin aber nie zum Bau gekommen. Irgendwann wurden sie gegen andere Modelle getauscht und vergessen. Letztes Jahr in Fernost zum Stückpreis von umgerechnet 14.-€ gekauft, mit dem Gedanken sie diesmal wirklich zu bauen. Die beiden PE Sätze von White Ensign habe ich mir im Modellmarine Shop besorgt und Ende Dezember 2010 war endlich Baubeginn.

Zum Parallelbau beider Modelle habe ich mich entschlossen, da Rumpf und große Teile der Aufbauten, wie die Originale auch, baugleich sind.

Die beiden Rumpfschalen weisen große Sinkstellen an drei Punkten der Oberfläche auf. An der Rumpfinnenseite befinden sich Haltepunkte um einen Querträger zum verbinden mit der anderen Rumpfhälfte einzukleben. Diesen Anguss sieht man von außen. Verspachteln und schleifen der Rumpf Außenhaut vernichtet etliche Oberflächendetails. Durch das Lösungsmittel des Klebers am Querträger werden die bereits vorhandenen Sinkstellen, mit der Zeit sogar noch stärker ausgeprägt.

Die Bauteile des Hauptdecks waren hochglänzende unförmige Stücke mit extrem großer Dicke. Als ich die Decks einbaute, wurde mir klar das bis zum Schluss nichts mehr wie gewohnt laufen würde. Die Passgenauigkeit war sehr schlecht. Hier musste aufwendig gespachtelt und geschliffen werden, um wenigstens ein halbwegs gutes Ergebnis zu erreichen.

Egal welche Teile der Modelle zusammengebaut wurden, die Passgenauigkeit war bescheiden. Soviel gespachtelt und geschliffen habe ich schon lange nicht mehr. Und das gleich immer in doppelter Ausführung bei beiden Modellen.

Die Aufbauten sind, obwohl sie einfach aussehen, in ihrer Teilung dermaßen verschachtelt konstruiert und geteilt, dass es einem graust. Bedingt durch diese Aufteilung und die Länge des Aufbaus, besteht die Gefahr dass sich diese Baugruppe seitlich verzieht und dann nicht mehr auf den Rumpf passt.

Obwohl ich mir große Mühe gab, es beim zweiten Modell besser zu machen, passierte es mir bei beiden Kits. Allerdings konnten die Aufbauten mit Klebeband fixiert und entsprechend unter Druck korrekt auf den Decks aufgeklebt werden.

Bei Spruance und auch Bunker Hill, sollten die vorderen Brückenaufbauten seitlich mit der Bordwand außen abschließen. Bei den Modellen funktioniert das selbstverständlich auch nicht. Der Aufbau war zu schmal. Auf jeder Seite fehlte 1 mm. Hier musste ich zwei Querträger innen einbauen, die mir den Aufbau an dieser Stelle etwas auseinanderdrückten, entstandene Ritzen auffüllen und wie gewohnt verspachteln. So ging es die ganze Bauzeit über. Nichts passte, alles war verbogen oder musste aufwendig gespachtelt werden.

Die Bauanleitung der beiden Dragon-Modelle lässt einem auch bei vielen Fragen im Regen stehen. Zum zusammenkleben reicht es aus, aber wenn man sich eingehender mit dem zu bauenden Schiff/Modell befasst, fehlt einfach die Information.

Abends, wenn ich wieder an den beiden arbeitete, war ich oft kurz davor sie in die Tonne zu werfen. Irgendwann kam ich an den Punkt die ersten PE-Teile zu verarbeiten. Die filigranen Kleinteile gaben dem Berg Plastik und Spachtelmasse ein völlig neues Aussehen. Neue Hoffnung wurde geschöpft und wieder weitergebaut. Nichts ahnend vom Teppichbodenmonster und den Nerven, die mich die PE Teile noch kosten sollten.

Ich persönlich bevorzuge GMM - PE Sätze. Sie sind etwas stärker vom Material und lassen sich, meiner Meinung nach besser verarbeiten. WEM bietet aber für viele Modelle sehr umfangreiche und schöne PE Sätze, an ohne die man halt einfach nicht auskommt. Bleibt festzustellen, dass der WEM PE-Satz für die Bunker Hill etwas stabiler war als der Spruance PE-Satz. Bei diesem war die Reling selbst beim Biegen sehr empfindlich und verzog sich ständig.

