Flugzeugträger HMS Hermes: Deckelbild

Modell: HMS Hermes 1937 Coronation Fleet Review
Hersteller: FlyHawk
Maßstab: 1/700
Material: Kunststoff, Fotoätzteile
Art.Nr.: FH 1126
Preis: 48,60 € (NNT Modell und Buch)

Das Original

Die HMS Hermes war das erste Schiff der Royal Navy, das nicht aus einem anderen Schiffstyp konvertiert, sondern von Anfang an als Flugzeugträger geplant war. Im Januar 1918 auf Kiel gelegt, lief die HMS Hermes am 11. September 1919 vom Stapel. Die Übernahme durch die Royal Navy erfolgte erst vier Jahre später, da es zwischenzeitlich einen Baustopp für alle Arbeiten oberhalb des Hangardecks gab. Grund dafür war, dass die Admiralität zunächst die Erfahrungen mit den noch nicht fertiggestellten HMS Eagle und der HMS Argus abwarten wollte. Letztendlich entschied man sich für eine Insel auf der Steuerbordseite des durchgehenden Flugdecks. Im Flugdeck befanden sich am Heck und in Höhe der Insel jeweils ein Aufzug, mit denen Flugzeuge mit eingeklappten Flügeln in den Hangar transportiert werden konnten. Interessant am Design ist, dass das Flugdeck am Bug der Rumpfform folgt und vorne spitz zuläuft. Den Piloten blieb in diesem Bereich also beim Start wenig Spielraum nach links oder rechts.

Die HMS Hermes war mit einer Länge von 182,90 m und einer Breite von 21,40 m ein eher kleiner Träger. So war z.B. die 1921 auf Kiel gelegte USS Lexington (CV-2) 270,80 m lang. Die HMS Hermes war gerade mal 30 m länger als die HMS Attacker (150 m – Geleitträger). Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 25 kn. Die HMS Hermes konnte 20 Flugzeuge und, über zwei Hangartore am Heck, Seeflugzeuge an Bord nehmen.

Wiesen die vorgenannten Eckdaten eher auf ein "Leichtgewicht" unter den Flugzeugträgern hin, punktete die Hermes durch die Panzerung des Flugdecks (25 mm) und des Rumpfes (76 mm). Ein auffälliges Merkmal der HMS Hermes war der Buckel im Heckbereich des Flugdecks. Dieser war aufgrund der tiefen Lage des hinteren Rumpfes über der Wasserlinie erforderlich, um die Mechanik des hinteren Aufzuges unter dem Flugdeck unterzubringen. Als Hauptbewaffnung verfügte die HMS Hermes über sechs 140 mm (5.5-inch) Mk.I-Geschütze, die in Höhe des Hangars an Backbord und an Steuerbord aufgestellt waren. Zur Luftabwehr wurden zunächst vier, noch aus dem Ersten Weltkrieg stammende, 102 mm-Mk.V-FLAK eingesetzt. Die Luftabwehrkapazität wurde sukzessive gesteigert. Die Flugzeugausstattung setzte sich zunächst aus sieben Fairey Flycatcher, acht Fairey IIID und vier Blackburn Dart zusammen.

Die HMS Hermes wurde vom Herbst 1924 bis zum Juni 1925 im Mittelmeer eingesetzt. Bis in das Jahr 1937 versah die HMS Hermes ihren Dienst im Fernen Osten. Unterbrochen wurde diese Zeit von drei Aufenthalten in der Heimat. Zunächst verbrachte die HMS Hermes von Oktober 1927 bis Januar 1928 einen kurzen Werftaufenthalt, bei dem eine der 102 mm Flak entfernt wurde. Ein weiterer Werftaufenthalt stand im Herbst 1930 an. Im Juni 1933 folgte ein dritter Werftaufenthalt, bei dem eine vollständige Überholung durchgeführt wurde. Im Zuge dieser Überholung wurden auch Fangseile angebracht, die für die nun eingesetzten Fairey Seal Torpedobomber erforderlich wurden. Im November 1934 kehrte die HMS Hermes wieder in den Fernen Osten zurück. Dort blieb sie bis März 1937. Am 20. Mai 1937 nahm die HMS Hermes an der Flottenparade anlässlich der Krönung von König George VI. teil. Nach diesem Ereignis wurde die HMS Hermes der Reserveflotte zugeteilt. Vom 16. Juli 1938 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges diente die HMS Hermes als Trainingsschiff. Da die HMS Hermes zu diesem Zeitpunkt de facto schon veraltet war, sah man von Verbesserungen der Luftabwehr und anderen Modifizierungen ab.

