Die Marine hatte am 15.06.2018 ihre Tore für die neugierigen Marine-Enthusiasten geöffnet und durch das kurz zuvor beendete BALTOPS 2018 Manöver, an dem auch drei amerikanische Einheiten teilnahmen, lagen die Kaianlagen voll mit interessanten Schiffen. Der Großteil der an der Übung beteiligten Einheiten war auch in Kiel vor Ort und hat in mehr oder weniger großem Umfang Neugierige an Bord gelassen. Zusätzlich zu den amerikanischen Einheiten, war auch die chinesische Fregatte Binzhou als Gast in Kiel und stieß vor allem durch ihr makelloses Farbkleid auf. Da waren andere Schiffe in deutlich schlechterem Zustand.
Im Folgenden habe ich eine kleine Auswahl der Bilder zusammengestellt, da ich im Laufe des Tages knapp 150 Fotos gemacht habe, von vielen auch schiffbaulichen Details, die höchstwahrscheinlich den Laien nicht so brennend interessieren. Daher habe ich eigentlich nur Bilder im Bericht untergebracht, die das Schiff oder ein Waffensystem zeigen. Wer Interesse an Detailfotos hat, kann aber gerne Kontakt zu mir aufnehmen.
U 36 - Klasse 212, 2. Baulos
Der erste Weg führte uns zu U 36, da wir trotz logischer Überlegung, dass man keine Touristen auf ein schmales Boot, auf dem kaum Platz ist, lassen würde, doch die Hoffnung hatten, mal reinschauen zu dürfen. Bei der Hoffnung blieb es aber dann auch. Trotzdem waren die Besatzungsmitglieder gerne bereit auch Detailfragen zu beantworten.
Die Boote der Klasse 212 sind die mittlerweile ja auch aus der Presse und hauptsächlich für ihren Mangel an Ersatzteilen bekannt. Daneben sind es aber immer noch hochmoderne und wahrscheinlich mit die besten konventionellen U-Boote, die derzeit zu finden sind.
Das Boot in Kiel gehörte zum 2. Baulos und war daher etwas länger, als die Vorgänger, da eine Ausstiegschleuse für Kampftaucher hinzugekommen ist. Zusätzlich ist im Bereich der Sensorik die Callisto-Funkboje hinzugekommen, die konventionelle Funk-Kommuniktation auch im getauchten Zustand möglich macht (wobei es bald auch möglich sein könnte, das alles ohne eine Boje durchzuführen: MIT: Wireless communication breaks through water/air barrier)
USS Bainbridge - Zerstörer der Arleigh Burke-Klasse
Benannt nach William Bainbridge, dem Kommodore, der im "War of 1812" die britische Fregatte HMS Java aufbrachte, war die USS Bainbridge eines der Highlights auf dem Marinestützpunkt, auch wenn sich meterlange Schlangen dort bildeten. Das war ein Grund (neben dem Wetter), warum es nur Bilder von außen gibt. Bilder von Innen wären sicherlich auch aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen nicht möglich gewesen.
Diese Klasse von Zerstörern ist seit den 90ern eine Standardklasse der US Navy und durch die große Anzahl bereits gebauter Schiffe, ist davon auszugehen, dass die US-amerikanischen Werften wahrscheinlich jede kleinste Problematik ausgemerzt haben, solange bereits erprobtes Material zum Einsatz kommt.
Typ 054A - 515 Binzhou
Diese Fregattenklasse ist die Weiterentwicklung des Typ 054 und setzt vor allem auf bessere Sensoren. Die Binzhou ist bereits das 23. Schiff dieser Klasse (siehe auch Fotos der Schwesterschiffe Yiyang und Xiangtang) und verfügt auch über eine bessere Sonarausrüstung als die ersten Schiffe dieser Klasse. Das Open Ship haben wir leider verpasst, da das Gelände doch weitläufiger war, als wir es dachten, aber vermutlich hätte man uns auch nicht viel mehr als den Seitengang vom Flugdeck zum Vordeck gezeigt.
