30.03.1912: 100 Jahre Stapellauf SMS Seydlitz

 

Seitentitel

Modell: SMS Seydlitz
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/350
Material: Resin/Fotoätzteile
Art.Nr.: 3537FH
Preis: k.A.

Der russische Hersteller Kombrig erweitert seit einiger Zeit seine Sparte an Schiffsmodellen im Maßstab 1:350. Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig bei den alten Kohlenkästen die um die Jahrhundertwende des 19. Und 20. Jahrhunderts gebaut wurden. Traditionell liegt auch ein großer Fokus bei den Schiffen der russischen Marine. Erfreulicherweise bleibt den Leuten von Kombrig aber ausreichend Zeit, um sich den Schiffen anderer Marinestreitkräfte zu widmen. Nach der SMS Scharnhorst, der HMS Kent und einigen französischen Einheiten (siehe hier und hier) liegt nun brandaktuell der Bausatz der SMS Seydlitz auf der Helling in der Modellbauwerft.

Doch bevor sich Sven intensiv dem Bausatz widmet, wollen wir uns vorher ein wenig mit dem Original auseinander setzen, welches auf den Tag genau vor 100 Jahren bei Blohm&Voss in Hamburg vom Stapel gelaufen ist (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Schließlich handelt es sich hier nicht um irgendein Schiff, sondern um das wohl bekannteste Deutsche Schiff, welches in der größten Seeschlacht der Geschichte eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hat.

Das Original

Nach dem Bau der britischen HMS Dreadnought nahm die Entwicklung von Großkampfschiffen zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts rasant an Fahrt auf. Das Wettrüsten zur See gipfelte schließlich in der größten Seeschlacht der Weltgeschichte, wobei das Vorbild dieses Bausatzes eine bedeutende Rolle spielte.

Doch der Reihe nach! Bereits noch vor dem Bauauftrag der HMS Dreadnought gab die britische Admiralität, mit dem ersten Seelord Admiral Fisher an der Spitze, die Ausarbeitung eines neuen Schiffstypen in Auftrag. Erstes Schiff dieser neuen Typenreihe war der Battle Cruiser (Schlachtkreuzer) HMS Invincible. Das Schiff war noch weit revolutionärer als HMS Dreadnought. Im Vergleich führte sie eine einheitliche Hauptartillerie von acht 30,5cm Geschützen in vier Türmen und erreichte durch eine größere Antriebsanlage eine Geschwindigkeit von 25,5 kn. Das ging allerdings zu Lasten des Panzerschutzes bei gleichzeitiger Erhöhung der Gesamtlänge. Die kaiserliche Marine nahm das Konzept auf, konnte aber mit der SMS Blücher im Bezug auf die Artillerieleistung und Geschwindigkeit nicht mit dem britischen Konzept mithalten. Erster richtiger Schlachtkreuzer, seinerzeit als Große Kreuzer bezeichnet, war SMS von der Tann. Bewaffnet mit acht 28 cm Geschützen in vier Türmen erreichte der Kreuzer eine Geschwindigkeit von 27,5 kn. Im Vergleich zu seinen britischen Gegnern waren Panzerschutz und Stabilität des deutschen Entwurfs wesentlich besser ausgeführt, was sich bei den folgenden Neubauten fortsetzte. Nach zwei weiteren Einheiten, SMS Moltke und SMS Goeben, erfolgte im März 1910 der Bauauftrag bei Blohm&Voss in Hamburg für den vierten Großen Kreuzer. Der Kiel wurde am 04.02.1911 gestreckt. Der Stapellauf erfolgte am 30.03.1912, wobei das Schiff auf den Namen SMS Seydlitz getauft wurde.

