09.05.1864 - 160 Jahre Schlacht von Helgoland

 

Fregatte Jylland Deckelbild


Heute vor  160 Jahren, am 9. Mai 1864, traf ein dänisches Geschwader auf ein österreichisch-preußisches in der Schlacht von Helgoland (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Im Deutsch-Dänischen Krieg kämpfte Dänemark und die Staaten des Deutschen Bunds um die Schleswig und Holstein, die bis dahin dänisch waren. Die dänische Marine war den in Nord- und Ostsee stationierten Schiffen des Deutschen Bunds deutlich überlegen und errichtete eine Seeblockade. Um diese zu brechen, sendete die österreichische Marine zwei Geschwader in die Nordsee. Von dem ersten Geschwader unter Wilhelm von Tegetthoff erreichten die Schraubenfregatten Schwarzenberg und Radetzky zusammen mit den unterwegs dazu gestoßenen preußischen Schiffen - dem  Aviso Preußischer Adler und den Kanonenbooten Basilisk und Blitz - als erste die Nordsee und versuchten die Blockade zu aufzuheben. Ein dänisches Geschwader unter Edouard Suenson mit den Schraubenfregatten Jylland und Niels Juel sowie der Korvette Hejmdal bildete an diesem Tag das Blockadegeschwader. Tegetthoff versuchte à la Nelson die dänischen Schiffe, die eine Schlachtlinie gebildet hatten, frontal anzugreifen, wobei sein Flaggschiff, die Schwarzenberg, schwer beschädigt wurde und in Brand geschossen wurde. Darauf zogen sich die österreich-preußischen Schiffe in Richtung des damals britischen Helgolands zurück. Beide Seiten beanspruchten die Schlacht als Sieg, aber da kurz danach ein Waffenstillstand vereinbart wurde, war sie bedeutungslos. Die Fregatte Jylland, das stärkste Schiff des dänischen Geschwaders, kann heute noch in Ebeltoft besichtigt werden.

Modell: HDMS Jylland (1860)
Hersteller: Brown Water Navy Miniatures
Maßstab: 1/700
Material: 3D-Druck in Tan Fine Detail Plastic-Qualität
Art.Nr.: W8NRCA4NF
Preis: 26,42 €

Das Original

Die dänische Fregatte Jylland ist die letzte noch erhaltene Schraubenfregatte. Sie wurde 1857-62 als drittes Schiff der Niels Juel-Klasse gebaut, der letzten Klasse hölzerner Schraubenfregatten der dänischen Marine. Ihre Schwesterschiffe waren Niels Juel und Sjælland. Das vierte Schiffe der Klasse, die Peder Skram, wurde 1866 als Panzerschiff fertiggestellt. Die Jylland unterschied sich von ihren Schwesterschiffen durch eine größere Länge, so dass Platz für eine stärkere Maschine vorhanden war. Sie war damals das schnellste Schiff der dänischen Flotte. Die Fregatten der Niels Juel-Klasse wurden im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 zur Durchsetzung der Blockade der deutschen Küsten verwendet und spielten eine Schlüsselrolle in den Schlachten bei Jasmund und Helgoland.

Jylland ist 71,0 m lang (102,0 m über das Bugspriet), 13,5 m breit und verdrängte 2456 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und zwei Zweizylinderdampfmaschinen mit 1300 PS, womit 9 bis 11 kn erreicht wurden (sie soll bis 14 kn schnell gewesen sein). Die Schraube konnte eingezogen und alternativ die Vollschiffstakelage mit 3000 m2-Segelfläche verwendet werden, womit 12 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 405 bis 430 Mann.

