Deckelbild

Modell: HMS Glasgow Light Cruiser, 1910
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 70246
Preis: 42,9 € (bei NNT)

Deckelbild

Modell: HMS Gloucester Light Cruiser, 1910
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 70247
Preis: 42,9 € (bei NNT)

Glasgow und Gloucester waren Leichte Kreuzer der Bristol-Klasse, die beide für Ereignisse bekannt wurden, die sich nächstes Jahr (2014) zum 100. Mal jähren (siehe Jahrestage): Glasgow für ihre Rolle bei der Zerstörung des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders von Admiral Graf Spee und Gloucester für die erfolglose Verfolgung der Goeben und Breslau im Mittelmeer.

Das Original

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellte die britische Marine den Bau mittlerer Kreuzer ein. Der Erste Seelord Jacky Fisher dachte, dass Schlachtkreuzer wie die Invincible zum Schutz des Handels und große Zerstörer wie die Swift zur Aufklärung und dem Geleit der Schlachtflotte ausreichend wären. Dieser Ansatz scheiterte aber: die Schlachtkreuzer waren zu teuer, um sie in ausreichenden Mengen zum Schutz vor feindlichen Handelsstörern zu bauen. Dazu wurden sie von der Marine primär als Teil der Schlachtflotte gesehen, wofür diese aber gar nicht geeignet waren. Die Swift dagegen wurde als zu schwach gebaut und bewaffnet sowie als zu teuer betrachtet. Statt der Swift wurden kleine Spähkreuzer gebaut, die einerseits zur Aufklärung für die Schlachtflotte eingesetzt wurden und andererseits als Zerstörerführer für die eigenen Zerstörer sowohl bei eigenen Angriffen als auch für die Abwehr feindlicher Torpedoangriffe gedacht waren. Parallel baute die deutsche Marine allerdings eine große Zahl von Geschützten Kreuzern, die sowohl als Handelsstörer als auch zur Unterstützung der eigenen Schlachtflotte vorgesehen waren. Als Gegengewicht gegen diese deutschen Kreuzer, die stärker bewaffnet als die eigenen Spähkreuzer waren, wurde eine neue Klasse entworfen, um die Lücke zwischen den Schlachtkreuzern und Spähkreuzern zu schließen: die Bristol-Klasse.

Im Vergleich zu den zuvor gebauten Spähkreuzern der Boadicea-Klasse fiel die Bristol-Klasse deutlich größer aus. Dadurch war ein größerer Fahrbereich möglich und die Bewaffnung konnte von sechs 10,2 cm-Geschützen auf zwei 15,2 cm und zehn 10,2 cm-Geschützen verstärkt werden. Die Panzerung entsprach immer noch den Standards der Geschützen Kreuzer, d.h. es war nur ein Panzerdeck vorhanden. Anfangs wurden die Schiffe als Kreuzer 2. Klasse klassifiziert, ab 1911 als Leichte Kreuzer. Insgesamt fünf Schiffe wurden gebaut: Bristol, Glasgow, Gloucester, Liverpool und Newcastle. Die Bristol-Klasse stellte die Basis für eine erfolgreiche Serie von Leichten Kreuzer dar. Es folgten die Weymouth-, Chatham-, Birmingham- und die (ursprünglich für Griechenland begonnene) Birkenhead-Klasse. Alle diese Kreuzer wurden nach Städten benannt, weshalb die fünf Klassen oft gemeinsam als Town-Klasse bezeichnet werden.

Die Bristol-Klasse selbst bewährte sich im Gegensatz zu den folgenden Klassen nicht vollständig. Ihre gemischte Bewaffnung war nicht optimal für die Feuerleitung und bald zu schwach im Vergleich zu Kreuzern anderer Marinen. Dazu waren die fünf Schiffe relativ nass und beengt sowie stellten eine unruhige Geschützplattform dar. Im Ersten Weltkrieg wurden sie überwiegend auf Nebenkriegsschauplätzen wie zum Schutz der Handelslinien und in der Adria eingesetzt, wo sie nicht auf moderne, stärker bewaffnete Gegner treffen konnten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie wegen ihrer Nachteile im Gegensatz zu den folgenden Town-Klassen schnell außer Dienst gestellt.

Glasgow und Gloucester waren 138,1 m lang, 14,3 m breit und verdrängten voll beladen 5300 t. Ihre vier Turbinensätze und zwölf Kessel leisteten 22 000 PS, womit 25 kn erreicht wurden. Die Besatzung setzte sich aus 480 Mann zusammen.