Wie ihre Vorgänger führte Seydlitz zehn 28 cm Geschütze in fünf Türmen. Auf der Back befand sich ein Doppelturm, mittschiffs zwei Doppeltürme in Flügelaufstellung, achtern schlossen zwei Doppeltürme in überhöhter Aufstellung an. Die Mittelartillerie bestand aus zwölf 15 cm Geschützen in Kasematten sowie bis zu zwölf 8,8 cm Geschützen. Bei einer Länge von 200,6 m, einer Breite von 28,5 m und einem Tiefgang von 8,3 m betrug die Verdrängung 25.000 metrische Tonnen. Die Schiffspanzerung betrug im Gürtelpanzer 300 mm, der Panzer nahm in den weniger gefährdeten Bereichen auf 100 mm ab. Das durchgehende Panzerdeck hatte eine Dicke von 30 – 80 mm, das Torpedoschott eine Dicke von 50 mm. Der Kommandoturm und die Geschütztürme wiesen Panzerdicken von 30 – 350 mm Dicke auf. Mit einer Antriebsanlage von vier Parsons Getriebeturbinen mit einer Leistung von zusammen 70.000 PS erreichte der Kreuzer eine Geschwindigkeit von 26,5 kn.

Kapitän zur See Moritz von Egidy stellte SMS Seydlitz am 22.05.1913 in Dienst. Admiral Hipper, der Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte setzte seine Flagge am 23.06.1914 auf Seydlitz. Im Sommer geleitete der Kreuzer die kaiserliche Yacht SMS Hohenzollern nach Norwegen. Die Reise wurde aufgrund der aufziehenden Kriegsgefahr jedoch vorzeitig beendet. Nach Ausbruch des I. Weltkrieges führten die Aufklärungsstreitkräfte erste Unternehmungen durch, die am 28.08.1914 zum Gefecht in der Helgoländer Bucht führte. Am 02.11.1914 führte die 1. Schlachtkreuzerdivision unter Hipper eine Unternehmung zur Beschießung von Yarmouth durch. Ziel der Küstenbeschießung war, Teile der britischen Flotte in ein Gefecht mit eigenen überlegenen Streitkräften zu verwickeln. Eine weitere Unternehmung zur Bombardierung von Scarborough, Hartlepool und Whitby schloss am 15.12.1914 an, führte aber ebenfalls zu keiner Begegnung mit der britischen Flotte.

Am 23.01.1915 führten die Aufklärungsstreitkräfte unter dem Befehl von Admiral Hipper mit den Großen Kreuzern SMS Seydlitz, SMS Derfflinger, SMS Moltke und SMS Blücher - SMS von der Tann lag in der Werft - den kleinen Kreuzern Graudenz, Rostock, Stralsund und Kolberg sowie 19 Torpedobooten einen Vorstoß auf die Doggerbank, ein Seegebiet zwischen England und Dänemark, durch. Dabei trafen sie auf die 1st und 2nd Battle Cruiser Squadron sowie überlegenen Kreuzer- und Zerstörer-Verbände. Hipper versuchte die britischen Einheiten auf das in See befindliche Groß der Hochseeflotte zu ziehen, wobei sich ein Verfolgungsgefecht entwickelte. Im dem laufenden Gefecht wurde Seydlitz schwer getroffen, wobei eine Granate von HMS Lion die Barbette des achteren Turmes traf. Bei der Explosion der Granate entzündeten sich Kartuschen in der Umladekammer wodurch beide achteren Türme ausbrannten, wobei 159 Mann der Besatzung Ihr Leben verloren. Bei dem Gefecht ging die langsame und artilleristisch unterlegenen SMS Blücher unter großen Verlusten an Menschenleben verloren. Seydlitz erreichte beschädigt Wilhelmshaven, wo in der Kaiserlichen Werft bis Ende März alle Schäden behoben wurden. Dabei wurden der Schutz der Umladekammern verbessert und die Verschlusssysteme der Verbindungstüren optimiert. Im weiteren Verlauf des Jahres 1915 erfolgte eine Unternehmung in der Ostsee gegen russische Seestreitkräfte. Zurück in der Nordsee startete das Jahr 1916 mit einem weiteren Einsatz gegen die Küste Großbritanniens. Bei dem Angriff gegen Yarmouth und Lowestoft erlitt Seydlitz beim Rückmarsch einen Minentreffer, der den Schlachtkreuzer für einen Monat außer Gefecht setzte.

