Deckelbild

Modell: Dutch Light Cruiser De Ruyter 1942
Hersteller: Niko Model
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Draht, Fotoätzteile
Art.Nr.: 7082
Preis: 60 €

Das Original

Für die Verteidigung der niederländischen Kolonien in Südostasien setzte die niederländische Marine aus Geldmangel auf U-Boote, Leichte Kreuzer, Zerstörer und Flugzeuge. Es waren drei Kreuzer vorgesehen, um immer mindestens zwei einsatzbereit zu haben. Allerdings wurde das dritte Schiff der Java-Klasse, die Celebes, storniert. Um doch noch einen dritten Kreuzer zu erhalten, wurde ein kleineres, billigeres Schiff geplant. Die Hauptbewaffnung sollte aus drei 15 cm-Zwillingstürmen bestehen, dazu waren keine schwere Flak und Torpedorohre vorgesehen. Um die Geschwindigkeit auf 32 kn zu erhöhen, musste allerdings der Rumpf verlängert werden, was auch den Einbau eines siebten 15 cm-Geschützes ermöglichte. Das Schiff erhielt den Namen De Ruyter und war das neunte Schiff dieses Namens in der niederländischen Marine (heute ist das zwölfte, eine Fregatte der LCF-Klasse, in Dienst).

Der Leichte Kreuzer wies neben dem schon erwähnten Fehlen einer schweren Flak und von Torpedorohren eine Reihe weiterer Besonderheiten auf: die Brücke war als Turmbrücke angeordnet, was ihm zusammen mit dem einzelnen Schornstein und dessen eigenwillige Schornsteinkappe (die nach Indienststellung noch verändert wurde) ein einmaliges Aussehen gab. Die Feuerleitung war für damalige Verhältnisse sehr fortschrittlich, insbesondere die für die 4 cm-Flak. Sowohl die Geschützlafetten als auch die Feuerleitung war auf drei Achsen stabilisiert. Die 4 cm-Flak bestand aus fünf Hazemeyer-Zwillingslafetten mit Bofors-Geschützen und war deutlich besser als die von anderen damaligen Marinen benutzten Flakgeschütze (von denen einige später ihre Schiffe selbst mit 4 cm-Bofors ausrüsten sollten). Wie die Java-Klasse konnte die De Ruyter zwei Flugzeuge mitführen, erhielt aber im Gegensatz zu der Vorgängerklasse auch ein Katapult der Firma Heinkel.

De Ruyter war 170,92 m lang, 15,70 m breit und verdrängte voll beladen 7548 t. Der Antrieb erfolgte über sechs Kessel und zwei Turbinensätze, die zusammen 66 000 PS leisteten. Bei den Probefahrten erreichte sie 33,56 kn. Die Besatzung bestand aus 437 Personen.

Bewaffnung
7 x 15 cm L/50 Bofors (drei No. 9 Zwillingstürme, ein No. 10 Einzelturm)
10 x 4 cm L/60 Bofors (fünf Zwillingslafetten)
8 x 1,27 cm MG
2 Fokker C-XI.w-Bordflugzeuge

De Ruyter wurde von 1933-36 bei Wilton Feijenoord in Rotterdam gebaut. Ihr Heimathafen war Suarabaya auf Java, wo sie 1937 eintraf. Ab Oktober 1937 wurde sie Flaggschiff des niederländischen Geschwaders im Fernen Osten, wo sie auch nach der deutschen Invasion im Mai 1940 blieb. Nach dem Ausbruch des Kriegs im Pazifik im Dezember 1941 wurde ein gemeinsames Kommando der amerikanischen, australischen, britischen und niederländischen Marine (ABDA) vereinbart, was aber erst am 15. Januar 1942 aktiv wurde. De Ruyter wurde das Flaggschiff dieser Einheiten, Befehlshaber war Karel Doorman. Am 4. Februar 1942 wurde sie zusammen mit dem niederländischen Kreuzern Tromp, den amerikanischen Kreuzern Houston und Marblehead sowie den niederländischen Zerstörern BanckertPiet Hein, Van Ghent und den amerikanischen Zerstörern Barker, Bulmer, John D. Edwards und Stewart in der Schlacht in der Straße von Makassar bei einem Versuch einen Konvoi abzufangen von japanischen Aichi D3A Val-Sturzkampfbombern angreiffen. Die beiden amerikanischen Kreuzer wurden schwer getroffen, De Ruyter wurde nur leicht beschädigt. Am 11. Februar kollidierte De Ruyter nachts mit dem amerikanischen Zerstörer Whipple, wurde aber nur minimal beschädigt. Ein paar Tage später, am 15. Februar, wurde die alliierte Flotte (die niederländischen Kreuzer De Ruyter, Tromp und Java, die britische Exeter und australische Hobart sowie die niederländischen Zerstörer Van Ghent, Kortenaer, Piet Hein und Banckert unddie amerikanischen Zerstörer Barker, Stewart, Bulmer, John D. Edwards, Pillsbury and Parrot) von japanischen Bombern angegriffen, aber nur die beiden amerikanischen Zerstörer Barker und Bulmer wurden leicht beschädigt (der niederländische Zerstörer Van Ghent war schon zuvor auf ein Riff gelaufen und aufgegeben worden).

Am 18. Februar griff die allierte Flotte, die sich dieses Mal aus den drei niederländischen Leichten Kreuzern, den niederländischen Zerstörern Kortenaer (die aber auflief und nicht rechtzeitig frei kam), Piet Hein und den amerikanischen Zerstörern Ford, Pope, Stewart, Parrott, John D. Edwards und Pillsbury zusammensetzte, einen japanischen Landungsverband in der Straße von Badung an. Allerdings konnte ein japanischer Verband aus vier Zerstörern, Asashio, Oshio, Arashio und Michishio, den alliierten Verband in der folgenden Schlacht abwehren, die Tromp schwer beschädigen und die Piet Hein  versenken.

