Modell: IJN Minelayer Itsukushima
Hersteller: Seed Hobby
Maßstab: 1/700
Material: Resin (3D-Druck), Fotoätzteile
Art.Nr.: SH700036
Preis: 52,8 € (bei NNT)

Das Original

Der japanische Minenkreuzer Itsukushima (厳島) war ein Teil der Bemühungen der Kaiserlich Japanischen Marine in den späten 1920ern, frühen 1930ern, ihren Bestand an Minenlegern zu erneuern. Neben eine Zahl von kleineren Minenlegern, die auch als Netzleger gedacht waren und primär defensive Aufgaben hatten, wurden auch neue Schiffe für offensives Minenleger geplant. Der Entwurf der Itsukushima war von dem britischen Minenkreuzer Adventure inspiriert, war aber viel kleiner und langsamer, um unter die Kategorie für Spezialschiffe (Unterkategorie B) des Londoner Flottenvertrags zu fallen (und nicht in die Kreuzerkategorie). Trotz der Größe sollte auf Seetüchtigkeit und große Reichweite wert gelegt werden. Letzteres wurde durch einen Dieselantrieb erreicht. Die Minen wurden auf dem Hauptdeck untergebracht, weshalb auch eine Glattdeckerauslegung des Rumpf mit hohen Freibord gewählt wurde. Im vorderen Teil des Minendecks waren vier Schienen, im hinteren Teil sechs Schienen, die an sechs Toren im Heck endeten. Durch das große Minendeck musste ein Teil der Besatzung, die Offiziere, im Aufbau untergebracht wurden. Durch diese Auslegung (und insbesondere Fehler beim Entwurf und den Anforderungen) war die Stabilität des Schiffs nicht gut und es rollte stark. Die Geschützbewaffnung war dafür ausgelegt, Zerstörer abwehren zu können. Durch die geringe Geschwindigkeit war Itsukushima nur begrenzt für offensive Einsätze geeignet. 

Die mangelnde Stabilität, ein Problem vieler damaliger japanischer Schiffe, wurde nach dem Kentern des Torpedoboots Tomozuru 1934 und dem 4. Flotte-Zwischenfall angegangen: die Breite wurde um einen Meter vergrößert und der Ballast erhöht. Der Schornstein und der achtere Mast wurden gekürzt. Parallel wurden die ursprünglichen 7,6-cm-Flak durch leichtere 1,3-cm-Zwillinge ersetzt. Der ursprüngliche Vickers-Wasserbombenwerfer wurde durch einfachere Typ 93 mit geringer Reichweite ersetzt und auch ein Sonar kam an Bord. Während des Kriegs wurde die leichte Flak wahrscheinlich verstärkt, wobei man zahlreiche verschiedene Varianten in den verschiedenen Quellen findet. Es wurden keine weiteren Schwesterschiffe gebaut. Zwei weitere, spätere Minenkreuzer, Okinoshima und Tsugaru, waren deutlich größer.

Itsukushima war 107,5 m lang, 12,8 m breit und verdrängte 2094 t (2180 t?). Der Antrieb bestand aus drei Dieselmotoren mit insgesamt 3000 PS (maximal 4070 oder 4306 PS bei Probefahrten?), womit bei den Probefahrten 17,3 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 227-235 Mann.

Bewaffnung (1936)
3 x 14 cm L/50 Typ 3 (Einzellafetten)
2 x 4,7 cm L/30 (Salutgeschütze)?
4 x 1,3 cm Typ 93 (zwei Zwillingslafetten)
Typ 93 Wasserbombenwerfer
500 No.5-Minen oder 300 No.3-Minen, später 300 Typ 93-Minen

Itsukushima wurde 1928-29 von Uraga Dock Co in Yokosuka gebaut. Am 22. September 1935 wurde sie durch einen Taifun beim sogenannten 4. Flotte-Zwischenfall beschädigt. Sie wurde 1935-36 repariert, wobei sie auch gleichzeitig umgebaut wurde, um die Stabilität zu erhöhen. Sie wurde 1937-41 mehrfach im Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg eingesetzt. Im Dezember 1941 gehörte sie zu der Einsatzgruppe, die die Philippinen angriff. Sie legte 300 Minen der San Bernadino Straße, um den Ausbruch US-amerikanischer Schiffe in den Pazifik zu verhindern. Die sie geleiteten Zerstörer konnten einen Angriff des U-Boots S-39 verhindern. Anschließend war sie an der der Eroberung von Niederländisch Ostindien beteiligt. Ende 1942 gehörte sie zu den Schiffen, mit deren Hilfe Hollandia besetzt wurde. 1943-44 wurde sie als Geleitschiff für Konvois verwendet. Im Juni 1944 war sie Teil der Operation Kon, um die japanischen Truppen auf Biak zu unterstützen. Am 24. August 1944 wurde sie während eines Geleiteinsatzes von zwei B-25 Mitchell-Bombern so schwer beschädigt, dass ihre Maschinen ausfielen. Am 2. September 1944 konnte sie einen weiteren Angriff von B-25 Bombern abwehren und einen davon abschießen und zwei beschädigen. Sie wurde darauf von dem Minenleger Wataka abgeschleppt, wobei sie am 4. Oktober durch eine Catalina durch einen Bombentreffer weiter beschädigt wurde. Am 17. Oktober 1944, immer noch im Schlepp der Wataka, wurde Itsukushima durch das niederländische U-Boot Hr.Ms. Zwaardvisch durch einen Torpedotreffer versenkt.