Die ersten Kriegseinsätze sah die Hermes bei der Home Fleet, wo sie an Anti-U-Boot-Aktionen teilnahm. Die Versenkung der HMS Courageous am 17.09.1939 überzeugte die Admiralität von der Sinnlosigkeit dieser Vorgehensweise. Also bildete die HMS Hermes zusammen mit dem französischen Schlachtschiff Strasbourg und dem britischen Kreuzer Neptune die „Force N“. Diese hatte die Aufgabe, im Mittel- und Südatlantik nach deutschen Handelsstörern zu suchen. Ab November 1939 unterstützte die HMS Hermes die Suche nach dem deutschen Panzerschiff Admiral Graf Spee. Nach der Versenkung der Graf Spee übernahm die HMS Hermes Geleitaufgaben. Im Juli 1940 nahm die HMS Hermes an der Beschießung der in in Dakar liegenden Vichy-französischen Flotte teil. Zwei Swordfish-Torpedoflugzeuge des Trägers torpedierten hierbei das französische Schlachtschiff Richelieu. Eine Kollision mit dem Hilfskreuzer Corfu führte auf beiden Schiffen zu schweren Schäden. Die HMS Hermes wurde daraufhin 1940 in Südafrika repariert. Ab dem Frühjahr 1941 versah die HMS Hermes dann Dienst im Indischen Ozean und im Persischen Golf. Ende 1941 folgte eine weitere Werftliegezeit in Simonstown (Südafrika).

Im Februar 1942 wurde die HMS Hermes zur Force B der Eastern Fleet entsandt. Im April 1942 führten japanische Trägerverbände Angriffe auf Colombo durch, die u.a. zur Versenkung der Kreuzer Dorsetshire und Cornwall führten. Im Versuch der HMS Hermes und der HMAS Vampire weiteren Angriffen der japanischen Flotte zu entgehen, verlegten beide Schiffe zunächst nach Süden. Dies war im Falle des japanischen Angriffes auf Colombo am 09. April 1942 erfolgreich. Dennoch ereilte die HMS Hermes und die HMAS Vampire das Schicksal auf dem Rückmarsch nach Colombo. Bei der Versenkung der HMS Hermes verloren 307 Besatzungsmitglieder, einschließlich dem Kommandanten ihr Leben. 590 Besatzungsmitglieder überlebten den Angriff.

Der Bausatz

Dass sich Flyhawk von einem der führenden Ätzteilehersteller zu einem Anbieter von sehr schönen und filigranen Bausätzen gemausert hat dürfte hinlänglich bekannt sein. Lobend zu erwähnen ist, dass sich Flyhawk gerne abseits der üblichen Wege bewegt und Bausätze herausbringt, die eben noch nicht x-mal bei anderen Herstellern erschienen sind (Bismarck, Yamato, Hood etc.).

So hat Flyhawk im Jahr 2016 den britischen Flugzeugträger HMS Hermes im Bauzustand 1942 (d.h. zum Zeitpunkt der Versenkung) herausgebracht. Nun folgt mit diesem Bausatz die Version aus dem Jahr 1937, d.h. zur Flottenparade vor Spithead im Rahmen der der Krönung des englischen Königs Georg VI. Der Unterschied zwischen den Bauzuständen besteht, soweit ich das überblicken kann, in einer leicht geänderten Flak-Ausstattung (1942 ist ein 4-fach-PomPom dazugekommen) und eine leicht geänderte Ausstattung des Mastes auf der Insel. Hier wurde 1942 ein Typ 72 „Leuchtfeuer“ für ankommende Flugzeuge eingerichtet („type 72 aircraft homing beacon“).

Beim Öffnen der Schachtel fällt auf, dass alle Teile sehr gut und sicher verpackt zu sein scheinen. Die Spritzlinge sind Einzeln oder in Gruppen in Tüten verpackt. Die auf den beiliegenden Fotos gezeigten Bauteile befinden sich jeweils in einer Tüte. In diesen Fällen wurden auch nur Bauteile zusammenverpackt, die weniger bruchempfindlich sind. Lobenswert, und wohl auch der Erfahrung der 1942er-Version geschuldet, ist die Verpackung der Wasserlinienplatte und des Flugdecks. Diese Teile sind durch eine relativ stabile Pappe gesichert, die ein Abbrechen der sehr spitz zulaufenden Wasserlinienplatte verhindert. Die HMS Hermes kann sowohl in einer Wasserlinienoption als auch als Vollrumpfmodell gebaut werden. Die Passgenauigkeit ist auf den ersten Blick sehr gut. Gemäß Anleitung sind diese Teile auch als Erstes zu verbauen. Hierbei fällte die ungewöhnliche Form des Schiffes (am Bug abgerundetes Flugdeck, sehr kleiner Hangar) auf. Löblich zu erwähnen ist, dass die Konstrukteure bei Flyhawk dem Mangel einer sehr kleinformatigen Bauanleitung entgegenwirken. Auf den ersten Blick hat sich mir der korrekte Einbau der Hangarteile E-2 und E-3 (innenliegende Decks) nicht so richtig erschlossen. Hierfür findet sich auf der Anleitung neben dem Schritt 1 (Rumpfzusammenbau) ein QR-Code mit einem Link zur Flyhawk-Homepage. Hier wird der Einbau größer und hinreichend deutlich erklärt. Zumindest mir stellten sich danach keine Fragen mehr. Im Schritt 1 ist auch der Einbau der seitlich am Rumpf anzubringenden Details vorgesehen. Spätestens hier fällt auf, wie filigran viele Teile sind. Das ist einerseits natürlich sehr schön, denn die Wirkung am fertigen Modell ist bestimmt beeindruckend. Allerdings muss man diese Teile auch erstmal von Ihren Angüssen befreien und da fangen die Probleme an.