Korvette K130 - F263 Oldenburg
Während der kurzen Episode des Wartens auf die Besichtigung des Arleigh-Burke Zerstörers fing es auch noch an zu regnen, sodass das Warten eingestellt wurde. Aber die Stimmung wurde sofort durch das Einlaufen der Korvette Oldenburg aufgehellt (siehe auch Fotos des Schwesterschiffs Braunschweig). Auch wenn man diese Schiffe, wie derzeit fast alle Schiffe der Marine, durch ihre schlechte Presse kennt, haben sie mittlerweile ihre Kinderkrankheiten abgelegt und erfüllen denke ich genau die Aufgaben, die man ihnen angedacht hat. Mittlerweile ist auch das 2. Los der Klasse beschlossene Sache und die Werften Lürssen, German Naval Yards, und TKMS werden die Schiffe konstruieren und fertigen. Die Namen der neuen Schiffe sind ebenfalls bereits bekannt und knüpfen an Traditionsnamen an: Köln, Emden, Karlsruhe, Augsburg und Lübeck.
LE William Butler Yeats
Für mich das absolute Highlight des Besuchs, da es sich um ein sehr junges OPV (offshore patrol vessel, Hochseepatrouillenschiff) handelt. Basierend auf einem Design von Vard Marine Inc. wurde die Samuel Beckett-Klasse bei Babcock Marine gebaut. Das 90 m lange Patrouillenschiff ist größtenteils für die Übernahme von Küstenschutz und Fischereikontrolle ausgelegt. Die schnell auslegenden Bootsdavits ermöglichen ein schnelles Übersetzen von Personal zu Schiffen auch in rauhen Gewässern oder mit Fahrt im Schiff. Das Schiff ist nicht gestealthed, da es hauptsächlich nicht für den Kampfeinsatz gedacht ist und auch die Bewaffnung ist lediglich zum Selbstschutz oder z.B. zur Überzeugung von renitenten Fischereifahrzeugen gedacht (wie es möglicherweise wieder notwendig werden könnte, wenn man sich die Kämpfe um Fanggebiete zwischen britischen und französischen Fischern ansieht).
Weitere Schiffe und Sehenswertes
Neben diesen ausgewählten Highlights, waren natürlich auch weitere Schiffe vor Ort, die ich nicht vorenthalten möchte. Gerade die Niels Juel (siehe auch Fotos hier und hier), bei der eine Besichtigung leider nicht möglich war, und auch die Álvaro de Bazán (siehe auch Fotos von ihr und dem Schwesterschiff Méndez Núñez) verdienen es erwähnt zu werden und auch ein zwei Details.
Die türkische Fregatte TCG Gediz, ein Schiff der Oliver Hazard Perry-Klasse, war sicherlich eines der ältesten Schiffe vor Ort und hatte auch die für moderne Augen skurilsten Waffensysteme an Bord (siehe Fotos des Schwesterschiffs Göksu). Hier im Bild ist der Einzel-Raketenwerfer Mk.13 (hier ein kleines Video, wie der Werfer bestückt wird: Vorführung Mk. 13) Leider nicht mit einem Bild festgehalten ist die Aufstellung des Hauptgeschützes, welches mittschiffs auf dem Deckshaus steht. Dadurch beschränkt man sich das Schussfeld durch den großen Gittermast und die Tatsache, dass moderne Schiffe das Hauptgeschütz auf dem Vorschiff beibehalten haben, zeigt, dass das etwas sinnvoller ist.
Als letzten sehr schönen und deutlichen Vergleich folgen zwei Bilder von Ausführungen von Radarmasten. Dieser Vergleich war vor Ort noch viel krasser, da die neue Niels Juel (siehe auch Fotos hier und hier) direkt gegenüber der Gediz lag, und man so den Unterschied sehr gut erkennen konnte, den 40 Jahre ausmachen können.
Soweit so gut von meinem Besuch in Kiel. Falls ihr Interesse an mehr Detailbildern oder größeren Auflösungen habt, könnt ihr mir gerne schreiben.
Manuel Rosada