Die Vorgeschichte


Die Geschichte spielt in meiner Vor-Internet-Ära, also ohne Boards, in denen man Hilfe sucht und findet, aber auch ohne das Wissen, daß es Sekundärliteratur gibt, die oftmals helfen kann.
Christian hat mir Mut gemacht, einen etwas anderen Baubericht zu schreiben, nämlich über ein bereits gebautes Modell, welches mit Anfängerfehlern behaftet ist. Aus Fehlern lernt man und man lernt auch, wie man an Punkten weitermacht, an denen das Modell kurz vor dem Gang in die Mülltone steht. Der geneigte Leser möge dies bitte immer berücksichtigen.
Vor circa 8 Jahren habe ich im Bereich Modellbau eine neue Herausforderung gesucht. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es für mich nur Modelle im Maßstab 1/24, wobei mir als Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr natürlich Feuerwehrfahrzeuge besonders am Herzen lagen. Da aber keine neuen Modelle in Aussicht waren, die Palette von Revell und Italeri abgearbeitet war, begann die Suche.
Durch einen Bekannten (RC-Schiffsmodellbauer), kam ich auf die Firma Krick. Ein Blick in den aktuellen Katalog und meine Entscheidung stand fest - es sollte die Albatros sein. Die Worte Lasercut und der Maßstab 1/40 sprachen mich besonders an. Mit dieser Entscheidung begann also meine Bekanntschaft mit historischen Schiffsmodellen.

Zur Geschichte des Schiffes


Die Albatros wurde im Jahre 1840 auf einer Baltimorer Werft gebaut. Dieser Schiffstyp, genau müßte man ihn Baltimore-Klipperschoner bezeichnen, wurde stark durch französische Fregatten beeinflußt, die im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg oft die Häfen der Ostküste anliefen. Der feine und glatte Rumpf verlieh dem Schiff sehr gute Fahreigenschaften. Die Einsatzzwecke waren vielfältig, bei einer Tragfähigkeit von ca. 90 - 200 t diente dieser Schiffstyp unter anderem der Hochseefischerei, dem Handelsverkehr und dem Küstenschutz.
Die Albatros selbst war ein Küstenschutzschiff, sie besaß einen sehr schlanken Rumpf und Glattdeck, auf welchem sich die Decksgeschütze befanden. Schaut man sich den Kielfall achtern und die Aufkimmung mittschiffs an, so kann man sich vorstellen, daß hier eine, für die damalige Zeit revolutionäre Schiffsform vorlag.
Dafür spricht auch der Übergang von den üblichen runden, bzw. U-förmigen Spanten zu V-förmigen Spanten hin.
Die Baltimore-Schoner führten an beiden Masten unter den oberen Rahsegeln Gaffelsegel, kamen aber auch als Schoner-Brigg getakelt vor.
Die Jahre 1835-1850 gelten üblicherweise als Blütezeit der Baltimore-Schoner. In dieser Zeit entstanden auch die Begriffe Baltimore-Klipperschoner oder Baltimore-Klipper.
Von den später entstandenen Klippern unterschieden sie sich aber grundsätzlich in der Größe, der Mastanzahl, -anordnung und Besegelung.

Gesamtbild

Der Bausatz


Hersteller ist Mantua, Vertreiber war Krick. Der Bausatz lag im Maßstab 1/40 vor, also nicht zu verwechseln mit dem jetzigen, von Krick angebotenen Modell, welches einen Maßstab von 1/50 hat. Dieser Bausatz stammt übrigens von der Firma Constructo Modelismo.
Die Beschreibung des Katalogs traf voll und ganz zu. Fein gelaserte Bauteile (Deck und Spanten). Sehr liebevoll ausgestaltete Beschlagteile, besonders die Geschütze und verschiedenste Rund- und Rechteckleisten in verschiedenen Holzarten. Den Bauplan kann man nur als mächtig bezeichnen, von der Größe und auch von der Detaillierung. Der Takelplan war im Maßstab 1/1 gehalten, genau wie die Spantenrisse, Nagelbänke und vieles mehr. Lediglich die Übersetzung der Originalbauanleitung blieb mir lange Zeit verschlossen, gerade im Bezug auf die Beplankung des Rumpfes.
Genau hier begannen meine Probleme.

Der Baubericht


Bei meinem Baubericht konzentriere ich mich auf meine Fehler. Wie das Modell gebaut wurde, läßt sich nicht durch Bilder belegen.

