Vom 01. Bis 06. Februar öffnete die Spielwarenmesse in Nürnberg wieder ihre Pforten für Fachpublikum und Medienvertreter. Für die deutschen und europäischen Spielwarenhändler ist und bleibt die weltweit größte Messe ihrer Art ein El Dorado und zählt zu den bestimmenden Terminen des Jahres. Die neusten Trends werden vorgestellt, Preise verteilt und die Branche feiert sich selbst.
Um die Sparte des klassischen Modellbaus geht es in Nürnberg allerdings etwas ruhiger. In den Modellbau-Hallen blinkt es, fliegt es, schwirrt und brummt es nur so herum. Ein Stand voller ferngelenkter Drohnen neben dem Anderen, hauptsächlich von fernöstlichen Herstellern, deren Namen –zumindest mir- nichts sagen. Überhaupt scheint die Musik im (Plastik-) Modellbau in Asien zu spielen. Quantitativ bei Trumpeter, qualitativ bei Flyhawk. Europäische Hersteller zeigen dagegen eher wenige Neuheiten, bieten aber viel Wein in alten Schläuchen. Erfreulich wirkt allerdings die Tatsache, dass zumindest mehr Schiffsmodelle wiederaufgelegt werden, als in den letzten Jahren.
Hier ein kleiner Überblick der ausgestellten Schiffsmodelle:
Academy
Die Koreaner haben für 2017 eine USS Missouri und eine USS Enterprise in neuen Formen angekündigt. Ihre Titanic in 1/700 war ungewöhnlich präsentiert.
Aoshima
Eine der Neuheiten aus Japan ist die Fullhull Yamato in 1/700. Ebenfalls kommen wird deren Schwesterschiff, die Musashi und ein weiterer japanischer WW2 U-Boot Tender sowie zwei moderne JMSDF Schiffe.
Artitec
Mit der Helena wird Artitec einen weiteren Flussfrachter in den beiden Eisenbahnermaßstäben 1/87 und 1/160 auf den Markt bringen. Dioramen-Zubehör wie ein Kran oder aber auch die Schwimmpanzer könnten auch bei Schiffsbauern Freunde finden
Eduard
Der Zurüster wird auch 2017 sein Sortiment gezielt ausbauen, ist Eduard doch eine verlässlicher und geschätzte Alternative zu den alles erschlagenden Megasets asiatischer Hersteller; sowohl in Qualität, als auch im Preis Leistungs-Verhältnis.
Flyhawk und Kajika
Flyhawk hat bereits in den letzten Jahren neue Qualitäts-Maßstäbe bei 1/700‘er Spritzgussmodellen gesetzt. Damit wird es auch fleißig weitergehen: HMS Illustrious, Königsberg, Karlsruhe, Köln, Nürnberg, HMS Duke of York, HMS Prince of Wales, HMS Legion, HMS Javelin, HMS Kelly, HMS Penelope, HMS Sirius, HMS Phoebe, HMS Ajax, HMS Achilles, SMS Derfflinger 1918, SMS Moltke, SMS Emden, SMS Dresden und SMS Bayern. Ergänzt wird das Sortiment durch den neuen Firmen-Anhang „Kajima“, von denen bereits die IJN Kongo (Bauzustand 1914) in 1/700 auf dem Markt ist und deren Schwesterschiffe folgen werden.
Im Zurüstbereich gibt es von Flyhawk nun „Rundum-komplett-Sets“ für Yamato und Musashi in 1/350.
Hasegawa
Seit kurzem bereits erhältlich ist die das neue Trägermodell der IJN Junyo in 1/350. Ebenfalls präsentiert wurden sämtliche Zurüstsetss für den Träger sowie der IJN Zerstörer Shimakaze, ebenfalls in 1/350. Im Maßstab 1/700 erscheint noch eine Vollrumpfvariante des Schlachtschiffs Mikasa.
Heller
Viele alte Modelle in neuen Boxen ist seit Jahren ein bewährtes Konzept bei Heller. Nichts Neues, aber das ein oder andere Schiffsmodell, besonders bei den Seglern sind Klassiker. Nicht ausgestellt, aber auf der Re-release-Liste ist die Cap Hoorn.
