Bark Heller Deckelbild

Modell: Pamir
Hersteller: Heller
Maßstab: 1/150
Material: Polystyrol (Spritzguss, 732 Teile)
Art.Nr.: 80887
Preis: 80 - 100 €

Das Original

Als Baunummer 180 lief die Bark 1905 bei Blohm und Voss vom Stapel. Das Dreiinselschiff mit einem vernieteten Stahlrumpf war zu 3020 tons vermessen und führte bis zu 4000 qm Segelfläche. Knapp drei Monate nach dem Stapellauf erfolgte die Indienststellung beim Auftraggeber, der Reederei F. Laisz. Bereits ihre ersten Fahrten zeigten, das die Pamir getaufte Bark ein schnelles Schiff war. Bis 1906 absolvierte sie zwei Fahrten zwischen Lizard Point und Valparaiso in 70 bzw. 64 Tagen. Ladegut auf diesen Reisen war in der Hauptsache Chilesalpeter, wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Dünger und Munition.

Während des Ersten Weltkrieges war die Pamir auf der Reede vor Santa Cruz „interniert“. Nach dem Krieg ging der Segler als Reparationszahlung an Italien, das jedoch aufgrund von Personalmangel keinen Großsegler betreiben konnte. 1923 kaufte die Reederei Laisz das Schiff für 7000 £ zurück und nahm bis 1931 die Salpeterfahrten wieder auf. Ende diesen Jahres wurde das Schiff an den Reeder Gustav Erikson aus Mariehamn verkauft.

Nach Guanofahrten zwischen Neuseeland und Ostafrika wurde die Pamir 1941 vom alliierten Neuseeland als Prise genommen. Sie segelte fortan auf dem pazifischen Ozean die Strecke Wellington – San Francisco und fuhr dabei weiterhin Gewinne ein. Auf einer dieser Fahrten begegnete die Pamir einem vermutlich japanischen U-Boot, das jedoch bald wieder abdrehte, ohne auf den Segler zu schießen. Viele Geschichten entstanden um diesen Vorfall – von romantischen Seeleuten fantastisch ausgeschmückt. Die tatsächlichen Begebenheiten wurden jedoch nie herausgefunden. Das einzige in Frage kommende U-Boot war I-12 mit Kudo Kaneo als Kommandant. Das Boot kehrte von dieser Feindfahrt nicht zurück. Man glaubt, Kaneo war vom Anblick des schönen Viermasters so beeindruckt, dass er ihn nicht versenken wollte.

Nach dem Krieg wechselte das Schiff noch mehrfach den Besitzer. Unter anderem fuhr sie wie die berühmten Klipper ein halbes Jahrhundert zuvor Wolle von Australien nach England. Am 21. September 1957 geriet die Pamir etwa 600 km WSW der Azoren in den Hurrikan „Carrie“. Aufgrund schlecht gestauter Ladung (lose und sackweise Gerste) bekam das Schiff Schlagseite nach Backbord und kenterte um 12:00 Ortszeit. Nur sechs Mann, keiner der Offiziere, überlebten den Untergang.

Der Bausatz

Der Karton mit dem zwar uralten aber dennoch schönen Bild hat die stattlichen Maße 75 x 50 x 12 cm, das fertige Schiff ist später ebenso lang, 40 cm hoch und 19 cm breit. Auch hier könnte man den Karton besser unterteilen, damit die Tüten mit den Rahmen nicht im Karton herumfliegen. Auf der Rückseite des Kartons sind Fotos des gebauten Modells und Angaben zu den benötigten Farben abgebildet.

Der Bausatz beinhaltet neben den sauber gespritzten Kunststoffteilen drei Bögen mit tiefgezogenen Plastiksegeln, einen Bogen mit Abziehbildern, Takelgarn, eine Wantenknüpfmaschine und den 16–seitigen Bauplan.

Die größten Teile des Bausatzes sind natürlich die beiden Rumpfhälften und die Decksteile. Eine Passprobe zeigt zumindest beim Rumpf die hohe Passgenauigkeit. Hierbei zeigt sich auch gleich die imposante Größe des Kits. Leider sind die Plattengänge des Rumpfes nur bis zur Wasserlinie dargestellt, das Unterwasserschiff ist unstrukturiert glatt wiedergegeben. Alle Teile sind sauber gespritzt, Gussgrate oder Fischhaut waren nicht zu sehen. Die Decks zeigen eine nicht übertriebene Plankenstruktur mit dezenter Maserung.

Takelgarn steht in zwei verschiedenen Stärken zur Verfügung. Da auf diesen Schiffen viel Stahlseil verwendet wurde und zudem weit mehr unterschiedliche Taudiameter Verwendung fanden, wird der auf Vorbildtreue bedachte Modellbauer auf anderes Garn zurückgreifen.

