Dem Sammler und Museumsgründer Peter Tamm war eines ganz wichtig: Das neue Museum, das so voll ist mit den tollen Arbeiten so vieler Modellbauer, muss eine eigene Modellbauwerkstatt haben. Aber nicht irgendeine Werkstatt, sondern eine besondere Werkstatt. Die Museumsgäste sollten jederzeit in die Werkstatt blicken und den Modellbauern bei der Arbeit zusehen können. Wenn die Situation nicht dagegen steht, sollten die Besucher auch mal in die Werkstatt eintreten und Fragen stellen dürfen.
Und so wurde am 25. Juni 2008 nicht nur ein neues Museum, sondern auch die gläserne Werkstatt des IMMH eröffnet. Seither haben viele tausend Museumsgäste einen Stopp vor der vollverglasten Werkstatt auf Deck 1 eingelegt und nicht wenige von ihnen haben auch schon einmal einen Besuch in der Werkstatt gemacht und sich von den begeisterten Modellbauern über ihre Arbeit berichten lassen.
Helmut Kohls und Olaf Krabbenhöft in der Modellbauwerkstatt. Quelle: Internationales Maritimes Museum Hamburg/Maike Nicolai
Die Werkstatt erfüllt alle anfallenden Arbeiten, die im Zusammenhang mit der Modellsammlung stehen. Dies beinhaltet die Pflege der bestehenden Sammlung sowie der damit verbundenen Datenbank. So wurde im Vorfeld der Eröffnung so ziemlich jedes Modell, das in die Ausstellung gekommen ist, überprüft, erkannte Schäden beseitigt und eine Reinigung durchgeführt, sofern dies notwendig war. Neuzugänge werden zuerst in der Werkstatt aufgenommen und nach eingehender Überprüfung und eventueller Reparatur und Pflege inventarisiert, d.h. es wird ein Datensatz erstellt, der alle wichtigen Informationen über das jeweilige Modell festhält. Anschließend wird das Modell in die bestehende Ausstellung integriert oder für spätere Ausstellungen in das Magazin verbracht.
Es kann auch vorkommen, dass dem Museum unvollendet gebliebene Modelle geschenkt werden, verbunden mit der Bitte diese zu vollenden. Auch Neubauten werden in der Werkstatt ausgeführt, um die Sammlung um weitere Modelle zu bereichern und den Gästen auch solche Tätigkeiten näher zu bringen. Wer weiß, wie viele Gäste nach ihrem Besuch im IMMH selber wieder mal ein Modell begonnen haben? Hoffentlich viele, denn das ist die große Hoffnung des Museumsgründers, der es gerne sähe, wenn das Museum dem Modellbauhobby den einen oder anderen Neu- oder Wiedereinsteiger bescheren könnte.
Helmut Kohls und Olaf Krabbenhöft in der Modellbauwerkstatt. Quelle: Internationales Maritimes Museum Hamburg/Maike Nicolai
Wer arbeitet in der Modellbauwerkstatt? Die Werkstattcrew besteht aktuell aus fünf Personen. Vier ehrenamtliche Modellbauer, die alle einen maritimen Hintergrund haben, unterstützen mich bei der Arbeit im Museum. Da ist der ehemalige Kapitän, der früher auf allen Ozeanen zu Hause war. Oder der pensionierte Polizeioberkommissar, der in jungen Jahren als Elektriker auf Frachtschiffen unterwegs war und der heute am liebsten im Verein RC-Modelle baut. Desweiteren ist da der ehemalige Schiffbauingenieur, der mit seinem technischen Verständnis und seiner exakten Arbeitsweise ebenso wertvolles Crewmitglied ist wie der vormalige Fregattenkapitän, der sein Herz an die Schoner des 19. und 20. Jahrhunderts verloren hat. Sie alle bereichern die Werkstatt nicht nur mit ihrem Modellbau-know-how, sondern auch und im besonderen mit ihrem Erfahrungsschatz aus Jahrzehnten auf See oder im Dienste der Schifffahrt.
Olaf Krabbenhöft in der Modellbauwerkstatt. Quelle: Internationales Maritimes Museum Hamburg/Maike Nicolai
Für mich ist dieser Erfahrungsschatz und der Austausch mit den erfahrenen Kollegen unverzichtbarer Teil meiner beruflichen Tätigkeit geworden und ich kann nur alle Leser einladen, einen Besuch im IMMH und in der Werkstatt zu machen und sich einmal mit den Kollegen und mir zu unterhalten. Wir freuen uns darauf!
Olaf Krabbenhöft