Modell: HMS Victory
Hersteller: Heller
Maßstab: 1/100
Teile: 2107
Art. Nr.: 80897
Preis: ab 119,90 (SGK-Modellbau)

Zur Geschichte des Schiffes

Die HMS Victory , das fünfte Schiff der Royal Navy, welches diesen Namen trug, wurde im Juli 1759 in Chatham auf Kiel gelegt. Fast sechs Jahre sollten während des Baus bis zum Stapellauf im Mai 1765 vergehen. Nach der See-Erprobung, 1769, wurde das Schiff an ihren Liegeplatz auf dem Medwey verholt.
In den folgenden Jahren wurde sie zweimal durch den Befall des Teredowurms schwer beschädigt. Daher wurde die HMS Victory erst 1778, 19 Jahre nach der Kiellegung, aus der Reserve genommen und als Flaggschiff von Admiral Kappel in Dienst gestellt. Ende des Jahres 1778 bewährte sie sich zum ersten Mal in der Seeschlacht vor Quessant gegen die französische Flotte. Im März 1780 wurde sie für eine Überholung außer Dienst gestellt. Hierbei erhielt das Unterwasserschiff einen Belag aus ca. 3900 Kupferplatten. Diese versprachen einen besseren Schutz gegen den Teredowurm als der bisherige Unterwasseranstrich mit Bleiweiß.
In den folgenden Jahren versah die HMS Victory ihren Dienst als Linienschiff unter verschiedenen Kommandanten. Nach der Seeschlacht von Kap St. Vincent, 1797, wurde sie nach England heimgeordert und außer Dienst gestellt. Sie sollte die nächsten zwei Jahre als Hospitalschiff auf ihrem Liegeplatz auf dem Medwey verbringen.
Anfang 1800 wurde sie für eine Reparatur eingedockt. Hierbei wurden schwere Schäden am Rumpf entdeckt, so dass sich die Reparatur zur Rekonstruktion entwickelte. Im April 1803 wurde sie ausgedockt und Admiral Lord Nelson hisste seine Flagge auf der Victory und segelte mit ihr ins Mittelmeer, wo sie die Blockade von Toulon aufnahm. Anschließend gehörte sie zu den Schiffen, die die französische Flotte, die durch die Straße von Gibraltar entkommen war, nach Westindien verfolgten. Im August 1805 wurde sie in Portsmouth überholt.
Von September 1805 an nahm sie an der Blockade von Cadiz teil. Am 21. Oktober 1805 war sie Flaggschiff von Admiral Nelson bei der berühmten Seeschlacht von Trafalgar. Die in der Schlacht schwer beschädigte Victory wurde nach ersten Reparaturen in Gribraltar zurück nach England geschleppt. Von März bis Mai 1806 wurde sie in Chatham wiederhergestellt und im November 1807 in ein Linienschiff zweiten Ranges herabgestuft.
Im April 1808 segelte die HMS Victory als Flaggschiff von Vizeadmiral Saumarez in die Ostsee. Dort verblieb sie mit Ausnahme der jährlichen Überprüfung und zwei Einsätzen als Truppentransporter nach Spanien.
Am 28. November 1812 endete die aktive Karriere der HMS Victory nach 34 Jahren auf See.



Heute liegt sie in ihrem Trockendock in Portsmouth und lädt zur Besichtigung ein.

Das Modell

Heller hat für das Modell das Aussehen des Schiffes zur Zeit der Seeschlacht von Trafalger gewählt. Im Maßstab 1/100 entsteht ein imposantes Modell mit einer Länge von 101cm und einer Höhe von 70cm.
Um die Übersicht bei der Vielzahl der Spritzlinge und Bauteile zu erhöhen, habe ich versucht diese nach Baugruppen zu sortieren. Bei Spritzlingen, die Bauteile mehrerer Baugruppen enthalten, habe ich diese der Baugruppe, die den Schwerpunkt bildet, zugeordnet.

Der Rumpf

Der Rumpf besteht aus zwei Hälften. Am Bug und Heck befindet sich eine Aussparung um das Modell auf dem mitgelieferten Ständer verkleben zu können.



Die Gravur der Planken ist sehr gut gelungen. Die Verzierungen über den Geschützpforten könnten etwas schärfer ausfallen, sind aber in Ordnung. Leider hat Heller bei den Kupferplatten am Unterwasserrumpf auf jegliche Nachbildung der Nieten verzichtet. Je nach Quelle sind diese 2/10 bis 3/10 mm groß und somit gut zu erkennen.



Am auffälligsten ist das Fehlen der Eingangspforte zum mittleren Batteriedeck. Diese ist beim Original in Portsmouth wie auch bei allen anderen mir bekannten Bausätzen zu sehen. Ich habe leider nicht herausgefunden, ob sie schon 1805 vorhanden war, oder erst später eingebaut worden ist. Bei einigen zeitgenössischen Gemälden, die die HMS Victory nach der Schlacht bei Trafalgar zeigen, fehlt die Pforte allerdings.

