01.04.1912: 100 Jahre Kiellegung Graf Goetzen
Heute vor 100 Jahren wurde die Graf Goetzen auf Kiel gelegt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Aktuell ist sie auf dem Rücktransport nach Deutschland und soll 2014, 100 Jahre nachdem sie Deutschland verlassen hat, als Museumsschiff am Internationalen Maritimen Museum in Hamburg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Das Original
Die Graf Goetzen wurde für den Verkehr auf dem Tanganjikasee für die ehemalige deutsche Kolonie Deutsch-Ostafrika entworfen. Sie sollte als kombiniertes Passagier- und Frachtschiff dienen. Sie ist 67 m lang, 10 m breit und verdrängt voll beladen 1200 t. Der Antrieb bestand ursprünglich aus einer Dampfmaschine, die 500 PS leistete.
Graf Goetzen wurde auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaut, anschließend wieder in Einzelteile zerlegt und in Kisten verpackt zum Tanganjikasee transportiert, wo sie wieder zusammengebaut wurde. Wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs konnte sie nicht für den ursprünglichen Zweck verwendet werden, sondern wurde nach der Indienststellung am 9. Juni 1915 als Truppentransporter und Versorger eingesetzt. Sie wurde mit zwei 10,5 cm- und zwei 3,7 cm-Geschützen des Geschützen Kreuzers Königsberg (der damals nicht operationsfähig in der Rufijimündung lag) ausgerüstet, womit es das stärkste Schiff auf dem See war.
Da sich aber an Land die deutschen Truppen vor den Truppen der Entente zurückziehen mussten, wurden alle Stützpunkte aufgegeben und die Graf Goetzen 1916 selbst versenkt. Das Schiff wurde von den Belgiern wieder gehoben, sank aber 1920 während eines Sturms. 1927 wurden es von den Briten, die inzwischen die ehemalige deutsche Kolonien übernommen hatten, in Liemba umbenannt und wieder in Dienst gestellt. Sie wurde dann für ihren ursprünglich gedachten Zweck als Passagier- und Frachtschiff auf dem Tanganjikasee verwendet.
1951 spielte sie in dem Film African Queen das Kanonenboot Louisa. Seit der Unabhängigkeit 1961 Tansanias fuhr sie unter dessen Flagge. 1993 wurde sie von der dänischen Hilfsorganisation DANIDA überholt und mit zwei Dieselmotoren ausgerüstet. Liemba war lange auf dem See das primäre Verkehrsmittel, auch wenn sie zeitweise Burundi und später Zaire/Demokratischen Republik Kongo wegen der dortigen Bürgerkriegs nicht anlaufen konnte.
Wegen ihres Alters gab es zwei Optionen: eine erneute Überholung oder den Ersatz durch ein neues Schiff. Da es sehr teuer gewesen wäre, das Schiff auf den heutigen Sicherheitsstandard zu modernisieren, hat man sich für einen Ersatzbau entschieden. Der Liemba, der ehemaligen Graf Goetzen, drohte die Verschrottung. Glücklicherweise entschied sich Peter Tamm nach der Lektüre von Eine Frage der Zeit von Alex Capus, einem Roman über die Graf Goetzen und die drei Arbeiter der Meyer-Werft, die für ihren Zusammenbau nach Afrika geschickt wurden, das Schiff zu kaufen und dem Internationalen Maritimen Museum zu spenden. Mit der Unterstützung der Meyer-Werft wurde das Schiff wieder auseinandergebaut und kehrt aktuell in diesem Zustand wieder nach Deutschland zurück: in Einzelteile zerlegt, so wie sie damals aus Deutschland verschickt wurde. Dieses Mal wird sie aber nicht in Holzkisten verschickt, sondern in Standardcontainern. Den Transport sowie dessen Sicherung hat die Deutsche Marine übernommen. Der Versorger Berlin, der wegen der Atalanta-Mission im Indischen Ozean im Einsatz war, hat die Container in Dar-es-salam an Bord genommen (siehe hier und hier). Die Fregatte Lübeck, die ebenfalls an der Atalanta-Mission beteiligt war und danach an einem Manöver mit der südafrikanischen Marine teilgenommen hat, übernimmt die Sicherung des Transports der zerlegten ehemaligen Graf Goetzen gegen mögliche Angriffe somalischer Piraten im Indischen Ozean. Die Teile sollen gegen Ende April in Deutschland eintreffen, wo sie von der Meyer-Werft wieder zusammengebaut werden sollen. Das Ziel ist, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen und die Graf Goetzen 2014 als Museumsschiff direkt am Internationalen Maritimen Museum in Hamburg der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen.
Das Modell
Leider gibt es bisher keinen Plastik- oder Resinbausatz dieses berühmten Schiffs. Im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg und im Papenburger Werftsmuseum sind Modelle im Zustand nach der Bewaffnung im Ersten Weltkrieg bzw. im ursprünglichen Zustand ausgestellt:
Quellen: Wikimedia Commons und Wikimedia Commons
Hier weitere Fotos des Modells im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg:
Es gibt allerdings im Maßstab 1/50 einen Plan von Wischmeyer sowie im Maßstab 1/200 einen Kartonbogen von Dom Bumagi.
Quellen
- Die Schiffe der Kaiserlichen Marine 1914-1918 und ihr Verbleib von Dieter Jung, Bonn, 2004
- Liemba (Schiff) (Wikipedia, dt.)
- Geo-Artikel April 2007 (pdf)
- Graf Götzen (Meyerwerft)
- SMS Graf Götzen
Lars