Deckelbild

Modell: Aquitaine Class. French FREMM ASW Frigate
Hersteller: Gwylan Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: -
Preis: 27,5 Britische Pfund (ca. 38 €)

Das Original

Die Aquitaine-Klasse ist die französische Variante der FRégates Européennes Multi-Missions (FREMM)-Klasse, die gemeinsam für die französische und italienische Marine entwickelt wurde. Die französischen Schiffe sollen die U-Jagd-Fregatten (klassifiziert als Zerstörer) der Tourville- und Georges Leyques-Klasse sowie die Flugabwehrfregatten der Cassard-Klasse ersetzen.

Der Entwurf der Klasse geht auf Studien zurück, die aus der La Fayette- und Formidable-Klasse entwickelt wurden. Ursprünglich plante die französische Marine die Anschaffung von 17 Schiffen und es waren zwei Varianten vorgesehen: eine U-Jagd-Variante und eine Landzielbeschuss-Variante. Neben den damals noch neun in Dienst befindlichen Schiffen der Tourville- und Georges Leyques-Klasse sollten auch die kleinen Avisos der Estienne d'Orves-Klasse ersetzt werden. Die Finanzierung des Ersatzes der Avisos durch vier Mal größere Fregatten wurde der französischen Marine allerdings verweigert. Entsprechend wurde die Zahl der Schiffe auf elf reduziert und die Landzielbeschuss-Variante wurde auch gestrichen. Die U-Jagd-Variante verfügt aber über Sylver A70-Senkrechtstarter, aus denen Scalp-Marschflugkörper abgefeuert werden können, so dass auch diese Variante über eine beträchtliche Landzielbeschussfähigkeit verfügt.

Sechs geplanten Schiffe werden als U-Jagd-Schiffe ausgelegt: Aquitaine, Normandie, Provence, Languedoc, Auvergne (D650 bis D654) und Bretagne (D656). Eventuell folgen drei weitere Schiffe dieser Variante. Dazu werden zwei Schiffe als Flugabwehrfregatten ausgelegt, FREDA (FREgates de Défense Aériennes) genannt, da von der Horizon (Forbin)-Klasse nur zwei Schiffe gebaut wurden und deshalb noch Ersatz für die beiden Schiffe der Cassard-Klasse notwendig ist. Voraussichtlich werden die beiden Flugabwehrfregatten Alsace (D655) und Lorraine (D657) genannt werden (in manchen Quellen ist Alsace und Bretagne vertauscht, d.h. die Zuordnung ist nicht sicher). Von der U-Jagd-Variante wurde auch ein Schiff für Marokko, die Mohammed VI, gebaut. Dazu wurde die Normandie vor der Indienststellung bei der französischen Marine an Ägypten verkauft, so dass eine neue Normandie für die französische Marine gebaut werden muss.

Obwohl die FREMM-Klasse gemeinsam von Frankreich und Italien entwickelt wurden, unterscheiden sich die französischen Schiffe deutlich von den italienischen. Dies gilt insbesondere für die Wahl der Radaranlage: die französischen Schiffe der U-Jagd-Variante haben einen passiven phasengesteuerten Herakles-Radar, der relativ niedrig über der Brücke angebracht ist. Die italienischen Schiffe haben dagegen einen relativ hoch auf einem Fockmast angebracht passiven phasengesteuerten EMPAR-Radar, wie er auch von der Horizon-Klasse bekannt ist. Die beiden französischen Flugabwehrfregatten werden einen an einem Aufbau über der Brücke angebrachten aktiven phasengesteuerten Sea Fire-Radar erhalten. Weitere Unterschiede gibt es bei der Bewaffnung. So haben die französischen Schiffe nur ein 7,62 cm-Geschütz auf dem Vorschiff, während die italienischen Schiffe über zwei größere Geschütze verfügen. Die französische U-Jagd-Variante hat einen Sylver A-43 Senkrechtstarter für Aster 15-Flugabwehrraketen sowie einen Sylver A-70 für Scalp-Marschflugkörper. Die französische Flugabwehrvariante soll statt der Marschflugkörper mit einem Sylver A-50-Starter für weiterreichende Aster 30-Flugabwehrraketen ausgerüstet werden. Die italienischen Schiffe haben nur einen Sylver A-50-Starter für Aster 15 und Aster 30. Es gibt diverse weitere Unterschiede, so besitzen die französischen Schiffe Exocet MM40-Anti-Schiffsraketen und die italienischen Schiffe Teseo-Anti-Schiffs-Raketen. Wie die italienische U-Jagd-Variante hat auch die französische einen Bug- und einen Schleppsonar und kann U-Boote mit Hilfe von Torpedorohren und dem U-Jagdhubschraubern bekämpfen. Die französische Flugabwehrvariante wird eventuell der Schleppsonar fehlen - wie auch der italienischen Mehrzweck- und Flugabwehrvariante.

