Hasegawa: Leichter Kreuzer

Modell: Leichter Kreuzer "Yahagi", Operation "Ten-Ichi-Go", 1945
Hersteller: Hasegawa
Maßstab: 1/350
Material: Polystyrol
Art.Nr.: 40026 (Z26)
Preis: ca. 115 Euro

Habe ich schonmal geschrieben, dass die Freunde der Kaiserlich Japanischen Marine zur Zeit eine Art "Goldenes Zeitalter" erleben, sofern sie sich den Maßstab 1:350 finanziell und räumlich leisten können? Ich glaube schon, aber es stimmt ja auch!
Eines der neuesten Produkte liefert uns Hasegawa mit dem zweiten Schiff der leichten Kreuzer der Agano-Klasse, der Yahagi, die in ihrem finalen Ausrüstungszustand dargestellt wurde.

Das Original

Yahagi wurde am 11. November 1941 in Sasebo, als zweite Einheit der vier leichten Kreuzer der Agano-Klasse, auf Kiel gelegt und lief am 25. September 1942 vom Stapel. Die Indienststellung erfolgte am 29. Dezember 1943. Das moderne, schnelle Schiff wurde zum Flaggschiff der 10. Zerstörer-Flotiliie, die unter dem Kommando von Konteradmiral Susumu Kimura stand. Kommandant wurde der vormalige Kommandeur der Zerstörer-Divisionen 27 und 10, Kapitän z.S. Matake Yoshimura.

Technische Daten:

Länge: 174,50 m ü.a., 172 m KWL
Breite: 15,20 m
Tiefgang: 5,63 m
Verdrängung: 6652 t Standard, 8534 t Maximal
Antrieb: 4 Kanpon Getriebturbinen-Dreifachsätze auf 4 Wellen,
6 Kanpon Dampfkessel
Leistung: 100.000 WellenPS
Geschwindigkeit: 35 kn

Bewaffnung: 6 x 15,2 cm L/50 Typ 41 Mehrzweckgeschütze in drei Doppeltürmen
4 x 7,62 cm L/60 Flak in zwei Zwillingslafetten hinter Schilden
8 x 61 cm Torpedorohre in zwei Vierlingsrohrsätzen,
16 Torpedos
30 x 2,5 cm Flak in 10 Drillingslafetten,
später 58 x 2,5 cm Flak in 10 Drillings und 28 Einzellafetten.
18 Wasserbomben, 2 Ablaufgestelle
Besatzung: 750 - 805 Mann Standardbesatzung, später 1000 Mann

Am 4. Februar 1944 begann Yahagis Schiffsgeschichte, als sie den Ausrüstungsstützpunkt Kure verließ und über einige Etappen Singapur ansteuerte. Von hieraus ging es nach Lingga/Indonesien, wo diverse Härtetests für das neue Schiff und seine, im Umgang mit ihm noch ungeübte, Besatzung anstanden.
Im Mai ging es nach Tawi-Tawi / Philippinen, wo Vize Admiral Jisaburo Ozawas 1. Flugzeugträger Kampfgruppe, mit den Trägern Taiho, Zuikaku, Shokaku, den Kreuzern Myoko und Haguro, sowie den Zerstörern der 10. Zerstörer-Flotillie vor Anker lag. Dort wurde das Training der Crew fortgesetzt.

Nach den US-Amerikanischen Landungen auf Biak / Neuguinea, Ende Mai, und Saipan, Mitte Juni, löste der Kommandeur der Vereinigten Flotte, Admiral Soemu Toyoda, die Operation "A-Go" aus: die Verteidigung der Marianen.
Was nun folgte, war die Vorentscheidung für den Ausgang des Krieges im Pazifik, sofern man nicht schon den Verlust der vier großen Träger bei Midway als Solche werten möchte, nämlich der Verlust vieler wichtiger Inselstützpunkte und schlimmer noch: der Verlust eines weiteren großen Trägers und "Pearl-Harbour Veterans", der Shokaku, sowie hunderter Flugzeuge und erfahrener Piloten bei dem berühmten "Großen Truthahnschiessen der Marianen", wie die Amerikaner diese Luftschlacht in ihrer unvergleichlich saloppen Art nennen. Yahagi und der Zerstörer Urakaze retteten immerhin 570 der 1660 Mann starken Besatzung der Shokaku und blieben dabei selbst unversehrt.

