Im zweiten und abschließenenden Teil des Berichts (siehe Teil 1) über den Bau des italienischen Leichten Kreuzers Ancona geht es um die Details an Deck, Beiboote, Plattformen, Masten und Takelage.

Decksdetails

In die Öffnungen für die Torpedorohre montierte ich die halbkreisförmigen Schienen auf das Deck. Diese stellte ich aus sehr dünnen Kupferdraht her, den ich zuvor zwischen zwei Stanley-Klingen in einer Schraubzwinge flach gedruckt hatte. Danach stellte ich die Torpedorohre her, wobei mir ein paar alte Plastiktorpedorohre als Ausgangsbasis dienten.

neue Torpedorohre<

Die hinteren Oberlichter und Lüfter waren massiv gegossen (und dazu bogenförmig!) und es fehlten alle Details. Ich simulierte die Fensterrahmen mit Leitern von GMM, während der aufklappbare Teil der Fenster aus etwas kleineren Leitern von GMM gemacht ist.

Munitionskisten und kleinere Lüfter sowie ähnliche kastenförmige Strukturen wurden alle aus Plastikstreifen gebaut.

Die Bootslagerungen stellten ein kleines Dilemma dar, da sie scharfkantig, fein, und, am wichtigsten, reproduzierbar sein müssen. Ich nutze dafür Relings im Maßstab 1/350, die ich zurechtschnitt. Die Ecke schnitt ich so an, dass sie nach dem Bemalen den Eindruck vermittelten, dass sie abgerundet waren.

Überhängende Decksteile hinter der Brücke stellte ich aus Papier her. Papier ist leicht zu schneiden und zu formen. Nachdem ich die Teile mit Mattlack an ihren Positionen fixiert hatte, tränkte ich sie mit Sekundenkleber. Diese härtete die Teile, versiegelte die Kanten und unterstützte die Verklebung mit Mattlack.

Auf dem Vorderdeck stellte ich die Unterlagen für die Ankerketten sowie die Basis des Katapults mit Streifen aus Messing dar. Die Katapultschienen baute ich aus dem Entmagnetisierungskabel für die King George V-Klasse von WEM. Diese stellt die Schienen und deren Befestigungen gut dar. Den Wellenbrecher aus Resin, den ich beim Entfernen des Holzdecks mit entfernt hatte, baute ich aus Messing neu.

Die Plattformen um die 15 cm-Geschütze hatte ich ebenfalls entfernt, als ich das Deck zum Stahldeck umbaute. Ich machte sie aus Vinyl-Klebeband neu.

Am Heck ist das Deck am Ende der Minenschienen eingeschnitten. Das war schwer auf den Zeichnungen zu erkennen, aber ist gut auf Fotos wahrnehmbar.

Viel Zeit brauchte die Herstellung der Klampen/Klüsen und Poller. Diese sind auf Modellen oft viel zu groß darstellt. Ich benutzte 1/350 Leitern für die Klampen/Klüsen. Nach dem Bemalen erhalten diese ein dreidimensionales Aussehen.

Ich finde, dass der Versuch runde Poller im Maßstab 1/700 herzustellen, oft in klobigen, viel zu großen Teilen enden kann. Obwohl ich immer wieder einzelne, schöne Exemplare herstelle, liegt das Problem bei der reproduzierbaren Herstellung von feinen und genauen Teilen. Ich griff deshalb auf zweidimensionale Strukturen zurück und gab diesen mit dicker Farbe Struktur. In diesem Fall benutzte ich fotogeätzte Wasserbombengestelle im Maßstab 1/350 aus globigen und dicken Messing. Ich schnitt diese, wie auf den Bildern unten gezeigt, zurecht und klebte sie auf dünne Messingplatten. Die aufgebrachte schwarze Farbe trägt zu ihrer Festigkeit bei. Der leicht zweidimensionale Eindruck wird durch ihre Gleichmäßigkeit und Feinheit kompensiert.

