HMS Swift Deckelbild

Modell: HMS Swift 1914
Hersteller: Atlantic Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: ATK700-059
Preis: 27 Britische Pfund (bei Starling Models)

Einige von Jackie Fishers Projekten sind berühmt, wie HMS Dreadnought, die eine Ära im Schlachtschiffbau prägte, den Dreadnought-Typ. Ein ähnlich gewaltiger Schritt bei den großen Kreuzern, der erste Schlachtkreuzer HMS Invincible, ist ebenso bekannt. Aber Fisher plante nicht nur bei den Schlachtschiffen und großen Kreuzertypen einen Größensprung, sondern wollte auch die Zerstörer und die kleineren, mit der Flotte dienenden Kreuzer durch einen neuen Typ eines großen, schnellen Zerstörers ersetzen. Nur der Prototyp wurde gebaut: HMS Swift.

Das Original

HMS Swift sollte im Dienst der Flotte sowohl als Aufklärer als auch zur Bekämpfung feindlicher Zerstörer (Torpedoboote) und als Torpedoträger dienen. Der neue Typ hätte somit die Zerstörer und die kleineren Kreuzer ersetzen sollen. Dafür wurde eine sehr hohe Geschwindigkeit, 36 kn, gefordert. Die Geschützbewaffnung wurde im Vergleich zur vorhergehenden, 1905-08 gebauten Tribal-Klasse verdoppelt, die Torpedobewaffnung aber nicht verstärkt. Die Kombination geforderter Eigenschaften machte es notwendig, dass der Typ deutlich größer als die früheren Zerstörer ausfiel, er verdrängte mehr als doppelt so viel.

Swift leitete aber, im Gegensatz zu Dreadnought und Invincible, keine Revolution im Schiffsbau ein. Sie erreichte nie die geforderte Geschwindigkeit, hatte dazu einen enormen Treibstoffverbrauch und war sehr leicht gebaut. Natürlich bedeutete die Größenzunahme in Kombination mit stärkeren Maschinen und einer stärkeren Bewaffnung auch höhere Kosten, aber im Gegensatz zu den Schlachtschiffen und Schlachtkreuzern wurde dies im Falle der Zerstörer nicht als akzeptabel betrachtet und Swift blieb ein Unikat. Die folgenden Zerstörer-Klassen waren wieder deutlich kleiner. Erst die 1938 fertiggestellte Afridi der Tribal-Klasse - auch eine Klasse, die teilweise Kreuzeraufgaben übernehmen sollte - war größer als die 1910 fertiggestellte Swift. Für Swift wurde eine neue Aufgabe gesucht und so wurde sie 1913 Flottillenführer, d.h. Flaggschiff von Zerstörerverbänden - auch eine Aufgabe, für die bis dahin Kreuzer verwendet wurden. Die Royal Navy ließ nach Beginn des Ersten Weltkriegs weitere vergrößerte Zerstörer als Flottillenführer bauen, die aber alle kleiner (und damit auch billiger) als Swift ausfielen.

Die Idee des Großzerstörers, der auch Kreuzeraufgaben übernehmen sollte, wurde aber von anderen Marinen aufgenommen. So wurden kurz vor dem Ersten Weltkrieg für die argentinische, chilenische, italienische und russische Marine Großzerstörer gebaut. Die deutsche Kaiserliche Marine hatte im Krieg einen Teil der für Argentinien gebauten Großzerstörer übernommen und aus Teilen, die ursprünglich für die russischen Schiffe gedacht waren, zwei weitere Klassen bauen lassen. 1916 wurde dann ein Großzerstörer entwickelt, der Swift größenmäßig übertraf. Von diesem Typ wurden aber nur zwei Schiffe fertig, S 113 und V 116. Nach dem Ersten Weltkrieg ließ auch die französische Marine Großzerstörer bauen, die größer als Swift waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Kreuzer allgemein durch große Zerstörer und Fregatten ersetzt.

Swift war 107,8 m lang, 10,4 m breit und verdrängte 2390 t. Der Antrieb erfolgte durch zwölf Kessel und vier Dampfturbinen, die 30.000 PS leisteten, womit 35,1 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 126 Mann.