Die Decks

Das Modell enthält durchgehende Decks für alle Batteriedecks. Nur die sichtbaren Decks sind jedoch detailliert gespritzt worden



Die Fugen zwischen den Planken könnten schmaler sein. Die Holzgravur ist sehr fein. Die Sinkstellen im Bereich der Grätings sind zwar störend, lassen sich aber leicht zupsachteln.



Galion, Heckspiegel und Seitengalerien

Zu den Bauteilen des Heckspiegels und der Seitengalerien gehören auch 3 Spritzlinge mit Klarsichtteilen. Da sich diese nicht sehr gut fotografieren lassen, habe ich nur einen abgelichtet.



Die Ausführung der Gravuren der Galion und des Hecks sind hervorragend. Leider ist bei meinem Bausatz ein Teil der Galionsregel abgebrochen.



Vervollständigung des Rumpfes

Die nächsten Spritzlinge enthalten die übrigen Bauteile, die zur Vervollständigung des Rumpfes benötigt werden.







Die Gußqualität der Bauteile ist, wie man anhand der Detailbilder sehen kann, mit Ausnahme der Stückpfortendeckel gut. Bei diesen hätten die Kanten schärfer ausgebildet werden müssen. Leider sind in meinem Baustz immer wieder Kleinteile angebrochen.





Die Geschütze

Die Bauteil der Geschützrohre und Lafetten verteilen sich auf zwei Spritzlinge, die jeweils 4x vorhanden sind. Der zweite Spritzling enthält zusätzlich Seilrollen für die Takelage.



Jedes Geschütz wird aus insgesamt 7 Bauteilen (5 für die Lafette und 2 für die Geschützrohre) zusammengebaut. Die Nachbildung einer englischen Lafette ist hervorragend gelungen. Heller hat für die 32 und 24 Pfünder der unterern Batteriedecks die gleiche Bauteile verwendet. Zuerst dachte ich, dass wäre falsch. Mittlerweile habe ich jedoch herausgefunden, dass auch beim Vorbild keine Größenunterschiede zwischen beiden Geschützen vorliegen müssen.



Masten und Rahen

Die Bauteile der Masten und Rahen verteilen sich auf 3 Spritzlinge.



Die Heller-Bausätze enthalten keine Spritzlinge mit vorgefertigten Wanten, wie sie beispielsweise Revell seinen Bausätzen beifügt. Stattdessen müssen die Wanten und Webleinen selbst geknüpft werden. Als Hilfe hat Heller einen Spritzling mit einer "Wantenmaschine" beigefügt.



Die Segel

Der Bausatz enthält einen vollständigen Satz Segel aus Kunststoff. Diese wirken in meinen Augen sehr künstlich und sollten gegen Stoffsegel ausgetauscht werden. Ob man das Modell mit Stoffsegeln, die nach den Kunstoffsegeln zugeschnitten werden können, oder ohne Segel baut, bleibt jedem Modellbauer selbst überlassen.



Decals

Für den Bau des Models werden 3 Decals benötigt. Zusätzlich enthält der Bausatz einen Bogen mit Flaggen. Die Signalflaggen, um Nelsons berühmtes Signal zu hissen, sind leider nicht enthalten.



Die Anleitung

Der Bausatz enthält neben der französischen auch eine englische 20 Seiten umfassende bebilderte Bauanleitung sowie eine deutsche Übersetzung. Teilweise ist die Deutsche Überstzung wenig gelungen und schwer verständlich. Auch wenn die Zeichnungen stellenweise zuviele Informationen enthalten und eine Aufteilung in kleinere und übersichtlichere Einheiten wünschenswert wäre, läßt sich der Zusammenbau des Modells anhand der bebilderten Anleitung gut nachvollziehen.



Bei der Takelung des Modells halte ich es jedoch für dringend angeraten, zusätzliche Literatur zu verwenden. Hier sind die unüberischtlichen Zeichnungen keine große Hilfe.



Fazit

Ein imposanter Bausatz eines faszinierenden Schiffs, der eine Menge Bastelspaß garantiert. Der Bausatz ist jedoch, ebenso wie ein Holzmodell der HMS Victory nicht für Anfänger im Modellbau historischer Segelschiffe geeignet.
Leider gibt es für historische Schiffe keine PE Teile. In diesem Maßstab ist es durchaus möglich, beispielsweise die Geschütze vorbildgerecht zu takeln.
Aus Anlass des 200. Jahrestags der Trafalgar-Schlacht bringt Airfix den Heller Bausatz in einer Neuaflage heraus.

+ Vorbildauswahl
+ Maßstab
+ Detaillierung
+ Preis- Leistungsverhältnis
- Bauanleitung