Die Aquitaine-Klasse (U-Jagd-Variante) ist 142 m lang, 20 m breit und verdrängt 6000 t. Der Antrieb besteht aus einer Kombination aus einem 12 000 PS starken diesel-elektrischen Antrieb (vier Diesel und zwei-Elektromotoren) für die Marschfahrt bis 16 kn und einer 43 500 PS starken Gasturbine für die Höchstgeschwindigkeit von 27 kn. Die Besatzung setzt sich aus 108 Mitgliedern zusammen, es sind aber Unterbringungsmöglichkeiten für 120 Personen vorhanden.

Bewaffnung (U-Jagd-Variante)
1 x 7,62 cm L/62 OTO Melara SR Geschütz
2 x 2 cm Narwhal Geschütze
2 x 1,3 cm Maschinengewehre
1 16fach Sylver A-70 Senkrechtstarter für Scalp-Marschflugkörper
2 4fach Exocet MM-40 Block III-Antischiffsraketenstarter
1 16fach Sylver A-43 Senkrechstarter für Aster 15-Flugabwehrraketen
4 x 32,4 cm-Torpedorohre (zwei Zwillingsrohre, 19 MU90 Torpedos)
1 NH-90 Caïman Bordhubschrauber

Die Aquitaine-Klasse wird seit 2007 bei DCNS in Lorient gebaut. Die Aquitaine wurde 2012 in Dienst gestellt und hat ihren Heimathafen in Brest. Die marokkanische Mohammed VI wurde 2014 in Dienst gestellt. Die Normandie stand kurz vor der Indienststellung, als sie 2015 an Ägypten verkauft wurde (ihr neuer Name ist mir nicht bekannt). Die Provence soll auch 2015 in Dienst gestellt werden, worauf bis 2022 jedes Jahr ein Schiff in Dienst gestellt werden soll. Nach heutiger Planung sollen noch drei weitere Schiffe bestellt werden.

Der Bausatz

Gwylan Models hat im Maßstab 1/700 nach dem Bausatz der beiden italienischen Varianten der FREMM-Klasse zwei Bausätze der französischen Schiffe herausgebracht: den Bausatz der hier besprochenden U-Jagd-Variante sowie einen Bausatz der Flugabwehrvariante FREDA. Ich habe mir erst einmal nur ersten gekauft, da die Flugabwehrvariante frühestens 2017, eventuell erst 2021 fertig gestellt werden soll. Entsprechend ist es unklar, wie diese Schiffe dann tatsächlich mal aussehen werden.

Der hier besprochene Bausatz stellt die U-Jagd-Variante dar, von der bereits die französische Aquitaine sowie die marokkanische Mohammed VI fertig gestellt ist und die Fertigstellung der französischen Provence und der ägyptischen FREMM-Fregatte (ex Normandie) für dieses Jahr vorgesehen ist.

Der Rumpf dieses Resin-Bausatzes ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells und umfasst auch bereits die meisten Aufbauten sowie zahlreiche Details. Für die wenigen restlichen Teile gibt es entsprechende Öffnungen, so dass der Zusammenbau sehr einfach ist. Die Gussqualität ist sehr gut, nur unten an der Wasserlinie fehlt im Bereich Bug und Heck etwas Material. Das sieht man allerdings nur von unten, nicht von der Seite. Das Urmodell wurde mittels 3D-Druck hergestellt, was man teilweise an leicht rauen Oberflächen sehen kann. Bei den meisten Stellen dürfte aber keinerlei Nacharbeit notwendig sein. Das Modell ist 3 mm zu kurz und 1 mm zu schmall (ausgehend von den Angaben auf der Seite der französischen Marine). Die Form sieht von der Seite gut getroffen aus, auch die meisten Details sind sehr stimmig. Ich bin mir allerdings bei einem Punkt etwas unsicher: der Breite des Rumpfs im Bereich der Senkrechtstarter und der Brücke. Für mich wirkt das Modell hier etwas zu schmall, so dass auf beiden Seiten der Starter weniger Platz ist und die Brückenfront zu schmall ist. Eventuell wirkt deshalb der Knick im Aufbau unterhalb der Brücke nicht so markant. Allerdings kann mein Eindruck falsch sein - es ist sehr schwer die genaue Form anhand von Fotos, die nicht genau von oben aufgenommen worden sind, zu berurteilen.

Am hinteren Ende des Hangardachs finden sich am Modell bereits die Vertiefungen, in denen die 2 cm Narwhal-Geschütze stehen. Die Aquitaine verfügte anfangs nicht über diese Geschütze, wurde aber inzwischen mit ihnen nachgerüstet wird. Die Mohammed VI hat diese Geschütze bisher nicht und die Vertiefung sind von der Seite nicht zu erkennen.