Bewaffnung 1914
2 x 15,2 cm L/50 BL Mk XI
10 x 10,2 cm L/50 BL Mk VIII
4 x 4,7 cm
4 MG
2 x 45,7 cm Torpedorohre (unter Wasser)

Glasgow wurde 1909-10 bei Fairfield in Govan (Glasgow) gebaut. 1910-11 war sie Teil der Schlachtflotte, danach wurde sie an der Ostküste Südamerikas stationiert, wo sie sich auch noch beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs befand. Am 14. August 1914 brachte sie den deutschen Frachter Santa Catherina auf und wurde danach dem Geschwader Cradocks zugeteilt. Zusammen mit den Panzerkreuzern Good Hope und Monmouth sowie dem Hilfskreuzer Otranto traf sie am 1. November in der Schlacht von Coronel auf das deutsche Ostasiatische Kreuzergeschwader unter Graf Spee (Panzerkreuzer Scharnhorst und Gneisenau sowie die Geschützten Kreuzer Dresden, Leipzig und Nürnberg). Während die beiden Panzerkreuzer versenkt wurden, entkam Glasgow leicht beschädigt und schloss sich dem Geschwader von Sturdee an. Letzteres, bestehend aus den Schlachtkreuzern Invincible und Inflexible, den Panzerkreuzern Carnavon, Cornwall und Kent und eben Glasgow selbst, schlug in der Schlacht bei den Falklandinseln am 8. Dezember 1914 das Geschwader Graf Spees (das Schlachtschiff Carnavon, das Schwesterschiff der Glasgow, die Bristol, und der Hilfskreuzer Macedonia des gleichen Geschwaders waren nicht direkt an der Schlacht beteiligt). Glasgow übernahm dabei mit Cornwall und Kent die Verfolgung der drei deutschen Geschützten Kreuzer und konnte Leipzig stellen, die sie zusammen mit Cornwall versenkte. Von der Besatzung der Leipzig starben 315, nur 18 wurden gerettet. Glasgow erhielt zwei Treffer, wodurch ein Mann starb und zwei verwundet wurden. Die Dresden entkam als einziges deutsches Schiff und die Glasgow war an der Suche nach ihr in südchilenischen Gewässern beteiligt. Am 14. März 1915 konnte sie, zusammen mit Kent und dem Hilfskreuzer Orama, die Dresden aufspüren, die sich nach Beschuss in chilenischen Hoheitsgewässern selbst versenkte. Auf Dresden starben 18 Mann und 29 wurden verwundet, Glasgow blieb unbeschädigt. Glasgow wurde anschließend ins Mittelmeer verlegt, wo sie ab 1916 hauptsächlich in der Adria zur Blockade der Straße von Otranto eingesetzt wurde. Unterbrochen wurden diese Einsätze durch zwei erfolglose Suchen nach dem deutschen Hilfskreuzer Möve. Nach Kriegsende wurde sie erst in die Reserve verlegt und anschließend von 1921-26 als Schulschiff für Heizer verwendet. 1927 wurde sie nach Morecambe zum Abwracken verkauft. Glasgow erhielt einen Battle Honour (Falklands).

Gloucester wurde 1909-10 bei Beardmore in Dalmuir (bei Glasgow) gebaut. Bis 1912 war sie Teil der Schlachtflotte, danach wurde sie ins Mittelmeer verlegt. Bei Kriegsausbruch gehörte sie zu den Schiffen, welche die deutsche Mittelmeerdivision unter Souchon (Schlachtkreuzer Goeben und Leichter Kreuzer Breslau) suchten. Nachdem die deutschen Schiffe den damals noch neutralen Hafen Messina angelaufen hatten, übernahm Gloucester die Beschattung. Am 6. August liefen die deutschen Schiffe verfolgt von der Gloucester aus, die versuchte Verstärkung heran zu führen, was aber scheiterte. Nach einem kurzen Gefecht am 7. August musste auch Gloucester die Verfolgung abrechen, so dass die deutschen Schiffe nach Instanbul entkommen konnten. Ende 1914 wurde Gloucester zur Westküste Afrikas beordert, um den deutschen Hilfskreuzer Kronprinz Wilhelm zu suchen. Im Februar 1915 konnte sie den deutschen Versorger Macedonia aufbringen, danach wurde sie der Grand Fleet zugeteilt. Im April 1916 wurde sie nach Galway in Irland geschickt, um dabei zu helfen den Osteraufstand niederzuschlagen (eventuell beschoss sie dabei irische Rebellen). Am 31. Mai und 1. Juni 1916 nahm Gloucester an der Schlacht im Skagerrak als Teil des 3rd Light Cruiser Squadron teil. Sie war eines der Schiffe, die den Kontakt zur Hochseeflotte am Abend des 31. Mai wieder herstellten, was zum letzten Artillerieduell bei Tageslicht führte. Im Dezember 1916 wurde sie in die Adria verlegt. Sie wurde 1919 außer Dienst gestellt und 1921 nach Briton Ferry zum Abwracken verkauft. Gloucester erhielt einen Battle Honour (Jutland).

