Modell: Amphitrite
Hersteller: Heller
Maßstab: 1/150
Material: Polystyrol (Spritzguss), Vacusegeln und Naßschiebebildern
Art.Nr.: 80610
Preis: 24,99 €

Das Original

Benannt nach der schönen Meeresgöttin Amphitrite lief das Schiff schon 1887 bei der Werft Camper und Nicholson in Gosport vom Stapel und war in seinen ersten Jahren als 2-Mast-Schooner getakelt. Mit etwa 1300 qm Segelfläche hatte die Amphitrite damals mehr als doppelt soviel Segelfläche wie heute als Dreimastschoner. Sie war als Renn- oder Kreuzeryacht konzipiert und war auch recht erfolgreich, obwohl sie nie die Berühmtheit einer America, Britannia, Cambria und Sappho erreichte, um nur einige zu nennen.

Sehr häufig wechselte ihr Eigentümer, fast ebenso oft wurde sie umgetauft: Um 1900 fuhr sie als Dolores, ab 1911 als Joyfarer und danach als Hinemoa. Erst in 1915 bekam die Yacht ihre erste Maschine eingebaut, einen 8-Zylinder-Paraffinmotor. Auch die Maschine wurde häufig ausgetauscht. Nach 1915 wurden auch erst die Deckshäuser aufgestellt, zuerst im Vorschiff eine Kombüse und später auch auf dem Achterdeck.

Im Zweiten Weltkrieg war sie Eigentum der britischen Admiralität und wurde vor der Küste als Ballonsperre gegen Tiefflieger eingesetzt. Nach dem Krieg diente Amphitrite als Wohnschiff der Familie Charter und lag in Salcombe ohne Masten auf Reede.

Erst in 1958 wurde die schöne Yacht zur Dreimast-Barkentine umgebaut, d. h. der vordere Mast ist voll rahgetakelt, die zwei hinteren Masten haben eine Gaffeltakelung, also Schratbesegelung. Meine persönliche Meinung ist, der schöne Yacht-Segelriss ist weg, Amphitrite sieht regelrecht gestutzt aus. Mit diesem Rigg wurde sie auch als Filmschiff genutzt. Auf ihr wurde in den 70ern die 26-teilige Serie Graf Luckner und Das Geheimnis der Marie Celeste gedreht (Celeste war eine zweimastige Schonerbrigg…).

Seit 1973 gehört das Schiff der „Clipper DJS“ (Deutsches Jugendwerk zur See) und kreuzt meist in der Ostsee und ist auch bei vielen maritimen Events rund Nord- und Ostsee zu besichtigen.

Mit heuer 136 Jahren gehört die Amphitrite zu den ältesten noch fahrenden Segelschiffen.

Der Bausatz

In der Heller-üblichen Qualität ist an dem Bausatz eigentlich nichts auszusetzen. Mit dem Bausatz kann die Amphitrite als dreimastige Barkentine im heutigen Zustand gebaut werden. Wie so häufig konnte der Modelleur auch hier nicht darauf verzichten, eine geradezu üppige Holzmaserung darzustellen. Das gerade Rennyachten über einen sehr sehr glatten Rumpf verfügen ist selbstredend.

Auch das Deck hat diese sicherlich gut gemeinte Holzstruktur, realistisch ist diese jedoch keineswegs. Alle weiteren Teile sind sehr filigran dargestellt, auch sollten sie nach grober Sichtung vollständig sein. Die Belegbänke sind stark vereinfacht als Kanthölzer dargestellt die innen an die Reling geklebt werden. Weitere Teile sind ein Beiboot und zwei Rettungsinseln, Lufthutzen, Positionslichter und sehr schön gemachte Deckshäuser, die sogar mit Klarteilen ausgebaut werden können. Besonders schön sind die Galionsbretter mit der wohl noch originalen Schnitzerei aus ihren ersten Jahren.

Natürlich ist auch die Bemastung dabei, ebenso wie die tiefgezogenen Segel, Abziehbilder mit dem Schiffsnamen und einer französischen Flagge. Tatsächlich fuhr die Amphitrite zwischen 1966 und 1971 unter französischer Flagge und war zu dieser Zeit in Port Grimaud beheimatet. Der Bausatz wird durch die Beigabe einer Wantenmaschine für das Fangnetz am Bugspriet und die Wanten abgerundet.

Rollenblöcke und ähnliches für die Takelage fehlen gänzlich, hier muss der Modellbauer eigene Wege finden, um diese darzustellen.

Die Anleitung

Der Bauplan ist als Explosionsplan ausgeführt und kommt in neun Baustufen zum Ziel.

Quellen

Fazit

Der Bausatz der Amphitrite von Heller ermöglicht den Bau eines sehr schönen Modell im kleinem Maßstab. Es ist eine originalgetreue Wiedergabe des echten Schiffes. Mit wenigen Ergänzungen ist es ein toller Schreibtischschmuck. Außerdem gibt es sehr viele interessante Möglichkeiten das Schiff an anderen Punkten seiner Zeitlinie darzustellen. Allerdings sollte die übertriebene Holzmaserung abgeschliffen werden. Die Spieren aus Plastik sind natürlich sehr dünn und biegsam. Der Bausatz ist auch für Anfänger durchaus geeignet. Dem versierten Modellbauer öffnen sich viele weitere Möglichkeiten das schöne Schiffchen anders zu bauen.

sehr empfehlenswert


Frank Brüninghaus
Modellbauclub Koblenz