Der Befehlshaber der Hochseeflotte, Admiral Reinhard Scheer, plante Anfang Mai eine weitere Operation der Flotte, mit dem Ziel einen Teil der britischen Flotte in der Nordsee zu stellen und zu vernichten. Die Planungen führten letztendlich zu Seeschlacht vor dem Skagerrak oder Battle of Jutland (Bezeichnung im englischsprachigen Raum). Das Treffen fand am späteren Nachmittag statt, wobei die Aufklärungsstreitkräfte beider Flotten durch Zufall aufeinander trafen. SMS Seydlitz fuhr als drittes Schiff in der Linie, Flaggschiff war die neue SMS Lützow, in das Gefecht. Die deutschen Schiffe eröffneten um 15:45 Uhr das Feuer auf die britischen Schlachtkreuzer. Bereits kurze Zeit nach Gefechtseröffnung explodierte HMS Indefatigable unter einer Salve von SMS von der Tann und nur 20 Minuten später ereilte die HMS Queen Mary das gleiche Schicksal, die bis dato unter konzentriertem Feuer von SMS Seydlitz und SMS Derfflinger lag. Seydlitz selber wurde ebenfalls getroffen, die nach der Schlacht vor der Doggerbank getroffenen Maßnahmen bewahrten Schiff und Besatzung aber vor einem ähnlichen Schicksal. Im weiteren Verlauf der Schlacht trafen die gesamten Hochseestreitkräfte der beiden Flotten aufeinander. Bei schlechter Sicht und wechselndem taktischen Geschick gelang es der kaiserlichen Marine am Ende des Tages mehr Tonnage des Gegners zu versenken als die eigenen Verluste betrugen. Aus taktischer Sicht hatte allerding die Grand Fleet das Heft in der Hand, denn am Morgen des 01.06.1916 waren ihre Einheiten die einzigen Schiffe in der Nordsee. Die Hochseeflotte war zurück in ihren Häfen und sollte diese in derartiger Konstellation nicht mehr verlassen. SMS Seydlitz musste schwer beschädigt in die Werft. Der Schlachtkreuzer hatte 21 schwere und zwei mittlere Artillerietreffer sowie einen Torpedotreffer erhalten und fuhr mit 5.300 Tonnen Wasser im Schiff zurück nach Wilhelmshaven. Das Schiff lag mit dem Bug so tief im Wasser, dass das Hochwasser abgewartet werden musste, damit Seydlitz über die Horns Riff steuern konnte. Die letzte Wegstrecke steuerte das Schiff über den Achtersteven. Insgesamt verloren 98 Mann der Besatzung ihr Leben und 55 wurden verwundet. Trotz der schweren Beschädigungen hatte sich die Konstruktion des Schiffes voll bewährt. Die umfangreichen Reparaturen dauerten bis Oktober 1916 an. Nach dem Verlust von SMS Lützow vor dem Skagerrak setzte Admiral Hipper im November 1916 erneut seine Flagge aus SMS Seydlitz. Im Jahr 1917 und 1918 erfolgten nur einige wenige Einsätze in die Nordsee. Der Kriegsverlauf und die Meuterei der Matrosen im Oktober 1918 führten schließlich zur Abdankung des Kaisers und zur Beendigung des Krieges. Die gesamte Hochseeflotte wurde auf Anordnung der Siegermächte zur Internierung nach Scapa Flow überführt, um dort das weitere Schicksal abzuwarten. Die Einheiten erreichten den Ankerplatz der Grand Fleet am 24.11.1918 und verblieben dort bis zum Ende. Das Ende kam am 21.07.1919, als die Einheiten auf Befehl von Admiral Reuter selbst versenkt wurden, um nach Beendigung der Friedensverhandlungen nicht in die Hände der Gegner zu fallen. SMS Seydlitz sank um 13:50 im seichten Wasser. Neben Seydlitz versank die Masse der Großkampfschiffe, lediglich SMS Bayern und einige kleinere Einheiten konnten auf Strand geschlappt werden.

