Das Original: Anytime, baby!

Anytime, baby! und der zugehörige Comic-Kater stehen für eine Ikone der U.S. Navy des letzten Jahrhunderts: die F-14 Tomcat. In Dienst gestellt 1974, ersetzte sie auf den Flugzeugträgern nach und nach die F-4 Phantom II, zunächst in der Rolle der Flottenverteidigung gegen Luftziele. Hierfür war sie mit einer einzigartigen Waffe ausgestattet – der AIM-54 Phoenix, einer riesigen Luft-Luft-Rakete mit über 180 km Reichweite.

Gerade in den ersten Jahren waren die nagelneuen Maschinen noch sehr farbenfroh lackiert. Alle Staffeln entwickelten auffällige und einzigartige Logos und Lackierungen auf Maschinen, die die sonst in gedecktem Light Gull Grey mit weißer Unterseite lackiert waren. Ein Fest für Modellbauer mit Hang zu besonderen Navy-Flugzeugen.

Der Bausatz

Ein wenig überraschend angesichts der reichlich vorhandenen Konkurrenz hat sich Tamiya des Themas F-14 angenommen und kürzlich sowohl eine F-14A als auch ein F-14D im Maßstab 1/48 auf den Markt gebracht. In Sachen Detaillierung, Passgenauigkeit und Präzision suchen die Bausätze ihresgleichen. Was es nicht gibt, sind Spielereien wie verstellbare Klappen, dafür lassen sich die Flügel nach Belieben schwenken, und es gibt hierzu austauschbare Luftkissen der Flügelschwenkanlage.

Das Modell

Ziel dieses Baus ist es, die Bemaltechnik „Black Basing“ an einem Navy-Jet auszuprobieren. Als Vorbild nehme ich mir dafür die CAG-Maschine der VF-32 Swordsmen auf der USS John F. Kennedy, Januar 1976. Unterstützen werden mich dabei Decals von Furball, Resin-Schleudersitze und eine Gun Vent-Klappe von Quickboost, Räder von Eduard, eine AOA-Sonde und Radomspitze von Master sowie Carrier Deck Tie Downs von Tom's Modelworks.

Los geht es im Cockpit, das sich sehr schnell und mit Freude stiftender Präzision zusammenbauen lässt. Ich grundiere es schwarz und gehe dann mit einem fleckigen Mittelgrau darüber. Die Winkel und Ecken bleiben dunkler, um dem Ganzen mehr Tiefe zu geben. Die Instrumentenbretter und Knöpfe bemale ich mit der Hand mit Vallejo-Farben – ein Zahnstocher ist für die Details hilfreich. Auch die braunen Taschen und „Leder“-Teile sind handbemalt.

Es folgen die Fahrwerkschächte. Die lackiere ich über schwarzer Grundierung mit Gunze C69 Off White, um ein bisschen Kontrast zum eher cremigen Insignia White der Unterseite zu erzeugen. Ein Washing mit Ölfarbe gibt es auch noch. Man sieht sie kaum, dennoch sind die Fahrwerkschächte etwas kahl. Darum ergänze ich sie mit einigen Hydraulikleitungen aus Draht.

Das hat Tamiya sehr schön gemacht: Der Landescheinwerfer am Bugfahrwerk ist ein Klarsichtteil. Den Reflektor sprühe ich mit Alclad Chrome, dann kommt der weiße Grundlack. So sieht das Ganze sehr realistisch aus – sogar so etwas wie eine Glühbirne hat Tamiya eingegossen!

Die Hauptfahrwerke bekommen noch ein paar feine Leitungen aus Draht, ebenso die Hauptfahrwerkschächte. Für einen Farbtupfer sorgen die Klappen mit knalligem Rot. Ein leichtes Ölfarben-Washing blendet alles wieder ein.

Nicht so schön: In den Einläufen gibt es einige Auswerfermarken zu füllen. Danach lackiere ich den inneren Teil wie schon das Fahrwerk in Gunze C69 Off-White, um ein bisschen Kontrast zum Insignia White zu erzeugen.

Die von mir ausgesuchte Tomcat datiert früher als die Maschine aus dem Bausatz von Tamiya. Daher muss ich die Kanonenraumbelüftungsklappe gegen eine frühere Version austauschen. Kein Problem, es gibt ein Austauschteil von Quickboost. Dann doch ein Problem, denn das ist kein 1:1-Austausch gegen das Bausatzteil (das auch separat ist, um mit der gleichen Form auch die D-Version produzieren zu können). Wäre ja auch zu einfach. Nein, ich muss das Bausatzteil in der Mitte zersägen und das Resinteil irgendwie bündig anschließen. Sich da nicht zu vertun und die richtige Rundung hinzukriegen, ist nicht einfach.

Ein paar Defizite im Bausatz lassen sich da auch gleich einfach beseitigen: Zwischen Triebwerk und Rumpf ist ein Loch, das ich mit einer Plastikplatte verschließe. Beim Zusammenfügen von Ober- und Unterflügel entsteht eine Naht so groß wie der Ärmelkanal. Hier hilft gezogener Gussast und Schleifen.

Die Nachbrenner bekommen eine beigefarbene Grundlackierung und dann ordentlich Pigmente, um Ruß und Abnutzung zu simulieren. Bei den Düsen sind mir vorgeschnittene Masken von Galaxy Models eine große Hilfe.

Da ich am Ende immer keine Lust dazu habe, kommen jetzt schon die Außenlasten. Um die Klebenaht auf der Innenseite der Düsen der AIM-54 zu beseitigen, baue ich mit aus einem Stück Gussast und Schleifpapier einen kleinen Innenschleifer. Wenn alles sauber verschliffen ist, ist es Zeit für Black Basing: Schwarze Grundierung, dann eine Marmorierung mit der Zielfarbe, zum Schluss einblenden mit stark verdünnter Zielfarbe. So bekommt die Oberfläche Struktur und Tiefe.