Bewaffnung 1864
32 x 30-Pfünder Kanonen mit glattem Lauf
8 x 18-Pfünder Kanonen mit gezogenem Lauf
4 x 12-Pfünder Kanonen mit gezogenem Lauf

Jylland wurde 1857-62 von der Marinewerft (Orlogsværftet) in Kopenhagen gebaut. Im Deutsch-Dänischen Krieg wurde sie sowohl in der Ostsee als auch in der Nordsee eingesetzt. Am 9. Mai 1864 kämpfte sie gemeinsam mit ihrem Schwesterschiff Niels Juel und der Korvette Heimdal in der Schlacht von Helgoland gegen ein österreichisch-preußisches Geschwader. Nach dem Krieg diente sie u.a. als Stationsschiff bei den dänischen Westindischen Inseln (Jungferninseln) sowie für Fahrten nach Island. Die letzte Fahrt unternahm Jylland 1886-87. Danach diente sie noch bis 1908 als Wohnschiff in Kopenhagen. Sie sollte danach abgewrackt werden, wurde aber erhalten und für verschiedenste Aufgaben eingesetzt, u.a. 1936-49 als eine Art Jugendherberge in Kopenhagen. Seit 1960 liegt die Schraubenfregatte in Ebeltoft, wo sie in den 1980ern restauriert wurde und seit 1994 als Museumsschiff der Öffentlichkeit zugänglich ist (siehe Seite des Museums). Sie wird immer wieder restauriert. So arbeitete man 2015, als ich sie besuchte, an der Takelage, insbesondere am Bugspriet.

Der Bausatz

Brown Water Navy Miniatures hat alle drei dänischen Schiffe aus der Schlacht von Helgoland, also Jylland, Niels Juel und Hejmdal, herausgebracht. Das Modell der Jylland wird als ein Teil gedruckt. Am Rumpf sind schon verschiedene Details wie die Geschütze auf dem Oberdeck, Beiboote und Anker angedruckt.

Die Formgebung des Rumpfs ist gut getroffen und auch recht gut detailliert. Die Stückpforten auf dem Batteriedeck sind so dargestellt, dass nur die obere Hälfte offen ist, die untere Hälfte geschlossen (Jylland hat zweigeteilte Pfortendeckel). Die Grätings auf dem kurzen Backdeck sind etwas erhöht dargestellt. Hier und auf dem Poopdeck finden sich auch leichte Stufen, auf dem Poopdeck auch etwas wie eine Sinkstelle. Die Rumpfseiten sind etwas rau. Etwas merkwürdig sind die Anker dargestellt, die durch die Barkhölzer gehen und deshalb ersetzt werden sollten. Die Davits sind sehr dick gedruckt (wegen der Vorgaben von Shapeways so dargestellt). Jylland hatte auch nicht gebogene Davits, sondern gerade (siehe hier), die leicht selbst herstellbar sind. Auf den Plänen findet man mit Schiffs drei weitere Beiboote (wie viele hiervon 1864 an Bord waren, konnte ich bisher nicht herausbekommen). Auf dem Original heute und auf vielen Bildern findet man achtern noch ein weiteres Beiboot an Davits. Die Galionsfigur und die Heckzier sind nicht dargestellt und müssten selbst ergänzt werden. Für die Masten und das Bugspriet findet man schon Öffnungen.


Das Modell wurde bei Shapeways gedruckt und man bekommt nur das eine Teil, keine Anleitung. Für die Takelage muss man sich an Plänen aus der Literatur (siehe unten) orientieren, aber auch das Original in Ebeltoft und die dort ausgestellten Modelle (siehe Fotogalerien unten) dürften sehr hilfreich sein. Dies gilt auch für den Anstrich. Der Rumpf war schwarz mit einem weißen Streifen auf der Höhe der Batterie. Die Schanzkleider innen waren weiß. Der Schornstein und die Masten waren in einem hellen ocker gestrichen.

Quellen

Fazit

Brown Water Navy Miniatures ermöglicht mit diesem 3D-gedruckten Rumpf den Bau dieser berühmten Fregatte aus der Schlacht von Helgoland. Modelle von Schraubenfregatten aus der Epoche sind bisher rar und umso begrüßenswerter ist es, dass mit diesem Modell diese Lücke geschlossen werden kann. Man muss auf jeden Fall die Masten und Takelage selbst ergänzen, dazu kann man noch einige Teile wie die Anker und Davits verbessern und die Bug- und Heckzier ergänzen. Insgesamt ist das Modell

alt empfehlenswert


Lars