Flugabwehrkreuzer HMS Calcutta Deckelbild


Modell: H.M.S. Calcutta Royal Navy anti-aircraft cruiser 1941
Hersteller: Atlantic Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile, Metallstäbe
Art.Nr.: ATK70058
Preis: 42 Britische Pfund (ca. 49 €)

Das Original

Der britische Flakkreuzer HMS Calcutta wurde ursprünglich als einer fünf Leichten Kreuzer der Capetown-Klasse 1917-19 gebaut. Die Capetown-Klasse war die letzte der C-Klassen. Sie ähnelte stark der vorhergehenden Ceres-Klasse. Sie war ebenfalls mit fünf 15,2-cm-Geschützen und acht Torpedorohren bewaffnet und wie bei dieser standen je zwei der Geschütze vorne und achtern übereinander angeordnet und das fünfte hinter den Schornsteinen. Der Unterschied zwischen den beiden Klassen war die Bugform: die Capetown-Klasse erhielt einen Trawler-Bug, d.h. vorne stieg das Deck stark an, um den Freibord zu erhöhen. Die Kreuzer der Capetown-Klasse kamen im Ersten Weltkrieg nicht mehr zum Einsatz, gehörten aber zum Zeitpunkt der Fertigstellung zu den besten Leichten Kreuzern. Doch dies änderte sich schnell und in den 1930ern waren sie stark veraltet. Da es zu dieser Zeit aber notwendig war, die Fähigkeiten der Flotte sich gegen Luftangriffe zu verteidigen zu verbessern, wurden viele Kreuzer der Ceres- und Capetown-Klasse zu Flugabwehrkreuzern umgebaut, darunter auch HMS Calcutta.

Es gab drei Umbauvarianten zur Flugabwehrkreuzern, wobei in jeden Fall die ursprüngliche Bewaffnung komplett entfernt wurde:

  • Variante 1: Coventry und Curlew (beide Ceres-Klasse) erhielten 1935-36 zehn 10,2-cm-Flak in Einzellafetten sowie zwei 4-cm-Achtlinge (einer 1938-39 durch zwei 1,27-cm-Vierlinge ersetzt). Sie erhielten zwei HACS-Feuerleitgeräte für die schwere Flak.
  • Variante 2: Cairo, Calcutta und Carlisle (Capetown-Klasse) und Curacoa (Ceres-Klasse) erhielten 1938-40 vier 10,2-Zwillingsflak (eine vorne, eine mittschiffs, zwei achtern), einen 4-cm-Vierling (auf Position B), zwei 1,27-cm-Vierlinge sowie ein oder zwei HACS-Feuerleitgeräte (manche wurde erst später mit den zweiten hinter dem Großmast nachgerüstet).
  • Variante 3: Colombo (Capetown-Klasse) und Caledon (Caledon-Klasse) erhielten 1942-43 drei 10,2-cm-Zwillinge (zwei vorne, einer achtern), zwei 4-cm-Bofors-Zwillinge, 14 2-cm-Oerlikon (acht Zwillinge und zwei Einzel) und ein HACS-Feuerleitgerät. Im Falle von Caledon wurde dabei auch der gesamte vordere Aufbau nach dem Vorbild der späteren Klassen umgebaut.

Die Umbauten bewährten sich, sechs von ihnen schossen insgesamt 31 Flugzeuge ab, während die 16 neueren Kreuzer der Dido-Klasse nur 15 abschossen. Ihre 10,2-cm-Flak waren für die Flugabwehr besser als die 13,3-cm-Geschütze der Dido-Klasse geeignet. Die umgebauten Flugabwehrkreuzer der C-Klassen erlitten aber auch schwere Verluste: von acht Umbauten wurden fünf versenkt (drei durch Flugzeugbomben, einer durch U-Boot-Torpedos und einer durch eine Kollision) und ein weiteres Schiff wurde nach Bombenschäden zum Totalverlust erklärt.

Calcutta war 137,6 m lang, 13,3 m breit und verdrängte 5334 t. Der Antrieb bestand aus sechs Kesseln und zwei Dampfturbinen, die 40.000 PS leisteten, womit 29 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 432 Mann.