Nachdem diese Teile alle eingebaut waren und ich öfters an die Tonne unterm Tisch dachte, kam die nächste Herausforderung. Das Lackieren. Unterwasserschiff, die vertikalen Teile der Aufbauten und die Bordwände wurden ohne große Probleme lackiert. Ich wollte es nicht glauben, endlich ein Ende der Pechsträhne. Denkste!!! Beim Lackieren der Decks ging der Fluch nahtlos weiter. Schlechte Lackierung mit Staubkörnchen, fusseln usw. Nachträgliches ausbessern sah sch…lecht aus. Also alles noch unter eine Klarlackschicht um einen einheitlichen „Farbton“ zu bekommen. Ergebnis: besser als zuvor, aber na ja….

Decals! Die geben so einem Modell ja noch was Besonderes. Also los. Dem Decalbogen sieht man schon an, das die Decals am Modell nicht kleben bleiben. Auf solchen Decalbogen müsste eigentlich der Vermerk zu finden sein: „Gib dir Mühe soviel du willst, wir kleben doch nicht!“ Warum produziert man so einen Mist? In den 1980/90 Jahren gab es noch Decalbogen die wirklich gut hafteten. Braucht man das heute nicht mehr? Also ohne Weichmacher und Klarlack als Schutz läuft hier gar nichts.

Die rot-weißen Gefahrenkreise um Geschütze und Waffen der Modelle passten überhaupt nicht. Wer hier nach der Bauanleitung vorgeht wird merken dass gar nichts stimmt was einem die Bauanleitung sagt. Also die Teile auf Passform zurechtgeschnitten „aufgeklebt“ und weichgemacht. Anschließend nach guter Trockenzeit noch mal mit Klarlack versiegelt.

Antennenverspannung? Nada! Hier findet man in der Bauanleitung nichts. Bilder im Web zeigen die dünnen Drähte oft nicht sehr deutlich. Hier habe ich improvisiert und einfach nach eigenem Ermessen Schnüre gezogen, da ich nicht noch mehr Geld zum Kauf entsprechender Literatur in die beiden Modelle investieren wollte.

Meine Lust zum Bau der beiden Dragon-Modelle hatte seinen Tiefpunkt erreicht, dachte ich. Von wegen, schlimmer geht immer… Es mussten ja noch die beiden Bretter und Standfüße angefertigt werden. Die Metallfüße durchbohren und mit Gewinde für Schrauben versehen lief gut. An den Bodenbrettern die Stellen markiert und durchgebohrt, jetzt sollte alles passen. Die beim Beginn des Bauens im Rumpf eingeklebten Schrauben wurden mit den Metallfüßen bestückt und von unten durch das Standbrett mit einer weiteren Schraube gekontert. So war es geplant.

Aber ich hatte mich vermessen und die Bohrungen in den Brettern waren nicht passend zu den Abständen der Füße am Modell. Ok, zwei neue Bretter zugeschnitten und die Modelle verschraubt. Letzte Ausrüstungsgegenstände wie Hubschrauber, Beiboote und Rettungsinseln wurden angebracht. Keine Ahnung wie oft mit diese Teile von der Pinzette gesprungen sind.

Ich wollte nur noch fertig werden. Endlich sind jetzt Fotos gemacht und die beiden Kits in einer Kiste staubdicht verpackt. Die Kosten für jedes der beiden Modelle mit allem Drum und dran lagen bei ca. 60.-€. Noch mal bauen? Mit Sicherheit nie mehr!

Die beiden Modelle, das muss ich offen zugeben, sind das Schlechteste was ich in den beiden letzten Jahren modellbauerisch zustande gebracht habe. Zum Teil lag es an der schlechten Modellqualität, zum anderen an mir.

Hoffentlich passiert mir bei meinen zukünftigen Modellen so etwas nicht noch mal. Diesen Bericht und die Fotos habe ich eingestellt, um auch zu zeigen dass nicht immer alles so glatt läuft wie man möchte. Begonnen habe ich inzwischen mit dem Flugzeugträger CV3 Saratoga in 1/350 von Trumpeter. Bis jetzt lief es sehr gut ;-)

Gruß Albrecht