Nach dieser Niederlage führte der Weg zurück nach Kure, wo Yahagi eingedockt wurde, um gut 6 Monate nach der Indienststellung mit zusätzlichen Flakwaffen und neuesten Radaranlagen nachgerüstet zu werden.

Am 8. Juni 1944 verließ Yahagi Kure wieder und nahm, mit Marine-Truppen und Nachschubmaterial an Bord, Kurs auf Okinawa, wo diese vom 10.-12. Juli 1944 ausgeladen wurden.

Es folgte im Oktober die Teilname an der Schlacht von Leyte, bei der das Schiff erneut unversehrt blieb.

In der Folge ging es zur Auffrischung nach Brunei und von dort aus zurück nach Japan. Die 10. Zerstörer-Flottillie war zwischenzeitlich deaktiviert worden und Yahagi wurde zum Flaggschiff von Konteradmiral Keizo Komuras neuer 2. Zerstörer-Flotillie erklärt.

Von Ende November bis Mitte Dezember 1944 lag der leichte Kreuzer zur Überholung in Sasebo. Am 20. Dezember fand ein Kommandantenwechsel statt, als Kpt. z.S. Tameichi Hara das Kommando von Kpt.z.S. Yoshimura übernahm, der zum Kommandanten des Schlachtschiffes Haruna befördert worden war.
Danach ging es nach Hashirajima, wo das bislang glückhafte Schiff bis Mitte März 1945 Gefechtsübungen zusammen mit Yamato durchführte.

Am 6. April erreichte Kapitän Hara der Befehl zur Durchführung der Operation "Ten-Ichi-Go" ("Himmel"), des Angriffs auf die Amerikanische Invasionsflotte vor Okinawa.
Um 16 Uhr läuft Yamato zusammen mit Yahagi und 8 Zerstörern Richtung Okinawa aus. Es sind nur noch wenige Stunden, bis das größte Schlachtschiff der Welt untergehen wird.
Am 7. April um 12:20 Uhr greifen 386 Flugzeuge der Task Force 58 den japanischen Verband an und schon die erste Welle richtet verheerende Schäden an. Yahagis Maschinenraum wird um 12:46 Uhr von einem Torpedo getroffen, worauf das Schiff augenblicklich keine Fahrt mehr machte. Der Zerstörer Isokaze versuchte noch, dem waidwunden Kreuzer zur Hilfe zu eilen, aber 6 weitere Torpedo- und 12 Bombentreffer besiegelten das Schicksal des Schiffes endgültig. Um 14:05 Uhr kenterte Yahagi nach Steuerbord. Von ihrer tausendköpfigen Besatzung verloren 446 Mann ihr Leben. Die Überlebenden, darunter befanden sich auch Kapitän Hara und Konteradmiral Komura, wurden von den Zerstörern Hatsushimo und Yukikaze an Bord genommen.

Yahagi wurde am 20. Juni 1945 aus den Marinelisten gestrichen.

Der Bausatz

Hasegawa liefert nach der Yukikaze nun das zweite Modell eines der an der Operation "Ten-Ichi-Go" beteiligten Schiffe.
Vergleicht man diese beiden Bausätze ein Mal untereinander, so kann man schon einen gewissen Entwicklungsunterschied erkennen. Wenn man aber den Vergleich mit der Yamato von Tamiya anstellt, wird einem sehr schell deutlich, was sich im Plastikmodellbau innerhalb der letzten 25-30 Jahre getan hat. Eine neue Yamato erscheint einem dann unausweichlich! Doch nun zurück zur Yahagi.

Der Bausatz besteht aus 29 Spitzlingen, diversen Vinylhülsen, einer Ankerkette, einem Decalbogen, sowie einem Flaggensatz in Form von Stickern.

Die Qualität der Bauteile ist wahrlich bemerkenswert. Die Oberflächen weisen feinste Details auf und zwar feinere, als ich sie an der Yukikaze feststellen kann. Dies betrifft z.B. die Darstellung der Riffelblech-Bereiche an Deck. Über das Für und Wider, Riffelblech in 1:350 überhaupt darstellen zu wollen, kann man sicher geteilter Meinung sein, wenn man es aber macht, dann ist Hasegawa einen weiteren Schritt an das Optimun herangerückt. Andere Details sind hingegen "kräftiger" geworden, wie z.B. die Messingbänder über den Stosskanten der Linoleumbahnen an Deck. Diese waren bei der Yukikaze hauchzart ausgeführt und nach einem etwas zu dickem Farbauftrag schon fast unsichtbar. Bei Yahagi hat Hasegawa diese Bänder sehr viel prononcierter ausgeführt, so dass sie späterhin eben nicht mehr verloren gehen. Selbst dann nicht, wenn man die Farbe mit einem Haarpinsel aufträgt.