Von den drei sehr ähnlichen Schwesterschiffen ist Bristol bekannt für ein kurzes Gefecht mit dem deutschen Leichten Kreuzer Karlsruhe am 6. August 1914. Die Schlacht von Falkland verpasste sie und beteiligte sich nur an dem Aufbringen der deutschen Trossschiffe. Am 14. Mai 1917 war sie an der Schlacht in der Otranto-Strasse gegen drei österreichisch-ungarische Spähkreuzer beteiligt. Liverpool war am 28. August 1914 an der Schlacht bei Helgoland beteiligt, während Newcastle an keinen größeren Kämpfen teilnahm.

Der Bausatz

Kombrig hat als Neuheiten die britischen Leichten Kreuzer Glasgow und Gloucester der Bristol-Klasse herausgebracht. Beide Schiffe sind im Bauzustand bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs dargestellt, die Bausätze sind aber nicht identisch. Der Großteil der gezeigten Teile stammt aus dem Bausatz der Glasgow. Diese Teile sind in beiden Bausätzen identisch. Auf die unterschiedlichen Teile wird hingewiesen.

Die Bausätze ermöglichen den Bau eines Wasserlinienmodells. Der Rumpf entspricht von der Form und den Abmessungen den Plänen in British Cruisers Two World Wars and After. Die Teile sind sehr gut detailliert und die Beplankung ist relativ fein ausgeführt. Viele Details wie Spills sind nicht angegossen, sondern als extra Teile enthalten. Im Vergleich zu einem Modell, das früher im Science Museum in London ausgestellt war (siehe hier), fällt nur auf, dass der achtere Kommandostand bei Kombrig massiv ausgeführt ist, während er bei dem genannten Modell vergittert ist. Auf uns vorliegenden Originalfotos ist dieses Teil nicht eindeutig erkennbar. Der Rumpf des Glasgow-Bausatzes ist leicht gebogen, was durch eine kurze Behandlung mit kochendem Wasser wieder korrigierbar sein sollte.

Die diversen Plattformen, Aufbauteile und die Schornsteine sind ebenfalls sehr gut detailliert (und können durch beigelegte fotogeätzte Türen und Leitern weiter detailliert werden). Das hintere Ende des Backdecks liegt als extra Teil bei, so dass der Bereich unter dem überstehenden Backdeck auch im Bausatz dargestellt ist. Auffallend ist, dass das Deckshaus unter den vorderen beiden Schornsteinen als extra Teil ausgeführt ist. Der Grund hierfür ist uns nicht bekannt, die Teile sind in beiden Bausätzen identisch. Bei diesem Deckshaus ist darauf zu achten, dass man vor dem Einbau den Anguss unten komplett wegschleift, so dass es die gleiche Höhe wie das Deckshaus dahinter hat. Die Schornsteine sind oben bereits angebohrt, so dass sie realistisch wirken. Die Schornsteine wurden bei den Originalen nach der Fertigstellung erhöht. Die Schornsteine im Bausatz entsprechen der Höhe, die auf den meisten Vorkriegsfotos zu sehen ist, d.h. nach der Erhöhung nach den Probefahrten, sowie einem Foto der Newcastle bei Kriegsende. Eventuell gab es eine zweite Erhöhung auf einigen Schiffen. Laut einem Plan der Bristol (Zustand bei Kriegsende) in Conway's All the World's Fighting Ships wurden bei diesem Schiff die Schornsteine im Vergleich zu der im Bausatz dargestellten Höhe noch einmal um etwa 1 m erhöht. Auch auf einigen Fotos der Bristol (und eventuell auch der Liverpool) wirken die Schornsteine höher als im Bausatz dargestellt.

Hier die meisten Teile der 15,2 cm- und 10,2 cm-Geschütze (die Lafetten der 15,2 cm-Geschütze finden sich weiter unten bei den weiteren Kleinteilen auf dem Foto links) sowie Details der Brücke und die Anker. Jedes Geschütz besteht aus drei Teilen: der Lafette, dem Rohr und dem Schutzschild. Bei den 15,2 cm-Geschützen kommt noch ein Fotoätzteil hinzu. Beim Abtrennen der Schutzschilde dürfte besondere Vorsicht geboten sein, um diese nicht zu zerbrechen.

