Deckelbild

Modell: Heinkel He 115 B
Hersteller: Special Hobby
Maßstab: 1/48
Umfang: 115 Plastikteile + 29 Resinteile + 53 Fotoätzteile + Decals
Art.Nr.: SH 48110
Preis: ab ca. € 60,- Euro aufwärts zzgl. Porto & Verpackung

Das Original

Beim Wiederaufbau der deutschen Luftwaffe wurden auch verschiedene Seeflugzeugtypen benötigt. Die Ausschreibung für ein zweimotoriges Mehrzweckflugzeug gewann die Firma Heinkel und konnte in der Folge mit einem leicht modifizierten Prototyp gleich acht Flug-Rekorde brechen.

Der Aufgabenbereich des neuen Typs umfasste Bomben-, Torpedo- und Mineneinsätze sowie bewaffnete Aufklärung, U-Bootjagd und auch Seenotrettung. Eine nach Kriegsende in Kiel aufgefundene Maschine des KG 200, mit einem unüblichen großen Ausschnitt im Rumpfboden, lässt vermuten, dass mit dieser Maschine Agenten abgesetzt werden sollten oder wurden. Erste Einsätze flog die He 115 im spanischen Bürgerkrieg und ihre Leistungen überzeugten nicht nur die Deutschen, sondern auch die Schweden und Norweger, die 10 bzw. 15 Maschinen kauften. Dies führte dazu, dass sich während der Besetzung Norwegens norwegische und deutsche He 115 gegenüberstanden. Einige der verbliebenen norwegischen Maschinen flohen nach Schweden und Grossbritannien. Letztere wurden von den Briten im Mittelmeerraum für Geheimeinsätze verwendet. Eine ehemals norwegische He 115 wurden von den Deutschen den Finnen überlassen.

Obwohl viele ihrer Aufgaben verstärkt von landgestützen Typen wie He 111 und Ju 88 übernommen wurden, waren die He 115 bis Mitte 1944 fester Bestandteil der deutsche Seefliegerverbände. Danach verschwanden sie aus den Frontverbänden, da sie den alliierten Jägern und Zerstörern nichts mehr entgegenzusetzen hatten und das Material auch schon zu abgeflogen war.

Technische Daten (He 115 B):
Besatzung: 3
Länge: 17,30 m
Spannweite: 22,28 m
Höhe: 6,59 m
Flügelfläche: 86,70 m²
Leergewicht: 6870 kg
Abfluggewicht: 10680 kg
Antrieb: 2 x BMW 132K mit je 960 PS
Höchstgeschwindigkeit: 300 km/h (auf 1000 m Höhe)
Reichweite maximal: 2800 km
Gipfelhöhe: 5200 m
Bewaffnung: unterschiedliche MG bzw. MK Anordnungen Bomben- bzw. Torpedolast: max. 1250 kg Bomben oder Minen, oder 1 x Torpedo (500 kg)

Der Bausatz

Lange hat es gedauert, bis dieser Bausatz nach den ersten Ankündigungen das Licht der Modellbauszene erblickte. Hat sich das Warten gelohnt? Unabhängig von den möglichen Kritikpunkten kann ich deutlich JA sagen, denn es ist schwer vorstellbar, dass ein anderer Hersteller sich eines großen, zweimotorigen Seeflugzeuges in diesem Maßstab angenommen hätte. Freuen wir uns also ersteinmal grundsätzlich über diesen Bausatz.

Die Machart entspricht dem gewohnten Standard des Herstellers. Plastikteile, die natürlich nicht mit den Qualitätsstandards der Großen mithalten können, aber auch nicht mehr an die frühen Kleinserientage erinnern, werden durch Resin und/oder Fotoätzteile für alle feiner detaillierten Teilegruppen, wie Interieur, Waffen und Motoren, ergänzt. Gute Klarsichtteile und bedruckte Folie für die Instrumente, sowie sauber gedruckte Decals für drei Maschinen runden das Bild ab.