Bewaffnung 1941
8 x 10,2 cm L/45 Mk XVI (vier Mk XIX Zwillingslafetten)
4 x 4 cm L/39 Mk VIII Pom-Pom (eine Mk VII Vierlingslafette)
8 x 1,27 cm L/62 Mk III (zwei Vierlingslafetten)

Calcutta wurde 1917-19 von Vickers in Barrow-in-Furness gebaut. Sie diente danach bis 1927 bei der 8th Light Cruiser Squadron in Nordamerika und der Karibik, teilweise als Flaggschiff. Am 21. Oktober 1926 wurde sie in Bermuda von einem Hurrikan beschädigt, als sie gegen den Anleger gedrückt wurde. 1927-28 war sie bei der Reserveflotte, danach bis 1931 bei der 6th Cruiser Squadron in Südafrika. 1931-38 war sie wieder in Reserve und wurde danach bis 1939 in Chatham zum Flugabwehrkreuzer umgebaut. Danach wurde sie der Home Fleet zugeteilt.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gehörte Calcutta zur Humber Force und wurde in der Nordsee zur Sicherung von Konvois. Im Februar 1940 kam sie wieder zur Home Fleet und wurde mit dieser ab April in der Schlacht um Norwegen eingesetzt. Dort diente sie primär zur Absicherung von Landungsoperationen und Evakuierungen gegen Luftangriffe. Am 12. Mai versenkte sie den von den Deutschen als Truppentransporter genutzten Dampfer Nord-Norge. Ab dem 16. Mai half sie bei der Evakuierung alliierter Truppen aus Frankreich. Am 25. Juni kollidierte sie dabei mit dem kanadischen Zerstörer HMCS Fraser, der dabei in zwei Teile zerbrach und sank. Ende August 1940 wurde sie ins Mittelmeer verlegt. Dort wurde sie primär zur Sicherung von Konvois (u.a. nach Malta) und Truppentransporten (nach Griechenland) eingesetzt. Sie deckte die Evakuierung alliierter Truppen aus Griechenland, später aus Kreta. Am 27. Mai erhielt sie zwischen Kreta und Alexandria bei Luftangriffen zwei Treffer. Am 1. Juni, auf der Fahrt, um einen Evakuierungskonvoi aus Kreta zu sichern, wurde Calcutta von zwei Junkers Ju 88 des LG 1 überrascht und mit zwei Bomben getroffen. Sie sank innerhalb von wenigen Minuten, wobei 107 Mann starben.

Der Bausatz

Atlantic Models hat diesen Bausatz der Calcutta im Zustand von 1941 neu herausgebracht. Er sollte ursprünglich schon bei White Ensign Models erscheinen. Laut Deckelbild soll er in der Ausgabe von Atlantic Models auch 3D-gedruckte Teile enthalten, aber zumindest bei meinem Exemplar sind diese nicht enthalten und durch Resin- bzw. Fotoätzteile ersetzt worden.

Der Rumpf ist von der Form und Abmessungen vorbildgetreu. Der Seitenpanzer ist sehr fein wieder gegeben. Die Bullaugen sind auch sehr fein, aber nicht alle auf einer Ebene. Auch der Knick am Bug (Trawler-Bug) ist nicht auf beiden Seiten identisch. An Backbord ist er sehr schön ausgeformt, an Steuerbord dagegen etwas wellig - anscheinend noch ein per Hand gemachtes Urmodell, also kein gedrucktes. Die Poller sind leider nicht alle ausgeformt oder wieder abgebrochen. Die Holzbeplankung ist sehr fein dargestellt. Für die Aufbauten gibt es Vertiefungen, um sie korrekt positionieren zu können - ich habe nicht getestet, ob diese auch passen.


Die Aufbauten sind schön detailliert, auch die Unterzüge der Decks sind angedeutet. Die Teile sind an etwas merkwürdig geformten Angüssen. Hier empfehle ich besondere Vorsicht bei der Entfernung dieser - ich habe mit dem Seitenschneider schon einige Resinteile (und Rümpfe) zerbrochen, die so angegossen waren.


Auch die Teile für die Brücke, Schornsteine, diverse Plattformen und die Feuerleitgeräte sind gut gemacht.


Die 10,2-cm, 4-cm- und 1,27-cm-Geschütze sollten wahrscheinlich als 3D-gedruckte Teile beigelegt werden, mussten aber durch Resinteile ersetzt werden. Die 10,2-cm-Zwillinge sehen gut aus, für die leichte Flak liegen alternativ Fotoätzteile bei. Ich überlege stattdessen gedruckte Teile zu verwenden - falls die dann wieder erhältlich oder noch vorrätig sind.


Die Beiboote sind gut gemacht, genauso die Rettungsflöße. Die Scheinwerfer sehen etwas grober aus, dürfte aber auch brauchbar sein.

Für die Masten liegen Metallstäbe bei.