Die enthaltene Geschütze haben Schutzschilde, die von oben gesehen korrekt dargestellt sind, deren Vorder- und Seitenansicht allerdings falsch ist. Dazu sind sie nicht hoch genug und ihre Geschützrohre sind zerbrechlich und klobig. Schließlich sind die Schutzschilde auch noch massiv gegossen, was alles andere als zufriedenstellend ist. Ich entschloss mich die Resinblöcke als Ausgangspunkt zu nutzen, da sie eine einheitliche Größe haben. Ich schnitze die Vorder- und Oberseite zurecht und höhlte sie danach vorsichtig hinten aus. Ich bohrte das Loch für das Rohr und setzte Messingrohre von NNT ein. Dazu fügte ich noch ein paar Details an das Ende des Verschlusses ein, ob dort etwas Kontrast zu haben – den man am Modell aber fast nicht mehr sieht.

Die Masten und Plattformen

Die Masten der Ancona waren unglaublich hoch, was das Modell zu einem Blickfänger macht. Die hohen dünnen Masten machte ich aus dünnen Messingrohren von Albion Alloys. In die Rohre fügte ich Federstahldraht ein und lies Sekundenkleber einlaufen, um daraus aus mehreren Schichten zusammengesetzte, starke und stabile Masten zu machen. Das stellte sicher, dass es später beim Takeln keine Probleme gab.

Im späten Bauzustand wurde die obere Brückenplattform durch eine (anscheinend) runde Struktur ersetzt. Ich setzte ein Rohr mit einem ähnlichen Durchmesser wie der Mast ein, um es richtig auszurichten, bevor ich die fertigen Masten einsetzte.

Das Krähennest machte ich aus einem Messingrohr. Die Sichtschlitze habe ich mit zurechtgeschnittenen schwarzen Abziehbilderstreifen dargestellt.

Meiner Meinung nach wird das Erscheinungsbild vieler Modelle durch zu dicke Plastik- oder Resinplattformböden beeinträchtigt. In der Realität waren dies dünne Stahlplatten, die meist durch Streben darunter verstärkt wurden. Im Maßstab 1/700 sind diese wirklich dünn. Meine Methode, die ich erfolgreich seit vielen Jahren benutzte, besteht darin, dass ich die Form der Plattform dadurch herstelle, dass ich eine fotogeätzte Reling entsprechend biege. Dann trage ich mit Wasser verdünnten Weißleim von unten in die ovale oder kreisförmige Form auf. Nachdem der Weißleim ausgedrocknet ist, kann man die Plattform am Mast befestigen und den Boden bemalen. Wenn er in einer anderen Farbe als die Reling ist, sollte man die Plattform von unten bemalen, da es so eine klare Trennlinie zwischen dem Deck und der Reling gibt.

In diesem Fall bemalte ich die Reling und die Plattformböden in derselben Farbe, so dass sich die Reling später von der Persenning abhebt. Die Persenning war in der gleichen Farbe wie die Aufbauten. Die Persenning stellte ich ebenfalls mit Weißleim dar, den ich mit einem Pinsel in die Reling aufstrich und mich dabei auf die Oberflächenspannung verließ, um die Lücken zu überbrücken. Nach dem der Weißleim getrocknet war, bemalte ich die Persenning nur von der Außenseite. Weißleim trocknet klar aus, so dass man auf der Innenseite die dunklere Farbe der Reling noch deutlich sehen kann.

Die verschiedenen Plattformen hatten Abstützungen darunter. Statt zu versuchen diese genau nachzubauen, was wahrscheinlich in zu dicken Strukturen resultieren würde, entschloss ich mich diese zu vereinfachen. Ich nutzte gezogenen Gussast, der meiner Meinung nach realistisch wirkt.

Die Beiboote montierte ich auf die Bootsrahmen, wobei ich die Bootswiegen mit einem Tropfen Weißleim simulierte. Die Beiboote aus dem Bausatz sind sehr schlecht und ich ersetzte sie durch passende Teile von WEM, Kombrig und sogar einigen alten Teilen von Modelkrak. Ich fügte Riemen, Scheuerleisten und Ruder hinzu, die allen aus braunem gezogenem Gussast gemacht sind. Die Taue zwischen Boot und Davit stellte ich aus schwarzem gezogenem Gussast dar. Die Blöcke sind durch kleine Tropfen Weißleim dargestellt. Die Davits selbst wurden aus dickeren Messingstreifen hergestellt. Auf der Innenseite wurde gezogener Gussast geklebt, um der Farbe mehr Haftungsfläche zu geben, um so den Streifen mehr Struktur zu verleihen.