Der Bausatz

Seed Hobby setzt seine Serie von weniger bekannten Schiffen der Kaiserlichen Japanischen Marine mit dem Minenkreuzer Itsukushima fort. Bei diesem Bausatz sind inzwischen alle Resinteile nicht mehr gegossen, sondern gedruckt worden. Der Bauzustand ist nicht genau definiert, könnte aber der Zustand zum Zeitpunkt der Versenkung sein, zumindest ist dieser möglich, da Radarantennen enthalten sind. Bauzustände ab dem großen Umbau 1935/36 sollten relativ leicht umsetzbar sein, da hier nur die leichten Geschütze und Ausrüstung ohne oder mit Radar angepasst werden muss.

Der Rumpf ist zusammen mit einem einem Teil der Deckshäuser gedruckt. Die Druckqualität ist sehr gut. Die Detaillierung ist sehr gut, z.B. die Minentore am Heck, die Minenschienen oder die Details der Deckshäuser. Die Stützstrukturen wurden entfernt, man sieht aber noch deren Reste, insbesondere am Heck. Hier dürfte die Entfernung etwas schwieriger sein, da man die die Form des Hecks erhalten muss. Am Heck finden sich auch einige Löcher, die etwas wie Bullaugen oder andere Öffnungen wirken. Auf Fotos konnte ich ein Bullauge etwa in der Mitte des Heckspiegels (leicht nach steuerbord versetzt) und je zwei an den Längswänden hinter den seitlichen Toren erkennen. Bei den restlichen Öffnungen/Bullaugen bin ich mir unsicher, ob sie beim Original existierten. Der Rumpf ist im Vergleich zu den mir vorliegenden Abmessungen zu groß: etwas mehr als 4 mm zu lang, eventuell etwas zu breit.


Die Teile für die restlichen Aufbauten sind relativ übersichtlich: drei Teile für die Brücke und der Schornstein. Diese Teile sind sehr gut gedruckt und detailliert.


Die Kleinteile sind in Rahmen gedruckt, die die Teile beim Transport schützen, aber wahrscheinlich teilweise vorsichtig entfernt werden müssen, bevor man die Teile entfernen kann. Auf dem ersten Rahmen findet man u.a. einen Typ 22-Radar, Scheinwerfer, ein kleines Deckshaus und Unterbauten für einige Plattformen.


Der nächste Rahmen enthält drei 14-cm-Geschütze, genauer deren Lafetten und Schutzschilde. Letztere sind komplett mit Rohrhosen gedruckt. Die Rohre selbst liegen dem Bausatz als gedrehte Messingteile bei (siehe unten).


Der letzte Rahmen enthält Beiboote und Otter. Für die geruderten Beibooten gibt es zusätzliche fotogeätzte Details (siehe unten), z.B. die Bänke. Das benötigte Motorboot ist nicht enthalten und soll aus einem Zubehörsatz, wie er den Bausätzen des japanischen Wasserlinienkonsortiums (Aoshima, Hasegawa, Tamiya) beiliegt, genommen werden.


Die leichte Flak liegen leider nicht als 3D-Druckteile bei, genausowenig der Entfernungsmesser auf der Brücke, der Y-förmige Wasserbombenwerfer oder Minen für das Oberdeck. Auch die Ankerketten sind nicht enthalten.

Als gedrehte Messingteile findet man noch die Rohre für die 14-cm-Geschütze und Gangspill.

Die Fotoätzteile

Der Bausatz enthält insgesamt drei Platinen mit Fotoätzteilen. Hier findet man Teile für das Deck auf dem Vorschiff, das Bootsdeck, Türen, Teile für die Masten, Bootsspieren, Reling, Kisten für die Bereitschaftsmunition, 25-mm-Drillinge, 13-mm-Zwillinge, Details für die Beiboote (auch für das nicht enthaltene Motorboot), Davits, Typ 13-Radar, Wasserbombenreservegestelle, Anker...