Die Decals aufzubringen, dauert ewig. Die im Bausatz enthaltenen Decals, die ich hier verwende, sind recht dick, aber gutmütig. Für die Zuladung OK, für das Flugzeug für meinen Geschmack zu robust. An den Raketen fehlen jetzt nur noch ein Washing und einige metallfarbene Details – fertig!

Der Zusammenbau des Rumpfs geht schnell und macht durch die exzellente Passgenauigkeit richtig Spaß. Auch hier steige ich schnell in die Lackierung mit Black Basing ein. Erster Akt: Zunächst bringe ich eine Grundierung (Gunze Mr. Surfacer 1500) auf. Dies ist die letzte Chance, alles auf übersehene Nähte und Macken zu prüfen und noch einmal nachzuschleifen.

Zweiter Akt: Eine wolkige Marmorierung mit der Zielfarbe Mr. Paint Light Gull Grey. Die später weißen Bereich fasse ich bewusst noch nicht an, damit ich auch dort von tiefem Schwarz ausgehen kann.

Dritter Akt: In mehreren Durchgängen blende ich die Marmorierung mit hochverdünnter Zielfarbe so ein, dass sie noch ganz schwach durchscheint. Richtig ist es dann, wenn der Effekt fast etwas zu stark wirkt, denn Decals und Alterung werden ihn weiter schwächen.

In der Nahaufnahme sieht man, wo ich hin will: Die Oberfläche weist nun eine subtile, interessante Struktur auf. Das Ganze wirkt realistischer als das klassische Pre-Shading der Blechstöße, das – sind wir ehrlich – selten eine Entsprechung in der Wirklichkeit hat.

Genauso geht es nun mit MRP Insignia White weiter. Schwarze Grundierung, Marmorierung, Einblenden. Da das Weiß heller ist, braucht es ein paar mehr Durchgänge. Es folgt ein Glanzlack und dann Decals, Decals, Decals. Unglaublich, wie viele Markierungen so eine Tomcat aufweist. Die Furball Decals benehmen sich großartig – mit ein bisschen Mr. Mark Softer ist der Trägerfilm so gut wie verschwunden.

Damit wird es Zeit für Dreck und Alterung. Zunächst sprühe ich Farbausbesserungen auf, genauso, wie es die Mechaniker auf dem Flugzeugträger auch tun. Mit Ölfarbe trage ich Schmierstreifen vom Flügelschwenkmechanismus auf. Danach folgt als Klarlack MRP Semi-Gloss – nicht zu glänzend, aber schon ein bisschen.

Nun sind noch Teile zu lackieren, die richtig matt sind. Der sogenannte „Skunk Stripe“ zum Beispiel, also die schwarze Blendschutzlackierung rund um das Cockpit. Dafür nehmt ich eine Reifenschwarz, also dunkelgrau. Etwas heller, aber immer noch dunkelgrau werden die Anti-Rutsch-Flächen auf den vorderen Einläufen. Danach kommen weiterer Schmutz und Alterung mit Ölfarben.

Es fehlen noch die Triebwerke. Die bekommen verschiedene Metallic-Töne, teilweise mit Oliv und Khaki gemischt, um den sehr eigentümlichen Farbton der Düsen einzufangen. An einigen Blechen bringe ich mit transparenten Rot-, Orange- und Blautönen Anlassfarben an.

Die Triebwerke erst zum Schluss zu montieren, macht es einfach, sich farblich auszutoben. Dann entsteht aber ganz am Ende noch einmal eine Klebenaht, wo keine sein sollte. Also muss ich hier nochmal mit Sekundenkleber füllen, schleifen, grundieren und lackieren. Und schon sieht man nichts mehr.

Schlusspunkt sind die Schleudersitze. Da ich die Bemalung der Eject Handles nie hinkriege, baue ich eigene. Dazu verdrille ich schwarzen und gelben Faden, tränke das Ganze in Weißleim und schneide und klebe mir Schlaufen zurecht. Mit einem Röhrchen von einer Spritzenkanüle ist der Doppelgriff auch schon fertig und kann am Sitz befestigt werden.

Ein Tomcat ist nichts ohne eine passende Basis, am besten ein Trägerdeck. Hierfür nehme ich eine DIN A4-große Polystyrolplatte und zeichne das hexagonale Muster der Zurrpunkte an. Diese bohre ich vorsichtig auf, so dass die Fotoätz-Zurrpunkte von Tom's Modellworks perfekt hineinpassen. Da Trägerdecks mit einer sehr groben Anti-Rutsch-Beschichtung versehen sind, tupfe ich mit einem Borstenpinsel Gunze Mr. Surfacer 1000 auf und lasse es rau trocknen. Mit Lackierung und Verschmutzung gibt das dann einen schönen Untergrund und Kontrast für das Modell.

Fazit

Der Tamiya-Bausatz ist eine Wucht, anders kann man es nicht sagen. Ja, es fehlen Spielereien wie verstellbare Flaps und Slats, wer aber damit leben kann, bekommt einen hochqualitativen Bausatz, dessen Passgenauigkeit ihresgleichen sucht. Es macht richtig Spaß, diesen Kater zu bauen.

Mir war wichtig, mich auf die Lackierung zu konzentrieren. Black Basing auf einem modernen Flugzeug habe ich auch noch nicht ausprobiert und bin sehr angetan vom subtilen Gebrauchseffekt, der sehr realistisch wirkt.

Ob ich den Tamiya-Kater nochmal bauen würde? Anytime, baby!

Christian Höcherl