Bewaffnung 1914
4 x 10,2 cm L/40 BL Mk VIII (P Mk V-Einzellafetten)
2 x 45,7 cm Torpedorohre (unklar, ob durch 53,3 cm-Torpedrohre ersetzt)

Swift wurde 1906-10 von Cammel Laird in Birkenhead gebaut. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs war sie Flaggschiff der 4th Torpedo Boat Destroyer Flotilla und wurde nach Scapa Flow verlegt, wo sie ein Teil der Grand Fleet war. Dort rettete sie 22 Überlebende des am 15. Oktober 1914 versenkten Geschützten Kreuzers HMS Hawke. Die Wetterbedingungen im Norden waren zu viel für den schwach gebauten Rumpf, weshalb Swift Ende 1915 zur Dover Patrol verlegt wurde. Dort wurde sie Flaggschiff der 6th Destroyer Flotilla und sicherte das Legen von Minensperren. 1916 wurde ihre Brücke vergrößert und verstärkt und die beiden vorderen 10,2-cm-Geschütze wurde durch ein 15,2-cm-Geschütz ersetzt. In der Nacht vom 20/21. April 1917 fing sie zusammen mit dem Flottillenführer Broke sechs deutsche Zerstörer ab, die einen Angriff auf die Dover Barrage (einen Sperre gegen U-Boote) fuhren. Swift torpedierte den Zerstörer G 85, der sank, während der Zerstörer G 42 von Broke gerammt wurde und nach längerem Nahkampf sank. Swift wurde leicht beschädigt, ein Mann der Besatzung wurde getötet und vier verwundet. Bei den notwendigen Reparaturen wurde eventuell das 15,2-cm-Geschütz, das sich nicht bewährt hatte, wieder durch zwei 10,2-cm-Geschütze ersetzt (der Austausch ist nicht sicher, ich habe keinen fotografischen Beweis gefunden). Danach diente Swift weiter bei der Dover Patrol und war im Dezember 1917 an zwei kurzen Gefechten mit deutschen Zerstörern beteiligt. Im April 1918 nahm sie an den Angriffen auf Ostende teil. Am 6. Mai 1918 fuhr sie auf eine Mine, konnte aber relativ schnell wieder repariert werden. Swift wurde 1921 zum Abwracken verkauft.

Der Bausatz

Atlantic Models hat den ersten 1/700-Bausatz der Swift herausgebracht. Er stellt den frühen Zustand dar, also mit der kleinen Brücke und vier 10,2-cm-Geschützen. Kombrig hat inzwischen auch einen Bausatz herausgebracht, der eventuell den Zustand von 1917 darstellt (zumindest laut Deckelbild).

Der Rumpf ist von der Form und den Abmessungen wohl maßstabsgetreu - die Länge ist aber wegen dem Ruder, das achtern als Fotoätzteil ergänzt wird, etwas schwerer zu bestimmen. Die Gussqualität ist sehr gut, die Detaillierung ebenso. Es gibt zahlreiche kleine Löcher, die als Positionierungshilfen gedacht sind. An der Wasserlinie muss man etwas Gussgrat entfernen.

Die Anzahl der Teile für die Aufbauten ist natürlich sehr übersichtlich, im Wesentlichen nur die offene Brücke. Die Schornsteine sind gut gemacht, sie sind oben offen. An dem Gussast mit der Brücke findet man noch die Torpedorohre und ein Teil, das eventuell zu einem Flugabwehrgeschütz gehört, welches für die 1914er-Version nicht gebraucht wird.

Sehr umfangreich ist der Satz mit Lüftern. Laut Anleitung muss man einige von ihnen in der Höhe anpassen. Die Beiboote bestehen nur aus dem Rumpf, alle weiteren Details werden durch Fotoätzteile dargestellt. Die meisten der 10,2-cm-Rohre sind von den Lafetten abgebrochen. Das dürfte leicht zu korrigieren sein, der Bruch ist aber wohl eine unvermeidliche Folge, wenn solch feine Teile gemeinsam in Plastiktüten verpackt werden! Die Teile sind gut detailliert und auch die Gussqualität ist sehr gut.

Im Bausatz findet man noch einige Teile, die in der Bauanleitung nicht genauer beschrieben werden. Es wird nur erwähnt, dass sie zu späteren Bauzuständen gehören und für die Nutzung zusätzliche Recherchen und selbst gebaute Teile notwendig sind. Man findet hier auf jeden Fall zwei Decks für die erweiterte, spätere Brücke - aber das Steuerhaus selbst fehlt. Zudem sind Ausguckskörbe, wahrscheinlich die Lafette des Flugabwehrgeschützes und Rettungsflöße enthalten.

Wer aus dem Bausatz eine späte Version bauen will, z.B. die von 1917, braucht zusätzlich noch ein 15,2-cm-Geschütz, das auf dem Vorderdeck aufgestellt war. Es ist allerdings eine offene Frage, wie das Deck dort damals aussah; der Bausatz zeigt die Strukturen um die beiden 10,2-cm-Geschütze. Die beiden achteren 10,2-cm-Geschütze hatten ein niedriges Schild. Hier findet man eventuell passende Teile im Zubehörhandel. Die Position für das achtere Flugabwehrgeschütz müsste auch ergänzt werden, genauso eine Plattform für einen zweiten Scheinwerfer hinter dem achtersten Schornstein.