Beachtenswert ist an diesem Bausatz die Verwendung von Klarsichtkanzeln für die beiden Bordflugzeuge vom Typ Aichi E13A "Jake". Trumpeter hatte das ja schon vor Jahren bei den Flugzeugen seiner US-Flugzeugträger-Bausätze vorgemacht und nun ist es auch bei Hasegawa angekommen, während andere japanische Hersteller den "Schuß" noch immer nicht gehört haben.

Und noch etwas ist mir positiv aufgefallen und durch einen extra Ausschnittscan des Bauplans dokumentiert worden. In Bauabschnitt 5 müssen zwei sehr kleine Bauteile exakt seitlich an den Feuerleitstand für die 2,5 cm Flakwaffen angeklebt werden. Damit diese Endstücke des Entfernungsmessers auch wirklich exakt montiert werden und vor allem nicht verloren gehen können, hat sich Hasegawa was besonderes einfallen lassen. Der Spritzling ist so gestaltet, dass der vom Ast getrennte Leitstand auf eine Grundplatte zwischen die noch am Ast befindlichen kleinen Bauteilchen passt. Nun verklebt man diese Teile, lässt alles trocknen und erst jetzt trennt man die Bauteile von ihrem Ast ab und erhält somit den fertigen Leitstand. Einfach genial!

Wie schon bei vorhergehenden Bausätzen setzt Hasegawa wieder auf möglichst viele bewegliche Teile. Dies wird über die Vinylhülsen ermöglicht, die natürlich ohne Klebstoff, unter den jeweiligen Türmen, Entfernungsmessern, Torpedorohrsätzen, etc. eingebaut werden. Wer also an seinem Model öfter mal die Position der Türme etc ändern möchte, findet hier wieder Raum zum "spielen".

Erste "Trockenbau"-Tests haben gezeigt, dass es vermutlich keine nennenswerten Passungsprobleme geben wird. Ganz im Gegenteil, Rumpf und Deck passten ganz hervorragend zusammen.

Wenn es zu diesem Zeitpunkt etwas zu bemängeln gibt, dann vielleicht dies:
Hasegawa hat ja zwischenzeitlich das Typschiff dieser Kreuzer-Klasse, die Agano, herausgebracht. Um dies trotz der Ausrüstungsunterschiede problemlos machen zu können, erwartet man beim Hersteller einen gewissen Grad an Eigenleistung vom Konsumenten. Der Modellbauer muss nämlich eine stattliche Anzahl von verschieden großen Löchern in die Decksteile bohren, damit die aufzusetzenden Kleinteile wie Lüfter, Winschen und Schlauchtrommeln, sowie Einzelflakgeschütze und Munitionskisten montiert werden können. Dafür muss der Modellbauer über Bohrer von 0,8, 1, 1,2, 1,5 und 2 mm Durchmesser verfügen. Ich finde es zwar vertretbar, glaube aber, dass dies nicht Jedem so leicht von der Hand gehen wird.
Im Zusammenhang mit dem verständlichen Wunsch des Herstellers, möglichst viele Endprodukte aus seiner teuren Spritzgussform zu bekommen, steht auch der letzte Kritikpunkt an diesem Bausatz. Um die Unterschiede der verschiedenen Kreuzer darstellen zu können, wurde die Spritzgussform für die Rumpfhälften mit Wechselteilen gefertigt. Dadurch ergeben sich leichte Formtrennkanten an der Außenhaut der Rumpfhälften. Außerdem müssen einige Bauteile in die Außenhaut der Rumpfhälften, möglichst bündig, eingesetzt werden. In diesen genannten Bereichen ist besondere Sorgfalt beim Versäubern angebracht, damit es hinterher nicht zu noch hässlichen Übergängen kommt.

Decals und Flaggensatz

Die Anleitung

Fazit

Der Bausatz der Yahagi stellt eine willkommene Bereicherung für den beliebten Maßstab 1:350 und die stetig wachsende Flotte von Modellen der Kaiserlich Japanischen Marine des 2. Weltkriegs dar. Wir dürfen gespannt sein, was uns als nächstes präsentiert wird. Vielleicht ein Bausatz der Fuso oder Yamashiro?

Der Bausatz ist

alt uneingeschränkt empfehlenswert

Olaf

Wir danken der Firma Faller für das Bausatzmuster