Da die gesunkenen Schiffe teilweise eine Gefahr für die Schifffahrt darstellten und einen nicht unerheblichen Wert besaßen, begann bereits in den 1920er Jahren die Firma Cox and Danks mit dem Heben der Schiffe. Die Kiel oben liegende Seydlitz wurde am 02.11.1928 gehoben, nach Rosyth geschafft und dort bis 1930 abgebrochen.  Die Schiffsglocke von SMS Seydlitz befindet sich heute im Marine Ehrenmal in Laboe und ein Geschützrohr im Marinemuseum in Wilhelmshaven.

Der Bausatz

Der Bausatz ist grundsätzlich als Wasserlinien- oder Vollrumpf-Version erhältlich und in allen Bauzuständen baubar. Wir werfen einen Blick in die Schachtel des Vollrumpfmodells. Als erstes fallen die eng gepackten Bauteile auf. In der Schachtel ist gerade genug Raum, dass beide des an der Wasserlinie getrennten Rümpfe nebeneinander dort hineinpassen. Das Überwasserschiff ist zur besseren Sicherung der viele angeformten Details nochmals in eine Lage Schaumfolie eingewickelt. Der Unterwasserrumpf liegt lose in dem Karton. In zwei kleinen Kartons befinden sich jeweils in Zip-Tüten verpackt ohne weiteren Schutz die verschiedenen Kleinteile bzw. Gießriegel. Insgesamt drei Ätzteilplatinen liegen dem Bausatz bei. Diese sind in mit Kartonstücken verstärkten Tüten verpackt und liegen in der Bausatzschachtel obenauf. Zum weiteren Lieferumfang gehört eine vierseitige Bauanleitung. Der noch verbleibende Hohlraum in der Schachtel ist mit Styroporstücken aufgefüllt. Insgesamt ist dies Art der Verpackung sehr wagemutig bzw. im Fall der Kleinteile sogar fahrlässig. Dazu später mehr.

Die Rumpf- sowie auch alle anderen Bauteile - sind blasenfrei gegossen. Entlang der Wasserlinie steht umlaufend etwas Anguß am Über- und Unterwasserschiff. Die Bauteile sind verzugfrei. Außerdem sind die Rumpfteile hohl gegossen, wodurch der Hersteller Vergußmasse spart und das Modell leichter macht, was sich wiederum positiv auf die Handhabung während des Baus und des fertigen Modells auswirkt. Eine erste Probepassung zeigt, dass das Unterwasserschiff geringfügig (ca. 0,5 mm) länger ist, was sich aber durch etwas Schleifen beheben lässt.

Im Gegensatz zu dem bislang erhältlichen Bausatz von Iron Shipwright ist die Außenkontur des Rumpfes korrekt wiedergegeben. Die Aufstellung der Kasematten entspricht dem Original.

Vergleiche mit dem mir vorliegenden VTH-Plan der SMS Seydlitz zeigen weitestgehend Übereinstimmung. Einige wenige, nicht weiter ins Gewicht fallende Unstimmigkeiten bei Positionen bzw. der Anzahl der Oberlichtern, Niedergängen oder der Form der Stahldecks unter den Ankerketten sind zwar auszumachen, allerdings stellt sich aber auch die Frage, inwiefern der Plan in dieser Hinsicht authentisch ist. Für die Gesamtheit des Modells tut dies keinen Abbruch.

Auch die Außenhaut des Schiffes ist, soweit Vergleiche mit Plänen und Originalfotos dies zulassen, stimmig wiedergegeben. Einzig der Übergang vom Panzergürtel zur Außenhaut ist an wenigen Stellen etwas unsauber.

Der Unterwasserrumpf ist ebenfalls stimmig. Außer der minimal größeren Länge ist der Bereich des Totholzes etwas unsauber ausgeführt. Dies lässt sich aber wiederum durch Schleifen beheben, sofern dies stört, da der Bereich zwischen den massigen Wellenhosen liegt.