Die verschiedenen Figuren von GMM und Eduard wurde in neue Posen gebogen sowie mit Sekundenkleber und Weißleim dicker und dreidimensionaler gemacht. Sie wurden auf ihre Stationen verteilt bzw. in kleine Gruppen aufgestellt, die sich unterhalten oder Befehle empfangen.

Die Takelage des Modells wurde komplett aus gezogenen Gussast gemacht, wofür ich meine übliche Methode verwendet, die genauer hier beschrieben wird:

Making stretched sprue and Rigging with stretched sprue

Das Takeln war eine schwierige und anstrengende Angelegenheit, die hohe Konzentration verlangte. Die vier Teile der diagonalen Salinge wurden aus sehr dünnen Stahldraht gemacht und einzeln an den Mast zentral angeklebt, statt sie falsch vor oder hinter dem Mast anzubringen. Jeder Satz Salinge erhielt, pro Mast, acht Sätze von Signalleinen. Jede Signalleine besteht aus zwei sehr dünnen braunen gezogenen Gussästen, so dass insgesamt 16 Leinen angebracht wurden. Dabei bemühte ich mich die sehr dünnen Salinge nicht zu verbiegen. Es stellte sich heraus, dass die Takelage tatsächlich ihre stützende Funktion erfüllt.

Letzte Details umfassten die Sützten für die Sonnensegel an den Deckskanten. Diese sind aus den längslaufenden Teilen von fotogeätzten Relings im Maßstab 1/350 geschnitten und wurden später mit gezogenen Gussast getakelt.

Ich befestigte das Modell schon früh auf der Wasserplatte, um es leichter handhaben zu können. Ich benutzte meine bewährte Methode mit Aquarellpapier auf hölzernen Cocktailspießen, die ich auf eine Stahlplatte mit Epoxidharz verklebte. Diese Methode die Wasserfläche herzustellen und bemalen ist detailliert hier beschrieben:

Making Sea-water -using watercolor paper in 1/700-- PART ONE

und

Sea-water using watercolor paper-PART TWO - Painting

Ich benutzte ein von oben aufgenommenes Foto des echten Schiffs bei hoher Geschwindigkeit, um die Wasserfläche realistisch gestalten zu können.

Die letzte Aufgabe war auf dem Schiff die Marineflagge zu setzen. Diese wurde von meinem Modellbaukumpel Rui Matos gezeichnet. Ich druckte sie aus auf einen weißen Abziehbilderbogen und befestigte sie an den Stengen mit Mattlack.

Letztlich hätte ich die Graudenz in ihrem ursprünglichen Zustand wahrscheinlich nicht gebaut, da sie in meinen Augen ein eleganter, aber unspektakulärer Kreuzer war. Erst der Anbau des Klipperbugs durch die italienische Marine weckte mein Interesse im ausreichendem Maße, um mich zu Bau des Modells zu motivieren.

HP Modells muss man dafür loben, dass sie so ein esoterisches und einzigartiges Vorbild ausgewählt und von den Abmessungen und Proportionen korrekt dargestellt haben. Andererseits war ihre Recherche nicht ausreichend hartnäckig, was zu dem Erscheinen eines Bausatzes mit einem vollständig falschen Holzdeck führte. Dazu sind abgesehen von dem Rumpf die meisten anderen Teile nahezu unbrauchbar.

Trotzdem ist die Ancona eine spannende Ergänzung meiner Modellsammlung.

Ich bin insbesondere meinen italienischen Modellbaukumpeln Peppe und Giampiero dankbar, die mich mit einigen sehr nützlichen Fotos ausgestattet haben, die mir erlaubten, ein halbwegs orgiginalgetreues Modell zu bauen. Ein besonderer Dank geht an Rob Kernaghan, der mir die wunderschönen Pläne zur Verfügung stellte.

Teil 1

Jim Baumann

(übersetzt aus dem Englischen von Lars)