Spezialwoche: US Trägerstreitmacht im Pazifikkrieg

 

Seitentitel

Modell: U.S. Navy Escort Carrier USS Gambier Bay
Hersteller: Hasegawa
Maßstab: 1/350
Material: Polysyrol
Art.Nr.: Z27 (40027)
Preis: ca. 130,- €

Das Original

Die USS Gambier Bay war ein Geleitträger der Casablanca-Klasse. Diese, wie auch die Schiffe der anderen Geleitträgerklassen (Bogue/Prince William- , Sangamon und Commencement Bay-Klasse) als auch die der leichten Flugzeugträger der Independence-Klasse, entstanden aus der Not der US Navy heraus, genügend flugzeugtragende Schiffe für die Kämpfe in den Weiten des Pazifiks bereitzustellen.

Die Kaiser-Werft in Vancouver unterbreitete nach Kriegsbeginn den Vorschlag, Geleitträger auf vorhandenen standardisierten Handelsschiffrümpfen aufzubauen. Dies fand bei den zuständigen Behörden Zustimmung und so wurde die Werft mit dem Bau von 50 Einheiten der Casablanca-Klasse, welche auf Grundlage des MARCOM-Typs S4-S2-BB3 entstanden, beauftragt.

USS Gambier Bay wurde am 28.12.1943 in Dienst gestellt. Ihre kurze Einsatzzeit verbrachte sie im Pazifik. Von Mai 1944 an nahm sie an den Kämpfen zur Eroberung der Mariannen Und Palau teil. Im Oktober des Jahres wurde sie zur Luftunterstützung bei der Invasion und den Kämpfen um Leyte eingesetzt. Traurige Berühmtheit erlangte das Schiff, als es zusammen mit anderen Geleitträgern von japanischen schweren Überwassereinheiten angegriffen und schließlich durch Geschützfeuer versenkt wurde. Während dieses Ereignisses entstand die einzige Aufnahme des Krieges, auf welcher japanische und amerikanische Schiffe auf einem Bild zu sehen sind.

Technische Daten:

Länge ü.a.:        156,20 m
Breite ü.a.:        32,90 m
Tiefgang:          6,90 m
Verdrängung:    10.400 ts voll beladen
Besatzung:        860 Mann
Flugzeuge:        28
Bewaffnung:      1 – 127 mm L/38
                        8 – 40 mm Zwillinge
                        20 – 20 mm

Quelle: Stefan Terzibaschitsch, Geleitflugzeugträger der U.S. Navy und Hilfsschiffe der Luftwaffe

Der Bausatz

Der stabile Stülpkarton ist im Inneren mit einem doppelten Boden ergänzt. In diesen Boden ist der Spritzling mit den Rumpfhälften gesteckt.

Für das Modell ist nur eine Vollrumpfversion vorgesehen. An den Rumpf sind die Seitenwände des Hangars bereits angefügt. Die Außenhaut ist mit feinen erhabenen Linien überzogen, um die Schweißnähte darzustellen. Zur Verstärkung werden in den Rumpf sieben Spanten geklebt.

Auf die Spritzlinge B, C und D verteilen sich die wichtigsten Bauteile für den Schiffsrumpf bis zur Höhe des Flugdecks. Im ersten Moment irritiert hier die etwa mittschiffs gelegene Teilung des Flugdecks und dessen seitlichen Unterbauten.

Dies könnte dem Zweck einer kleineren Spritzgußform zu verschulden sein (kleinere Spritzform = geringere Rohstoffkosten = weniger Bearbeitungszeit und einfacheres Spritzen, Anm. d. V.).
Das zweiteilige Flugdeck ist zwar grundsätzlich störend, allerdings ist das Deck an einer Stelle getrennt, an welcher im Original ein Stoß zwischen Holz und Stahl ist. Dadurch entfällt lästiges Spachteln.

Grundsätzlich werden die Unterbauten des Flugdecks im Inneren mit Versteifungs- bzw. Stützstreben versehen, welche gleichzeitig im Bereich der Teilung ein Fluchten der Bauteile gewährleisten soll.
Die Detaillierung der Außenseiten beschränkt sich hauptsächlich auf versenkte Schotten und, sehr lobenswert, Feuerlöschschläuche.

Vierfach vorhanden sind die kombinierten Spritzlinge E und AP. Dort finden sich Anbau- und Ausrüstungsteile, welche des Öfteren Verwendung finden. So sind dies Unterzüge des Flugdecks, Rettungsflöße, die Whaleboote, die Bewaffnung sowie Minenräumgerät, Anker, Seiltrommeln und Brückenausstattungen.

Die 127 mm und 40 mm Geschütze sind nicht so umfangreich aufgebaut, wie diejenigen von Dragon, und werden jeweils aus nur vier Bauteilen zusammengesetzt. Die Genauigkeit leidet darunter nicht und die fertigen Baugruppen fügen sich in das Gesamtbild der restlichen Detaillierung. Auch die 20 mm, an welche nur der Schutzschild angeklebt wird, können überzeugen.

Spritzling J sind alle Teile für die kleine Insel zu entnehmen. Auch hier werden die Seitenteile im Inneren mit Streben verstärkt. Der Gittermast auf dem Brückendeck liegt als zweigeteiltes geschlossenes Kunststoffteil bei.

Die Radarantennen sind ebenfalls aus Polystyrol, wobei die große rechteckige Antenne des SK-Radars aus einer sehr dünn Platte mit feinen erhabenen Stegen besteht.