Die Fotoätzteile

Auf der Fotoätzteilplatine sieht man auch, dass der Bausatz schon 2015 für White Ensign Models entworfen wurde. Die Platine ist umfangreich und enthält u.a. Reling, Schornsteingrille, Semaphore, Wellenbrecher, Davits, Teile für die Masten, Peilantenne, Bootslager, Anker, Ankerketten, Details für die Beiboote und alternative Teile für die 4-cm- und 1,27-cm-Flak.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus Teilelisten, der eigentlichen Bauanleitung, Farbangaben und einer Planansicht. Positiv finde ich, dass die Teile nicht nur nummeriert, sondern auch beschriftet sind. Der Zusammenbau wird mit Hilfe von Fotos eines Modells erklärt. Dazu gibt es einige Anweisungen in Textform (auf Englisch). Für die Positionierung einiger nur im Text genannter Teile ist die enthaltene Seiten- und Aufsicht hilfreich - nur ist sie leider so gedruckt, dass Bug und Heck abgeschnitten sind. Die Farbangaben sind für das sehr eindrucksvolle Tarnschema von 1941.


Calcutta wurde nach Abschluss des Umbaus zum Flugabwehrkreuzer 1939 bis zur ihrer Versenkung von 1941 anscheinend kaum modifiziert. Auf der Zeichnung des Tarnschemas sind Spieren mit Radarantennen gezeigt, die man aber auf den beiden mir bekannten Fotos nicht erkennen kann. Es ist natürlich möglich, dass sie 1941 mit Radar nachgerüstet wurde. Aus dem Bausatz können auch relativ leicht ihre Schwesterschiffe Cairo und Carlisle gebaut werden. Cairo hatte anfangs das achtere Feuerleitgerät nicht, dieses wurde spätestens 1941 nachgerüstet, als das Schiff auch längere Spieren für Radarantennen erhalten hatte. Cairo erhielt wahrscheinlich 1942 vor ihrer Versenkung noch 2-cm-Oerlikon. Carlisle erhielt schon früh Radar, 1941 zwei 4-cm-Pom-Pom-Einfachlafetten und 1942 sieben 2-cm-Oerlikon. Im November 1942 wurde sie modernisiert und die Einzellafetten durch fünf 2-cm-Zwillinge ersetzt. Sie erhielt auch mehr Radar. Sowohl Cairo als auch Carlisle hatten auch eindrucksvolle Tarnschemen.

Die ähnlich umgebaute Curacoa gehörte zur Ceres-Klasse und hatte einen anderen Bug. Hier müsste man den Teil des Bugs über dem Knick entfernen und die Details an Deck neu modellieren. Die Colombo kann man mit einigen Änderungen wahrscheinlich auch bauen, für die nie zum Flakkreuzer umgebaute Capetown müsste natürlich noch mehr geändert werden und die 15,2-cm-Geschütze ergänzt werden.

Quellen

  • British Cruisers of World War Two von Alan Raven und John Roberts, London, 1980
  • British Cruisers. Two World Wars and after von Norman Friedman, Barnsley, 2010 (Buchbesprechung)
  • HMS Calcutta (D82) (Wikipedia)
  • HMS CALCUTTA - World War 1 C-type light cruiser (Naval History Homepage)
  • HMS Calcutta (WW2 cruisers)
  • The British Cruiser Calcutta. Profile Morskie 38 von Jerzy Mościński und Sławomir Brzeziński, Wyszków, 2001
  • Cruisers in Camera von Roger Hayward, Thrupp, 2000 (Buchbesprechung)
  • Cruisers of the Royal Navy and Commonwealth Navies von Douglas Morris, Liskeard, 1987 (Buchbesprechung)
  • British Cruiser Warfare. The Lessons of the Early War, 1939-1941 von Alan Raven, Barnsley, 2019
  • British Warships of the Second World War detailed in the original builder's plans von John Roberts, Barnsley, 2017
  • British and Commonwealth Warship Camouflage of WWII, Volume 3. Cruisers, Minelayers and Armed Merchant Cruisers von Malcolm Wright, Barnsley, 2016 (Buchbesprechung)
  • Warship Perspectives Camouflage Volume 1, 2 und 3 von Alan Raven, New York, 2000-01
  • Nelson to Vanguard. Warship Design and Development 1923-1945 von D.K. Brown, London, 2006
  • Cruisers of World War Two. An International Encyclopedia von M.J. Whitley, London, 1995
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1922-1946 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1980

Fazit

Der Bausatz der Calcutta von Atlantic Models bietet eine gute Grundlage für den Bau eines Modells. Leider gibt es am Rumpf einige kleinere, aber behebbare Probleme und es sind auch leider keine 3D-gedruckten Flugabwehrgeschütze enthalten. Insgesamt ist der Bausatz

empfehlenswert

Lars