Deckelbild

Modell: German Navy Type 212 Attack Submarine
Hersteller: HobbyBoss
Maßstab: 1/350
Material: Polystyrol, PE
Art.Nr.: 83527
Preis: ca. 8 €

Das Original

Nach der Lockerung der Rüstungs-Restriktionen seitens der NATO, welche der deutschen Marine bezüglich der Größe und Fähigkeiten ihrer Boote auferlegt waren, konnte man sich mit Beginn der 1990er Jahre daran machen, eine größere und kampfkräftigere Nachfolgeklassen der vorangegangenen Bootsklasse 206A zu entwickeln.

Nach Aufstellung der militärisch-wirtschaftlich-technische Forderungen (MWTF) im Mai 1994 wurde der Bauvertrag über vier Boote der Klasse 212 im Juli 1994 zwischen der ARGE U 212, bestehend aus HDW und NSWE, sowie dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung geschlossen. Mitte 1996 schloss sich Italien ebenfalls dem Bauprogramm an. Dies machte aufgrund der nun zu berücksichtigenden italienischen Anforderungen eine Überarbeitung des Entwurfes notwendig. Hieraus entstand die Klasse 212 A, somit gab es eigentlich nie ein Boot des Typs 212.

Die Boote dieser Klasse sind mit 1450 / 1830 t wesentlich größer als ihre Vorgänger, welche lediglich 450 / 498 t verdrängen. Die Operationszentrale konnte hierdurch so gelegt werden, dass der Betrieb nun nicht mehr, wie bei den Vorgängern, durch sogenannten „Durchgangsverkehr“ gestört wird. Ebenfalls wurde hierdurch eine nahezu Verdopplung der Reichweite ermöglicht. Im Hinblick auf die bis zu drei Wochen dauernden Unterwasseroperationen wurde auch der Komfort für die Besatzung erhöht, ist dies doch ein wichtiger Faktor, welcher nicht zu vernachlässigen ist.

Die Bewaffnung der Boote besteht aus sechs Rohren des Kalibers 533mm sowie zwölf Torpedos des Typs DM2A4 „Seehecht“, welche über eine Lichtwellenleiter-Steuerung verfügen. Die Fähigkeit des Nachladens der Torpedorohre wird mit diesem Typ erstmals auf einem deutschen Nachkriegs-U-Boot eingeführt, standen dem doch vorher entsprechende Restriktionen im Weg. Alternativ zu den Torpedos können 24 Minen (zwei pro Rohr) mitgeführt werden.

Zukünftig sollen noch das Täuschkörpersystem TAU 2000 sowie FK des Typs IDAS eingeführt werden. Boote des 2. Loses (U 35 & U 36) sollen diese Systeme bereits von Beginn an erhalten, während die des ersten Loses (U 31U 34) nachgerüstet werden sollen.

An Sensoren verfügen die Boote über ein auf mehreren Passiv-Niederfrequenz-Sonarbasen aufbauendes System, welches sich aus Zylinderbasis, Flankenbasis, Schleppsonar, Entfernungsmess-Sonar und einem Abfangsonar zusammensetzt. Ergänzt wird dieses System noch um ein aktives Hochfrequenz-Sonar. Verbunden werden die Waffen- und Sensorsysteme durch ein entsprechendes FüWES-Computersystem des Typs MSI-90U Mk1. An optischen Sensoren sind Sehrohre mit Zeiss-Optroniken installiert (SeRo 14 & 15), ergänzt um Wärmebildkamera und Laserentfernungsmesser. Hinzu kommen noch GPS-Antenne sowie eine Antenne für elektronische Unterstützungsmaßnahmen.

Als herausragendes Novum wurde mit den Booten dieser Klasse erstmals eine U-Boot-Klasse mit einem außenluftunabhängigen Antriebssystem auf der Basis von Brennstoffzellen ausgestattet. Dieses System wurde von HDW entwickelt und erstmals Mitte der 1980er Jahre zunächst in einer landbasierten Anlage und später auf U 1 getestet. Die jeweils neun, von Siemens hergestellten, Zellen werden mit flüssigem Sauerstoff und Wasserstoff gespeist und erzeugen eine Gesamtleistung von 306 kW. Der konventionelle Antrieb besteht aus Blei-Säure-Akkumulatoren sowie einem Dieselgenerator (MTU / Piller) mit einer Leistung von 1050 kW. Der Antrieb erfolgt entweder über die Akkumulatoren, den Dieselgenerator oder die Brennstoffzelle. Der 1700 kW leistende Permasyn-Motor ist direkt auf die Welle geschaltet und wird stets über die Akkumulatoren gespeist, aufgrund der Tatsache, dass sowohl der Generator als auch die Brennstoffzelle auf diese wirken. Angesteuert wird der Motor durch einen Frequenzumformer, so dass diese gesamte Antriebskonstellation wesentlich raumsparender ist, im Vergleich zu anderen Maschinen vergleichbarer Leistung. Die stufenlose und somit geräuschreduzierte Ansteuerung sorgt ebenfalls für eine verringerte elektromagnetische und thermische Abstrahlung.

Insgesamt befinden sich bei der deutschen Marine zur Zeit fünf von sechs Booten in Dienst, U 31U 35, und bei der italienischen Marine zwei von vier Booten, Commandante Salvatore Todaro und Sciré, in Dienst.

