Modell: Hikawa Maru
Hersteller: Hasegawa
Maßstab: 1/350
Material: Polystyrol, Metallkette, Nassschiebebogen
Art.Nr.: 40028
Preis: ab ca. 110 €
Das Original
Als eines von drei Schiffen des Typs lief das Motorschiff Hikawa Maru am 30.09.1929 von Stapel. Die Jungfernfahrt der Namensgeberin der Klasse von Kobe nach Seattle fand bereits am 13.05.1930 statt. Als Kombinationsfrachter verdiente sie sich auf der Linie Yokohama - Vancouver - Seattle schnell den Namen "Königin des Pazifiks" und transportierte so manchen illustren Gast zwischen diesen Zielhäfen hin und wieder zurück. Als letztes Schiff der japanischen Handelsflotte besuchte sie die Vereinigten Statten von Amerika vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen den beiden Pazifikmächten.
Während in Pearl Harbour die Bomben fielen, wurde die Hikawa Maru für den Kriegsdienst umgerüstet. Als Lazarettschiff ausgestattet überlebte sie als einer von zwei japanischen Großfrachtern den Krieg, wobei sie drei Minentreffern standhalten musste. Die beiden Schwestern, Heian Maru und Hie Maru, als U-Boot Versorger genutzt, wurden 1943 bzw. 1944 versenkt.
Wieder in Stand gesetzt und unter US-amerikanischer Flagge fahrend, brachte die Hikawa Maru tausende japanische Soldaten und Zivilisten aus dem gesamten Pazifikraum zurück in die Heimat. Erst 1947 ging das Schiff zurück an seine Eigentümer, die NYK Linie. In den folgenden sechs Jahren lief die Hikawa Maru als reiner Frachter und kehrte erst 1953 in den Kombinationsdienst auf die angestammte Route zwischen Yokohama und Seattle zurück. 21.12.1960 stellte sie schließlich außer Dienst.
Schon im Folgejahr wurde sie als Museum, Restaurant und Hotel einer zivilen Nutzung zugeführt. Nach einer kurzen Krisenphase, in der der Erhalt des Schiffes in Frage stand, ist die Hikawa Maru noch einmal überholt worden und ist der Öffentlichkeit seit 2008 wieder zugänglich.
Der Bausatz
Nein - ganz neu ist der Bausatz nun wirklich nicht mehr und dennoch hat es bis heute gedauert, bis ich ihn in die Finger bekommen habe. Eine ganze Zeit lang habe ich mich vom Preis beeindrucken lassen und jetzt da ich das gute Stück in Händen halte muss ich sagen, dass es wohl jeden Cent wert ist.
Die Verpackung ist ein gutes Beispiel, wie's gemacht wird: großräumig, ohne verschwenderisch zu sein, stabil und attraktiv gestaltet. Nach dem Hochheben des Deckels bietet sich ein aufgeräumtes Bild. Der Spritzling mit den Rumpfhälften ist auf einen separaten Einleger gespannt, der die ganze Verpackung optimal stabilisiert. Die darunter liegenden Gussäste sind zu zweit und zu dritt in Polybeutel eingeschweißt und somit ausreichend geschützt. Auffällig sind die einzeln verpackte Brückenfront (Gussast E) und ein Gussast (V) mit Klarsichtteilen: Das findet man nicht überall!
Doch zurück zum Rumpf: Augenfällig sind die feinen Strukturen überall an der Rumpfaußenseite, die sogar bis unter das klassische Yachtheck ausgebildet sind. Besonders schön gelungen sind die angegossenen Galleriestreben. Der Wasserpass ist als feine Linie auf der Rumpfaussenseite zu finden. Eine technische Trennlinie, um das Unterwasserschiff abzutrennen, gibt es hingegen nicht. Die Ankerklüsen sind geschlossen dargestellt, während die Speigatten entlang des Decks alle offen sind. Die Wellentunnel sind als separate Bauteile dargestellt. Der Rumpf wird, wie bei anderen Modellen aus diesem Hause, durch ein Innengerüst aus sieben Querschotten bzw. -streben gestützt. Auch andere Hersteller wenden dieses System an. Hasegawa aber gelingt das Kunststück, dass die sich die Aufnahmen dieser Stützen nicht als hässliche Sinkstellen auf der Außenseite zeigen.
Neben den schon genannten Bauteilen der Brückenfront und den Klarsichtteilen, setzt sich der Baukasteninhalt aus weiteren 12 Gussrahmen zusammen, die zum Teil zusammenhängend geliefert werden. Aufklärung verschafft hier der Teileplan am Anfang der Bauanleitung. Lediglich die Gussrahmen G, J und R sind zweifach vorhanden. Auf den Rs sind die Ständer für die Vollrumpfpräsentation zu finden. Die G-Rahmen enthalten ein Vielzahl von Kleinteilen in mehrfacher Ausführung. Hier gibt es u.a. Lüfter, Winschen, Ladebäume und auch massiv gegossene Treppen, die so fein gehalten sind wie technisch eben möglich, aber eigentlich nach Fotoätzteilen schreien. Auf den J-Rahmen finden sich reichlich Rettungsboote und Davits. Schornsteine und Masten finden sich auf dem Ast N.
Die Hauptdecksteile finden sich auf den Gussästen B, die Oberdecks auf den Rahmen C und D. Die Details an Deck sind hervorragend herausgearbeitet. Auch die Schottwände warten mit reichlich Kleinkram auf.
Insgesamt ist der Bausatz weitestgehend frei von sonst weit verbreiteten Gebrechen: Weder Fischhäute noch Sinkstellen sind zu finden. Die unvermeidlichen Auswerfermarken sind mit viel Umsicht so platziert, dass sie dem Bastler kaum noch Schwierigkeiten bereiten.
In einem Klarsichtbeutel findet sich eine sehr schöne, super feine Ankerkette. Ein umfangreicher Nassschiebebogen hält die notwendigen Flaggen, Tiefenmarken und Zierstreifen bereit. Als Zugabe findet man eine Broschüre über das Museum (komplett in japanischer Sprache), dass die Hikawa Maru beherbergt und eine Nostalgie-Postkarte.
Zusätzlich gibt es ein Begleitheft, das, neben einem japanischen und englischen Geschichtsabriss des Schiffs, auch eine Anzahl schöner schwarz-weiß Aufnahmen und einen Decksplan zeigt.
Die Anleitung
Die Bauanleitung kann man nur als lobenswert bezeichnen. In der Größe DIN A4 zeigt sie übersichtlich die Platzierung der Bauteile und- gruppen im Kalender-Format. 24 großzügig dargestellte Bauschritte führen den Bastler ans Ziel. Für die Farbgestaltung liegt eine Anleitung im Maßstab 1/350 bei, die aufgerollt (nicht gefaltet!!!) im Karton liegt, den man im Anschluss an den Bau gleich einrahmen sollte, so schön ist der gemacht. Die Rückseite findet man denn auch den Takelplan, was das ganze Produkt treffend abrundet.
Fazit
Wer den Preis erstmal geschluckt hat, bekommt ein echtes Luxusprodukt. Mal ehrlich: Wenn da noch die Ätzteile drin wären, wär's gar nicht auszuhalten. Ich bin begeistert!
sehr empfehlenswert
Guido Hopp
VMF-'06 "German Gamblers"
Wir danken Faller für das Bausatzmuster