Deckelbild

Modell: HMCS Halifax - 2006. CDN Halifax class frigate
Hersteller: Resin Shipyard
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Ätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: C-7001
Preis: 79 kanadische Dollar (ca. 55 €)

Das Original

Die kanadischen Fregatten der Halifax-Klasse wurden in den späten 1970er Jahren als Ersatz für die U-Jagd- und Geleitschiffe der St. Laurent-, Restigouche-, Mackenzie- und Annapolis-Klasse aus den 1950er und frühen 1960er Jahren geplant. Ursprünglich sollte diese Schiffe im Rahmen des NFR-90-Projekts der NATO ersetzt werden, da aber dieses Projekt scheiterte, wurde stattdessen das Canadian Patrol Frigate Project entwickelt, eben die Halifax-Klasse. Die Klasse war primär für die U-Jagd und Geleitschutz entwickelt, d.h. im Rahmen der Aufgaben der kanadischen Marine im Kalten Krieg.

Für die U-Jagd können sie mit der Sea King einen relativ schweren Hubschrauber mitführen, der Hangar ist so konzipiert, dass er auch heutige große Maschinen wie die CH-148 Cyclon oder die EH-101 Merlin mitführen kann. Viel Wert wurde beim Entwurf darauf gelegt, dass die Schiffe leise ausfallen und eine geringe Radar- und Infrarot-Signatur aufweist. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Geräuschentwicklung konnte dies auch umgesetzt werden. Als Sekundärbewaffnung verfügt die Klasse über ein relativ leichtes, für den Landzielbeschuss nur eingeschränkt nützliches Bordgeschütz, Antischiffs-Raketen sowie Sea Sparrow-Nahbereichsabwehr-Raketen. Letztere werden aus Senkrechtstartern verschossen, die auf dem Oberdeck neben dem Schornstein stehen - eine relativ seltene Anordnung.

Die Halifax-Klasse ist 134,1 m lang und 16,4 m breit, die Verdrängung beträgt 4770 t. Der Antrieb erfolgt über einen 8800 PS starken Pielstick-Diesel und zwei General Electric LM2500-Gasturbinen, die 47500 PS leisten. Hiermit wird eine Höchstgeschwindigkeit von 29 kn erreicht.

Bewaffnung
1 x 5,7 cm L/70 Mk 2 Bofors
1 x 2 cm Phalanx Mk 15 Mod 1
6 x 1,27 cm Browning MG
8 x Harpoon Block 1C-Antischiffsraketen (zwei Vierfachstarter)
16 x Sea Sparrow-Flugabwehrraketen (zwei Mk 48 VLS-Achtfach-Starter, heute mit ESSM bestückt)
4 x 32,4 cm Mk 32 Mod 9-Torpedorohre (zwei fest eingebaut Zwillingsrohre, 24 Mk 46-Torpedos)
1 x Sikorsky CH-124 Sea King-Bordhubschrauber (soll durch Sikorsky CH-148 Cyclone ersetzt werden)

Inzwischen werden die Sea Sparrow durch ESSM ersetzt, das 5,7 cm-Geschütz und die Phalanx sollen modernisiert werden. Dazu soll die Radarausstattung, das Kommandosystem, Feuerleitung sowie elektronische Gegenmassnahmen modernisiert werden.

Von 1987-1996 wurden bei Saint John Shipbuilding in Saint John und bei MIL Davie Shipbuilding in Lauzon (Lévis) insgesamt zwölf Schiffe der Klasse gebaut: Halifax, Vancouver, Ville de Québec, Toronto, Regina, Calgary, Montréal, Fredericton, Winnipeg, Charlottetown, St. John's und Ottowa (FFH-330 bis -341). Alle Schiffe sind nach kanadischen Städten benannt, weshalb die Klasse auch City-Klasse genannt wird.

Halifax, Ville de Québec, Toronto, Montréal, Fredericton, Charlottetown und St. John's sind im Atlantik in Halifax und Vancouver, Regina, Calgary, Winnipeg und Ottowa sind im Pazifik in Esquimalt stationiert. Die Schiffe wurden u.a. zur Seeblockade Jugoslawiens 1993-95, zur Durchsetzung des Embargos gegen den Irak in den 1990ern, im Afghanistan-Krieg, den Kampf gegen Piraten im Indischen Ozean und im Libyen-Krieg eingesetzt.

Der Bausatz

Der neue Bausatz von Resin Shipyard, einem kanadischen Hersteller, der bisher hauptsächlich Bausätze im Maßstab 1/350 herausgebracht hat, stellt laut Deckelbeschriftung die Halifax im Bauzustand von 2006 dar, die Darstellung aller Schiffe der Klasse von ihrer Indienststellung bis heute dürfte aber möglich sein.