Um das Schiff angemessen als Vollrumpfmodell präsentieren zu können, liegen zwei „gedrehte“ Modellständer bei. Diese werden aus drei Teilen zusammengesetzt. Außerdem sind auf diesem Spritzling und einem separaten weiteren die Verstärkungsspanten für den Rumpf enthalten.

Für die Darstellung der Ankerketten befindet sich in einer kleinen Tüte verschweißt ein kurzes Stück Metallkette. 

 

Die Flugzeuge

Für die Bordstaffel liegen sechs FM-2 Wildcat und drei TBM-1C Avenger in grauem Kunststoff bei. An die Flugzeugrümpfe können entweder ent- (einteilig) oder gefaltete (dreiteilig) Tragflächen geklebt werden. Die Beine des Hauptfahrwerks sind einzeln anzubauen. An diese werden die separaten Räder angefügt. Die Detaillierung dieser kleinen Flugzeuge ist phantastisch – feine Gravuren und winzige erhabene Details.

Die Cockpitverglasung der Maschinen wird auf kleinen transparenten Spritzlingen bereitgestellt. Auf einem weiteren durchsichtigen Gießast befinden sich noch Klarsichtteile für das Schiff.

 

Decals

Die Decals stellen bei Hasegawa immer einen Schwachpunkt dar. Zwar sind die teilweise verschiedenfarbigen Abziehbilder versatzfrei gedruckt, der Trägerfilm wiederum ist stark versetzt.
Als Decal liegen bei: Hoheits- und Staffelmarkierungen für die Bordflugzeuge, Flugdecksmarkierungen, Tiefgangsmarken, taktische Nummern des Schiffes und neben der Hoheitsflagge drei Signalflaggen. Diese Signalflaggen bedeuten „Speed, 2 und 7“. Vermutlich hätte die „2“ eine „3“ sein sollen, da die „73“ die laufende Nummer des Schiffes innerhalb der Klassifikation Geleitträger ist. Was in diesem Zusammenhang die Flagge „Speed“ bedeuten soll entzieht sich meiner Kenntnis.

Ein kleiner Fehler hat sich bei dem Sternenbanner eingeschlichen: Es sind 50 und nicht 48 Sterne, wie es korrekt wäre, abgedruckt! 

Die Anleitung

Ein 19seitiges DIN A4 großes Heft im Querformat gliedert den Bau des Schiffes in 19 Abschnitte. Die Titelseite zeigt mehrere schwarz-weiß Abbildungen eines gebauten Modells. Die einzelnen Abschnitte sind weitestgehend sehr übersichtlich gestaltet und es werden jeweils eine überschaubare Anzahl von Einzelteilen verbaut.

Seite 18 zeigt das Tarnschema des Schiff in einer nicht maßstäblichen, schwarz-weißen Dreiseitenansicht. Auf der nächsten Seite sind Vorlagen zum Übertragen auf Maskierfolie für die verschiedenen Bereiche des Tarnanstriches abgedruckt.

In einem weiteren separaten Heft finden sich ein Hintergrund und die Einsatzgeschichte des Schiffes in japanischer und englischer Sprache sowie ein paar seltene Aufnahmen der letzen Momente vor der Versenkung. 

Die Farbtafel

Ein ca. DIN A2 großes beidseitig bedrucktes Blatt erläutert die Bemalung und die Takelung des Schiffes. Die farbig gehaltene Vorderseite zeigt das Schiff maßstäblich in 1/350 in einer Dreiseitenansicht sowie verschiedene Bereiche, wie z.B. Heckspiegel oder Rückseite des Hangardecks, und zeigt die Farbgebung auf. Aufgezeigt ist der Tarnanstrich nach Meassure 32/15a, welchen die Gambier Bay während des Großteils ihrer Einsatzzeit trug. Die Farbangaben beziehen sich ausschließlich auf das Sortiment von Gunze Sangyo.

Auf der Rückseite der Farbtafel ist das Schiff schwarz-weiß in einer Fünfseitenansicht abgeduckt, auf welcher die Takelung bzw. die Antennendrähte in Rot hervorgehoben sind. Diese Zeichnung ist ebenfalls in 1/350 wiedergegeben.

Als Schmankerl der Erstauflage liegt dem Bausatz ein ca. DIN A1 großes Hochglanzposter bei. Auf diesem ist die Gambier Bay während des Gefechts mit japanischen Einheiten kurz vor ihrer Versenkung dargestellt. Das Original wurde von Noriyoshi Orai illustriert.

 

Fazit

Hasegawa überrascht hier in gewohnt hoher Qualität mit einem weiteren allseits bekannten Thema, dessen Umsetzung als Spritzgußbausatz aber nicht unbedingt erwartet wurde. Zwar scheint der Preis für ein knappe 450 mm messendes Modell und der überschaubaren Anzahl an Spritzlingen und zu verbauenden Teilen im ersten Moment für 1/350 recht hoch, doch betrachten man aber das, was man dafür bekommt, nämlich einen sehr durchdachten und gut detaillierten Bausatz, relativiert sich das sehr schnell wieder. Sehr positiv fallen hierbei die maßstäbliche Farbtafel und die Vorlagen für die Maskierung sowie die exzellent gestalteten Bordflugzeuge auf.

Da alle 50 Schiffe dieser Klasse grundsätzlich baugleich waren, sollten sich mit etwas Eigeninitiative und Recherche alle Schiffe der Casablanca-Klasse bauen lassen.

Insgesamt ist dieser Bausatz 

alt sehr empfehlenswert

Sven