Deckelbild Togo

Modell: German night fighter guide ship NJL TOGO 1943
Hersteller: Niko Model
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile, Draht
Art.Nr.: 7095
Preis: 55,60 E (NNT Modell)

Das Original

Im Jahre 1943 nahm die Luftüberlegenheit der Alliierten ständig zu und in dieser Kriegsphase kam es zu einer ernsthaften Zusammenarbeit zwischen Marine und Luftwaffe. Ziel war es, eine Früherkennung der feindlichen Bomberströme zu schaffen, um die anfliegenden feindlichen Bomber möglichst schon über See erfassen zu können, was zu einer besseren Koordination der Nachtjagdabwehr führen sollte.

Für die Nachtjagd war eine bewegliche Beobachtungsstation erforderlich geworden, die schon weit vor der Küste die Anflugroute über der Nordsee und dem dänischen Luftraum abdecken sollte. Es sollte ein Schiff sein, mit dem man entsprechend agieren konnte. Die Seekriegsführung schlug deshalb den Umbau des HSK Coronel vor. Unter der Geheimbezeichnung „Nachtjagdleitschiff“ bekam der ehemalige Hilfskreuzer seinen ursprünglichen Namen Togo zurück. Für die nötigen und langwierigen Umbauten wurde der Hilfskreuzer in die Kriegsmarinewerft Kiel gebracht. Dort erhielt die Togo, die danach zu den merkwürdigsten Schiffen der Marine zählte, jedoch der Luftwaffe unterstellt war, seine charakteristische Silhouette.

Die Masten wurden demontiert, dafür wurden an Deck zwei schornsteindicke, mastähnliche Türme aufgesetzt, die einen kugelförmigen Aufbau trugen. Diese enthielten in einer Kombination zwei Y-Linien- und Richtfunkantennen für sogenannte Michael-Geräte, die durch Sprachfrequenzverzerrung Befehle für den Feind unkenntlich machten und diese erst mit einem Gegengerät entschlüsselt werden konnten. Die Kugelkuppeln waren drehbar gelagert und durch ein Kreiselgerät vollstabilisiert. So konnte unabhängig von der Schiffsbewegung eine bestimmte Nullrichtung zur Funkmessung eingehalten werden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die auf Kriegsschiffen verwendeten Kuppelbauten nur für die Gefechtsstände optischer Flak-, Artillerie-, Richt- und Leitgeräte konstruiert worden. Das Y-Gerät in den Kuppeltürmen bestand aus sechs paarweise angeordneten Dipolantennen, die sich oben auf den Kuppeln befanden. Ein FuG 16 diente der Schiff-Flugzeugverbindung, ein sogenannter Ehrenmal-Sender diente für Landverbindungen zu den Flakleitstellen der Küstenzone.

Zusätzlich erhielt die Togo zwei unterschiedliche Radarsysteme. Auf der Back stand ein FREYA-Gerät mit dem charakteristischen in Querformat senktrecht stehenden, drehbaren Antennenrahmen mit der Tarnbezeichnung Matratze.

Das Achterschiff war mit dem größten deutschen Radargerät aus jener Zeit, einem WÜRZBURG-Riesen ausgerüstet, ein Antennengerät, das in der Horizontalen wie auch Vertikalen bewegt werden konnte. Die Anmessweite des FREYA-Gerätes lag beim Anpeilen feindlicher Flugzeuge in rund 120 km Entfernung, die des WÜRZBURG-Riesen bei 90 km. FREYA stellte sozusagen ein Vorwarngerät für den WÜRZBURG-Riesen dar.

Der Kontrollraum dieser Funkmessgeräte befand sich im Laderaum mittschiffs. Das über das Deck hinausragende Oberteil wurde mit einer leichten Panzerung versehen.