Teile der Masten und die leichte Flak nur als Fotoätzteil finde ich etwas suboptimal - erstere, weil so relativ instabil, zweitere, weil 3D-gedruckte Teil dreidimensional und besser detailliert wären.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus vier Seiten. Die meisten zeigen Farbfotos eines nicht bemalten Models, auf dem die verschiedenen Teile beschriftet sind. Für manche Teile, wie die leichte Flak und die Otter, sind nur die Positionen der Teile angegeben. Für die Otter, Beiboote und Flak gibt es zusätzliche kleine Anleitungen. Außerdem ist ein Farbfoto eines komplett gebauten und bemalten Modells dabei.


Wie die leichte Flak während des Kriegs verstärkt wurde, ist etwas unklar. Die Quellen widersprechen sind hier oder machen darüber keine Aussage. Fotos, die es eindeutig klären würden, sind mir nicht bekannt. Seed Hobby gibt als verstärkte Flak einen 2,5-cm-Drilling und vier 1,3-cm-Zwillinge an - die Positionen für den 2,5-cm-Drilling und die beiden zusätzlichen 1,3-cm-Zwillinge sind aber nur als nicht sicher angeben. Man findet auch öfters die Angabe, dass die Flak zuletzt aus drei 2,5 cm (ein Drilling?) und sechs 1,3-cm-Einzellafetten bestand. Der Wasserbombenwerfer ist im Bausatz nicht enthalten. Es sollte ein Typ 93 sein, eine Kopie des Y-förmigen Werfers ("Y-gun", siehe Foto). Es fehlen auch die beiden 4,7-cm-Geschütze, die nur als Salutgeschütz dienten - die Positionen dieser und von wann bis wann sie genau an Bord waren, scheint mir auch unsicher zu sein, zu den Positionen habe ich keinerlei Angaben gefunden. Ich vermute, dass die Radarausrüstung aus einem Typ 13- und einem Typ 22-Radar auch nicht sicher ist.

Ein Umbau in den photographisch deutlich besser dokumentierten Zustand vor dem Umbau von 1935/36 dürfte je nach Ambitionen einfach bis schwierig sein. Einfach in dem Sinn, dass man statt der beiden 1,3-cm-Zwillinge hinten am Brückenaufbau zwei 7,6-cm-Flak ("8 cm") benötigt sowie den Großmast und den Schornstein erhöhen muss. Etwas schwieriger ist schon die Darstellung des Vickers-Wasserbombenwerfers, da erst dessen Aussehen bestimmt werden müsste (eventuell ähnlich dieser "7.5" (19 cm) and 11" (28 cm) Howitzers" - siehe weiter unten auf der verlinkten Seite). Schwierig wäre es, wenn man berücksichtigt, dass das Schiff beim Umbau verbreitet wurde - allerdings nur um einen Meter, also müsste man die Rumpfbreite um 1,4 mm reduzieren.

Für die Bemalung gibt es in der Anleitung nur das Farbfoto. Ursprünglich waren Teil der Decks sicher mit dem rötlichen Linoleum belegt und sind im Bausatz auch so dargestellt, ob auch dieser Teil der Decks je grau war, ist zumindest nicht dokumentiert.

Quellen

  • Imperial Japanese Minelayers Itsukushima, Okinoshima, and Tsugaru von Hans Lengerer in Warship 2008. London, 2008
  • Genealogy of Minelayer of the Japanese Navy in Model Art Waterline Special No. 33, 2009
  • Itsukushima (Schiff, 1929) (Wikipedia)
  • Itsukushima Minelayer 1929 (Navypedia)
  • IJN Minelayer ITSUKUSHIMA: Tabular Record of Movement 
  • Warships After London: The End of the Treaty Era in the Five Major Fleets, 1930–1936 von John Jordan, Barnsley, 2020
  • Warships of the Imperial Japanese Navy, 1869-1945 von Hansgeorg Jentschura, Dieter Jung und Peter Mickel, Annapolis, 1977
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1922-1946 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1980

Fazit

Der neue Bausatz des japanischen Minenkreuzers Itsukushima von Seed Hobby stellt eine deutliche Verbesserung gegenüber dem alten, inzwischen schon länger nicht mehr erhältlichen Bausatzes von Kobu Hiryu dar. Es ist absolut zu begrüßen, dass Seed Hobby sich dieses Schiffs (und vieler anderer) angenommen und diesen Bausatz mit gedruckten und fotogeätzten Teile in sehr hoher Qualität produziert hat. Es gibt allerdings auch einige Nachteile: der Rumpf ist nach den mir vorliegenden Quellen etwa 4 mm zu lang. Außerdem fehlen einige Teile wie das Motorboot, der Wasserbombenwerfer und die Ankerketten, während andere, wie die leichte Flak und der Entfernungsmesser nur als Fotoätzteile beiliegen. Deshalb ist der Bausatz trotz der sehr guten Qualität der meisten Teile nur

alt empfehlenswert


Lars