Hier weitere Teile der Aufbauten, Lüfter, Kabeltrommeln, Scheinwerfer, Winden und Davits. Die Lüfter, die zwischen den Schornsteinen angebaut werden, sind die einzigen Teile, die in den beiden Bausätzen unterschiedlich geformt sind: einteilig bei Glasgow und zweiteilig bei Gloucester. Dies ist ein Detail, das auf den vorliegenden Vorbildfotos, die nicht von oben aufgenommen wurden, gar nicht zu erkennen ist.

Die enthaltenen Beiboote sind gut gemacht und entsprechen von der Form der Rümpfe den Zeichnungen in British Cruisers Two World Wars and After. Auf den Fotos ist das achtere Paar der Boote meist nicht an Davits angebracht (sondern eventuell auf dem Aufbau gelagert?). Dazu ist das dritte Boot an Steuerbord zumindest auf einem Foto der Glasgow ein dampfgetriebenes Beiboot, währed im Bausatz nur geruderte Boote beiliegen.

Teile für die Masten und Rahe sind nicht enthalten. Laut Anleitung sind diese selbst anzufertigen (z.B. aus Metallstäben).

Die Fotoätzteile

Die enthaltene Platine umfasst u.a. die Abstützungen der Brücke, Schornsteingrille, Niedergänge, Leitern, Ankerketten, Türen (für die Deckshäuser), Bootslagerungen, Fallreeps und Teile für die 15,2 cm- und 4,7 cm-Geschütze. Lediglich Relingteile sind nicht enthalten.

Die Anleitung

Die Anleitung der beiden Bausätze ist sehr ähnlich aufgebaut. Hier zuerst die Anleitung aus dem Glasgow-Bausatz: sie besteht aus einer Seitenansicht und Aufsicht, technischen Daten (in Englisch) und einem Lebenslauf (in Russisch) des Vorbilds, einer Übersicht der Teile und vier Seiten mit Zeichnungen, die den Zusammenbau erklären. Damit ist die Anleitung deutlich besser als in den frühen Bausätzen dieses Herstellers, denen nur eine Explosionszeichnung beilag. Für die Abmessungen der Masten und Rahe sind Angaben in Bezug auf Länge und Durchmesser der Teile enthalten, so dass diese selbst aus Metallteilen angefertigt werden können.

Die Anleitung des Bausatzes der Gloucester ist identisch aufgebaut und unterscheidet sich primär in Bezug auf die Lüfter:

Lediglich der Takelplan dürfte Fragen offen lassen - wobei man die genaue Führung der Antennen auch auf Originalfotos sehr schwer erkennen kann. Hier verweisen wir noch mal auf das Modell aus dem Science Museum.

Angaben für die Bemalung fehlen leider komplett. Die vertikalen Teile der Schiffe waren in einem neutralen Grau gestrichen. Auf den meisten Fotos wirkt dies wie ein mittleres Grau, zumindest bei den in der Adria eingesetzten Schiffen scheint ein Hellgrau in Benutzung gewesen zu sein. Die Decks waren überwiegend beplankt und wurden nicht gestrichen. Die Oberseiten der Deckshäuser waren entweder schwarz, dunkelgrau oder in dem Grau der Seiten gestrichen - je nach Quelle. In Bezug auf Farben der Royal Navy während des Ersten Weltkriegs siehe auch hier und hier.

Die drei anderen Schwesterschiffe dürften ebenfalls problemlos aus einem der Bausätze darstellbar sein - uns ist aber nicht bekannt, welche Form von Lüftern diese hatten. Die Kreuzer der Bristol-Klasse wurden im Ersten Weltkrieg nicht stark modifiziert (im Gegensatz zu den folgenden Klassen). Auf einigen Schiffen wurde zeitweise der Großmast gekürzt. Alle erhielten eine 7,62 cm-Flak hinter den Schornsteinen und die Scheinwerfer wurden auf neue Positionen hinter dieser Flak umpositioniert.

Quellen

Fazit

Kombrig hat diese Bausätze der Bristol-Klasse rechtzeitig herausgebracht, um die Modelle pünktlich zu den 100. Jahrestagen der Schlachten und Gefechte zwischen britischen und deutschen Kreuzern zu Beginn des Ersten Weltkriegs bauen zu können. Diese Klasse war bisher im Maßstab 1/700 nicht erhältlich. Die Bausätze der Glasgow und Gloucester sind sehr detailliert und vollständig. Lediglich Teile für die Masten (und Reling) müssen ergänzt werden, eventuell auch ein dampfgetriebenes Beiboot. Insgesamt ist der Bausatz

alt sehr empfehlenswert

Thomas Schmidt und Lars

Wir danken Kombrig für die Bausatzmuster