ICM
Auf der Messe bereits zu sehen gab es die neue SMS König in 1/700. Mit der SMS Großer Kurfürst und der SMS Kronprinz werden voraussichtlich noch in diesem Jahr zwei Schwesterschiffe folgen
Italeri
…enttäuscht ein weiteres Mal. Neue Verpackungen bleiben auch in diesem Jahr leider das Highlight.
Mirage
hat offensichtlich die Reihe von Flower-Klasse Korvetten in 1/350 eingestellt. Zumindest findet sich nichts auf deren Stand, aber möglicherweise ist auch für Mirage die Spielwarenmesse von Nürnberg nicht mehr entscheidend, Neuheiten anzukündigen
Revell
Der deutsche „Platzhirsch“ bringt auch 2017 eine Menge älterer Modelle aus ihrem reichlichen Fundus wieder auf den Markt. Unter Anderem sind hier die großen Segler Cutty Sark und USS United States zu nennen, aber auch zahlreiche graue Marineeinheiten sowie das Containerschiff Colombo Express. Die Formen sind längst abgezahlt, jedes verkaufte Modell ist Reingewinn. Damit können die Neuheiten, wie das US-Torpedoboot PT-109 in 1/72 aus neuen Formen, das Einsteiger-freundliche snap-kit Piratenschiff Black Swan in 1/150 umgesetzt werden. Revells bekannte Fletcher bekommt ein upgrade zur Platinum Edition und neu im Revell-Universum ist Revell Technik. Das dem Modellbauer die Möglichkeit zur Beleuchtung seiner Modelle bietet. Anfangen könnte die Serie mit der Flower-Klasse Korvette HMCS Snowberry in 1/72.
Tamiya
Nachdem Revell letztes Jahr ihrer 1/350er Bismarck ein sagenhaftes upgrade mit Ätzteilen des koreanischen Herstellers Pontos verpasst hat zieht in diesem Jahr Tamiya mit dem gleichen Konzept und demselben Partner nach. Pontos dürfte das sehr freuen!
Trumpeter und Hobbyboss
Masse statt Klasse?? Trumpeter – zusammen mit Hobby Boss und Merit - sind seit Jahren führend im Ankündigen neuer Schiffsmodelle. Aber auch die tatsächlich erschienene Neuheiten sind zahlenmäßig beeindruckend. 2017 geht dieser Trend weiter. Neu, lang erwartet, aber genauso überraschend ist die USS Alaska in 1/350, die demnächst in den Regalen stehen wird. Eine HMS Lord Nelson – ebenfalls in 1:350 - wird ebenso ihre Fans finden, wie der deutsche Flugzeugträger Graf Zeppelin im selben Maßstab, der bereits ausgeliefert wird.
Auch in 1/700, sowie in 1/200 mischen die Chinesen den Markt gehörig auf. Dabei gibt es von Modell zu Modell gehörige Unterschiede, was Qualität und Vorbildstreue angeht. Während einige Modelle rundum überzeugen hinken andere dem Standard durchaus hinterher. Aber der Zurüstmarkt und die individuellen Fertigkeiten der Modellbauer werden das ein oder Andere Manko durchaus wettmachen können.
Wingnut Wings
Zum ersten Mal in Nürnberg und sicherlich nicht nur am Rande für unsere Modellmariner interessant sind, die sagenhaft gut gemachten Flugzeuge des Ersten Weltkriegs im Maßstab 1/32. Großes kommt auf uns zu!
Zvezda
Nachdem Zvezda sich im letzten Jahr traute, mit der Kruzenshtern ein neues Segelschiff in 1/200 auf den Markt zu bringen, bleiben sie in diesem Jahr in wirtschaftlich ruhigeren Gewässern. Das neue U-Boot Vladimir Monomakh in 1/350 ist die einzige neue Form im Schiffs-Segment. Ein Wiedersehen wird es mit dem Erster Weltkrieg-Schiff Sevastopol geben, allerdings unter neuem Namen Poltava.
Fazit
Der Markt zeigt sich durchwachsen. Hersteller weichen auf Altbekanntes aus, aber auf der anderen Seite finden sich nun auch Modelle, von denen unsere „Vorgänger“ nur träumen konnten. Nürnberg selbst aber hat im Modellbau seine unangefochtene Stellung als DER Ort zur Präsentation der Neuheiten schon längst an Messen in Asien abgetreten. Dort spielt die Musik.
Hier noch die Fotos etwas größer:
Wolfgang