Als Vergleich noch der Rumpf der Swift mit einem Rumpf eines Zerstörers der Tribal-Klasse von 1938 (Samek-Bausatz):

Die Fotoätzteile

Dem Bausatz liegen zwei Fotoätzteilplatinen bei: eine spezifische für die Swift und eine mit Davits, die auch extra erhältlich ist. Enthalten sind hier Reling, Decksabstützungen, das Kartenhaus, Anker, Scheinwerferplattform, Geschützplattform, Schraubenschutz, das Ruder (das achtern an das Heck angehängt war, sehr untypisch für ein Schiff dieser Größe, aber typisch für damalige britische Zerstörer), die Semaphore und Details für die Beiboote.

Einige Teile sind etwas massiv, insbesondere die Reling. Die Teile für die Beiboote finde ich etwas merkwürdig. Man soll sie anscheinend oben auf die Resinrümpfe kleben. Damit wären die Ruderbänke aber nicht vertieft angeordnet. Ich bin mir nicht sicher, was dieser "Längsspant" bei den Fotoätzteilen darstellen soll. Ich habe keine Fotos von Beibooten gefunden, die so ein Merkmal aufweisen.

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst eine englisch-sprachige, sehr detaillierte Beschreibung des Originals, eine Übersicht der enthaltenen Teile, die eigentliche Bauanleitung sowie eine Seitenansicht und Aufsicht des Zustands von 1914. Zudem findet man die Bemerkung, dass zusätzliche Teile für spätere Bauzustände im Bausatz enthalten sind, aber hierfür eigene Recherchen notwendig wären. Die Angaben für die Farbgebung beziehen sich auf die Sovereign Hobbies Colourcoat-Farben.

Die Anleitung selbst besteht aus sechs Schritten und zeigt den Zusammenbau anhang von Fotos des Modells. Leider haben die Fotos relativ wenig Kontrast, so dass man teilweise nicht viel erkennen kann. Der Plan des Schiffs dürfte hier helfen. Allerdings soll man die Lafetten und Lüfter von der Länge her anpassen. Hier wäre es hilfreich gewesen, wenn für den Plan auch gleich ein Maßstab angegeben worden wäre. Für die Masten findet man nur Angaben für Dicke und Länge, Teile für die Masten sind nicht enthalten.

Die Angaben für den Anstrich beschreiben ein Schema, das vor dem Krieg verwendet wurde: weißer Rumpf und wohl hellgraue Aufbauten. Dazu wird das dunkelgraue Schema bei Kriegsbeginn vorgeschlagen.

Fotos der Swift von 1916/17, mit vergrößerter Brücke und dem 15,2-cm-Geschütz vor der Back, zeigen sie sowohl mit hellgrauem als auch mit dunkelgrauem Anstrich. Im Falle des dunkelgrauen Anstrichs hatte sie auch zeitweise (wahrscheinlich spät im Krieg) die Kennnummer "D60". Mir sind keine Fotos der Swift bekannt, die belegen, dass das 15,2-cm-Geschütz 1917 tatsächlich wieder ausgebaut und durch zwei 10,2-cm-Geschütze ersetzt wurde.

Quellen

Fazit

Der Bausatz der Swift zeichnet sich durch gut gegossene und detaillierte Resinteile sowie einen kompletten Satz Fotoätzteile aus. Der Bau des Modells im frühen Zustand, nach Anleitung, sollte relativ unproblematisch sein, auch wenn die Positionen einiger Teile auf den Fotos der Anleitung kaum erkennbar sind. Dafür ist ein detaillierter Plan enthalten, der hier weiterhelfen sollte. Ich glaube nicht, dass die Beiboote so überzeugend wirken. Eventuell muss man die Fotoätzteile modifizieren, die Inneneinrichtung selbst machen oder die Boote gleich mit Persenning abdecken. Für den Bau der Swift im Zustand von 1916/17 wären zwar einige Teile enthalten, aber man muss einige Teile selbst ergänzen, z.B. das Steuerhaus und das vordere 15,2-cm-Geschütz. Der Bausatz selbst ist klar für den Zustand von 1914 ausgelegt, wie schon auf dem Deckelbild vermerkt. Für diesen Bauzustand ist der Bausatz

alt empfehlenswert

Lars