Der Rumpf


Die Spanten und der Kiel ließen sich problemlos auslösen und schleifen. Die Passgenauigkeit war sehr gut. Beim Anschleifen der ersten und letzten Spanten tauchten bereits die ersten Probleme auf, da ich den Winkel falsch anlegte.
Dadurch gab es in der Folge Schwierigkeiten mit der Beplankung. Im vorliegenden Fall war eine einfache Beplankung vorgesehen. Spalte, die bei meiner Bauweise zwangsläufig entstehen mußten, bedurften der Schleif- und Spachtelarbeit. Gerade im Bugbereich traten häßliche Stellen durch gebrochene oder gesplitterte Planken auf. Heute arbeite ich hier mit Füllstücken, auf die dann die Beplankung gezogen wird, um so etwas zu verhindern.
Hier habe ich zum ersten Mal mit Holzspachtelmasse von Ahrweitex gearbeitet. Sie ist in Tubenform erhältlich und läßt sich sehr gut auftragen. Zusätzlich habe ich mir Modellierspachtel zugelegt.
Die Spachtelmasse hat eine lange offene Zeit und läßt sich sowohl nass, als auch trocken verschleifen.
Auf diese Art und Weise konnte ich den Rumpf retten, leider ging dabei die Ansicht der Beplankung verloren.

Der Rumpf

Das Glattdeck


Wenn man sich das Deck ansieht, so muß man gestehen, es hat seinen Namen verdient.
Wenn ich zurückdenke, so muß ich sagen, ich weiss nicht, welcher Teuefel mich geritten hat, das Deck so bloß zu lassen. Gerade hier hätte eine Decksbeplankung einiges herausgerissen.
Da das Deck aus einem Bauteil besteht, hätte ich hier mit einer Ahle und einem Lineal direkt eingeritzt, oder aber richtig beplankt.
Bei der Endeavour, die ich zur Zeit baue, habe ich ganz bewußt eine neue Methode ausprobiert.
Das Deck ist geklinkert und wurde im Anschluß mit Glasdecor braun gestrichen. Diese Farbe aus dem Kunsthandwerk-Bereich von Marabu geht sehr tief in das Holz hinein und hinterläßt interessante Effekte, da sie auch Kleber- und Leimflecke überdeckt.
Glattdeck

Sitz des Schanzkleides


Am Sitz der Geschütze läßt sich unschwer erkennen, daß das Schanzkleid zu tief sitzt. Problem war seinerzeit, daß beide Schanzkleider einteilig ausgeführt waren und dem Verlauf des Rumpfes folgend gebogen werden mußten.
Trotz Sekundenkleber und bloßer Kraft stellte sich der Erfolg nicht ein, denn das Schanzkleid sollte auf dem Deck sitzen.
In meiner Unerfahrenheit und auch durch bloßliegende Nerven bedingt, habe ich es dann circa 5 mm tiefer auf dem Rumpf befestigt und konnte so Teil für Teil, von achtern beginnend am Rumpfe befestigen.
Schanzkleid

Die Jungfern


Das sieht schlimm aus, gar keine Frage - nie wieder so ein Bild. Herr Mondfeld möge mir verzeihen, aber jeder hat mal angefangen.
Rüsten aus Draht - in meiner Unerfahrenheit dachte ich, so muß das sein, doch weit gefehlt.
Der Lauf der Jungfern lief mir vollkommen aus dem Ruder wie man sieht. Dies wird mal ein Fall für die Schere.

Jungfern

Die Rahen


Als ich den Segelsatz anbrachte traf mich der Schlag. Gerade die Gaffelsegel hauen absolut nicht hin, da ich den Sitz der Gaffelbäume falsch angelegt habe.
Ich habe die Position aus der Zeichnung ermessen und dementsprechend angebracht.
Die Rahen

Das stehende und laufende Gut


Ich habe es bereits eingangs erwähnt, der Bau verlief vollkommen ohne fremde Hilfe. Stehendes Gut in dieser Farbe sollte nicht passieren. Doch ich habe mich auch auf die Abbildungen des fertigen Modells verlassen. Die zeigten genau diese Farbgebung.
Mir ist schleierhaft, warum im Bauplan keine Sprietzurring und auch keine Ratlines aufgeführt sind. Was komplett fehlt sind aufgeschossene Taue. Das Deck sieht einfach zu leer aus. Die Geschütztakelung fehlt ebenfalls komplett. Auch hier kann eine Schere wahre Wunder wirken.
Das Gut

Fazit


Nachdem ich hier nun mein Anfängermodell geoutet habe, bin ich zu dem Entschluß gekommen, es von Grund auf zu renovieren. Sollte der eine oder andere Leser noch weitere Fehler entdecken, so bitte ich den Mantel des Vergessens darüber zu legen.
Herzlichen Dank an Michael Goede (Modellboard Nick 112) für seinen Bericht