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Modell: Leichter Kreuzer HMS Chester Bauzustand 1916
Hersteller: HP-Models
Maßstab: 1/700
Art. Nr.: WW I-WL-GB-010
Material: Resin
Preis: 36 Euro

Original

Der Leichter Kreuzer Chester gehörte zur Birkenhead-Klasse, die den Höhepunkt der Entwicklung der Kreuzer des Town-Typs darstellte. Diese beiden Schiffe wurden ursprünglich von Griechenland bestellt, aber unfertig 1915 von der britischen Marine übernommen. Die Birkenhead-Klasse war im Endeffekt eine Kopie der Birmingham-Klasse. Der wesentliche Unterschied bestand darin, dass bei der Birkenhead-Klasse neu entwickelte 14 cm Geschütze installiert wurden, die leichter als die 15,2 cm Geschütze der Birmingham-Klasse waren, so dass ein Geschütz mehr installiert werden konnte. Bemerkenswert ist, dass zwei Flakgeschütze schon im Entwurf vorgesehen waren. Die beiden Schwesterschiffe der Birkenhead-Klasse unterschieden sich leicht, da Chester über drei Meter länger war und durch die ausschließliche Nutzung von Öl als Brennstoff auch einen Knoten schneller war. Ein leichtes Unterscheidungsmerkmal war dazu der Großmast, der bei Birkenhead senkrecht stand, während er bei Chester geneigt war.

Die Chester war 139,3 m lang, 15,2 m breit und hatte eine Tiefgang von 4,9 m. Voll beladen verdrängte sie 5845 ts. Mit 31 000 PS erreichte sie 26,5 kn.

Bewaffnung 1916
10 x 14 cm L/50 BL Mk I
2 x 4,7 cm L/50 Mk II
2 x 53,3 cm Torpedorohre (unter Wasser)

Chester wurde von 1914-16 bei Cammel Laird (Teil des Coventry Syndikats) in Birkenhead gebaut. Der wahrscheinlich griechische Name war Lambros Katsonis, sie wurde aber vor dem Stapellauf am 8. Dezember 1915 von der britischen Marine übernommen und Chester getauft. Drei Wochen nach der Fertigstellung war sie an der Schlacht im Skagerrak als Aufklärer für Hoods Schlachtkreuzer als Teil der Hauptflotte (Grand Fleet) beteiligt. Sie wurde von den deutschen Leichten Kreuzern (Kleine Kreuzer) Frankfurt, Wiesbaden, Pillau und Elbing der II. Aufklärungsgruppe unter Konteradmiral Boedicker überrascht und stark beschädigt.

Chester blieb bis 1919 in Dienst und befand sich bis 1921 in Reserve. Ein Verkauf an Griechenland wurde nicht realisiert, weshalb sie 1921 zum Abwracken verkauft wurde.

Bausatz

HP-Models stellt die Chester im Zustand der Skagerrak-Schlacht da. Die Abmessungen des Rumpfs ist korrekt wiedergegeben. Die Detaillierung des Decks, sowie die Gussqualität ist gut. Bei meinem Exemplar fehlt allerdings der Rumpf vorne an der Wasserlinie ein kurzes Stück (wahrscheinlich ein Gussfehler), was repariert werden muss.

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Die Aufbauten sind ebenfalls gut dargestellt und abgegossen. Nur die Darstellung der Bootshalterung vor dem Großmasten fällt durch eine unregelmässig ausgebildete Gitterstruktur auf, die aber nach der Montage der Boote kaum sichtbar ist.

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Problematisch wird es bei den restlichen Bauteilen, wo hier im Gegensatz zu den anderen Teilen sehr viel Grat auftritt. Die Schornsteine haben nicht einmal eine Andeutung der Gitterstruktur oben. Die 14 cm-Geschütze bestehen aus einem Block als Schutzschild, auf dem die hinteren Teile des Geschützes nur angedeutet sind. Dazu kommt noch, dass das Schutzschild bis zum Deck reicht – obwohl die Chester doch genau dafür berüchtigt ist, dass diese Schutzschilde nicht bis zum Deck reichten und deshalb ¾ der Verwundungen in der Schlacht von Skagerrak unterhalb des Knies waren! Es empfiehlt sich daher, die 14 cm-Geschütze komplett zu ersetzen. Für die Darstellung der 4,7 cm-Flak liegen sechs Geschütze statt der benötigten zwei da – nur ähneln sie dem Vorbild kaum. Für die benötigten neun Beiboote liegen zwölf Bauteile vor – aber mit diesen können bei viel guten Willen nur sechs Beiboote dargestellt werden: zwei Dingis, zwei Whaler und zwei Kutter. Das Motorboot, ein größerer Kutter (Pinasse?) und ein Gig fehlen. Der Bausatz kann sicher deutlich verbessert werden, wenn man gleich alle Boote ersetzt, z.B. mit WEM-Teilen. Auch die Darstellung der Scheinwerfer finde ich nicht überzeugend. Die Schlauchboote und Entfernungsmesser sind dagegen wieder gut.

Komplett fehlen die Teile für Masten, Rahe und Davits – es sind auch keine Abmessungen angegeben.

Dafür sind britische Flaggen enthalten:

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Anleitung

Die Anleitung besteht aus einer Explosionszeichnung und zwei beigelegten qualitativ guten, aber schlecht gedruckten Profilen/Oberansichten. Für die genaue Positionierung sollte man die beiliegenden Zeichnungen zu Rate ziehen, da die Explosionszeichnung da nicht immer eindeutig ist. Die Abmessung für die Masten und Davits muss man selbst aus diesen Zeichnungen errechnen – nachdem man deren Maßstab errechnet hat. Die korrekten Boote kann man ebenfalls diesen Zeichnungen entnehmen.

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Details

Hier noch, leider nicht sehr gute, Photos der 14 cm-Geschütze und der Brücke:

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Man sieht die Schutzschilder der 14 cm-Geschütze, die nur als Block dargestellt sind. Die Brücke dagegen ist gut dargestellt, u.a. mit offenem Steuerhaus. Allerdings fehlen die typischen Splitterschutzmatten.

Quellen

  • Conway’s All the World Fighting Ships 1906-21, Conway, London, 1992
  • Cruisers of the Royal and Commenwealth Navies, Douglas Morris, Maritime Books, Liskheard, 1987
  • Cruisers in Camera, Roger Hayward, Sutton Publishing, Thrupp, Stroud, 2000
  • The first Town class 1908-31, Part 1 und 2, David Lyon, in Warship (Vol 1, Issue 1 und 2)
  • http://www.navweaps.com/

Fazit

Dieser Bausatz ist sehr widersprüchlich. Der Rumpf und der Gußrahmen mit den Aufbauteilen ist gut wiedergegeben, während die Kleinteile fast komplett ersetzt werden müssen. Deshalb ist es fraglich, ob sich der Kauf des HP-Models trotz des geringen Preis im Vergleich zu dem 40 Pfund teueren White Ensign-Modell lohnt. Angesichts des Preises könnte man höchstens überlegen, um man den Rumpf für einen Umbau in eines der Schiffe der Chatham- und Birmingham-Klasse nutzt, da hier die Geschütze sowieso durch 15,2 cm ersetzt werden müssen. Wegen der beschriebenen Mängel bei den Kleinteilen und der unübersichtlichen Anleitung ist der Bausatz der Chester von HP-Models

NUR EINGESCHRÄNKT EMPFEHLENSWERT

Lars