Viele Teile sind mit bis zu vier Angüssen am Gussast befestigt. Diese vernünftig lösen und versäubern stelle ich mir extrem schwierig vor. In einzelnen Fällen führt das Ein- und Auspacken aus den Tüten, wie man sieht, schon mal zu einem Bruch. Das nehme ich aber auf meine Kappe. Trotzdem kommt für mich hier der Punkt, an dem ich mir Gedanken darüber mache z.B. diese „Plastikstäbchen“ gegen Draht auszutauschen.

Zur Verdeutlichung der anzubringenden Teile werden unterschiedliche farbliche Darstellungen verwendet. Dies ist meines Erachtens nicht immer erforderlich, verdeutlicht den Bau in Teilbereichen aber schon. Die Bauableitung ist bei den Flyhawk-Bausätzen bekanntermaßen immer sehr kleinformatig. Es hilft, sich die Anleitung einzuscannen und bei Bedarf größer auszudrucken oder direkt über das Tablet oder den PC anzugucken. Viele Details habe ich erst in der Vergrößerung richtig gesehen.

Der Schritt 2 beschäftigt sich mit der Ausstattung des innenliegenden Decks (Teile E-2 und E-3). Hier sind u.a. die Boote und die 5.5-inch Mk.I-Geschütze zu verbauen. Merker für den Hinterkopf: Spätestens hier sollte der Rumpf seinen ersten Anstrich bekommen haben. Wenn die Boote und Geschütze eingebaut sind, wird das Bemalen schwierig.

Der 3. Schritt befasst sich mit dem Heck. Die HMS Hermes hatte am Heck zwei große Hangartore, die über den hinteren Fahrstuhl zu erreichen waren. Das Flugdeck verlief freitragend darüber. In Stufe 3 werden hauptsächlich die Stützen des Flugdecks und der Flaggenstock achtern (jeweils aufgestellt und niedergelegt) eingebaut.

In Stufe 4 geht es nun an die Unterseite des Flugdeck. Hier sind verschiedene Plattformen und Schlauchboote und das Unterteil des hinteren offenen Flugdecks einzubauen. Die Trägerstruktur des Flugdecks (Hangardecke) ist an sich schon fein detailliert. Zusätzlich ist aber auch noch ein Ätzteil mit Leitungssträngen einzubauen. Allerdings ist dieser Bereich nach dem Einbau des Flugdecks nicht mehr sichtbar, sofern man die hinteren Hangartore nicht öffnet und gleichzeitig den Hangar beleuchtet oder die Fahrstühle abgesenkt darstellt. Ein schönes Detail sind die unter dem Hangardeck aufgehängten Ruderboote. Das laufende Gut für die Aufhängung wird dabei durch Ätzteile dargestellt.

Der nächste Schritt (Baustufe 5) befasst sich mit der Insel. Zunächst sind diverse Kleinteile zusammenzusetzen, die im nächsten Schritt Stück für Stück an ihren endgültigen Platz gesetzt werden. Zur Übersichtlichkeit sind diese Schritte mit grünen Nummernsymbolen versehen. Die finden sich im weiteren Baufortschritt wieder. Letztendlich kann man schon hier feststellen, dass die Anleitung zwar klein aber durchaus übersichtlich gestaltet ist. Für den Flugzeugkran vor der Brücke gibt es die Möglichkeit, diese mit Plastikteilen oder mit Ätzteilen zu bauen. Eine weitere Alternative besteht im der Einbau der Teile GB33-2. Hierbei handelt es sich um vier Vickers-Einzel-MG, die vor dem Schornstein aufgestellt waren. Die Teile sind in der Anleitung mit Fragezeichen versehen, allerdings erschließt sich mir nicht, worin die Alternative tatsächlich besteht. In den Quellen habe ich darüber nichts gefunden. Auch der Zeitpunkt der Aufstellung des 4-fach 0.5 inch-Vickers-MG auf der Insel hat sich mir nicht vollständig erschlossen. Hier würde ich der Vorgabe von Flyhawk zunächst einmal als richtig annehmen, aber trotzdem in der Literatur weiter nachforschen. Ich nehme an, dass die zusätzliche Flugabwehrbewaffnung für die zweite darstellbare Variante 1940, d.h. zu Kriegszeiten, zum Tragen kommt. Zusammenfassend ist schon hier festzuhalten, dass die Kombination aus nahezu perfekt gestalteten Spritzgussteilen und Ätzteilen wirklich grandios ist. Bis zu diesem Punkt habe ich keinen Grund für den Zukauf weiterer Verfeinerungen gefunden.