Um Luftangriffe auf das Schiff abzuwehren erhielt es eine starke Flak-Bewaffnung, unter anderem die Marineflak mit drei Geschützen 10,5 cm L/45, dazu 30 automatische Fla-Maschinenwaffen 3,7 cm und 2 cm, die Einzel-, Zwillings- und Vierlingslafetten montiert wurden.

Am 18. August wurde die Togo in Dienst gestellt. Schon am 16. Dezember 1943 wurde das Schiff im Kieler Hafen von insgesamt zwölf Brandbomben getroffen, jedoch nur leicht beschädigt. Am 5. März 1944 wurde die Togo in den Finnischen Meerbusen beordert, nachdem drei sowjetische Großbombardements Helsinki getroffen hatten. Dort sollte sie bis zum 4. Mai 1944 die Luftverteidigung unterstützen. Ab 1. Juli 1944 verlegte die Togo als Teil der 1. Luftflotte nach Nötö, wo sie den Funkmessschutz der dort liegenden Marineeinheiten wie der Schweren Kreuzer Lützow, Admiral Scheer und Prinz Eugen übernahm. Ab dem 21. Dezember unterstand die Togo der Luftflotte Reich. Eine Umrüstung zur Ortung von Tieffliegern erfolgte vom 1. bis 4. Januar 1945 in Kiel. Nach einem Luftangriff auf Kiel am 4. April wurde das Schiff beschädigt, um danach am 4. Mai 1945 von den Briten übernommen zu werden. Am 15. Januar 1946 wurde die Togo den Vereinigten Staaten übergeben, um zur Überführungen ehemaliger polnischer Kriegsgefangener eingesetzt zu werden. Unter dem Namen Topeka fuhr die Togo noch bis zum 21. November 1984 unter der Regie von Panama, als sie schließlich in einem Sturm vor der mexikanischen Küste strandete. Zwei Mann der Besatzung kamen dabei ums Leben.

Togo war 134 m lang, 17,9 m breit, hatte eine Verdrängung von 12.700 t. Ein MAN 7-Zyl.-Diesel ermöglichte mit 5.100 PS über einen einzelnen Propeller eine Geschwindigkeit von 17 kn.

Bewaffnung 1943:

3 × Flak 10,5 cm L/45
8 × Flak 3,7 cm L/57
16 × Flak 2 cm L/65 (Vierling)
3 × Flak 2 cm L/65 (Einzellafette)
4 × 8,6-cm-Raketenwerfer
2 Wabo-Arbrollgestelle achtern, 4 Wabo-Werfer
 

Der Bausatz

Niko Model bringt nach dem deutschen Katapultschiff Bussard in 1/700 nun auch einen Bausatz des Nachtjagdleitschiffs Togo von 1943 im gleichen Maßstab heraus. Eines der auffälligsten deutschen Kriegsschiffe jener Zeit.

Der Bausatz ermöglicht auch hier den Bau eines Wasserlinienmodells. Die Form, Proportionen und Abmessungen des Rumpfes sind nach einer Skizze und Originalmaßen korrekt wiedergegeben, das Teil ist plan, ohne sichtbare Blaseneinschlüsse. Auf dem Rumpf sind Bullaugen und einige Aufbauten- und Decksteile bereits mitangegossen. Der Guss ist insgesamt sehr gut, an der Wasserlinie ist jedoch ein Materialüberstand, der verschliffen werden muss.

Rumpfteil Rumpfteil Rumpfteil
Rumpfteil Rumpfteil Rumpfteil

Die Teile für den Brückenaufbau mittschiffs mit dem oberen Artillerieleitstand haben einige dicke, ungünstig liegende Angussnocken, die vorsichtig abgetrennt und verschliffen werden müssen. Bei meinen Teilen habe ich das bereits vorgenommen. Zwischen dem oberen und unteren Teil des Aufbaus sind an den Seitenwänden Spachtel- und Schleifarbeiten erforderlich. Das achtere Deck über der Unteroffiziersmesse für die Wanne der 10,5-cm-Flak ist verzogen und muss gerichtet, einige Luftblaseneinschlüsse dort müssen verspachtelt werden. Bei diesem Teil rechts im Bild sind die Angussnocken und die Fischhaut noch gut sichtbar.