Die Unterbauten der Schornsteine und des achteren Aufbaus sind weitestgehend in je einem Stück geformt. Hier fallen die sehr fein dargestellten Lamellen der Ansaugschächte für die Kessel auf. Allerdings macht sich auch gerade in diesem Bereich die mangelhafte Verpackung der Kleinteile bemerkbar. So sind beim Transport durch das lose Verpacken mit vielen anderen Bauteilen in einer Tüte und entsprechendes Herumschlagen an einigen Lamelle Ecken ausgebrochen. So etwas lässt sich kaum durch Scratchen reparieren.

An den Schornsteinen sind an den Simsen kleine Bohrungen vorhanden, in welche passende Dampfrohre eingeklebt werden sollen. Diese Rohre liegen nicht bei und sind vom Modellbauer selbst zu recherchieren.

Die Brückendecks und diverse Plattformen sind auf einen dünnen Trägerfilm gegossen. Die Wandstärken des Schanzkleides sind durchweg gleichmäßig stark und dünn genug, um noch vernünftig gießbar zu sein. Die Schotten sind generell nicht angefomt, sondern werden durch Ätzteile dargestellt.

Für die 280 mm Hauptartillerie liegen die fünf Türme in drei Arten vor. Die Turmdecken sind von feinen Nieten, dargestellt durch winzige Bohrungen, in parallelen Reihen überzogen.

Alle übrigen Bauteile sind meist sinngemäß auf Riegeln zusammengefasst. Hervorragend gegossen sind die vier links- bzw. rechtsdrehenden Propeller. Das Doppelruder ist stimmig wiedergegeben. Für die inneren längeren Wellen sind die Schäfte mit einem angeformten Wellenbock, ein zweiter wird einzeln angebracht, vorhanden. Der auf der Back befindliche viertelkreisförmige Wellenbrecher ist ebenfalls in Resin reproduziert.

Auf den weiteren Riegeln finden sich diverse andere Ausrüstungsgegenstände des Schiffs. Diese sind durchweg hoch detailliert. Z.B. ist ein Gießling mit Decksaugen vorhanden. Diese sind ca. 1,5 mm hoch und obendrein noch quer durchbohrt (!). Am bemerkenswertesten sind allerdings die gabelförmigen Halterungen der Suchscheinwerfer. Die Enden laufen beinahe spitz aus, jedoch sind alle davon mit Harz ausgelaufen – Gießkunst auf höchstem Niveau. An den oberen Enden der Pfosten, an denen die Verzurrung der Ladebäume befestigt ist, besitzen kleine Ebenen, welche eine Wandstärke von 0,25 mm aufweisen – ebenfalls verzugfrei und durchbohrt.

An den vier großen rechtwinklig gebogenen Davits sind die Umlenkrollen der Seile angedeutet.
Für die Artillerie aller Kaliber liegen gegossene Rohre bei. Diese sind durchgehend gerade, haben eine aufgebohrte Mündung und sind in ihren Proportionen korrekt. Alternativ können verschiedene den Bauzuständen 1913-1915 oder 1915-1919 entsprechende Flakgeschütze gebaut werden. Für die zwei ab 1915 geführte 8,8 cm Geschütze mit ihren charakteristischen von hinten gut einsehbaren Schutzschilden sind sehr feine (Schilde) und detailgetreue (Lafetten) Bauteile vorhanden.

Verschiedenen Kutter, Jollen und Dampfbeiboote vervollständigen den Bausatz. Alle Boote sind sehr filigran wiedergegeben. Die Kutter haben angedeutete Holzplanken am Bootsboden auf der Innenseite. Die Duchten der großen Kutter sind zwar nicht ganz vom Boden getrennt, sind aber nach unten hin hinterschnittig geformt, so dass der Eindruck eines freihängenden Holzbalkens erweckt wird.
Teilweise sind die kleinen Schornsteine der Dampfbeiboote angeformt, teilweise liegen diese als Einzelteile vor. Alle Motorboote haben seitlich feinste Scheuerleisten.

