Das Original

Das britische Schlachtschiff HMS Magnificent war das dritte von neun Schiffen der Majestic-Klasse. Sie war mit vier 30,5 cm- und zwölf 15,2 cm-Geschützen, 16 12-Pfündern (7,62 cm) und zwölf 3-Pfündern (4,7 cm) sowie fünf Torpedorohren schwer bewaffnet.

Nach der Indienststellung schloss sie sich Ende 1895 der Channel Fleet (Kanalflotte) als zweites Flaggschiff an. 1897 nahm sie an der Flottenparade in Spithead teil. Seit 1902 war sie Teil der neu gebildeten Atlantic Fleet (Atlantikflotte), sie wurde das zweite Flaggschiff des Kanalgeschwaders. Bei der Explosion eines der 15,2 cm-Geschütze 1905 verloren 18 Mann der Besatzung ihr Leben. 1906 wurde Magnificent der Reserve zugeteilt und diente danach als Artillerieschulschiff.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs war die Magnificent eines der ältesten aktiven Schiffe der Royal Navy und diente als Wachschiff für die Marinebasis am Humber. Später wurde sie, zusammen mit ihrem jüngeren Schwesterschiff HMS Hannibal, als Wachschiff Scapa Flow zugeteilt. 1915 wurde ihre Hauptbewaffnung entfernt und sie zum Truppentransporter umgebaut. Sie diente während der Dardanellen-Operation, evakuierte Truppen von Mudros und transportierte sie zurück nach Großbritannien. Nach ihrer Rückkehr wurde sie 1916 in Belfast zum Munitionsschiff umgerüstet. In dieser Funktion diente sie bis 1921, danach wurde sie zum Abwracken verkauft, was im folgenden Jahr erfolgte.

Das Modell

Mein Modell des britischen Schlachtschiffs HMS Magnificent stellt sie im Zustand von 1899 mit dem typisch viktorianischen Anstrich dar.

Bevor ich anfing, durchwühlte ich meine Bücher, alte Pläne und das Internet, um detaillierte Deckansichten und Informationen über den Anstrich zu finden und so den Bauzustand und Anstrich für die gewählte Epoche so genau wie möglich zu bestimmen.

Bei der Internetsuche zur Majestic-Klasse fand ich auch einen Bausatz im Maßstab 1/700 der HMS Mars, der von SS Models in China vertrieben wurde. Diesen kaufte ich aus Neugier auf Ebay. Nach der Ankunft stellte er sich als leicht modifizierte und geschrumpfte Resinkopie des Kombrig-Bausatzes heraus. Der einzig wirklich nützliche Inhalt des Bausatzes war eine kleine Fotoätzteilplatine, die gut gemachte Brückendecks und die Wände des Steuerhauses enthielt. Diese waren allerdings in der falschen Form für mein Modell, aber ich schlachtete sie aus und passte sie an die Abmessungen und Zahl der Fenster der Magnificent an.

Mein Modell basiert auf einem älteren Resinbausatz von Kombrig, der schon einige Jahre in meinem Bausatzvorrat gereift ist. Nach einer ersten Überprüfung wirkte der Bausatz so, als könnte man ihn schnell und einfach bauen.

Leider war dies nicht so. Von den Abmessungen her sind die Teile gut. Allerdings finden sich Fehler oder vielleicht Fehlinterpretationen der Pläne – entweder Vereinfachungen oder einfach falsch! Hier eine kurze Zusammenfassung der wesentlichsten Änderungen:

Das komplette, teilweise massive gegossene Bootsdeck sowie der vordere und achtere Teil des Aufbaus wurden komplett entfernt. Dies ermöglichte es, den Bereich unter den Beibooten und hinter den 15,2 cm-Kasemattgeschützen und der 12-Pfünder-Batterie mittschiffs offen darzustellen. Für den Bau der beplankten Decks auf den Aufbauten erstellte ich Schablonen aus Papier. Die Decks über den Kasematten sind aus Messingplatinen, während die Laufstege aus Papier sind.

Die Stufen an den Rumpfseiten, die beim Original von den Beibooten auf das Oberdeck führen, stellte ich aus kleinen, rechteckigen Messingstreifen her, die ich nach dem Bemalen des Rumpfs mit Mattlack anklebte.

Die Gitterstruktur, die die Boote trägt, alle Davits, die Gefechtsmarsen, die achtere Brücke, das Kartenhaus, die Galerie am Heck und viele andere Details habe ich aus selbst gemachten Teilen erstellt. Die Öffnungen der Lüfter höhlte ich aus und baute die Verstrebungen in den Öffnungen aus weißem, gezogenem Gussast. Die Masten bestehen aus Stahlröhren, während die Stengen aus konischen Stahlteilen sind, die ich mit meiner selbst gebauten „Mast-konisch-schleif-Vorrichtung“-Dremel hergestellt habe.

Die Takelage inklusive die Fussläufe an den Rahen sind aus gezogenem Gussast mit meiner typischen Methode erstellt.

Das Schiff ist mit langen Schrauben auf einer Edelstahlplatte befestigt, um Stabilität und Langlebigkeit sicherzustellen. Das Wasser habe ich mit Aquarellpapier auf hölzernen Cocktailspießen erstellt. Die Methode habe ich detailliert hier beschrieben.

Einen ausführlicheren Baubericht findet man noch hier.

Trotz der Schwächen des Ausgangsmaterials bereitet mir das fertige Modell viel Freude und es sieht so aus, wie das Original meiner Meinung nach 1899 aussah.

Jim Baumann

(aus dem Englischen von Lars übersetzt)