Die Exportversion wird durch die Klasse 214 abgedeckt, welche an Griechenland, Südkorea, Portugal und die Türkei verkauft wird.

Der Bausatz

Der Bausatz besteht aus insgesamt 30 Teilen, verteilt auf die beiden Rumpfhälften, den Ständersockel sowie den Spritzling A für die restlichen Teile und die PE-Platine.

Inhalt

Der Rumpf ist in der Mitte geteilt und nicht entlang der Wasserlinie, so dass der geneigte Wasserlinienbauer hier gegebenenfalls entsprechende Anpassungen wird vornehmen müssen. Die Hälften sind sauber gespritzt, ohne Fischhaut oder Versatz. Die Gravuren sind sauber und scharf ausgeführt und setzen sich auch ohne Versatz, nach Durchführung der Trockenpassung, um den gesamten Rumpf herum fort, die Opferanonden sind ebenfalls mit dargestellt. Die Trockenpassung selbst zeigte keine gravierenden Probleme in Hinsicht auf die Passgenauigkeit auf, so dass der Spachtel wohl wird in der Tube bleiben können.

RumpfRumpf
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Die restlichen Teile sind komplett auf den Spritzling A konzentriert. Hier findet man sämtlich Ausfahrgeräte vom Schnorchel über die Periskope bis hin zum Navigations-Radar. Auch die Ruderflächen sowohl für die Heckruder als auch die Tiefenruder am Turm befinden sich hier. Alle Teile sind sauber ausgeformt und gut detailliert. Es besteht die Möglichkeit die Ausfahrgeräte wahlweise eingezogen oder ausgefahren darzustellen, so dass man das Modell etwas beleben kann.

Spritzling A
Spritzling ASpritzling A

Die Propeller sind einmal als 6-Blatt und einmal als 8-Blatt-Version beigelegt. Die 6-Blatt-Version ist für die deutsche Version (212 A) notwendig, während die 8-Blatt-Version eventuell für die italienische Version (Todaro-Klasse) vorgesehen sein dürfte. Richtig korrekt ist die 6-Blatt-Version für die deutschen Boote dennoch nicht, soll doch im regulären Seebetrieb eine 7-Blatt-Version in Nutzung befinden, während die 6-Blatt-Version lediglich für die Aufenthalte in der Werft genutzt wird, unterliegt die genaue Propellerform doch noch immer der Geheimhaltung.

Den Abschluss bildet der Ständersockel, welcher mit den beiden entsprechenden Gegenstücken aus dem Spritzling A den Ständer für die Vollrumpfversion bildet.

Die Fotoätzteile

Auf der beigelegten Fotoätzteil-Platine befinden sich alternative Teile sowohl für den 6- als auch den 8-Blatt-Propeller sowie die Verspannung der Heckflossen. Zusätzlich ist noch ein Namensschild vorgesehen und einige weitere Kleinteile für die Brücke. Die Teile sind sauber herausgearbeitet ohne jedwede Form einer Überätzung. Die Platine selbst ist aus stabilem Messing gefertigt und beidseitig zum Schutz mit einer Klebefolie versehen.

Fotoätzteile

Decals

Die beiliegenden Decals sind sauber und versatzfrei gedruckt. Es sind die Kennungen von U 31 bis U 34 vorhanden sowie Seeflagge und Heckflagge. Auch die Ahminge liegen entsprechend bei. Allerdings gilt es hier für deren Höhe und Position am Besten Vorbildfotos heranzuziehen, haben sich die Positionen doch im Laufe der Dienstzeit der Boote geändert.

Abziehbilder

Die Anleitung

Die übersichtliche und kurze Anleitung besteht aus einer Seite und führt in einfachen Schritten zum Ziel, unter Angabe der Alternativen bezüglich der Ausfahrgeräte.

AnleitungAnleitungBemalanleitung

Auf der beigelegten, in Hochglanz auf A4 ausgeführten Bemalungsanleitung, wird U 31 als Beispiel herangezogen, allerdings wird auf die alternativ anzubringenden Decals in Form der entsprechenden Nummern eingegangen. Hier sollte man auch, wie schon bei den Ahmingen angemerkt, am besten noch Vorbildfotos der einzelnen Boote zur Anbringung der Kennung sichten. Gleiches gilt für die Farbschemata der Periskope, sind diese doch ebenfalls unterschiedlich ausgelegt.

Die Farbangaben beziehen sich auf die Paletten von Mr. Hobby, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol.

Quellen

  • marine.de
  • marine-portraits.de
  • Faszination See: 50 Jahre Marine der Bundesrepublik Deutschland
  • Jane´s Fighting Ships 2009
  • Weyer´s Flottentaschenbuch 2008 / 2010
  • Archiv M. Carl

Fazit

Der erste Bausatz eines modernen deutschen U-Bootes in 1:350. Somit schließt Hobby Boss endlich diese Lücke in so mancher Sammlung. Der Bausatz ist sehr gut detailliert und gibt das Original entsprechend gut wieder. Die Passgenauigkeit dürfte kurzweiligen Bauspaß verheißen. Und für den ambitionierten Modellbauer gibt es ebenfalls noch genügend Spielraum nach oben hin aufgrund der guten Basis.

alt uneingeschränkt empfehlenswert

Mathias Carl