Für die Torpedonetze liegen leider keine Spieren bei. Die Dimensionen und Positionen müssen vom Modellbauer in eigener Regie herausgefunden und hergestellt werden. 

Die Fotoätzteile

Die drei Platinen beinhalten, bis auf die Reling, alle wichtigen Teile zur Ergänzung des Bausatzes. Eine allgemeine Platine umfasst verschiedene Formen für die Bootsauflieger der Beiboote. Die anderen beiden sind schiffsspezifisch. Auf der ersten sind die Simse für die Torpedonetze, Bauteile für die Brücke und Nocken, Ankerketten, Abdeckungen der Schornsteine, Schutzschilde der Flak (ältere Ausführung) und die Handläufe auf den Ankerspills.

Platine Nummer zwei umfasst allgemeinere, für die Seydlitz abgestimmte Bauteile. Dies sind in der Länge angepasste Niedergänge und Leitern, weitere Details für die Boote und Ladebäume, Schotten und Wellenbrecher. Zwei kleine reliefgeätzte Namensschilder und die Schiffswappen gehören ebenfalls zum Umfang.

Die Ätzteile sind aus einem sehr weichen Messing hergestellt und sind nur teilweise nummeriert.

Die Anleitung

Gerade einmal aus vier Seiten besteht die Bauanleitung. Die erste Seite zeigt das Schiff in einer Drauf- und Seitenansicht zusammen mit einem in Russisch gehaltenem Kurzlebenslauf und technischen Daten. Seite zwei zeigt perspektivisch alle Resinteile des Bausatzes. Die dritte Seite beschreibt in perspektivischen Zeichnungen den Zusammenbau der Beiboote, der Ladebäume und des Unterwasserschiffes. Die letzte Seite beschreibt den Aufbau des gesamten Überwasserschiffes. Als eine Art Warnung wird darauf hingewiesen, dass die Torpedonetze und deren Ausleger, Dampfrohre und Beiboote nicht aufgezeigt werden. In kleinen nebenstehenden Kästchen werden Unterbaugruppen (Flakgeschütze, Panzertürme, Scheinwerfer und Wellenbrecher) und selbst anzufertigende Masten und Rahen beschrieben.

Da nur die Leitern und Niedergänge nummeriert sind, werden diese in der Anleitung klar benannt. Alle anderen Ätzteile werden nur als „PE“ bezeichnet und man muss sich diese selbst heraussuchen.
Einen Takelplan gibt es nicht und muss selbst recherchiert werden. Selbes gilt für die Farbangaben.

Weiterführende Links

http://www.sms-navy.com/bc/sms_bc_seydlitz.htm

http://www.iwm.org.uk/collections/item/object/205129650 

Fazit

In Sachen Gussqualität und Detaillierung ist und bleibt Kombrig über jeden Zweifel erhaben. An der Verpackung muss allerdings zwingend gearbeitet werden und die Anleitung ist ausbaufähig. Nichtsdestotrotz liegt mit der SMS Seydlitz ein lang erwarteter, hervorragender Resinbausatz vor. Das Modell ist historisch korrekt wiedergegeben. Einzige Ergänzung, die der Modellbauer bei Bedarf benötigt, ist eine geätzte Reling. Allerdings muss auch dazugesagt werden, dass dieser Bausatz an Fortgeschrittene und erfahrene Modellbauer gerichtet ist. Anfänger werden sich hier schwer tun und könnten schlimmstenfalls die Freude am Hobby Schiffsmodellbau verlieren.

Noch ist kein VK-Preis für Deutschland festgelegt, dürfte aber ähnlich hoch anzusiedeln sein wie bei den letzten Neuerscheinungen. Dennoch ist dieser Bausatz 

alt uneingeschränkt empfehlenswert

 Christian Bruer (Text über das Original) und Sven (Text über das Modell und Bilder)