Die meisten der restlichen Resinteile finden ich an einem Spritzling, der stark an Spritzgussbausätze erinnert. Auch diese Teile sind sehr gut detailliert. Lediglich die Geschützrohre des 7,62 cm-Geschützes (Teil 10) und der beiden 2 cm-Geschütze (Teil 29) wirken etwas dick. An den Teilen findet sich minimaler Grat, an den größeren Teilen, insbesondere am Großmast und dem Unterbau des Herakles-Radars, ist leichter Formenversatz erkennbar. Dazu sind hier die Überflächen rauer und bei meinem Exemplar finden sich auch zwei Luftblasen. Man wird hier um Nacharbeit nicht herumkommen.

Die beiden NH-90 Hubschrauber sind schon aus Bausatz der italienischen FREMM-Fregatten bekannt. Sie sind sehr gut detailliert und gut gegossen. Nur etwas Nacharbeit an der Grenze der beiden Formhälften dürfte anfallen.

Einer der Hubschrauber kann einsatzbereit dargestellt werden, der andere mit eingeklappten Heck- und Hauptrotor (siehe Fotoätzteile).

Die Fotoätzteile

Es liegen zwei kleine Platinen bei. Eine enthält Teile für die NH-90 Hubschrauber. Wie oben schon erwähnt, liegt hier der Hauptrotor in einsatzbereiter und zusammengeklappter Form vor.

Die zweite Platine umfasst Teile für den Mast, Antennen, Gitter am Hubschrauberdeck und die Abdeckungen der Buchten für die Beiboote. Weitere Teile müssen nicht zugekauft werden. Das echte Schiff hat z.B. keine herkömmliche Reling.

Die Abziehbilder

Die Abziehbilder umfassen die Markierungen für das Flugdeck sowie die Kennnummern am Rumpf und auf dem Hangardach. Kennungen sind für D650 bis D657 enthalten, also auch für die beiden FREDA-Fregatten (egal ob dies jetzt Alsace und Lorraine sind oder Bretagne und Lorraine und welche Kennnummern diese Schiffe genau haben werden).

Der weiße Namenszug achtern seitlich am Rumpf ist nicht enthalten, ebenso gibt es keine Markierungen für die Bordhubschrauber. Es liegen auch keine Kennnummern für die marokkanische Mohammed VI bei. Die Kennnummer 701 ist bei diesem Schiff weiß mit schwarzen Schatten, während der Namenszug in weiß auf blauen Grund ist.

Die Anleitung

Die Anleitung beschreibt den Zusammenbau in zehn Schritten. In Kombination mit der Nummerierung der Bauteile und mit den Passstiften und -vertiefungen ist dies vorbildhaft und sollte keinerlei Fragen offen lassen.

Die Farbangaben sind nur allgemein gehalten (Hellgrau, Dunkelgrau, Schwarz, Weiß), dafür finden sich relativ genaue Angaben, wo die verschiedenen Abziehbilder hingehören. Zumindest die Aquitaine erhielt zeitweise einen schwarz bemalten 7,62 cm-Turm und eine schwarze Schornsteinkappe. Die marokkanische Mohammed VI ist sehr ähnlich bemalt und hat auch eine schwarze Schornsteinkappe. Meines Wissens hat dieses Schiff einen Eurocopter AS565 Panther Bordhubschrauber. Dieser ist in der chinesischen Z-9-Variante von Orange Hobby erhältlich. Ich habe keine Angaben gefunden, welcher Hubschrauber von dem ägyptischen Schiff (ex Normandie) fliegen soll.

Hier noch ein Vergleich der beiden Bausätze der FREMM-Fregatten von Gwylan Models: vorne die französische Aquitaine-Klasse (U-Jagd-Version), dahinter die italienische Carlo Bergamini-Klasse (wird auch als U-Jagd-Version gebaut):

Bei der Aquitaine-Klasse sind nur die größeren Bauteile zusammengesteckt und noch nicht versäubert.

Quellen

Fazit

Gwylan Models hat mit dem Bausatz der Aquitaine-Klasse, der französischen U-Jagd-Variante der FREMM-Fregatten, einen sehr detaillierten und kompletten Bausatz vorgelegt. Fotoätzteile und Abziehbilder sind bereits enthalten. Die klare Nummerierung der Resinteile, die Passstifte und -vertiefungen sowie die klare Anleitung sind vorbildhaft. Obwohl das Modell insgesamt korrekt wirkt, bin ich mir in Bezug auf die Abmessungen sowie die Form des Rumpfs im Bereich der Brücke und der Sylver-Senkrechtstarter nicht sicher. Bei einigen Teilen ist wegen Formenversatz und rauen Oberflächen etwas Nacharbeit erforderlich, aber insgesamt hat sich Gwylan Models hier im Vergleich zum ersten FREMM-Bausatz massiv verbessert. Dazu werden die Bausätze für Resinbausätze relativ günstig angeboten. Zusammengefasst schrammt der Bausatz knapp an den fünf Sternen vorbei.

alt empfehlenswert

Lars