Am 27. Februar war De Ruyter erneut Flaggschiff eines alliierten Verbands, der die japanischen Landung auf Java verhindern sollte. Nach den Verlusten in den vorhergehenden Schlachten standen den Allierten neben der De Ruyter nur noch der niederländische Leichte Kreuzer Java, der amerikanische Schwere Kreuzer Houston, der australische Leichte Kreuzer Perth, der britische Schwere Kreuzer Exeter, die amerikanischen Zerstörer Alden, John D. Edwards, Pope und Paul Jones, die britischen Zerstörer Electra, Encounter und Jupiter und die niederländischen Zerstörer Kortenaer und Witte de With zur Verfügung. Dieser Verband traf in der Schlacht in der Javasee auf die japanischen Schweren Kreuzer Haguro und Nachi, die Leichten Kreuzer Jintsu und Naka sowie die Zerstörer Yukikaze, Tokitsukaze, Amatsukaze, Hatsukaze, Murasame, Samidare, Harukaze, Yudachi, Asagumo und Minegumo. Die Alliierten erlitten eine vernichtetende Niederlage. Nachdem bereits die Exeter sich unter dem Geleit eines Teils der Zerstörer schwer beschädigt zurück ziehen musste und drei weitere Zerstörer versenkt worden waren, wurde De Ruyter von mindestens einem Torpedo der Haguro getroffen. Hierbei explodierte die 4 cm-Munition, der Dynanoraum wurde zerstört, womit die Elektrizität ausfiel, und ein Brand brach aus. Zwei Stunden später sank das Schiff, 344 Mann starben bei dem Untergang. Etwa zur gleichen Zeit wie die De Ruyter wurde auch die Java von einem Torpedo der Nachi getroffen und versenkt worden.

60 Jahre später, am 1. Dezember 2002 fand eine Expedition auf der Empress die Wracks der beiden niederländischen Leichten Kreuzer De Ruyter und Java.

Der Bausatz

Niko Models hat nach der Java nun auch einen Bausatz der De Ruyter im Zustand von 1942 herausgebracht. Der Bausatz ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells. Die Abmessungen und die Form des Rumpfs ist korrekt wieder gegeben. Am Rumpf sind auch schon die ersten beiden Aufbaudecks angegossen. Die Detaillierung ist hier sehr gut.

Die zusätzlichen Teile für die Aufbauten umfassen den massiven Brückenturm und dessen Plattformen sowie den Schornstein. Die zusätzlichen oberen Brückenflügel, die erst spät (1941?) nachgerüstet wurden, sind im Bausatz vorhanden.

Die Bewaffnung - 15 cm- und 4 cm-Geschütze - sind schön detailliert, z.B. die 15 cm-Einzellafette. Bei den 4 cm-Zwillingsgeschützen fehlen die Schutzschilde, die wahrscheinlich erst kurz vor der Versenkung angebracht wurden (und heute noch am Wrack sichtbar sind). Genauso sind die vier Zwillings-MG nicht dargestellt, die wahrscheinlich auf den Plattformen der Brücke standen, aber auf den Fotos nicht erkennbar sind.

Die restlichen Kleinteile wie Beiboote, Scheinwerfer etc. sind ebenfalls gut detailliert.

Es liegen zahlreiche Rettungsflösse bei, die in der Anleitung nicht vermerkt sind, aber auf einem Foto vom 14.2.1942 (siehe z.B. hier) an den Deckskante zwischen Brücke und Schornstein und neben dem achteren Aufbau sichtbar sind.

Der Bausatz enthält zwei Fokker C-XI.w-Bordflugzeuge, die bei der Versenkung nicht mehr an Bord waren (aber auf dem oben schon erwähnten Foto sichtbar sind)

Für die Masten liegen noch Drahtteile dar. Die Stärke der einzelnen Teile ist in der Anleitung angegeben ist - aber nicht deren Länge.

Die Fotoätzteile

Die Platine mit den Fotoätzteilen ist sehr umfangreich. U.a. sind Teile für die Masten, Bootskräne, Katapult, Schornstein, Bootsgestelle, Plattformen, Reling und die Fokker C-XI.w enthalten.

Für die Bootskräne liegt die Variante vor und nach 1941 bei. Der hochklapbare Schraubenschutz ist im Bausatz dagegen nicht enthalten.

Die Anleitung

Die Anleitung enthält eine Übersicht der Teile. Der Zusammenbau wird in 20 Abschnitten durch Zeichnungen erklärt. Dazu ist eine farbige Ansicht des letzten Tarnschemas enthalten. Die Farben sind in Humbrol-Nummern angegeben.

Ob die angegebenen Farben korrekt sind, konnte ich nicht verifizieren. Das Tarnschema stimmt in Bezug auf die Form überwiegend mit dem Fotos überein.

Quellen

Fazit

Der vorliegende Bausatz der De Ruyter ist sehr detailliert und vollständig. Es kann sowohl ein später Bauzustand, als auch ein Bauzustand ab Ende 1936 dargestellt werden. Lediglich der, leicht selbst baubare Schraubenschutz, die MG (deren Position unklar ist) sowie die beim Original erst sehr spät nachgerüsteten Schutzschilde der 4 cm-Zwillinge fehlen. Insgesamt ist der Bausatz

alt sehr empfehlenswert

Lars