In Baustufe 6 werden der Rumpf und das Flugdeck letztendlich zusammengefügt und mit weiteren Details, wie z.B. der Reling entlang des Flugdecks und Laufgängen, ausgestattet. Hier besteht bei vielen Teilen die Wahl zwischen Ätzteilen und Spritzgussteilen.

Als letzten Punkt der Anleitung findet sich jeweils eine farbige Zeichnung der HMS Hermes im Bauzustand 1937 und 1940 mit Angabe der zu verwendenden Abziehbilder und den Farbangaben für Tamiya, Mr. Color und WEM sowie zwei chinesischen Herstellern. Mein Mandarin reicht leider nicht aus, um die Hersteller sicher ermitteln zu können, aber dem europäischen Modellbauer sollten die drei vorgenannten Hersteller sowie die Benennung der Farben ausreichen. Die Abziehbilder beinhalten auch die Positionierung der Beflaggung für die 1937er Krönungs-Version (Teil der „Bonus Version“). Zum Bonus gehört, zumindest gemäß Bonus-Anleitung, auch die Flugzeugausstattung. Dies ist für mich ein wenig Augenwischerei, denn zur 1942er-Version der HMS Hermes gehören auch ohne „Bonus“ acht Fairey Swordfish Flugzeuge. Dem Bausatz liegen vier Fairey Swordfish und zwei Supermarine Walrus Wasserflugzeuge bei. Beide Typen lassen sich mit aus- oder eingeklappten Flügeln darstellen. Bei einigen Teilen besteht die Wahl zwischen der Verwendung von Spritzguss- und Ätzteilen. Nichtoptional ist die Verwendung von Ätzteilen für die Verstrebungen der Flugzeuge. Ein sehr schönes Detail sind die sehr filigranen Torpedos für die Fairey Swordfish. Bei der Platzierung der Flugzeuge sollten zwei Punkte bedacht werden. Aufgrund der relativ beschränkten Tragkraft der Aufzüge konnten die Bordflugzeuge nur leer, d.h. unbetankt und ohne Waffenzuladung auf das Flugdeck transportiert werden. Während der Flottenparade 1937 befanden sich keine Flugzeuge an Bord.

Den Wunsch nach weiteren Flugzeugen erfüllt Flyhawk mit einem gesonderten Satz verschiedener britischer Marineflugzeuge (Nr. FH1129).

Die Bauanleitung für die Flugzeuge runden jeweils zwei Farbrisse der Flugzeuge mit Farb- und Abziehbilderangaben ab.

Und last but not least liegt dem Bausatz als Bonus eine kleine Probe Takelgarn von „Uschi von der Rosten“ bei. Ohne das Garn jetzt vollständig abgewickelt zu haben, gehe ich mal davon aus, dass es mindestens für diesen Bausatz reichen wird.

Fazit

Ich habe schon viele gute Bausätze auspacken und letztendlich auch bauen dürfen, aber so einen vollständigen Bausatz findet man wirklich selten. Im Grunde genommen muss man hier nichts mehr zukaufen, um das perfekte Modell zu erhalten. Verbesserungswürdig wären folgende Punkte:

  • Eine sehr kleinformatige Anleitung,
  • Zu wenig Angaben für die wählbaren Alternativen (Stichwort Flak),
  • Die eher geringe Anzahl von Flugzeugen.

Aber das würde ich nicht als „Mangel“ bezeichnen. Dem steht ein wirklich grandioser Bausatz mit wundervollen Details zu einem sehr guten Preis-Leitungsverhältnis gegenüber. Für Anfänger ist dieser Bausatz definitiv nicht geeignet, denn man kommt am Thema „Ätzteile“ nicht vorbei. Der Bausatz erhält von mir

altsehr empfehlenswert

Jens Bartels

Wir danken FlyHawk für das Bausatzmuster