Im Bild in der Mitte sind der Schornstein mit Scheinwerferplattform, die Laderaumluke, Teile für die Masten und Kuppeln der Y-Antennen, Plattformen, Scheinwerfer. An den Kuppel für die Y-Antennen sind kleine Schraubenköpfe für die Verbindung angedeutet. Sehr filigran. Alle Gussblöcke des Bausatzes haben reichlich Fischhaut, die sich jedoch leicht entfernen lässt. Rechts im Bild die Basis für den WÜRZBURG-Riesen und das FREYA-Gerät, die Flakwannen für die Back, Lüfter, Teile für die Y-Antennen.

Nachtjagdleitschiff Togo Nachtjagdleitschiff Togo Nachtjagdleitschiff Togo

Das erste Foto zeigt Teile für die Poller, die Ladebäume, Seilrollen, Lüfter. In der Mitte Beiboote, Rettungsflöße, fotogeätze Ruderblätter, Schlauchboote. Rechts im Bild die Bewaffnung bestehend aus den Schutzschilden der 10,5-cm-Flak, Einzel-, Doppel-, und Vierlingsflak. Sehr filigran gegossen. Die Rohre der 2-cm-Vierlingsflak sind fast haarfein (!) abgeformt. Die 10,5-cm-Flak besteht aus insgesamt vier Teilen.

Nachtjagdleitschiff Togo Nachtjagdleitschiff Togo Nachtjagdleitschiff Togo

Die Fotoätzteile

Die Fotoätzeilplatine ist sehr umfangreich, qualitativ hochwertig und beinhaltet u.a. die sehr filigranenTeile für das FREYA- und WÜRZBURG-Gerät, teilweise bereits abgelängte Relings, Plattformen mit schön geätzten Holzgrätings, Niedergänge, Davits, Gestelle für die Wasserbomben, Leitern, Funkantennen, Anker, Bootswiegen, Leitern und weitere Relings.

Fotoätzteile

Die Anleitung

Die Bauanleitung im DIN-A-4-Format besteht aus einer Teileübersicht und einer Bauanleitung, die in 36 Baustufen gegliedert ist. Jedes einzelne Teil ist nummeriert. An einem 3D-Modell wird die genaue Positionierung der Teile gezeigt. Die Monatage des FREYA-Gerätes und des WÜRZBURG-Riesen ist gut dargestellt. Dieses Mal sind auch die Maßangaben des dem Bausatz beiliegenden Messing- und Stahldrahtes angegeben.

Bauplan Bauplan

Die Bemalungsanweisung bezieht sich auf das Farbsortiment von Humbrol, ist aber keineswegs korrekt. Für die genaue Farbrecherche bietet das Buch Anstriche und Tarnanstriche der deutschen Kriegsmarine von Jung, Abendroth und Kelling eine gute Grundlage, da es auch die entsprechenden RAL-Farbtabellen enthält.

 
Bauplan Bauplan

Quellen

Fazit

Niko Model bietet mit dem brandneuen Bausatz der Togo eines der auffälligsten Kriegsschiffe der deutschen Kriegsmarine im beliebten Sammlermaßstab 1/700. Der Komplettbausatz aus Resin- und Fotoätzteilen ist qualitativ hochwertig, sehr gut detailliert, bietet allerdings auch einiges an Nacharbeit in Form von Spachtel- und Schleifarbeiten. Viele ungünstig liegende Angussnocken müssen vorsichtig abgetrennt werden. Zudem ist an allen Gussästen reichlich Fischhaut vorhanden, die ebenso sehr vorsichtig entfernt werden muss, um die vielen filigranen Teile nicht zu beschädigen. Aus diesen Gründen einen Stern Abzug.

alt empfehlenswert

Jörg