08-OPEN fand dieses Jahr im Schatten des Terroranschlags am Freitag, den 7.4. in Stockholm statt. Am Nachmittag, als ich meinen Bruder und seine Familie traf, erreichten uns die ersten Nachrichten vom Anschlag. Als er mich zum Lagerraum von IPMS-Stockholm fuhr, hörten wir die Nachrichten im Radio. Außer der Tatsache, dass irgendjemand bei einer Wahnsinnsfahrt durch das Stadtzentrum mit einem LKW Menschen verletzt und vermutlich auch getötet hatte, war die Lage ziemlich unklar.
Wegen die Verkehrsabsperrungen in der Innenstadt war die Verkehrslage zwar schwer, aber nicht ganz verstopft. Das Verkehrssystem in der schnell wachsenden Stadt ist überbelastet und wenn irgendwo abgesperrt wird, führt das unvermeidlich zu Staus. Trotzdem erreichte ich mein Treffpunkt frühzeitig und wartete dort auf meine Klubkumpel. Von Leuten, die vorbei liefen, hörte ich Angaben über Explosionen und Schießereien auf anderen Plätzen. Es war auch ein wenig schwierig, meine Freunde anzurufen, weil das Telefonnetz überbelastet war.
Meine Klubkumpel trafen ein wenig verspätet ein. Wir redeten darüber, was passiert war, schüttelten unsere Köpfe und fingen ein wenig bedrückt an, unsere Ausrüstung in unseren Wagen und Anhänger einzuladen. Unser Lagerraum liegt im Süden der Stadt, die Veranstaltungshalle im Norden, und deswegen war es unklar wie und wenn überhaupt, wir dorthin kommen konnten.
Tatsächlich ging es viel besser als erwartet und nur etwas eine halbe Stunde später als geplant, kamen wir zu unseren Ausstellungshallen. Wir begrüßten die, die schon da waren, fragten sie, ob sie was neues gehört hatten und fingen an, unsere Ausrüstung zu entladen und die beiden Hallen in Ordnung zu bringen.
Die Stimmung war gemischt. Trauer und Ärger über was passiert war, aber gleichzeitig Freude darüber, Freunde wieder zu treffen und zu erkennen, dass sie nicht betroffen waren. Es war eigentlich nie die Rede davon, die Veranstaltung abzublasen.
Während der Abend trafen weitere Teilnehmer und Händler ein. Die Leute die von Norden aus kamen, hatten keine Verkehrsprobleme gehabt, die die von Süden aus kamen, hatten erstaunlich wenige Verkehrsprobleme gehabt.
Nachdem wir die Hallen in Ordnung gebracht hatten, gingen wir essen. Danach war die Frage, wie wir nach Hause kommen sollten. Die S- und U-Bahn waren abgesperrt. Da viele von uns Autos hatten, konnte das aber ziemlich einfach gelöst werden. Die Lage war auch jetzt viel klarer geworden. Es wurde von zwei bis vier Getöteten und etwas fünfzehn Verletzten gesprochen. Die Angaben von weiteren Explosionen und Schießereien waren jetzt als unbegründeten Gerüchte abgewiesen worden.
Samstagmorgen fing die Veranstaltung an. Keine weitere schlechte Nachrichten vom Anschlag waren eingetroffen, wir konzentrierten uns darauf, die Veranstaltung durchzuführen und dachten nicht besonders an den Anschlag.
08-OPEN ist auf der Weise einzigartig, dass sämtliche Wettbewerbsmodelle nach vier Kriterien bewertet werden und dass das Ergebnis sämtlicher Modelle veröffentlicht wird. Das verlangt eine ziemlich große Organisation und wenn plötzlich viel mehr Modelle als normal angemeldet werden, wird unsere Organisation auf der Probe gestellt.
Normalerweise nehmen ungefähr 300 Modelle am Wettbewerb teil. Dieses Jahr gab es fast 500. Deswegen war es problematisch, genug Schiedsrichter zu finden. Mein Nachfolger als Hauptrichter hat aber das Problem sehr kreativ gelöst.
Die Schiffsklasse war dieses Jahr einfach historisch. Nebeneinander standen zwei italienische Zerstörer in 1/350! Meine Saetta und Jonne Uotilas Pegaso.
Jonne, der aus Finnland kommt, stellte auch seine Korietz, Novgorod und Vihuri aus.
Außerdem wurde ein Rennboot ausgestellt. Keine standardmäßige Schiffsklasse.
Die U-Bootsklasse war groß und vielfaltig. Es gab Modelle von den ersten experimentellen U-Booten bis zu Modellen von Atom-U-Booten.
Jonas Dahlberg gewann mit seinem U-Bootswrack die Klasse.
Marineflieger gab es natürlich auch einige.
Dioramen, Vignetten und Figuren mit Wasserthemen gab es auch viele.
Außer dem Wettbewerb stellte Hans Öhlund seine USS Constitution, seine Cutty Sark und ein fotogeätztes Model von der Titanic aus.
Die "Flaschenschiffer" waren wie üblich auch da, unter ihnen "Der Alte Meister" des schwedischen Schiffsmodellbaus Göran Forss.
Da ich nicht mehr Hauptrichter bin, hatte ich dieses Jahr Zeit, mit ihm zu sprechen. Er erklärte mir, wo an einem Schiffsmodell man welche Holzart nutzen soll. Es ging um Lindenholz, Erlen, Birnenholz und Flieder. Nicht genau die Holzarten, die man im Baumarkt findet. Interessant ist auch, dass das Eichenholz, das Göran zu den Duchten und Wegerungen seines Bohusekas genützt hat, aus den Ästen des Baumes stammen. Da ist der Abstand zwischen den Jahresringen geringer und deswegen lässt sich das Holz besser zum Modellbau nutzen.
Selbstverständlich nutzte ich auch die Gelegenheit, um etwas über Werkzeuge und Baumethoden für Flaschenschiffbau zu lernen.
Wie immer gab es unter den anderen Modellen in der Ausstellung viele echt tolle Modelle, von den man sich inspirieren lassen konnte.
Ulf Lundberg