Schlachtschiff Osljabja: Deckelbild

Modell: Russian Battleship Oslyabya
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/350
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 3542FH
Preis: ca. 250 €

Das Original

Das russische Schlachtschiff Osljabja (Oslyabya, Ослябя) wurde 1885 als zweites von drei Einheiten der Pereswet-Klasse auf Kiel gelegt, aber wegen zahlreicher Probleme auf der Neuen Admiralitätswerft in Sankt Petersburg erst 1903, nach ihren Schwesterschiffen Pereswet und Pobeda als letzte ihrer Klasse in Dienst gestellt.

Im Juli 1903 verließ sie Kronstadt, um sich dem russischen Pazifikgeschwader in Fernost anzuschließen. Die Fahrt verlief holprig. In Algier stellte man fest, dass das Schiff bei einer Grundberührung bei Gibraltar größere Schäden davon getragen hatte als vermutet, weshalb La Spezia zu umfangreichen Reparaturen angelaufen werden musste. Über Tunis, Piräus, den Suezkanal ging es weiter bis nach Djibouti, das im Januar 1904 erreicht wurde. Dort erfuhr die Besatzung vom Ausbruch des Russisch-Japanischen Krieges, worauf sie nach mehreren Überlegungen zurück in die Ostsee beordert wurde.

Aber bereits im Herbst desselben Jahres kam erneut der Marschbefehl in den fernen Osten, um das von den Japanern im russischen Hafen Port Arthur eingeschlossene erste Pazifikgeschwader zu entsetzten. Auf der bis ins Frühjahr 1905 dauernden Fahrt verstarb nur drei Tage vor dem Erreichen japanischer Gewässer der kommandierend Admiral Fölkersahm an Bord der Oslyabya. Die Flotte wurde darüber nicht informiert, was negative Auswirkungen auf den Verlauf der kommenden Schlacht hatte. Die Flotte hatte keinen Befehlshaber mehr. Am 27. Mai 1905 näherte sich bei der Insel Tsushima die japanische Flotte auf Abfangkurs. Die Oslyabya war eines der ersten Schiffe, das schwer getroffen wurde und schließlich, gut eine Stunde nach Kampfbeginn kenterte. Über die Hälfte der 900 Mann starken Besatzung fand den Tod, da sich die Torpedoboote, die Überlebende aufnahmen vor dem starken gegnerischen Feuer zurückziehen mussten.

Der Bausatz

Schon seit langem auf Kombrigs Internetseite angekündigt sind nun die Oslyabya und ihre beiden Schwesterschiffe der Pereswet-Klasse im Maßstab 1/350 auf den Markt gekommen. Dabei handelt es sich um einen typischen Kombrig-Bausatz mit all seinen Stärken und Schwächen. Die mir vorliegende Version ist das Vollrumpf-Modell; die Oslyabya wird auch ohne Unterwasserschiff als Wasserlinienmodell angeboten.

Rumpf

Das Über- und das Unterwasserschiff sind hohl gegossene Rumpfhälten mit einer Wandstärke von drei bis fünf Millimeter mit je einem Gussgrat entlang der Wasserline, der durch Sägen und/oder Schleifen entfernt werden muss. Die Holzstruktur des Decks ist vereinfacht in Form von Längsrillen angedeutet. Alle angegossenen Elemente, wie die Oberlichter sind sauber und blasenfrei gegossen. Die seitlichen am Rumpf angebrachten Kasematten der Mittelartillerie sind im geschlossenen Zustand dargestellt. Diese Aufzubohren, um sie kampfbereit zu zeigen, wäre wegen der Materialstärke der Außenwand nur unter sehr großem (Arbeits-)Aufwand möglich. Ein Diorama mit der Oslyabya während der Seeschlacht, aber auch eines mit dem Schiff vor Hafen liegend, alle Luken zur Belüftung geöffnet, traue zumindest ich mir mit meiner bisherigen Modellbauerfahrung nicht zu.

Kleinteile

Absolut blasenfrei, sauber und scharfkantig gegossen, so wie man es von Kombrig seit Jahren gewöhnt ist. Die meisten Teile sitzen schön aufgereiht auf ihrem Anguss-Sockel. Einige Plattformen und Aufbauten sind mit feinster Fischhaut miteinander verbunden. Das Lösen der Bauteile dürfte aber in keinem Fall Probleme bereiten - einige der Kleinteile haben dies schon vorgemacht und sich schon von selbst gelöst, was zum Glück dank der kleinen Plastikbeutel, in denen sie verpackt waren, nicht zum Verlust geführt hat. Für die Oslyabya liegen viele sehr filigrane Resinteile bei, die mit Vorsicht zu verarbeiten sind; aber der Modellbauer an sich gilt nicht unbedingt als Grobmotoriker, weshalb auch das mit Geduld und Erfahrung schadfrei vonstatten gehen dürfte.

So fein die Details bei Kombrig-Bausätzen auch sein mögen, scheinbar trauen sie sich selbst nicht zu, passende Masten zu gießen. 16 einzelne Bauteile für die beiden Masten mitsamt aller benötigten Rahen und zusätzlich acht Bootsdavits müssen aus Kunststoff-Rundmaterial und/oder Draht selbst hergestellt werden. Die genauen Längenangaben sowie die benötigten Durchmesser finden sich in der Bauanleitung. Der Zurüstmarkt kann aber in einigen Fällen mit vorgefertigten -konischen- Metallteilen aushelfen.

Die Fotoätzteile

Nicht die größte Ätzteilplatine, aber voller kleiner filigraner Ätzteile kann sie voll überzeugen. Egal, ob Beibootswiegen, Stützstreben der Gefechtsmasten, die Unterkonstruktion der Brücke, oder auch nur die obligatorischen Abgänge; fein säuberlich geätzt drängen sich etwa 150, teils winzige Metallteile aneinander. Die Oslyabya ist somit definitiv nichts für Anfänger!

Ein altbekanntes Manko bei Kombrig ist die fehlende (geätzte) Reling. Diese muss man sich am Zurüstmarkt zur Freude eines der obligatorischen Hersteller zusätzlich beschaffen.

Die Anleitung

Die Bauanleitung zur Oslyabya ist für Kombrig-Verhältnisse lang und sehr ausführlich. Das spricht für die Komplexität des Modells. Immer hin zehn Seiten stark zeigt sie neben der obligatorischen Geschichte des Originals, einem Seitenriss des Schiffes (als vereinfachter Takelplan nutzbar) und der Auflistung aller Bauteile den Weg zum fertigen Modell in acht einzelnen Baustufen

Fazit

Der Bausatz der Oslyabya darf hier wohl exemplarisch für alle drei erschienenen Modelle der Pereswet-Klasse bewertet werden. Das für Alle perfekte Modell gibt es nicht und wird es nie geben. Man wird immer was zum Aus-oder Verbessern finden; aber genau das macht doch auch unser Hobby aus. Kombrig bietet mit der Oslyabya auf alle Fälle die perfekte Vorlage für puren Bastelspaß in erfreulich hohem Qualitätsniveau!

alt sehr empfehlenswert

Wolfgang

Wir danken Kombrig für das Bausatzmuster