Die einzelnen Teile sind sehr gut verpackt. Der Rumpf ist mit Brückenaufbau und Hangar gegossen und überwiegend gut detailliert. Die Abmessungen und Form sind richtig wieder gegeben. Der Knick im Rumpf unterhalb der Brücke scheint mir etwas zu hoch angebracht zu sein und der Wellenbrecher vor und um das 5,7 cm-Geschütz fallen recht dick aus.

Der Schornstein ist massiv gegossen, der obere Abschluss ist extra gegossen. Die Gitter auf der Vorderseite des Schornsteins sollen durch Abziehbilder dargestellt werden - es bleibt abzuwarten, wie dies wirkt, da man beim Original hier durchsehen kann. Allerdings dürften die Gitter mit Ätzteilen in Maßstab 1/700 nicht darstellbar sein, da sie selbst für Ätzteile zu fein sind. Die Abzüge oben am Schornstein kann man eventuell noch aufbohren. Rechts auf dem Bild sieht man das einzige weitere Teil der Aufbauten, was noch angeklebt werden muss: der Unterbau für das achtere AN/SPG 503-Feuerleitgerät für das 5,7 cm-Geschütz und die Sea Sparrow.

Hier dann Satellitenantennen, Rettungsinseln, Beiboote, Fahrwerk der Sea King etc. Die Teile sind gut detailliert, lediglich die Rohre des Phalanx-Geschützes wirken recht massiv (ein Problem, was man bei so gut wie jedem Bausatz sieht).

Die Harpoon-Starter, die VLS Mk. 48 (für Sea Sparrow/ESSM), das 5,7 cm-Geschütz und die AN/SPG 503-Feuerleitgeräte:

Bei den Harpoon-Startern fehlt die Gitterkonstruktion, die man so aus anderen Quellen ergänzen muss. Die Startbehälter des VLS Mk. 48 sind etwas massiv, auch hier fehlt die Gitterkonstruktion, die den Starter und dessen Schild am Aufbau befestigt.

Die Fotoätzteile

Die Platine enthält u.a. den Gittermast, Radarantennen, MGs, Rotoren für die Sea King und die Reling. Die Teile für die Reling ist bereits abgelängt, muss also nicht angepasst werden.

Abziehbilder

Der Abziehbilderbogen enthält die Kennnumern und Flugdeckskennungen für alle Schiffe der Klasse, die Flugdeckmarkierungen, Warnkreise, Markierungen für die Sea King (Nummern für vier Maschinen), Flaggen, Brückenfenster (!) und die Darstellung der Gitter am Schornstein. Die Cartoons auf der Rückseite des 5,7 cm Turms fehlen leider.

Die Anleitung

Die englisch-sprachige, farbige Anleitung besteht aus Teilelisten, zwei Übersichtszeichnungen, die den Zusammebau erklären. Der Zusammenbau des Masts, der Radarantennen und der Sea King ist extra gezeichnet. Dazu gibt es eine ausführliche Bemalanleitung, die auch verschiedene Bauzustände eingeht.

Die Anleitung ist vorbildlich. Zusätzlich bietet Resin Shipyard eine CD-R mit Fotos der Halifax (167 Fotos von 2007), Vancouver (159 Fotos von 1997) und Toronto (20 Fotos von 1999, überwiegend Unterwasserschiff im Dock) an, die haufenweise Details der Schiffe zeigen - und dere Kauf sich meiner Meinung trotz der zahlreichen Fotogalerien, die ich im Internet gefunden habe (siehe Quellen unten), gelohnt hat.

Quellen

Fazit

Der Bausatz der Halifax-Klasse macht auf dem ersten Blick einen erstklassigen Eindruck und dürfte relativ leicht baubar sein. Auf dem zweiten Blick - ausgerüstet mit einem Berg von Fotos der Originale - findet man dann doch ein paar Teile, die besser sein könnten. In den meisten Fällen dürfte die Korrektur nicht aufwendig sein - und bei einem Spritzgussbausatz wären solche Fehler "normal", da vom Material her fast unvermeidlich. Aber einige Punkte hätte der Hersteller auch leicht lösen können, z.B. indem das Gestell der Harpoon-Starter beigelegt worden wäre. Insgesamt begrüße ich, dass ein weiterer Hersteller im Bereich 1/700-Wasserlinienmodelle aktiv geworden ist und dazu ein Modell eines modernen Schiffs einer Marine herausgebracht hat, die bisher unterrepräsentiert war. Und als Erstlingswerk in diesem Maßstab ist das Modell sehr gelungen.

alt empfehlenswert

Lars