Der erste Eindruck ist also gut, aber trotzdem stellte sich beim ersten Überblick bereits ein Fragezeichen ein. Die Schwimmer der He 115 wiesen relativ lange Leitbleche an den hinteren Unterseiten auf. Diese sind sowohl auf dem Deckelbild, als auch auf den Abbildungen des Bemalplans, zu erkennen. Leider fehlen sie beim Bausatz. Eine kurze Rücksprache mit dem Hersteller ergab, dass man sich in Prag dieses Problems durchaus bewusst ist und bereits Abhilfe geschaffen hat. Neuere Bausätze werden sowohl korrigierte Plastikteile für die Schwimmer (es gibt da wohl Passungenauigkeiten) als auch Fotoätzteile für die Leitbleche beinhalten und alle Kunden, die bereits einen der ersten Bausätze erworben haben, können sich unter dieser Adresse: eshop_info AT cmkkits.com direkt an den Hersteller wenden und bekommen dann die korrigierten Plastikteile und die neuen Ätzteile zugeschickt. Das nenne ich vorbildlichen Service!

Ansonsten konnte ich bislag keinen weiteren Fehler feststellen. Wie sich das Modell bauen lässt, muss sich natürlich erst noch erweisen, aber erfahrungsgemäß sind diese Bausätze für halbwegs geübte Bastler keine allzu große Hürde.

Im übrigen kann man davon ausgehen, dass es in absehbarer Zukunft auch einen Bausatz mit Markierungen für die ausländischen Nutzer der He 115 geben wird. Erkennen kann man das daran, dass der Bausatz Austauschteile für den oberen Bereich hinter den Motorgondeln aufweist. Dies wurde dadurch notwendig, da die früheren Maschinen, also auch die Exportversionen, noch nicht über die später nachgerüsteten, starr nach rückwärts feuernden, MG 17 in den Motorgondeln verfügten. Heinkel hatte auch seine He 111 mit so einer Defensivwaffe in der Heckspitze ausgestattet und da die He 115 nach hinten lediglich über ein handbedientes MG 15 verfügte, erschien diese Maßnahme, sicher auch aus psychologischer Sicht, als sinnvoll. Der Bastler soll hier die Ausschussöffnung selber bohren. In Ermangelung eines Vorbildfotos und ausgehend von den Einbauten in der He 111 sollte man wohl besser den betreffenden Bereich an der Hinterkante dünn ausschleifen und auch die nicht vorhanden MG 17 scratchen oder durch after-market Produkte ergänzen.

Der Decalbogen bietet Markierungen für drei deutsche Maschinen. Die erste (K6 + TH) gehörte 1942 zur 1. Staffel Küstenfliegergruppe 406 in Trondheim. Ihr Standardanstrich aus RLM 72 und 73, war mit weißen Feldern teilweise übermalt. Die zweite Maschine (M2 + BL), mit nachtschwarzer Unterseite, gehörte zur 3. Staffel KFlGr. 106 und war 1940 auf Borkum bzw. Schellingwoude stationiert und flog Mineneinsätze. Bei der dritten He 115 (8L + FH) handelt es sich um jene Maschine, die kürzlich aus dem Hafrsfjord bei Stavanger geborgen werden konnte, und die aktuell im Flyhistorisk Museum Sola restauriert wird. Sie hatte am 28. Dezember 1942, bei einer harten Landung, einen ihrer Schwimmer verloren und war gesunken. Die Besatzung blieb unversehrt.

Fazit

Der Heinkel 115 Bausatz ist ein hochwertiger multi-Material Bausatz, der in vielen Aspekten noch an ein Kleinserienprodukt erinnert (fehlende Verbindunsgstifte), was aber keinen Einfluss auf die Qualität hat. Wer geübt im Umgang mit Resin und Fotoätzteilen ist, wird mit diesem Bausatz keinerlei Mühe haben. Allein für die Typenauswahl gebührt dem Hersteller bereits ein Lob, aber auch das Ergebnis ist

alt uneingeschränkt empfehlenswert

Olaf Krabbenhöft

Wir danken Special Hobby für das Bausatzmuster