Auf dem Abziehbilderbogen ist der Schiffsname in zwei Größen sowie der Schriftzug mit Schiffsnamen und Heimathafen abgebildet.

Die einzelnen Spritzgussrahmen sind nummeriert und in drei verschiedenen Farben gespritzt (ein weißer , mehrere hellbraune und schwarze).

Rahmen 1 enthält die Decksteile mit Laufbrücke und die Wände der Deckshäuser.

In Rahmen 2 finden sich weitere Deckshäuser, Schotten, Luken, Boote mit Klampen, das Ruderblatt und die Klampen für den Modellständer.

Rahmen 3 hält Maschinenteile, Masten und andere Spieren, Winden und eine Saling. Der kleine Rahmen Nummer 4 trägt das Namensschild, Teile von Deckshäusern und weitere Kleinteile.

Rahmen 5 ist zweimal vorhanden und beinhaltet Nagelbänke, ein Boot, Bootsklampen, Poller, einen Anker und einige Lüfter.

Der einzige weiße Rahmen, Nr. 6, trägt alle Relingteile.

Die Rahmen 7 und 8 sind insgesamt vierfach vorhanden und enthalten Takelageteile wie Blöcke, Spannschrauben für die Wanten und einige Spieren. Hinzu kommen Riemen für die Boote, das Steuerrad, weitere Lüfter, Poller und Decksklampen.

Die letzten Spritzgussteile sind der Ständer und die Wantenknüpfmaschine.

Die Anleitung

In der üblichen Hellermanier ist der Bauplan weitgehend als Explosionsplan dargestellt. Auf den ersten Seiten wird die Geschichte des Schiffes in groben Zügen beschrieben, es gibt eine Liste der benötigten Farben und einige praktische Basteltipps. Ab Seite vier beginnt der Bau des Modells mit den perspektivischen Explosionszeichnungen des Rumpfes. Ab Seite 6 wird der Bau der Masten beschrieben, erste Takelagen werden angebaut, hier die Fußperden an die Rahen (marchepieds). Seite 7 zeigt den Zusammenbau etlicher Decksdetails, auf Seite 8 ist der Bau des Rumpfes mit Anbringen der Reling abgeschlossen.

Ab Seite 9 beginnt der knifflige Job der Takelung, den Anfang macht Heller hier mit den Stagen, Toppnanten und Brasse. Die nächste Seite instruiert den Bastler beim Setzen der Klüver-, Stag- und Besansegel sowie der Takelung von Geitauen und Schoten der Schratsegel. Ab Seite 11 werden die Rahsegel mit ihren Gordings und Schoten gesetzt. Zu jeder Phase der Takelung ist auf der entsprechenden Seite ein Belegplan abgebildet. Interessanterweise erst zum Schluss wird die Herstellung und das Aufriggen der Wanten gezeigt. Ebenfalls auf Seite 12 ist eine Schablone für das Bugsprietnetz abgebildet.

Die letzten Seiten zeigen nochmal die Bemalungshinweise und eine „Übersetzung“ des Bauplanes und einzelner französischer Begriffe in Deutsch und Englisch.

Fazit

Der Bausatz ist nichts für Anfänger. Sauber bemalt, vielleicht dezent „gealtert“ und mit Stoff- oder Papiersegeln versehen statt dem Plastikzeugs, ist das Modell eine wahre Augenweide. Bei seiner Größe wird es auch ohne Segel ein beeindruckender Zimmerschmuck. Trotz seines hohen Alters hat der Plastikbausatz eine hohe Abbildungsqualität. Der ambitionierte Modellbauer findet aber dennoch vieles zum „Supern“ des Modells, insbesondere bei der Takelage wird einiges zu vervollständigen sein. Für den moderaten Preis gibt es eine Menge Bastelspaß auf die Werkbank. Schön, dass in diesem Bausatz, sonst bei Heller eher selten, ausreichend Takelblöcke und Spannschrauben beiliegen. Sehr gewöhnungsbedürftig ist allerdings der Bauplan. Ich brauche immer etwas länger, um mit dieser Darstellung zurechtzukommen. Auch sollte Heller ein umfassendere Übersetzung der französischen Bezeichnungen für die einzelnen Schiffsteile zur Verfügung stellen. Sehr schade ist die unvollständige Beplattung des Unterwasserrumpfes. Der Profimodellbauer wird sie aus Alufolie oder Ähnlichem nachbilden müssen. Obwohl eher ein Freund hölzerner Schiffe halte ich diesen Bausatz für sehr gelungen – mit wenigen Abstrichen ist er dem erfahrenen Schiffsmodellbauer sehr zu empfehlen.

alt empfehlenswert

Frank Brüninghaus
Modellbauclub Koblenz

Wir danken Heller für das Bausatzmuster